Amin

Endlich bin ich wieder daheim in meiner Wohnung. Die Zeit bei Sarah war schön wie immer. Ich kann mich jedoch nicht ewig bei ihr verstecken. Ich muss wieder raus und mich dem Leben stellen. Nachdem die Tür geschlossen und sicher versperrt ist atme ich unbewusst auf. Ich fühle mich sicher.

Ich öffne die Riemchen links und rechts und schlüpfe aus meinen wunderschönen, extrem unpraktischen hohen Schuhen. Sie werden links unten in meinem Kleiderschrank verstaut.

Die langen Strümpfe gleiten von meinen Beinen und werden gemeinsam mit meinem Minirock und dem bauchfreien Top ebenfalls eingeräumt. Ich muss mein Party-Girlie-Outfit bei Gelegenheit in die Reinigung bringen.

Vor dem Spiegel wische ich mir die letzten Reste von Make-up aus dem Gesicht. Ich schlüpfe aus meiner Unterwäsche und denke mit einem Lächeln an alle, die mir gerne dabei geholfen hätten. Meine Libido ist halt nicht so leicht zu erschüttern. Ich lege auch alle meine Kettchen und Ringe ab.

Ab unter die Dusche, das heiße Wasser spült die Albträume weg. Danach fühle ich mich wieder als Bioroid (sic!).

Ich greife rechts in den Kasten und hole meine schwarzen Sachen, T-Shirt und Jeans hervor. Mein hüftlanges blaues Haar binde ich zu einem simplen Zopf.

Letzter Check vor dem Spiegel. Ich schaue in mein ernstes Gesicht. Nur der Schalk in meinen Augenwinkeln hat sich nicht ganz vertreiben lassen.

Adora wird sich über mein neues Aussehen freuen. Und Tesla ist vielleicht flexibler als ich denke. Bei dem Gedanken muss ich schmunzeln. Na also, mein Humor meldet sich zurück.

Morgen geht das Leben weiter lieber Amin, die Party ist offensichtlich vorerst vorbei.

Do. 1. Juni 2090 – Explosionen in der Nacht

Hallo Tagebuch,

Das war heute ein Tag. Action pur! Aber der Rest…

Wie sagte ein weiser Mann vor langer Zeit? Zwischen perfekt gelaufen und Kacke am dampfen ist nur ein Blatt Papier. Was soll ich sagen? Ich fürchte, das ist uns diesmal abhanden gekommen.

Dabei hat das ganze sehr ruhig angefangen. Ich bin wie immer zu meiner Schicht im Cosplay aufgetaucht. Diesmal wartete Amin mit einem Päckchen auf mich. Einer der neuen Kiddies, sehen nach zuviel Taschengeld aus, hat es bei ihm für mich hinterlegen lassen. Ok, was mag da wohl drinnen sein?
Mir schläft das Gesicht ein… Ein äußerst bekanntes und äußerst knappes Prinzessin Lea Kostüm…
Am liebsten würde ich es ihm (dem Milchbubi, nicht Amin) um die Ohren pfeffern. Erstens! Hat er sich wohl im Lokal geirrt – die Läden, mit der Bedienung,  die er scheinbar sucht, sind etliche Blöcke weiter stadtauswärts und Zweites! Einer Jedi ein Sklavinnen Kostüm zu schenken! Träum weiter Bubi! Ich bin keine Prinzessin (schon gar nicht irgendjemandes Sklavin!) und werde es auch nie sein – ich werde nie in irgendwelchen Türmen oder Schlössern rumsitzen und irgendwelche Prinzen auf weißen Rössern anschmachten! Ein Typ mit Raumgleiter wäre eher mein Ding! Und wegen starker Schulter und Schutz? Pah! Selbst ist die Jedi!

