Finsternis

EINS

Ich kenne das Gefühl, diese mir wohl bekannte Schwärze, die meine Seele wie Krebs befallen hat. Diese unerträgliche Mischung aus Angst und Traurigkeit.

Angst – die Angst alles zu verlieren, das mir im Leben etwas bedeutet. Jeden einzelnen geliebten Menschen aus dem Leben gerissen zu bekommen. Die Unfähigkeit auch nur das kleinste bisschen Sonnenschein festhalten zu können.

Traurigkeit – die Traurigkeit die mir den Blick aufs Leben verdunkelt, die das Strahlen meiner Augen erlöschen lässt. Die mir jeden Funken Energie aus dem Leib zieht. Die mich niederzwingt und mich lähmt.

Dazu dieses Empfinden der Taubheit, der Distanz zur Welt um mich.

Ich sitze auf der Couch. Den Kopf stütze ich mit beiden Händen. Die Arme auf dem Knien abgestützt. Der letzte Schritt vor dem Zusammenbruch. Physisch und psychisch.

Meine langen Haare hängen vor meinem Gesicht. Sie wirken ungepflegt und verfilzt. Aus meinen Augen fallen langsam aber stetig einzelne Tränen auf den Boden. Lautlos. Ich habe keine Kraft mehr für Laute der Trauer.

ZWEI

Das unscheinbare Holzkistchen ist noch immer am selben Platz versteckt. Langsam und mit zitternden Fingern klappe ich den Deckel auf. Ich nehme jeden einzelnen kleinen Klarsichtbeutel heraus und lege ihn auf Boden vor mir.

Was für eine Sammlung! Grüne, getrocknete Pflanzenknospen. Pulver, so weiß wie der Schnee. Kristallstaub in dem sich das spärliche Licht glitzernd reflektiert. Nüchterne Tabletten mit umso fröhlicheren aufgeprägten Piktogrammen. Eine zuckerartige Substanz – so rot wie Schneewittchens Lippen.

Und dann ist da noch etwas. Ein silbernes Etui. Das wunderschöne Äußere bildet einen fast schmerzhaften Kontrast zum Inhalt. Auf schwarzen Samt gebettet liegt eine einzelne Spritze. In ihrem Körper hält sie eine schwarze Flüssigkeit. Sie verspricht Erlösung aus diesem Tal der Dunkelheit. Erlösung von Trauer und Schmerz.

Wie ferngesteuert greife ich nach der Spritze, entferne die Schutzkappe über der Nadel. Halte sie vor meine Augen. Der flackernde Ausdruck von Emotion in meinen Augen könnte beinahe Liebe sein. Lass uns gemeinsam fortgehen – flüstere ich ihr zu. Fort für immer. Die Nadel ruht in meiner Armbeuge. Fast glaube ich das Pochen des Blutes in meinen Adern zu fühlen als die Spitze der Nadel meine Haut durchstößt.

DREI

Was hat Sarah mir zum Abschied zugeflüstert? „Ich lass dich los Schmetterling.“

Ihr Gesicht taucht vor meinem geistigen Auge auf. Mühsam löse ich mich aus der Dunkelheit der Erinnerung, die mich ungebeten überfallen hat. Ich drücke die Tür in meinem Unterbewusstsein zu.

Die Rückkehr in die Realität dauert lange. Ich zittere noch immer, schweißnass vor Angst. Und genauso ungebeten fällt mir ein Zitat von Friedrich Nietzsche ein.

„Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“

Danach falle ich in einen tiefen, traumlosen, erlösenden Schlaf.

Sa. 3. Juni 2090 – Raus aus der Pfanne, rein ins Feuer

Hallo Tagebuch,

Freitag. Es ist noch mitten in der Nacht als mich ein nerftötendes Geräusch aus dem Schlummer reißt. Das kann doch nicht wahr sein, ich habe mich doch eben erst hingelegt… welcher Lebensmüde…
Ich aktiviere mein Tab und grunze den Wahnsinnigen mal an. Amine, wie  kann man um diese Uhrzeit schon so fröhlich und munter sein – igitt. Keine Ahnung was sie will.. Hirn ist noch am booten… ich nuschle „Kaffee“. Sie flötet weiter. Ich nochmals, „Kaffee“, dann lege ich auf. Soviel Morgenmensch ist einfach zuviel für mich.

