Ärger in der Nachbarschaft

[OfficialRegister]: no warrant…
[MoneyGrid]: no bounty…
[head4you]: no offer…

Gut, gut. Wie’s ausschaut haben sie ihre Feuertaufe überstanden. Alle vier sind unversehrt wieder hier. Die TACs sind freigeben. Mr. Colorful ist wohl zufrieden. Im #DenverLocal gab’s einen kurzen Vid-Snip zu einem Stau nach einem Autounfall auf der E-470. Das wäre Richtung Flughafen. Vielleicht auch nur Zufall.

Mal schauen, was gerade offen wäre…

Nope…
Nope… Da bräuchten sie Unterstützung von Sarge und seinen Leuten. Das können sie sich nicht leisten.
Nope… Naja vielleicht… Ach nein. Irgendwie mag ich den flippigen Barkeeper und die Jedi zu sehr. Und Kunden sollte man ohnehin nicht riskieren.

Hm. Vielleicht könnten sie sich mal um das hier kümmern. Das wäre nicht weit weg. Und sogar nützlich. Was meinst du Archimedes? Sollen wir sie fördern?
*croak*
Wenn sie noch jemanden mitnehmen?
*croaks*
Was heißt es wird nicht besser? Ach, ich glaub die bekommen das hin. Vielleicht bekommen sie sogar neue Kontakte.

Rosie tippt – „4-6 rasch verfügbare, freundliche Freelancer für nachbarschaftliche Hilfe gesucht…“

 

Milkrun

„Ja. Ja, das ist möglich. Ich verstehe. Sie werden nur Personen akzeptieren, die bisher nicht aufgefallen oder bekannt sind. Sie benötigen ein kleines, mobiles Team hier in der Stadt für Transportaufgaben. Heute abend. Ihre Offerte? CR 2.000,-  total. Gut. Ja, das ist möglich. Auch das ist möglich. Nein, das ist zu früh. Ab 18:00 Uhr. Ok. Ich hoffe ihr Mr. Black mag Karaoke.“

Auch wenn es dem zweckmäßig militärisch gehaltenen Cyborg äußerlich nicht möglich ist, innerlich lächelt Rosie.

Spannend, welche Sonderwünsche manche Auftraggeber haben. Aber Mr. Colorful zahlt gut und ich hab auch schon die richtigen Leute für ihn. „Archimedes, wir haben einen neuen Klienten!“

— 01001101 —

Tesla ist gerade hier. Das ist praktisch. Sein TAP ist immer noch defekt. Er braucht sicher Geld. Die Gepardenhybridin ist neu. Kein TAP. Kein Treffer im #AllFace oder der DB. Dann sucht sie vermutlich Arbeit, sehr gut.

„Amin, du hast doch vor kurzem erwähnt, dass ich dich besser bezahlen könnte. Magst du dir etwas dazu verdienen? Heute abend? Gut bezahlt für einen Abend Aufwand. Ich freue mich zu hören, dass du auch dazu bereit wärst, aber das ist es nicht. Außerdem könnte doch Jasmin mit Adora die Schicht tauschen, oder?“

 

Haargummis und Blaue Bohnen

EINS

Ruhig war es in letzter Zeit in meinem Leben. Viel zu ruhig. Langweilig. Und wenn mir langweilig ist mache ich meistens irgendeinen Blödsinn den ich später bereue. So wie am 5. Mai. Aber das alles hat ganz harmlos mit einer Nachricht von Rosie angefangen.

Rosie hat wieder einen Kunden für meine spezielleren Dienste (Nein! Nicht diese! Schaltet das Kopfkino wieder ab!) Ich soll um 18 Uhr im hinteren Karaokeraum des Cosplay-Cafés sein.