Aaaaaaaaaaber, der Gast ist König und Rosi sieht es nicht gerne, wenn man zahlende Gäste eine Abreibung verpaßt und vor die Türe setzt. Also gute Miene zum blöden Spiel machen und Amin bitten (upps so wie sie heute aussieht, Amine) einen seiner Lieblingscocktails zu mixen und mir anzurechnen (mal sehen, vielleicht geht’s doch aufs Cafe) Dann ein Schmatz auf die Wange und der Kleine strahlt wieder. Ich hoffe er knausert nicht beim Trinkgeld.
Apropo Geld…

Rosi hatte wieder einen Auftrag für uns. Klar, daß sie mich und Amine fragt ob wir mitmachen wollen, wir hatten den letzten Auftrag ja auch super abgeschlossen.  Diesmal ist auch Radaria im Team, fein die Wookiee dabeizuhaben. Muskeln sind nie fehl am Platz. Warum Tesla dabei ist weiß ich jedoch nicht (Vielleicht hätte ich doch nach einem Gefahrenzuschlag fragen sollen).
Die verschreckte Mieze vom letzten mal kommt auch wieder mit und ein Neuer – Brad Majors, ein Humphrey Bogart Verschnitt mit einen Haufen Visitenkarten und aufgesetzten Grinsen. Ein Drohnen Jockey wie ich später erfahre, so jemand kann sehr nützlich sein, wenn er sein Handwerk versteht.

Also Auftrag: Eine neue Gang, die Crazy Devils, macht ein paar Straßen weiter ordentlich Stress bei den Bewohner dort. Wir sollen mal nach dem Rechten sehen und dafür sorgen, daß sie damit aufhören. Bezahlt werden wir von den Leuten dort, die haben eine Sammelbüchse rumgehen lassen um ein paar Freelancer dafür zu engagieren. Viel ist es nicht. Für uns alle gesamt nur 2000,- Credits. (Irre ich mich oder befinde ich mich am absteigenden Ast und die Kohle für die Aufträge wird immer weniger?)

Aber diesmal sind die Credits für mich zweitrangig, eine Jedi hat für die einzustehen, die sich nicht wehren können!

Also fahren wir los (los fahren – so kann man es auch nennen, ich hänge mich mit meinem Jumpboard an Radarias Bike an) und reden mit dem Sprecher der Bewohner einem Mr. Lee. Ich kennen ihn und seine Laden. Hin und wieder fahren ich vorbei und hole mir eine Nudelbox zum mitnehmen – Geschmack passabel und preiswert.
Er erzählt uns, dass die neue Gang kräftig Stunk macht, aber sie bleiben mit dem Gewaltlevel soweit unten (da würden einige Anwohner wohl sofort widersprechen), damit sie nicht zu interessant für die Polizei werden. Seltsamerweise tut die hiesige Gang, die Arapahos, trotz Schutzgeldzahlungen nichts dagegen. Der Platzhirsch lässt zu, dass andere in seinem Revier randalieren? Hääääh?

Ok, für das Datensammeln ist Amine die richtige Frau und für mich wird es Zeit, mein Zeugs zu holen. Schließlich habe ich immer noch die Klamotten vom Cosplay Cafe an – NEIN, nicht das Lea Dingens!
Radaria bietet mir an mich nach Hause zu bringen. Da sage ich natürlich nicht nein, denn dann geht es um einiges flotter. Während ich mich umziehe (Rüstung, Schwert und meine Long Barrel, die ich immer mehr zu schätzen lerne)  verrät sie mir, daß sie vor hat, um 21 Uhr zum ‚Nature‘ zu schauen. Das Stamm Tipi der Arapahos. Aber nicht alleine,  sie will dort mit Chimera aufkreuzen, da sie auch nach Bikerin aussieht.
Chimera? Bikerin? Ooooook, sie fährt Motorrad, wenn das genügt, dann ist sie eine Bikerin. Mich will Radaria nicht mitnehmen, ich wäre zu uncool.
MOMENT! Eine Jedi ist NIEMALS uncool und ich werde NIEMALS meine Wookiee ohne Rückendeckung irgendwohin gehen lassen!

Wieder zurück bei dem Rest der Truppe bekommen wir eine Zusammenfassung der Lage. Auf der Rechnung der Devils stehen, aufgeschlitzte Reifen, eingeschlagene Scheiben, tyrannisierte Geschäftsleute, Einbrüche und überfallene, zusammen geschlagene Bewohner.
Wir befragen die Geschäftsleute und bekommen von ihnen die Daten ihrer Sicherheitssysteme.