Keine zwei Sekunden später klingelt es an der Tür – Naaaaaaaarf. Vorsichtig öffne ich die Tür einen Spalt und linse raus – ein Möchtegern-Ninja (scheint direkt aus einem Manga entsprungen zu sein) steht davor. Aber er hat das Richtige mit um reingelassen zu werden – KAFFEE!
Ich schnappe mir den Becher und Amine, oh pardon, diesmal Amin schlüpft mit einem Grinsen an mir vorbei. Natürlich nicht, ohne mir durch die Haare zu wuscheln. Egal, die stehen eh noch zu Berge.
Während ich mich um die heiße, schwarze Köstlichkeit kümmere, durchsucht er meinen Kleiderkasten und versucht, mit leicht frustrierter Stimme mich zum Shoppen zu Überreden. Scheinbar gefällt ihr  meine Kleiderauswahl nicht. Zuviel Stoff. No way, Darling, das passt alles schon so wie es ist.
Zwinkernd unterbreitet er mir diverse Vorschläge, wie er mich schnell wach bekommen könnte. Es ist vergebliche Liebesmühe,  es ist viel zu früh – sie prallen alle an mir ab. Aber ich weiß, er wird nicht aufgeben. Irgenwie bewundere ich seine Hartnäckigkeit.
Gähnend wurschtle ich mich in meine Rüstung und packe meine Waffen ein. Dann geht es ab ins Cosplay – Herrlich, noch mehr Kaffee!

Draußen staune ich nicht schlecht – Amin gleitet hinter das Steuer einer Limousine und tätschelt den Beifahrersitz. Ich werfe mein Jumpboard in den Kofferraum und dann ab in unser zweites Wohnzimmer. Ich schiele zu Amin rüber und bin froh, dass er sich scheinbar wieder gefangen hat. Ich hoffe, daß er nie den Sonnenschein in seinem Herz verliert. Die Welt könnte mehr von seiner Sorte gebrauchen. Äh, nicht zuviele, dass würde niemand aushalten! Denn ab zwei von ihnen hätte man sicher eine Non-Stop Party laufen!
Im Cafe trudeln dann auch die anderen ein. Sind denn alle Frühaufsteher? Hm, scheinbar nicht alle. Radaria ist nicht hier.

Wir halten Kriegsrat und gehen unsere Optionen durch, viele sind uns nicht geblieben. Mal sehen also…
erstens, unseren Auftrag ausführen und auf die Kaufleute aufpassen. Das versteht sich ja von selbst.
Zweitens, nach sehen wie die Stimmung bei den Arapahos ist. Ist nicht so ganz unwichtig. Denn unsere Tigerin, kennt ja einen von ihnen und drei Devils sind ja uns entfleucht und(!) haben uns gesehen. Ich vermute mal ganz stark, dass es nicht viele weiße Tigerinnen in Denver gibt – nicht gut, gar nicht gut. (Im Gedanken mache ich mir eine Vermerk, Fellfarbe zu besorgen. Vielleicht geht Radaria ja auch als Panther durch. Katzen sehen ja doch alle gleich aus, naja fast.)
Drittens, die Crazy Devils nicht aus den Augen lassen und Druck machen, dass Imperium darf hier nicht Fuß fassen!

Was steht auf unserer Gegenseite?
Die Polizei, die Crazy Devils, die Russen und wer weiß, wen wir noch auf die Füße getreten sind. Oh ja, wir leben in interessanten Zeiten…

Meiner Meinung nach sollten wir  als erstes einmal nachsehen, ob die Indianer schon ihr Kriegsbeil ausgegraben haben. Doch die erwischen wir erst am abend,  aber solange kann Brad die Füße nicht still halten und will mit Hilfe eines LKWs und Molotow Cocktails ein paar teuflische Motoräder schrotten. Ich bin da skeptisch, bevor wir handeln sollten wir mehr Infos haben. Aber was solls.
Amin macht sich fröhlich daran einen passenden LKW zu hacken und Chimera erklärt sich bereit, die explosiven Geschenke auf die Bikes zu schmeißen.