ZWEI

Ich bin schon deutlich früher da. Ich brauche keinen Vorwand um möglichst viel Zeit im Cosplay-Café zu verbringen. Hier ist mein zweites Wohnzimmer, hier treffe ich meine Freundinnen und Freunde. Und nirgendwo kann man sich so herrlich volllaufen lassen. Mal sehen wer schon da ist. Da wäre außer der üblichen Menge an Kiddies eine – ich stutze – sexy Gepardenlady (Miau!) und Tesla in Standardposition 1 wie er versucht sein Bier zu hypnotisieren in der Hoffnung, das ihn niemand anspricht. Später trifft auch mein liebster Star Wars Nerd Adora ein.

Wenn ich schon mal da bin kann ich gleich Rosie hinter der Bar helfen, aber die Gepardin lasse ich mir nicht entgehen. Nach ihrem ersten Drink kredenze ich ihr einen Cocktail mit Baldrian (different strokes for different folks). Der leider nicht die gewünschte Wirkung hat. Anstatt auf mich abzufahren bucht sie einen Trip ins Tagtraumland (can’t win ‚em all).

DREI

Die Zeit bis 18 Uhr vergeht wie im Flug. Pünktlich zur vollen Stunde fährt eine Company-Limousine vor und spuckt einen Anzugträger aus. Dunkelstarkschwarz passt auf ihn (schwarzer Anzug, schwarze Haare, schwarze Sonnenbrille), ganzkörperverspannt auch.

Der Auftrag ist relativ simpel: um Mitternacht sollen wir im Club Necropolis einen Koffer von Mr. White entgegen nehmen und zu einem Zielort transportieren. Mit von der Partie sind neben Adora (mein Herz macht einen kleinen Sprung) auch die Gepardenlady (namens Chimera! Miau!) und Tesla. Und 500 Credits gibt es als Belohnung. Passt!

VIER

Also ab Richtung Necropolis. Vorher schaue ich noch was ich über den Club herausfinden kann und schicke die Recherche-Ergebnisse an Adora. Die beiden anderen zu erreichen ist gar nicht so leicht – beide haben keine aktiven Taps. Über Rosie erreiche ich Chimera, Tesla wird uns wohl über den Weg laufen. Vorsprechung ist um 22h00 in einem Seven-Eleven gleich ums Eck vom Necropolis.

Necropolis ist ein rassistischer Club (mir graust mehr als ein wenig), der nur Menschen offen steht und auch Cyberware ist nicht gerne gesehen.

Und was passendes sollte ich mir auch noch anziehen. Mir steht heute der Sinn nach einem „Party-Girly“-Outfit. Das heißt vor allem einmal hohe Schuhe, schwarze Strümpfe hoch bis übers Knie, Minirock, bauchfreies Top und zwei Zöpfe (einer links, einer rechts).

Ich bin schon kurz vorm Verzweifeln weil ich meinen Minirock nicht mehr finde. Doch schließlich entdecke ich ihn – er hat sich unter einem breiten Gürtel versteckt!

Jetzt noch Glitzerpuder ins Gesicht und ich bin startklar. Das Ergebnis finde ich umwerfend – am liebsten würde ich mich selbst vernaschen!

Ich schnappe noch schnell meinen Trenchcoat, stecke Abschminkpads in die rechte Tasche und will noch Reserve-Haargummis einpacken. Aber leider – wieder mal keiner da. Typisch. Und meine Schusswaffe bleibt auch daheim. Wozu hat man starke Begleitung?

FÜNF

Pünktlich um 22h00 treffen Chimera, Adora und ich zusammen um das weitere Vorgehen zu besprechen. Chimera kann leider nicht mit in den Club, wir überlassen ihr unsere Ausrüstung zu treuen Händen.

Vor dem Club gabeln wir auch noch Tesla auf und auf geht’s ins Vergnügen. Tesla hat zwar noch kurz Probleme mit der Bezahlung des Eintrittspreises aber dann klappt alles doch reibungslos.

Mein Outfit sorgt bei Adora für eine hochgezogene Augenbraue (ich weiß was du hinter deiner kühlen Jedi-Fassade denkst) und für ein breites Grinsen bei Tesla (wohoo!).

