Flashback oder Vorahnung?

Es gibt keinen schöneren Moment als den, nachdem man sich gerade aus den Armen seines Geliebten gelöst hat, ihm noch einen Kuss zum Abschied auf den Mund gedrückt hat und mit einem Lächeln im Herzen und im Gesicht auf wackeligen Beinen nach Hause stöckelt.

Der Park ist um die Uhrzeit schon menschenleer. Doch das ist mir nur recht. Ich nehme die Gerüche – Blumen, Sträucher, blühende Bäume – und das Singen der Vögel in den Bäumen umso intensiver wahr.

Ich bücke mich um das Riemchen an meinem rechten Schuh wieder zu schließen und bekomme vom Schatten der hinter mir auftaucht nichts mit.

Die Nadeln des Tasers dringen schmerzhaft tief in mein Fleisch ein, der folgende Stromschlag verwandelt mich in ein hilfloses zuckendes Bündel. Nach dem der Taser sein Werk vollbracht hat drücken mich kräftige Hände auf den Boden. Um meinen Hals gleitet ein breites Band, mein TAP ist offline.

Eine sanfte, hohe Stimme mit einem mir fremden Akzent gibt kurze und präzise Anweisungen. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie eine Spritze aus einem Fläschchen mit schwarzer Flüssigkeit aufgezogen wird.

Der Einstich in meinem Nacken tut höllisch weh. Das ist jedoch nichts im Vergleich mit den Qualen die die schwarze Flüssigkeit auslöst als sie langsam, sehr langsam in meinen Blutkreislauf eindringt.

Es ist vorbei. Niemand muss mich mehr auf den Boden drücken.

 

Schweißgebadet erwache ich auf Sarahs Couch. Ich gehe ins Bad und spritze mir Wasser ins Gesicht. Make-up kann ich mir keines mehr ruinieren, das haben schon meine Tränen erledigt.

Lange starre ich mein Spiegelbild an. Ich falle in die blauen Seen meiner eigenen Augen. Ich habe das Gefühl, dass etwas in mir zerbrochen ist. Oder  dass eine Tür in meinem Bewusstsein sich geöffnet hat.

Sarah steht auf einmal neben mir. „Geh wieder schlafen Amine!“ sagt sie zu mir. Das letzte das ich spüre bevor ich wieder einschlafe ist Sarahs Hand. Sie streicht mir zärtlich die Locken aus dem Gesicht. Ihren sanften Kuss auf meine Stirn erlebe ich schon im Träumen.

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