Ich schaue mir mit dem Rest der Truppe das Spektakel bequem in der Limousine per Live Stream an. Es fehlt eigentlich nur noch das Popcorn, denn Dank der geschickt platzierten Drohne von unserem Rigger, wirkt das ganze wie ein Action Film. Yeah!
Brad rauscht mit einem Affenzahn über die ersten Bikes bis sich der LKW verkeilt. An diesem Punkt wirft Chimera die Cocktails und Wumm! Perfekter Wurf! Im Retourgang brettert Brad wieder weg. Sobald sie um die Kurve fegen, schwärmen die Devils wie wütenden Hornissen aus. Man sind sie die sauer! Sogar ihr Chef Mad Max macht sich in seinem Hummer auf die Jagd nach den Übeltätern.  Für uns wird es wieder Zeit in Café zurück zukehren.
Nachdem Brad und Chimera den LKW wieder losgeworden sind, stoßen sie auch wieder zu uns. Wir nehmen unsere Diskusionen vom Vormittag wieder auf. Die Ausichten sind nicht wirklich besser geworden. Brad ist vielleicht ein wenig von seinem Adrenalinüberschuss losgeworden, aber so wirklich weiter gebracht hat es uns nicht.

Dann wird es Zeit die Aparahos zu besuchen. Chimera will mir Rückendeckung geben. Die Mieze ist ja heute sehr aktiv. Vielleicht ist sie auf Katzenminze? So ganz wohl fühle ich mich nicht, mit der etwas hyperaktiven Gepardin hinter mir. Bei den Indianern ist Fingerspitzengefühl angesagt…
Ah, der selbe Stammeskrieger vom letzten Mal steht an der Türe! Sehr gut! Er erinnert sich an uns (noch besser!) und läßt uns ins Wigwam.
Drinnen herrscht dicke Luft.

Cyanus sitzt mit dem Oberhäuptling und noch einer Rothaut und alle drei sehen nicht sehr glücklich aus, was wohl passiert ist? (Als ob ich das nicht wüsste) Ich hole einen Krug Bier von der Theke und versuche mich zu den dreien durchzuarbeiten, als sich zwei Arapahos, Typ Riegel (Amine würde sagen, süß – Karamelriegel. Weib! Bleib aus meinen Gedanken!) sich mir in den Weg stellen. Ihre Einschüchterungsversuche beindrucken mich nicht im geringsten. Eine Jedi lässt sich nun mal nicht so leicht beindrucken! Dadurch wird Radaris Freund auf uns aufmerksam und kommt zu uns.
Uuuuuuund meine Vorahnung hat mich nicht betrogen, die Mieze plappert uns fast um Kopf und Kragen, als sie äußerts subtil versucht (wie mit einer Kreissäge), Informationen zu bekommen. Ich kann gerade noch verbal die Kurve kratzen und als ich merke, dass auch der Häuptling langsam hellhörig und aufmerksam wird, ist ein schneller taktischer Rückzug angesagt!
Infos kurz zusammen gefasst. Die Crazy Devils haben sich bei den Indianer ausgeheult und sich beschwert, dass böse Leute sie auf den Kicker haben. (Oh, ja Jungs, wenn ihr nur wüsstet…) und nun müssen die Arapahos mit auf den Kriegspfad ziehen um ihr Gesicht zu wahren. Hauptverdächtiger von ihnen ist die Latino Gang von neben an. (Kalt, ganz kalt…)

Mein Gewissen drängt mich die Latinos zu warnen. Aber keine Chance, sie wissen nicht was gut für sie ist und wollen nicht mit mir sprechen. Ich habe es zumindest versucht.

Wir teilen uns auf. Brad kümmert sich um die Kaufleuten, Chimera und ich patrouillieren in unserem Viertel (das Revier der Latinos). Amin und Tesla überwachen das Wigwam der Indianer.
Dann geht es los – die beiden Gangs ziehen ihn im Pulk los. Wir halten miteinander Funkkontakt und als sich der Trupp durch mein Revier bewegt, hängen wir uns an sie dran. Es fallen zwar Schüsse, doch wir sehen keine Verletzten. Wir verfolgen den Trupp weiter.

Plötzlich gibt vibiriert das kleine Tablet von Chimera und als Antwort darauf gibt sie Gas – Jaaaaaahuuuu! MIEZE! Ich hänge hier an deiner Maschine mit meinem Jumpboard! Eine Warnung wäre echt toll gewesen!

Sie rast zum letzten Standort von Brad. Amin und Tesla sind bereits da. Brad hat sich in einem Anfall von Größenwahn einem Pulk Devils in den Weg gestellt um zu verhindern, dass die Teufel die Läden mit Molotow Cocktails (He, das war unsere Idee!) abfackeln. Mutig, aber dumm. Er hat sich dabei zwar keinen Cocktail aber eine Kugel in der Schulter eingefangen. Wir brauchen einen sicheren Unterschlupf – Chimeras Wohnung. Chimera sieht aus als hätte sie saure Milch geschlappert, als der Rest einstimmig beschließt, dass das eine ausgezeichnete Idee ist.