Es ist noch reichlich Zeit bis Mitternacht – Zeit zum Abtanzen und feiern! Killeroutfit, hüftlange Zöpfe und kreisende Hüften sind auch heute eine gute Kombination auf der Tanzfläche und bald habe ich soviel Aufmerksamkeit des männlichen Publikums wie ich es verdient habe.

Besonders ein koreanischer Geschäftsmann kann seine Augen nicht von mir lösen, traut sich aber nicht mich anzusprechen. Ich mag schüchterne große Jungs, die sind viel dankbarer wenn man mit ihnen spielt. Kein Vergleich mit den selbstverliebten Testosteronbolzen die mich auch noch umschwirren wie die Motten das Licht.

Ich packe die Gelegenheit beim Schopf und den Koreaner bei der Krawatte und ziehe ihn an die Bar. Dort lassen wir echten alten Whiskey in unsere Kehlen fließen (der Koreaner wirft mit Credits nur so um sich). Direkt unter den etwas genervten Blicken von Adora (entspann dich bitte einmal ein wenig).

Damit der Koreaner nicht das Gefühl hat, ich bin undankbar revanchiere ich mich mit Aufmerksamkeit und auch physischer Zuneigung. Kurz vor Mitternacht lasse ich ihn an der Bar zurück – meine Kontaktdaten hat er. It’s time for business!

SECHS

Adora holt den Koffer von Mr. White ab und wir verlassen den Club über den Hinterausgang. Tesla geht noch schnell Chimera holen und wir treffen einander dann wieder im Seven-Eleven.

Vor dem Club wurde Chimera ein wenig von bösen Jungs belästigt, die sie dann aber gemeinsam mit Tesla souverän abhängt.

Der Koffer von Mr. White ist auch elektronisch gesichert und muss immer in Bewegung bleiben – das verspricht Spaß!

Apropos Bewegung – wie sollen wir den Koffer bis 02h30 zum Flughafen zu Mr. Blue bringen? An Transportmitteln haben wir: ein paar Hoverboards und meine Monatskarte für die U-Bahn. Entzückend.

Mit dem Zug fahren fällt aus (Chimera hat keinen TAP) – wir brauchen schnellstens ein Leihauto! Und wir haben wieder mal Glück! Not! Das einzig verfügbare Carsharing-Auto ist ein Smart ForFour mit Elektroantrieb! Heiße Kiste! Wohoo!

SIEBEN

Umziehen (Amine von Killergirlie in Trenchcoatmaus, Adora in ein noch zugeknöpfteres Jedi-Gewand), Teslas Equipment aufklauben (hat er vor lauter Starren auf meinen Hintern und meine langen Beine vergessen) und ab Richtung Flughafen. Ich muss mit einer guten Portion Whiskey im Bauch fahren, da der Rest der Truppe das Lenkrad ohne Gebrauchsanleitung nicht findet.

Nach einer Schrecksekunde mit einer Polizei-Patrouille landen wir auf dem Highway Richtung Flughafen und es sieht alles nach einer entspannten Botenfahrt aus. Bis ein schwarzer gepanzerter Van neben uns aus dem Nichts auftaucht und uns ein böser Bube mit einer Wumme aus dem Seitenfenster ins Visier nimmt.

Wohoo! Party!

Ich steht schon mit beiden hübschen Beinen auf der Bremse als Adora panisch „Bremsen!“ ruft. Der Van schießt an uns vorbei. Und los geht das Katz-und-Maus-Spiel unter freudiger Beteiligung der Van-Besatzung und meinen Passagieren.

Mal ist der Van vor uns (Adora ist böse auf mich!) mal hinter uns (Adora ist happy!). Blaue Bohnen werden ausgetauscht, Adora und Tesla lassen ihre Macht von der Leine (Wow Tesla!).  Chimera versucht dem Beifahrer des Vans mit den Krallen ein Bild ins Gesicht zu malen, doch leider vergeblich.

Und ich fahre um unser aller Leben. Hab ich schon erwähnt, dass ich während der Fahrt auch die Steuerelektronik unseres Leihautos gehackt hatte? Wenn nicht wären wir jetzt ganz schön angeschmiert.

