Anila

Ich habe noch ein paar Stunden Zeit, bevor ich heute meiner Schwester Ajita Rückendeckung gebe weil wir uns mit Hank unserem Schieber treffen. Ich kann diesen Typen nicht ausstehen, denn er ist so dumm wie ein Haufen unangeschlossener Datenkabel… Aber er nimmt uns immer einiges unserer Waren ab und so nehme ich ihn zur Kenntnis.

So beschließe ich noch eine Runde auf meiner Harley zu drehen und Rheos einen Besuch abzustatten. Er betreibt eine nicht so ganz offizielle Werkstatt und nimmt uns gewisse Teile ab die wir so zufällig finden.

Als ich bei ihm ankomme grinst er mich schon von der Weiten an.
„Na Anila, hast du wieder was für mich?“. „Heute nicht aber evtl. nächste Woche!“ und grinse ihn dabei während ich ihm zuzwinkere.

Wir plaudern noch kurz wie seine Geschäfte so laufen und ich mache mich auf den Weg zum Treffpunkt. Diese Gegend ist alles andere als einladend aber hier kann man super seine Geschäfte abwickeln.

Ich parke meine Harley in einer verlassenen Garage gleich um die Ecke von der Lagerhalle und warte bis ich das Zeichen von meiner Schwester bekomme.

Kurze Zeit später schleicht sie auch schon um die Ecke und gibt mir das Zeichen, daraufhin höre ich auch schon die Stimme von Hank. Er kann es nicht leiden, dass er uns nicht auseinander halten kann, aber wer kann das schon?

Bei diesem Gedanken muss ich lächeln! Nach einem kurzen Gespräch zwischen den beiden fang ich grinsen an, obwohl Hank mich gerade beleidigt hat, denn ich weiß, dass Ajita soeben den Preis erhöht hat. Er ist halt dumm und wird aus seinen Fehlern nie lernen.

Radaria

Manchmal möchte ich die Gedanken von den Gestalten lesen können die täglich bei mir vorbeigehen… Ich würde zu gern wissen was ihnen durch den Kopf geht wenn sie eine Tigerhybridin vor sich sehen, die aussieht als wäre sie in einer Gang. Wobei, da liegen sie gar nicht mal so falsch…

Ich freue mich schon wenn meine Schicht vorbei ist und ich mit Cyanus wieder um die Häuser ziehen kann. Cyanus ist nach all den Jahren wie ein Bruder für mich geworden, denn er war es der mich gefunden hat und mich zu den „Black Claws“ gebracht hat.

Sie sind nicht nur meine Freunde sondern auch meine Familie geworden. Cyanus hat mich auch den Kampfsport gelehrt und mir dabei geholfen eine perfekte Nahkämpferin zu werden, der keiner das Wasser reichen kann.

Durch mein Auftreten und mein Können war es natürlich nicht schwer für mich den Job als Türsteherin im Cosplay zu bekommen, denn ich bin einfach verdammt gut in meinem Job. Dadurch habe ich auch einiges über die Körpersprache und so manches andere über die verschiedenen Charaktere gelernt.

Heute ist es zur Abwechslung mal sehr ruhig obwohl sehr viel los ist, keiner ist auf Stress aus (fast ein wenig langweilig), aber so vergeht die Zeit wenigstens…

Auf einmal höre ich eine mir sehr bekannte Stimme, die auf der anderen Straßenseite meinen Namen sagt: „Radaria Altigrea“… Ich grinse breit als ich Cyanus mit seinem Bike sehe. Meine Schicht ist zu Ende.

„Komme gleich“ rufe ich ihm zu und hole meine Sachen aus dem Lokal. Wir starten unsere Bikes und rasen in die Nacht hinein. Mal schauen was wir heute anstellen…

Hank

Es ist Nacht, Zeit aufzubrechen um mich mit Hank, unserem Schieber zu treffen. Ich klappe den Kragen meines Trenchcoats hoch und überprüfe das eingebaute Commlink. Anila meldet sich sofort. Sie gibt mir heute Rückendeckung. Nicht das ich Schwierigkeiten erwarten würde, aber die Gegend ist alles andere als sicher.

Meinen Pickup habe ich sicherheitshalber in einer Quergasse geparkt. Zu fuß bin ich leiser und unauffälliger. Langsam schlendere ich auf eine Lagerhalle zu, die sich in den selben Zustand wie die meisten Gebäude hier befindet. Sie haben alle ihre besten Tage hinter sich, ebenso wie Hank.  Die meisten Straßenlaternen wurden von den ansässigen Gang zu Zielscheiben auserkoren. Dementsprechend schlecht ist das Licht in den Straßen. Das stört mich nicht, ich sehe mehr als genug. Einer der Vorteile als Katzenhybrid.

In der Lagerhalle brennen nur vereinzelt Lampen. Alles kein Problem. Ich gebe das vereinbarte Zeichen und höre Schritte hinter der Türe und ein metallischen Klicken, eine Waffe wurde entsichert. Tztztz, es gibt kein Vertrauen mehr in dieser Welt. Ein rasches, unauffälliges Signal zu meiner Schwester und dann betrete ich die Halle.

„Ajita? Bist du es?“
„Hast du jemanden anderen erwartet?“, lächele ich Hank an und lasse dabei etwas meine Reißzähne blitzen.
„Scheiße, ich weiß nie ob du es bist oder deine verdammte Schwester. Ich wünschte, ihr würdet diese Spielchen lassen.“

„Wir sind Katzen, was erwartest du?“
Mein Lächeln wird noch breiter, „Ich habe brandheiße Ware für dich, Chummer und du bekommst sie für einen Sonderpreis.“
Wir brauchen ihn um unsere Waren loszuwerden, aber dafür, daß er meine Schwester beleidigt hat, hat sich der Preis so eben verdoppelt. Er lernt es wohl nie.