Bis auf einen kleinen Zwischenfall, wir lernen die netten Teufel kennen, war alles ruhig. Einer der Devils hat geglaubt meine Wookiee blöd anzumachen zu können, aber den coolen Abgang habe ich ihm vermasselt. (Doof, wenn seltsamerweise der Notaus des Bikes aktiviert wurde)

Unser Hauptquartier wird der Italiener (er macht sehr leckere Pizzas) und Amine macht sich an das Sichten der Daten. Tesla und Brad passen derweil auf sie auf. Ich hoffe in ihren Interesse, dass sie das nicht vermasseln.

Inzwischen machen Radaria, Chmiera und ich uns auf den Weg zum Tipi. Der Türsteher dort sieht Chimera mit einem seltsamen Blick an (Ja Bursche, für deine Gedanken jetzt brauch ich nicht mal Jedi Kräfte), aber bei mir bekommt er einen großen Grinser. Tztztztztz, ich denke du unterschätzt mich, oh großer Häuptling.

Drinnen halte ich mich dezent im Hintergrund und lasse meine Copilotin ihr Ding durchziehen. Die einzig große neue Info, die wir erfahren ist, dass die Indianer Jungs von den Devils bezahlt werden um wegzugucken und dass die Kohle dafür vermutlich von den Russen kommt. Das Imperium versucht eindeutig in meinem Viertel Fuß zu fassen.
Aber niemand weiß wo sich das HQ der Devils befindet. Äh, und das sie vermutlich etwa 20 bis 25 Mann stark sind – also kein Problem.

Die Info wird natürlich mit den andern geteilt und wir beschließen uns auf die Lauer zu legen und uns einen der Teufel zu schnappen um zu erfahren wo sich ihr Hauptquartier befindet..

Und dann…

…dann entschwand uns eben jenes besagtes Blatt Papier…

Ohne Plan, aber mit umso mehr Selbstvertrauen warten wir auf dem Flachdach einer der Gebäude, die im Einzugsgebiet der Devils lag. Radaria hört sehr früh die ankommenden Teufel und warnt uns vor – drei Maschinen – sechs Leute.

Hatten wir einen Plan? Nein, wir wollten nur einen zum Verhören. Hatten wir uns abgesprochen? Ein eindeutiges NEIN. War das dämlich? So ungern ich es zugebe – JA.

Nur Tesla und Amine bleiben auf dem Dach, alle anderen stürmen runter – Brad, Radaria und ich stellen uns direkt auf der Straße auf. Chimera bleibt am Straßenrand in Bereitschaft.

Und dann passiert es Schlag auf Schlag. Genau kann ich mich nicht mehr an alles erinnern. Aber ich weiß noch, wie die Devils sehr selbstsicher daher gekommen sind und ihre Sidekicks fröhlich Steine in diverse Scheiben warfen.
Mit den Gedanken daran, dass wir sie lebend brauchen feuere ich meine Long Barrel ab und ziele auf das Bike ganz links (Ok, ich gebe zu, im Gedanken  war ich im Anflug auf den Todesstern) – eine Stichflamme war das Ergebnis. Yes! Ich fühle die Macht in mir!

Der Fahrer hat ein klein wenig Schwierigkeiten das Bike nach dem Treffer unter Kontrolle zu halten, die beiden andern geben Gas. Als der der mittlere an mit vorbei fährt, strecke ich meine Arm aus und ziele wieder auf die Maschine. Treffer!
Bei dem plötzlichen Durchstarten des dritten Bikes verliert der Beifahrer seinen Halt. Auch gut. Radaria nimmt mit einem gewaltigen Sprung seinen Platz ein.
Ich helfe ihr und halte den letzten Devil davon ab, einfach  weg zu düsen (Notaus, du erinnerst dich?) und die Tigerin kümmert sich um den Fahrer.