Die Windschutzscheibe des Vans ist nach kurzer Zeit von einigen Kugeln durchsiebt, im Blickfeld des Fahrers steckt Chimeras Killerfächer, der Fahrer ist schwer angeschlagen. Und meine liebste Jedi gibt ihnen den Rest! Ich werde sie nachher dafür küssen.

Und von Chimera kriege ich noch einen Haargummi retour, den sie mir aus dem rechten Zopf geklaut hat um ihn nach dem Van zu schießen.

Meine Frisur wird dann doch von Tesla „repariert“ – das kann er gut. Dafür kriegt er später auch ein Küsschen und einen Haarwuschler.

Adora holt noch schnell den Fächer retour und das war es dann auch schon. Wir erreichen ohne weiteren Stress den Flughafen.

Mr. Blue bekommt das Köfferchen, die Carsharing-Firma ihren Wagen der wie durch ein Wunder heil geblieben ist und wir jeweils 500 Credits und die Spesen erstattet. Die versprochenen Küsschen teile ich auch aus. So lässt es sich leben!

Wir fahren mit dem Zug zurück Richtung Cosplay-Café um Rosie kurz Bericht zu erstatten. Tesla und Adora feiern den Run mit ein paar Drinks (seltsam, aber wenn ihr einander mögt freut mich das natürlich). Ich verabschiede mich bald – ich geh mit dem Koreaner frühstücken und ratet mal wen ich zum Nachtisch vernasche?

Fazit: Spaß gehabt, ein paar Credits verdient und neue Freunde! Was will man mehr?

Fr. 5. Mai 2090 – Black, White & Blue

Hallo Tagebuch,

endlich ist das vorbei – heute hat mich Rosie angerufen, ob ich nicht Interesse hätte an etwas extra Geld hätte. Wenn ich an meinen Kontostand denke – natürlich habe ich Interesse!

Also – Treffen 18:00 im hinteren Karaoke Raum des Cafés. Ein Mister Black hätte da etwas…
Ein bisschen Vorbereitung ist angesagt, daher absolviere ich die Kampfübungen in meiner Wohnung mit besonderer Sorgfalt. Allzeit bereit lautet die Devise.
17 Uhr. Ich bin zu früh dran. Ich checke die Umgebung des Cafés ab. Nur zur Sicherheit – man weiß ja nie. Alles ruhig, sehr gut.

Im Cafe ist breits Amin und außer den üblichen Kiddies sind noch ein Stammgast (wenn ich mich recht errinnere, ist sein Name Tesla) und eine Gepardhybridin da. Die habe ich vorher noch nie hier gesehen. Scheint etwas nervös zu sein die Gute und von Amins Anbaggerversuchen ein wenig genervt. Amin ist wirklich hinter allem her, dass nicht bei drei auf den Bäumen ist und sie hat dabei keinerlei Vorurteile bezüglich Geschlecht und Rasse.

18 Uhr. Auftritt des ominösen Mr. Black. Der Typ sieht aus als hätte er einen Stock verschluckt. Schwarze Haare, schwarzer Anzug, große schwarze Sonnenbrille, nervös. Er könnte ein Sith-Lord sein…
Sicherheitshalber lasse ich ihn nicht aus den Augen. Er soll ruhig wissen, daß er überwacht wird. Auch Amin, die Gepardin und der Stammgast (keine Ahnung, was die beiden qualifiziert dabei zu sein) trudeln ein – ok, das ist also unser Team. Wenn ich gewußt hätte was für ein Team, dann… Aber ich greife vor, alles schön der Reihe nach.

Auftrag: Hole um 24 Uhr einen Koffer im Club Necropolis bei einem Mr. White (der Name ist fürchterlich einfallsreich) ab und liefere zu einem Zielort, der später noch genannt wird, ab. Bezahlung: 500,- Credits für jeden.