Ich versuche Ian zu erreichen, bekomme aber nur seine Mailbox dran. Vermutlich hat er wieder eine Nachtschicht. Also versucht sich Tesla mit als Chirurg und Chimera kümmert sich um seine Verletzung.
Ich verzieh mich nach Hause. Mit uns allen platzt die kleine Wohnung schon aus den Nähten. Amin hängt sich an mich dran und übernachtet bei mir.
Überraschenderweise ganz zahm (vermutlich zu erschöpft um irgendwelchen Dummfug anzustellen) und es wird eine ruhige Nacht.

Am nächsten Tag geht es wieder ins Café, diesmal ganz normal zu Arbeit. Ok, nicht ganz normal. Ich nehme sicherheitshalber meine Rüstung und meine Waffen mit. Allzeit bereit!

Die anderen kommen auch und wir grübeln nun über diverse Motive von diversen Leuten nach. Die Sache von den Russen ist mir völlig klar. Das kennt man doch aus diversen Trids. Willst du günstig an Grundstücke und Wohnungen kommen. Kümmere dich um niedrige Preise. Wie erreicht man das schnell? Sorge dafür, dass die Verbrechensrate steigt – alles klar?

Rosie gibt uns einen Tipp, um mehr Informationen über die Russen zu bekommen. Eine gewisse Raffaela wüsste da mehr.
Doch bevor wir uns mit ihr etwas ausmachen, machen wir ein klein wenig Druck auf unsere liebe Polizei und Regierung. In dem wir auf diversen Boards Videos veröffentlichen und mal so generell die Frage aufwerfen, was die Bullen außer grasen sonst noch können, und ob sie vielleicht mal in die Gänge kommen und mit den Gangs aufräumen.
Plötzlich ist Amin weg – hat sich einen Termin mit der Frau ausgemacht und weg ist er – ohne Rückendeckung. Der kann was erleben, wenn ich ihn die Finger bekomme!

Die Videos schlagen ein wie eine Bombe! Auf einmal rührt sich ja was – um es kurz zu fassen, die Devils sind nun Geschichte. Eine Sorge weniger.
Sorgen…. Amin ist wieder aufgetaucht. Er berichtet von seinem Treffen mit Raffaela und ihrer Freundin Iska (einer Street Doc). Raffaela ist den Russen in die Quere gekommen und hat zwar gerade noch ihr Leben gerettet, aber ihr Arme und Beine verloren. Im Prinzip bestätigt er meine Theorie, dafür hätte er nicht hin fahren müssen und schon gar nicht alleine! Grrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr.

Aber das ist noch nicht alles. Amin hat einen Kontakt angehauen und der würde unsere Polizeiakten verschwinden lassen. Aber dafür steht Amin mit seinem Wort in seiner Schuld und wir mit drin.
Ich kenne den Typen nicht, ich weiß nichts von ihm und ich soll in seiner Schuld stehen? Ich weiß nicht, was er von mir verlangen wird. Ich werde mich auf keinen Fall gegen die Republik stellen und mein Vermächtnis verraten!

Was wäre die Alternative? Ich müsste dem Cosplay (das ich inzwischen sehr zu schätzen gelernt habe) wohl Adieu sagen und im Untergrund verschwinden. Ich wäre nicht die erste Jedi, die sich mehr oder weniger in Nichts auflöst. Um dann aus dem geheimen operiert und mit der Republik Hasch-mich spielt. Kein Problem krieg ich hin.

Aber da wäre noch Amin und er hat seinem Kontakt, den er den Raucher nennt, sein Wort gegeben. Sich für uns eingesetzt und Jedis lassen ihre  Freunde nicht im Stich.

Scheiße, was nun?

Der Pakt

PROLOG

Mit einem entspannten Seufzen lehne ich mich auf meinem Sofa zurück. Die Beine kann ich nach langer Zeit auch wieder einmal hochlegen. Neben mir steht ein Glas mit einem meiner Lieblings-Cocktails.

Es ist gelaufen. Wir sind davon gekommen. Über die Konsequenzen aus meinem Pakt mit dem Raucher mag ich jetzt noch nicht nachdenken. Aber ich erzähle die Geschichte am besten von Anfang an.

EINS

Nach der Schießerei bei der die drei Ganger ums Leben kamen hatten wir uns ja in alle Winde zerstreut. Doch nur für kurze Zeit. Wir waren übereingekommen, dass wir uns möglichst früh wieder bei Rosie im Cosplay-Café treffen.