Dann weiß ich nur noch, dass das erste Bike hinter mir in die Luft fliegt, dicht gefolgt vom zweiten, dass das Pech hat in Reichweite der Flammenkugel zu sein.
Die Druckwelle reißt mich fast von den Beinen.
Wie in Zeitlupe sehe ich die Leute von ihren Bikes fliegen.
Wow, die Macht war wirklich mit mir!

Endergebnis: 3 tote Devils, die restlichen drei von Brad gefesselt.
Ich denke, dass Imperium hat damit verstanden, dass es hier mit kräftigen Widerstand rechnen muss. Tja, ich bin sicher, es hat nicht damit gerechnet gerade hier auf eine Jedi zu treffen. Pech für sie, wenn sie in meiner Nachbarschaft randalieren.

Doch keine Zeit sich weiter um die Gefesselten zu kümmern, wer weiß wann die Polizei hier auftaucht. Der Ruf von Amine „Schießt die Lampen aus!“, bringt mich wieder zurück in die Realität. Dank meines kleines Babys sind schnell zwei der Straßenlaternen dunkel. Dann nichts wie weg von hier!

Radaria schleift mich mit ihrem Bike noch etwas von unsrem letzten Spielplatz weg. Doch bald trennen sich unsere Wege. Eine Bikerin, die ein Jumpboard hinter sich herzieht, ist zu auffällig.
„Immer in Bewegung bleiben! Mindestens eine Stunde!“, der Rat von Amine verfolgt mich lange und es dauert auch deshalb einige Zeit bis ich mich wieder nach Hause wage. Unterwegs bekomme ich von Amine noch einen Link zu einer lokalen Zeitung, wo Unbekannte, die es gewagt haben sich den Crazy Devils zu stellen, als Helden gefeiert werden.
Helden, das war nicht das Ziel, aber ok. Wenigsten keine Bilder von uns. Ich hasse Publicity.

Zuhause schicke ich den Link Rosie. Denn das Ganze ist schließlich nicht weit vom Cosplay passiert und sie sollte darüber informiert sein. Als sie zurück ruft meine ich fast Sorge in der blechernen Stimme des Cyborgs zu hören.  Ihre letzten Worten sind „Wir sehen uns im Cosplay. Sei pünktlich.“

Ich hoffe, Amine geht es gut und ich sehe sie morgen. Ihr Anblick kann niemanden kalt lassen, der noch ein Herz oder zumindest etwas äquivalentes hat. Sie war leichenblaß als sie vom Dach herunter sauste und die Tränen liefen ihr über die Wangen. Die drei toten Devils haben sie sehr mitgenommen. Sie ist eindeutig mehr ein Geschöpf der digitalen oder der bunten Welt des Cosplays, nicht eines für die raue Wirklichkeit gemacht.
Doch Hut ab, dass sie trotz allem einen klaren Kopf behalten hat.

Diese Nacht schlafe ich sehr unruhig. Während ich auf den Todestern anfliege um ihn mit einem Schuss zu erledigen und Welten zu retten, schieben sich immer wieder tiefblaue Augen, den Tränen nahe, dazwischen.

Meine Amine! So zart, so zerbrechlich…
Das ist nicht deine Welt. Nicht dein Kampf.

Flashback oder Vorahnung?

Es gibt keinen schöneren Moment als den, nachdem man sich gerade aus den Armen seines Geliebten gelöst hat, ihm noch einen Kuss zum Abschied auf den Mund gedrückt hat und mit einem Lächeln im Herzen und im Gesicht auf wackeligen Beinen nach Hause stöckelt.

Der Park ist um die Uhrzeit schon menschenleer. Doch das ist mir nur recht. Ich nehme die Gerüche – Blumen, Sträucher, blühende Bäume – und das Singen der Vögel in den Bäumen umso intensiver wahr.

Ich bücke mich um das Riemchen an meinem rechten Schuh wieder zu schließen und bekomme vom Schatten der hinter mir auftaucht nichts mit.

Die Nadeln des Tasers dringen schmerzhaft tief in mein Fleisch ein, der folgende Stromschlag verwandelt mich in ein hilfloses zuckendes Bündel. Nach dem der Taser sein Werk vollbracht hat drücken mich kräftige Hände auf den Boden. Um meinen Hals gleitet ein breites Band, mein TAP ist offline.