Klingt einfach, zu einfach… Ich schaue mir meine Mitstreiter genauer an – ok, Amin kenne ich gut. Unwillkürlich denke ich an jenen Abend, Nacht zurück als ich das Geheimnis… aber ich schweife ab. Amin ist sofort dabei, die Gepardin (ihr Name ist Chimära, wie später erfahre) zögert noch etwas, willigt aber auch ein. Tesla braucht am längsten, bis er sich endlich einwilligt dabei zu sein. Scheinbar, gehört er nicht zu den Schnellentschlossen…

Zurück nach Hause. Ein Auftrag – spannend! Ich versuche durch Meditation meine innere Kraft zu stärken, mich mit der Macht in Einklang zu bringen. Eine Nachricht von Amin. Treffen in  „Seven Eleven“ zu einer Lagebesprechung, er hat Informationen für uns. Gut der Mann.

Das Necropolis ist ein sehr elitärer Club, also ziehe ich meine Ausgehkleidung an. Meine Rüstung und Waffen packe ich in eine Sporttasche. Ich vermute mal, der Club sieht es nicht gerne, wenn man in Rüstung und Waffen reinmarschiert, aber so ganz wohl ist mir dabei nicht. Doch beruhigt mich der Gedanke, daß ich nicht ganz waffenlos bin. Ein Jedi ist nie ohne Macht und Möglichkeiten!
Im „Seven Eleven“ gibt uns Amin seine Informationen über Necropolis. Das Ganze scheint ein rassistischer Club zu sein, nur Zutritt für Menschen und Cyberware wird auch nicht gerne gesehen. Naja, ist mir egal, eine Jedi wird man nicht abweisen. Chimära wird aber deshalb außerhalb des Clubs auf uns warten müssen um unnötige Aufmerksamkeit zu vermeiden.
Kurz vor dem Verlassen des Cafés stopft Amin noch seinen Mantel in meine Sporttasche. Darunter taucht ein sehr knappes Outfit aus, das kaum Spielraum für Phantasie übrig läßt – typisch Amin.

Dann ab in die Schlange vor den Club. Ich überlege kurz, ob ich nicht an den ganzen Leuten vorbei gehen soll. Als Jedi bräuchte ich nicht anzustehen. Aber ich verwerfe das wieder. Nicht auffallen ist heute sicher besser. Endlich kommen wir rein, der vierte in unserem Team – Tesla – hat Schwierigkeiten den Eintritt zu bezahlen, sein Tab scheint defekt zu sein.
Amin wirft sich im Club natürlich sofort auf die Tanzfläche (war ja nicht anders zu erwarten). Sie hüpft wie ein Gummiball im Mangastyle herum und schwingt dabei äußerst kokett Ihre Hüften und Zöpfe. Fast sofort wird sie von diversen männlichen Clubgästen belagert, besonders ein Koreaner ist hinter ihr her. Sie läßt sich von ihm mit echten, alten Whiskey abfüllen (Wenn ich daran denke wieviele Monatsmieten, daß für mich wären, wird mir schlecht) und was danach folgt, ist absolut nicht jugendfrei. So führt man sich nicht auf, wenn man in einem Auftrag unterwegs ist! Keinerlei Professionalität die Frau! Ich halte mich da lieber an Club Soda und beobachte die Menge. Immer wieder versuche ich die Gedanken der Leute zu lesen, klappt aber nicht. Aber ich gebe nicht auf! Eines Tages wird es klappen, davon bin ich überzeugt!