Ich stehe pünktlich um 6 Uhr bei Adora vor der Wohnungstür. In jeder Hand einen Mega-Monster-Extra-Kaffee von Starbucks. Anders ist meine liebste Jedi um diese Zeit zu keiner Reaktion zu bewegen. Andererseits mag ich es wenn sie mich verschlafen anblinzelt. Und wenn sie unter weniger als gefühlt 10 Lagen von Kleidung verborgen ist.

Nach einem Guten-Morgen-Bussi tauche ich in Adoras Kleiderschrank um ein Outfit für sie zu finden, das ihre körperlichen Reize zumindest ein wenig erahnen lässt. Leider vergeblich. Auch mein Shopping-Angebot schlägt sie aus. Gut – wir haben zur Zeit andere Sorgen. Auch eine gemeinsame Dusche ist heute nicht ihr Fall. Keck – ich weiß – aber wer nicht wagt der nicht gewinnt.

Damit wir schneller zu Rosie kommen organisiere ich noch einen Leihwagen – diesmal eine stattliche Limousine. Die Lagebesprechung bei Rosie ist schnell zu Ende. Uns bleiben im Endeffekt nur zwei Optionen – unsere Spuren verwischen oder die Stadt verlassen. Ersteres halte ich für kaum möglich, letzteres ist auch keine gute Möglichkeit. Ich bin ein Kind der Stadt. Auf dem Land vertrockne ich wie ein Blume in der Wüste.

ZWEI

Wir haben zur Zeit zwei Gruppen die uns ans Leder wollen. Die Polizei, die jede Menge Spuren von uns am Tatort gefunden hat und die Crazy Devils, die uns sogar persönlich kennen. Die überlebenden Ganger dürften sich unsere Gesichter genau eingeprägt haben. Druck von zwei Seiten – zumindest auf die Devils können wir Gegendruck ausüben.

Wir besteigen mein Leihauto und fahren ins Industriegebiet im Einzugsbereich des russischen Mobs. Brad Majors hat einen kühnen Plan entwickelt und braucht dafür Unterstützung. In der Nähe eines Verladebahnhofs knacke ich einen alten Mitsubishi-Kastenwagen. Während ich fröhlich in den elektronischen Eingeweiden des Laster wühle kommt mir unterschwellig der Gedanke, dass das nicht so weise sein könnte. Ich komm aber nicht drauf warum. Ist ja auch egal…

Anyway – mit einem breiten Grinser und voll professionellem Stolz lasse ich Brad Majors ans Steuer des LKW. Chimera nimmt auf dem Beifahrersitz platz. Der Rest der Truppe landet wieder bei mir in der Limousine. Der Plan von Brad ist ganz einfach. Er brettert mit dem LKW auf den Hof des Hauptquartier der Devils und richtet dort so viel Zerstörung wie möglich an. Wofür das ganze gut sein soll ist mir zwar nicht klar, aber besser als nichts tun.

Brad setzt seinen Plan gekonnt in die Realität um. Unter den Reifen des LKWs werden fünf Motorräder zermalmt. Der von Chimera (alle Achtung!) geworfene Molotov-Cocktail richtet zusätzlichen Schaden an. Das alles können wir Live und Farbe beobachten. Brads Drohne, die in der Nähe geparkt ist liefert erstklassige Bilder. Brad und Chimera entkommen mit dem angeschlagenen LKW und entsorgen ihn in der Nähe vor einem ehemaligen Uni-Gebäude, das jetzt von Anarchos (ha!) besetzt ist. Danach gehen die beiden Shoppen. Ich bin stolz – das haben sich die beiden sicher von mir abgeschaut!

Ergebnis der Aktion – wir haben die Devils kräftig aufgescheucht. Sieben ihrer Motorräder sind Schrott. Zehn der insgesamt achtzehn Devils sind auf der Suche nach den Attentätern. Doch wie sollen sie uns finden? Auch Mad Matt, ihr Anführer, ist mit seinem Hummer unterwegs.

DREI

Wir sind inzwischen wieder im Café und beraten wie es weitergehen soll. Adora und Chimera fahren zum Hauptquartier der Arapahos um weitere Informationen zu sammeln. Sie haben zwar anfangs Schwierigkeiten zu den Anführern und speziell Cyanus vorzudringen. Aber habt ihr schon mal versucht eine Jedi aufzuhalten wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat? Eben!