Seine Cyberware im Arm quietscht leise. Jeder andere hätte das vielleicht nicht wahrgenommen, aber mein Gehör ist ausgezeichnet. Man sollte sich nicht billigen Straßenramsch einbauen lassen, man zahlt dabei nur drauf.

Aber nun zum Geschäft…

Daten

„Einen wunderschönen Abend wünsche ich dir. Soll ich dir einen Cocktail mixen oder magst du etwas einfacheres?“

„Ich soll raten? Ja dann!“

Das zauberhafte Wesen vor meinen Augen ist Stammkundin. Sieben Besuche im letzten Monat. Kommt immer am späteren Abend. Ich sollte die Logs unseres Sicherheitssystems wieder mal leeren.

„Einen Tequila Sunrise?“

Ihr zweitliebster Drink, ich will sie ja nicht gleich misstrauisch machen.

„War Intuition, außerdem glaube ich bist du öfter hier.“

Siehe oben. Wie hieß das erste umfassende Überwachungsnetz lang vor meiner Zeit? Facebook? Genau. Ihr öffentliches Profil ist jedenfalls ergiebig.

„Oder einen ‚Long Island Ice Tea‘? Auch mit Tequila und  sehr gefällig am Gaumen.“

Trinkt sie hauptsächlich im Urlaub. Bevorzugt mit Sonne, Strand, Parties und hübschen Jungs.

„Setz dich – an meiner Bar ist immer Platz. Oder bist du mit Freunden hier?“

Ist sie nicht, die Personen aus ihrem üblichen Freundeskreis sind nicht hier.

„Nein? Dann kannst du dich ja ein wenig mit mir unterhalten.“

Sehen wir mal genauer hin. Datenabgleich mit den größten Onlineshops für Mode. Ich weiss wie viel ihr Outfit gekostet hat. Ihre Ohrringe sind erstaunlicherweise kein billiger Tand sondern echt – und alt. Die verkauft ein kleines Antiquariat hier in der Nähe.

Und ihr schönes Gesicht merke ich mir gerne. Auch wie sie im ultravioletten und im infraroten Bereich aussieht. Auch ihr Parfüm kenne ich jetzt.

Wenn ich lustig bin, bringe ich ein paar weitere Sensoren hinter der Bar an. Der hochintegrierte, miniaturisierte Sensor nimmt eine große Palette von Substanzspuren wahr. Oho! Damit lass dich aber nicht von den Cops erwischen.

Sind das Tränen in ihren Augenwinkeln? Die Augen gerötet? Das Makeup ein wenig verwischt?

Glaub mir, es war richtig, dich von deinem Freund zu trennen. Der hat keine schöne Vergangenheit. Und du hast nicht vergessen deinen Beziehungsstatus zu aktualisieren.

„Erfinde einfach eine Geschichte. Ich mag Geschichten.“

Und du schreibst gerne Geschichten. Das Pseudonym im Forum für literarische Nachwuchstalente war nicht schwer zu erraten.

„Der Cocktail geht aufs Haus wenn du mir einen Gefallen tust. Geh bitte rüber zu Diego und sag ihm er soll mal rüberkommen.“

Diego hat erstens Charakter, ist zweitens ein Freund von mir und entspricht drittens zu circa 93,2% deinem Beuteschema.

Kurze Zeit später bin ich uninteressant geworden. Ich wünsch euch viel Glück und kommt bald wieder gemeinsam zu mir in die Bar.

Tag 1

Hallo Tagebuch,

Ich stecke immer noch im Krankenhaus und soll mich hier selbst reflektieren –  als Teil meiner Therapie, die mir dieser Seelenklemptner auferlegt hat. HA! Was weiß denn dieser Quacksalber schon! Ich sei verrückt meint er, ich soll mich wieder auf die Realität konzentrieren, mich besinnen wer ich wirklich bin. All meine „Wahnvorstellungen“ seihen nur durch meine Kopfverletzungen ausgelöst worden. Pfffft….
Bullshit, ich weiß genau wer ich bin – endlich wieder!

Ich bin Adora, angehende Jedi!

Als mich die Kugel getroffen hat, wurde endlich die Konditionierung gebrochen, die sie mir auferlegt hatten. Naja, zumindest zum Teil, an alles kann ich mich noch nicht erinnern, aber ich bin überzeugt, das kommt noch. Ich muß nur Geduld haben.

Zumindest Ian ist auf meiner Seite. Ganz im Gegensatz zu den Ärzten und Krankenschwestern hier. Die wollen sogar, daß er nicht mehr mit mir über meine „fixen Ideen“ redet, damit er mich nicht noch mehr darin bestärkt.

Ich bin sicher, die stecken mit den Imperium unter einer Decke. Ian hat mir anvertraut, daß er eigentlich versteckt für die neu errichtete Republik arbeitet und seine Tarnidentität als Krankenpfleger es ihm ermöglicht an wichtige medizinische Daten heranzukommen. Sehr schlau…

Wenn die Ärzte mir endlich erlauben aufzustehen, will ich doch mal sehen ob ich ihm nicht dabei helfen kann. Inzwischen werde ich meine wieder entdeckten Fähigkeiten lieber im verborgenen üben – die Augen des Imperiums sind überall!