Kurz vor Mitternacht und kurz bevor Amin das letzte Stückchen Stoff verliert, taucht ein Typ ganz in Weiß mit einem Metallaktenkoffer auf.
Das muß er wohl sein, der selbe Stock im Hintern wie bei Mr. Black. Ich gehe zu ihm rüber und hole mir den Koffer und die weiteren Infos. Wir sollen einem Mr. Blue den Koffer bis spätestens 2:230 am Flughafen übergeben und immer in Bewegung bleiben. Das klingt immer noch zu einfach.
Sicherheitshalber verlasse ich den Club durch den Hinterausgang. Amin kann sich von dem Koreaner los reißen, obwohl dem die Trennung sichtlich schwer fällt. Tesla schließt zu uns auf. Draußen trennen sich unsere Wege. Tesla will nach Chimära sehen – wir verabreden uns, uns wieder im „Seven Eleven“ zu treffen. Warum etwas ändern, was schon einmal gut geklappt hat? Amin und ich sind die ersten die dort eintreffen. Während wir warten auf die beiden anderen warten, merke ich, daß von dem Koffer auf einmal ein Icon zu blinken und ein Countdown von 60 runterzählen beginnt. So weit zu der Warnung von Mr. White immer in Bewegung zu bleiben. Solche Überraschungen sind immer nett, grrrrrrrrrrrrrrrr.
Nachdem der Rest der Truppe es auch endlich ins Café geschafft hat, wirft sich Amin wieder ihren Mantel über, schweren Herzens wie es scheint. Aber so sind wir unauffälliger und unauffällig ist gut. Ich drücke ihr den Koffer, mit der Anweisung ihn weiter zu bewegen in die Hand und verziehe mich aufs WC um mich umziehen. Endlich, mit Rüstung und Waffen fühle ich mich besser. Dann übernehme ich wieder den Koffer, als Anführer des Teams trage ich natürlich die Verantwortung für das Ding.

Nach kurzer Debatte mieten wir uns einen Leihwagen. Und was für einen…
Ich wußte nicht, daß Smart immer noch Autos produziert… Aber was soll’s, immer noch besser als gar keines. Amin übernimmt das Fahren, trotz ihres Alkoholspiegels. Diskussionen über die Sitzplatzverteilung lasse ich erst gar nicht aufkommen! Ich sitze auf dem Beifahrersitz! Ganz sicher nicht quetsche ich mich auf den Rückbank!
Tesla will noch sein Zeug aus einem Schließfach holen.  Wir haben einen engen Zeitrahmen und er hat nicht mal seine Ausrüstung in  Reichweite! Allerdings hilft er uns ohne Waffen noch weniger. Notgedrungen nehmen wir den Umweg und den damit verbundenen Zeitverlust in Kauf.
Amin sucht den schnellsten Weg zum Flughafen und lotst uns auch sicher an einem Unfall vorbei. Einmal sicherheitshalber den Bullen ausgewichen – wir hatten keine Lust, daß unsere Fahrerin in ein Röhrchen pusten muß, dann geht’s auch schon weiter auf den Highway Richtung Flughafen. Alles ganz easy, Mann.

Denkste. Ersten kommt es anders und zweites eh schon wissen.
Ein Van mit verdunkelten Scheiben nimmt uns aufs Korn und deren Insassen meinen es ernst! Der Beifahrer zielt auf uns! GottseiDank, reagiert Amin sofort auf mein Kommando „Bremsen!“ und der Van schießt an uns vorbei. Dann geht alles ganz schnell – der Van kommt wieder näher.
Tesla lehnt sich auf den Auto und zielt auf den Van – daneben. Aber nun wissen sie wenigsten, daß sie uns nicht so einfach kriegen! Wir ziehen an ihnen vorbei – Amin holt alles aus diesem Matchboxauto heraus und als wir auf gleicher Höhe sind, lasse ich meine Long Barrel sprechen, mit ausgestreckten Arm ziele ich an Armin, direkt vor ihrem Gesicht, auf den Beifahrer. Der Lärm in dem kleinem Wagen ist gewaltig, mir dröhnen die Ohren und den anderen klingeln ebenfalls die Gehörgänge. Arme Mieze, für sie war das sicher noch schlimmer. Nach ihrem Gesichtausdruck zu schließen wäre sie jetzt gerne weit, weit weg. Aber hey Baby, das ist das Leben, da mußt du durch. Doch zumindest ein Streifschuß auf den Beifahrer! Ja, ich fühle es, die Macht ist mit mir!
Dann zeigt sich das Tesla doch einiges auf den Kasten hat, er wirft eine Zierkappe, die am Straßenrand liegt, auf die Windschutzscheibe des Vans. Sososo, die Macht ist auch mit ihm. Nicht schlecht, vielleicht nehme ich ihn als Padawan, wenn er sich als würdig erweist.