Eine sanfte, hohe Stimme mit einem mir fremden Akzent gibt kurze und präzise Anweisungen. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie eine Spritze aus einem Fläschchen mit schwarzer Flüssigkeit aufgezogen wird.

Der Einstich in meinem Nacken tut höllisch weh. Das ist jedoch nichts im Vergleich mit den Qualen die die schwarze Flüssigkeit auslöst als sie langsam, sehr langsam in meinen Blutkreislauf eindringt.

Es ist vorbei. Niemand muss mich mehr auf den Boden drücken.

 

Schweißgebadet erwache ich auf Sarahs Couch. Ich gehe ins Bad und spritze mir Wasser ins Gesicht. Make-up kann ich mir keines mehr ruinieren, das haben schon meine Tränen erledigt.

Lange starre ich mein Spiegelbild an. Ich falle in die blauen Seen meiner eigenen Augen. Ich habe das Gefühl, dass etwas in mir zerbrochen ist. Oder  dass eine Tür in meinem Bewusstsein sich geöffnet hat.

Sarah steht auf einmal neben mir. „Geh wieder schlafen Amine!“ sagt sie zu mir. Das letzte das ich spüre bevor ich wieder einschlafe ist Sarahs Hand. Sie streicht mir zärtlich die Locken aus dem Gesicht. Ihren sanften Kuss auf meine Stirn erlebe ich schon im Träumen.

Absturz

EINS

Ich liege in Sarahs Wohnung auf der Couch. Meinen Kopf mit den blauen Locken habe ich tief im Couchpolster vergraben. Immer wieder schütteln Weinkrämpfe meinen Körper. Wie konnte diese Katastrophe nur passieren?

Nicht einmal Diandro konnte mich vorher trösten. Und er ist verdammt gut wenn es darum geht mich aufzuheitern. Und ich fürchte auch er wird in den kommenden Tagen keine guten Neuigkeiten für mich haben.

Ich denke auch an die anderen Mitglieder meiner „Gang“ – Adora, Chimera, Tesla, Radaria und Brad (Brad Majors, ein talentierter Drohnenjockey, der mir schnell ans Herz gewachsen ist). Wie es ihnen wohl nun geht. Nach der Katastrophe haben wir uns in alle Winde zerstreut. Seither habe ich wenig von ihnen gehört.

ZWEI

Angefangen hat es ganz harmlos. Rosie hat uns einen Auftrag eines lokalen Geschäftsmanns vermittelt. Mr. Lee hat ein China-Restaurant hier in der Gegend. Sein Lokal wird seit ein paar Wochen von einer neuen Gang – den Crazy Devils – tyrannisiert obwohl er Schutzgeld an die eigentlichen Schirmherren der Gegend – die Gang Arapahos – zahlt. Die Arapahos haben offensichtlich kein Interesse die Mitglieder der neuen Gang zu stoppen, die Schaufensterscheiben einschlagen und Geschäfte zerstören. Sie dringen auch in Wohnungen ein, schlagen alles kurz und klein und die Bewohnerinnen krankenhausreif.

Wir haben uns vor Ort ein Bild gemacht, mit Mr. Lee und anderen lokalen Geschäftsleuten gesprochen. Auch die in der Gegend reichlich vorhandenen Überwachungskameras haben viele aufschlussreiche Bilder geliefert.

Offensichtlich sind die Crazy Devils eine Motorrad-Gang mit 15 bis 25 Leuten. Radaria, Chimera und Adora waren auch im Hauptquartier der Arapahos und haben dort mit Cyanus – Radarias Freund und Trainer – gesprochen.

Die schlimme von Cyanus vermittelte Wahrheit ist – die Arapahos bekommen Geld von den Crazy Devils und schauen deshalb weg. Wir vermuten (Tesla oder Brad – wer hatte noch schnell die Idee?) dass die Crazy Devils vom russischen Mob finanziert werden, der seinen Einflussbereich erweitern will.