Das schreckt unsere Verfolger aber nicht lange ab. Mal sehen, ob ihnen noch ein Gruß von meiner Knarre schmeckt. Leider nicht so wirklich, die Windschutzscheibe hat zwar ein Loch, aber der Fahrer scheint die Nerven zu behalten. Ich lasse wieder meine Long Barrel zu Wort kommen. Diesmal dürfte ich den Fahrer getroffen zu haben, der Van schmiert langsam nach links Richtung Leitplanke ab. Chimära wirft ihren Fächer Richtung Van – trifft, aber außer daß der Fächer nun vibrierend in der Scheibe steckt, gibt es kaum Auswirkungen. Mist, ich hatte gehofft, daß die Windschutzscheibe endlich ihren Geist aufgibt, damit ich den Fahrer sehen kann. Der Beifahrer von dem Van lehnt sich wieder aus seinem Wagen und ziehlt auf uns. Ich lege auf ihn an, als sich plötzlich Tesla auch aus dem Smart beugt, direkt in meine Schusslinie! Keine Ahnung was er vorhat, er fuchtelt mit seinen Armen rum aber nichts passiert. Warum schießt er nicht auf den Schützen?! Aber Hauptsache er ist mir ihm Weg und wir stehen unter Beschuß! Das einzige was mir bleibt ohne Tesla eine Kugel in den Kopf zu jagen (und ja, die Versuchung ist echt groß – ich bin halt nicht gerne eine Zielscheibe) ist, den Schützen einen Schubs zu geben, damit er aus dem Van fliegt. Leider, gelingt es mir nicht ganz, ich kann mich einfach nicht genug konzentrieren. Aber zumindest muß der Typ nun mit seinem Gleichgewicht kämpfen und hat keine Zeit mehr auf uns zu zielen.

Amin, tritt wieder auf die Bremse – ich weiß nicht, was ihn geritten hat und wir sind wieder hinter dem Scheißvan. Von dort können wir nichts ausrichten. Sollen wir Kugeln in den Hintern des gepanzerten Gegners schießen? Verlieren hier denn alle die Nerven? Denkt keiner mit? Ich setze mich wieder auf meinen Sitz und sehe Amin fassungslos an. Er schreit panisch um Anweisungen. Ich fürchte bei ihr ist mal ein Software Update überfällig. Zuerst sich im Club voll laufen lassen und nun… Alles Amateure hier!
Diesmal steigt der Fahrer des Gegners in die Eisen und wir fahren an ihm vorbei. Die Gepardin versucht den immer noch seitlich heraus hängenden Beifahrer mit ihren Krallen zu erwischen – verfehlt den Typen jedoch. Tesla hängt schon wieder aus dem Fenster und fuchtelt Richtung Van. Ich habe immer noch keine Ahnung, was der Typ tut und warum er hier ist. Aber mein Treffer von vorhin scheint nun endlich Wirkung zu zeigen, der Van knallt auf die Leitplanke – Strike!

Chimära sieht mit einem wehmütigen Gesichtsausdruck dem Van hinterher. Sie trauert um ihren Fächer; wenn ich meine Laserwaffe verlieren würde…
Mist, ich kann nicht anders. Kurzentschlossen lehne ich mich nochmals aus dem Fenster, wohl wissend, daß ich mich damit den Anderen gegenüber als Jedi oute und hole den Fächer aus der Windschutzscheibe des Vans zu mir und gebe ihn ihr. Ich denke, ich habe nun einen Bonuspunkt bei der Gepardin.^^

Der Rest ist ein Klacks – ohne Probleme kommen wir zum Flughafen und vor dem Security Checkin wartet auch schon ein Typ – welche Überraschung – mit blauen Anzug und Stock im Hintern (scheint ein Markenzeichen von ihnen zu sein) auf den Koffer. Er ist sichtlich erleichtert, als er ihn von mir in Empfang nehmen kann.
Nachdem wir das Auto am Flughafen der Carsharing Firma zurück gegeben haben machen wir uns mit dem Zug zurück zum Cosplay Café.

Fazit des ganzen: Wofür waren die anderen eigentlich dabei? Amin verstehe ich ja noch – seine Fahrkünste sind deutlich besser als meine, aber der Rest? Was hätten die nur ohne mich getan? Auf keinen Fall will ich wieder einen Auftrag mit diesem Wahnsinnigen Tesla übernehmen, der Typ ist lebensgefährlich!
Der Weg als Jedi ist wirklich kein einfacher…

Thaljia – Story

Sie war es, die mir vor kurzem in letzter Nanosekunde den Arsch gerettet hat, aber dazu später…

Im Umgang mit meinem TAP hat sie mir einige heisse Kunstgriffe beigebracht. Ich gebe zu, mit dem Tempo ihrer Transmittermoleküle und Ionenkanäle konnte ich nicht im geringsten mithalten. Ihr HyperSpeed im Netz ist wie ein gewaltiger Gewitterausbruch…und trotzdem bewegt sie sich darin so geschmeidig und elegant wie eine Katze mit aktivem Tarnfell. Widersprüchlich? Oh ja!!!

Trotz dem bitteren Nachgeschmack jüngster Ereignisse, schwärme ich immer noch von ihr. Wir hatten in unserer Beziehung aber auch eine super Zeit. Bis eben zu demjenigen Tag, wo meine Eltern von der Bildoberfläche gekratzt wurden. Von einem Tag auf den anderen, waren die beiden einfach nicht mehr da. Naja, die Konzern-Securities haben noch kurz so getan als ob sie sie suchen würden, aber sie blieben spurlos verschwunden! Thaljia ist mir anfangs noch ziemlich zur Seite gestanden und hat auch aktiv im Global DataNet getrackt was die Ionenströme hergaben; bis sie scheinbar über irgendetwas stolperte, was sie von weiteren Aktivitäten abschreckte. „Lass es! Akzeptiere einfach, dass sie nicht mehr am Leben sind und sei froh, dass du es noch bist!“, war alles was ich zu diesem Thema aus ihr raus brachte. Natürlich konnte ich das so nicht akzeptieren und hab mich auf ihren Pfaden versucht; die Beziehung trotzeshalber auf Eis setzend.

Der Aufprall war heftig! Klar habe ich den hohen Level an Wiederstand der Firewall bemerkt. Als ich aber den TrapDoor-Zugang über einen Remote-Exploit ausmachen konnte, preschte ich natürlich mit voller Wucht hinein. „Ein typischer Noob-Fehler!“, sagte Thaljia später nur dazu. Der TrapDoor-Zugang machte seiner Benennung alle Ehre und entpuppte sich als hinterhältige NeuroTrap, die Art Falle, aus dem die Alpträume jedes Hackers bestehen.

Ohne den plötzlichen und blitzschnellen Eingriff durch Thaljia, wären meine Synapsen jetzt wohl nur noch Matsch. Und dies, obwohl sie mir trotz ihrem wirklich krassen Kung-Fu im Global DataNet gar nicht mehr zur Seite stehen wollte. Trotzdem, meinen Tendril Access Processor bzw. TAP konnte ich abschreiben, der war hinüber. Einige Sekunden nach diesem wuchtigen Erlebnis, kam auf meinem alten aber noch aktiven Communicator noch folgende synthetische Sprachnachricht von einer unbekannten Quelle rein: „Deine besonderen Eigenschaften in Kombination mit einer temporär aktiv beschleunigten neuronalen Plastizität, hat dir gerade dein hübsches Köpfchen aus der soeben aktivierten Mikrowelle rausgehebelt…ich hab Dir doch gesagt, lass es sein!“ Ja, ich hassliebe sie einfach.