Auch eine dubiose Immobilienfirma, die vermutlich ihr Portfolio auf Kosten der lokalen Bevölkerung vergrößern will, spielt vermutlich eine Rolle. Doch das liegt alles noch im Dunkeln. Fakt ist – eine Schule mitsamt großzügigem Außengelände soll den Besitzer wechseln.

Selbst mit den Crazy Devils hatten wir schon Kontakt. Drei schwarz gekleidete Männer auf Bikes haben mit uns gesprochen. Radaria hatte ausgiebig Gelegenheit sie anzufauchen. Viel mehr ist aber nicht passiert.

DREI

Wir haben die Idee das Hauptquartier der Crazy Devils zu suchen damit wir an weitere Information kommen. Das ist ganz einfach (was haben wir über ganz einfache Dinge gelernt?). Wir brauchen nur ein Motorrad der Gang, idealerweise ohne Fahrer. Der GPS-Speicher des Bikes wird uns verraten wo das gesuchte Haus ist.

Also verbringen wir die Nacht auf dem Dach einer Pizzeria gegenüber von Mr. Lees Lokal. Aus meiner Datensammlung weiß ich dass die Devils meist in der Nacht zuschlagen.

Und wie bestellt rollen sie zu sechst auf drei Motorrädern durch die Straße unter uns und werfen mit Steinen die Lokalscheiben kaputt. Wir haben uns auf die Lauer gelegt (Tesla und ich auf dem Dach), der Rest der Truppe direkt auf der Straße.

Es sollte ein leichtes sein die bösen Buben vom Motorrad zu schubsen und zu verjagen. Doch leider geht unser Plan katastrophal schief. Unsere subtileren Angriffe via Telekinese schlagen fehl. Adora greift nach ihrer Schusswaffe um ein Motorrad zu stoppen.

Doch womit um Himmels Willen hat sie ihre Waffe geladen? Das erste Motorrad wird von nur einer Kugel vernichtet. Fahrer und Beifahrer werden wie hilflose Puppen in der Gegend herum geschleudert.

Als Adora auf das zweite Motorrad schießt bricht die Hölle los. Ein gewaltiger Feuerball löscht alles Leben in einigen Metern Umkreis aus. Drei Mitglieder der Motorrad-Gang verbrennen hilflos im Inferno.

Auch die anderen Mitglieder der Gang werden von uns außer Gefecht gesetzt, ich muss auch einen Schuss abgeben um meine Freunde zu schützen.

Danach geht alles ganz schnell. Die Leichen und die gefesselten Ganger lassen wir zurück. Vor unserer Flucht schießen wir noch die Straßenbeleuchtung kaputt. Ich fliehe als Sozius auf dem letzten Gang-Bike hinter Brad Majors. Der Rest der Crew flieht auf Bikes und Hoverboards.

Brad und ich lassen das Bike in der Nähe der nächsten UBahn-Station zurück. Den GPS-Speicher kann ich noch schnell auslesen und somit das Hauptquartier der Crazy Devils lokalisieren.

VIER

Wir bleiben alle in Bewegung. Mindestens eine Stunde sind wir unterwegs um unsere vermuteten Verfolger abzuschütteln. Brads Drohne liefert Bilder vom Ort der Katastrophe. Die Polizei und die Rettung haben sich offensichtlich reichlich Zeit gelassen.

Ich heule mich erst bei Diandro aus und bitte ihn seine Fühler auszustrecken um möglichst viel über die Folgen unseres Angriffs in Erfahrung zu bringen.

Schließlich lande ich bei Sarah auf der Couch. Neben mir liegt mein Revolver. In einer Kammer steckt nur eine leere Hülse. Ich möchte nie wieder auf ein anderes Lebewesen schießen. Doch ich ahne, dass mir wohl keine Wahl bleiben wird.

Gemeinsam mit Sarah werde ich die nächsten Schritte planen. Doch zuerst muss ich wieder auf die Beine kommen.

Ich muss das verkraften. Wir haben drei Menschen ermordet. Ohne Not. Ohne angegriffen worden zu sein. Lange Zeit später versiegen die Tränen und ich falle in einen tiefen traumlosen Schlaf. Ich hoffe ich kann wenigstens zum Teil wieder gut machen was ich mit angerichtet habe…