Chimera verblüfft mit radikal offener Kommunikation und redet sich beinahe um Kopf und Kragen. Doch bevor die Arapahos mitbekommen, dass wir die Devils auf dem Gewissen haben lenkt Adora schnell das Gespräch in eine andere Richtung. Die Macht ist stark in dir Mylady!

So erfahren wir, dass die Arapahos ziemlichen Ärger haben. Jemand (wer wohl?) hat zweimal die Devils angegriffen. Sie vermuten, dass die Latino Gang aus der Gegend von Rosies Café dahinter stecken.

Ein Bandenkrieg steht also kurz bevor. Adora versucht später noch zu vermitteln, ihr Gesprächsversuch mit den Latinos scheitert aber. Und mir rät Diandro in einen Telefonat mich aus der Angelegenheit soweit als möglich heraus zu halten.

Wir versuchen dennoch das schlimmste zu verhindern, als ein großer Pulk von Motorrädern, besetzt mit Devils und Arapahos, ausfährt um die Latinos zu attackieren. Wir folgen ihnen in zwei Gruppen mit einigem Abstand. Der Pulk zieht ins Gebiet der Latinos und schießt dort wild um sich. Eine kleinere Gruppe löst sich aus dem Pulk und fährt in die Straße wo unsere erste Schießerei mit ihnen statt gefunden hatte. Ihr Plan ist es offensichtlich die Lokale dort abzufackeln.

Doch sie haben die Rechnung ohne Brad Majors gemacht, der inzwischen auch dort angekommen ist. Mutig stellt er sich drei Devils entgegen. Mutig ja – schlau – eher nein. Die Devils fackeln nicht lange und bewerfen ihn mit Molotov-Cocktails und blauen Bohnen.

Brad wir angeschossen kann sich jedoch noch in Sicherheit bringen. Inzwischen treffen auch Tesla und ich ein und bringen Brad mit der Limousine aus der Gefahrenzone. Brads mutiger Einsatz konnte zwar nicht verhindern, dass das italienische Lokal teilweise abgebrannt ist. Die Devils haben sich aber zumindest kurz vertreiben lassen. Chimera und Adora versuchen zwar noch sie zu stellen – jedoch vergeblich.

Kurze Zeit später treffen wir alle in Chimeras Wohnung ein. Das ist einer der wenigen für uns noch sicheren Orte. Nachdem Adora ihren Sanitäter-Freund nicht erreichen kann muss Chimera Brad verarzten. Vorher holt Tesla noch per Telekinese die Kugel aus Brads Körper. Damit kommt dieser ereignisreiche Tag auch zu einem Ende.

VIER

Ich übernachte bei Adora. Am nächsten Tag treffen wir einander wieder im Cosplay-Café. Wir rätseln über die Beweggründe der Russenmafia, die hinter den Devils steht und sie finanzieren.

Um Klarheit über die Russen zu erhalten schlägt Rosie ein Treffen mit Raffaela – einem Kontakt von ihr – vor. Ich organisiere einen Termin für ein Gespräch. Vorher veröffentlichen wir noch anonym Videos, die Brad Majors angefertigt hat. Eines zeigt die Attacke auf das Hauptquartier der Devils, das andere die Brandstiftung der Devils bei der auch Brad attackiert wurde. Diese Videos werden kurze Zeit später eine durchschlagende Wirkung entfalten.

Ich treffe mich mit Raffaela und erfahre unter anderem ihre traurige Vorgeschichte. Sie war eine erfolgreiche Runnerin und gefürchtete Kämpferin. Bis sie eines Tages den Russen in die Quere kam. Die haben sie wortwörtlich gevierteilt und zum Ausbluten auf der Straße liegen gelassen. Nur dank ihrer Cyberware konnte sie knapp überleben. Sie verlor jedoch beide Arme und beide Beine. Und das notwendige Kleingeld für Ersatzgliedmaßen fehlt ihr. Das hindert sie jedoch nicht daran das Leben mit Iska – einer Straßendoktorin – zu teilen und als Hackerin eine neue Karriere zu starten. Ich werde wohl einige Zeit mit ihr verbringen – sie fasziniert mich.

Was ich auch von ihr erfahre ist, dass ich wahrscheinlich einen russischen LKW gehackt habe, mit dem Schmuggelgut transportiert wird. Dank weiterer Informationen von Raffaela haben wir nun folgende Theorie: die russische Mafia hat die Devils angeheuert um in der Gegend der Arapahos möglichst viel Unsicherheit und Ärger zu verursachen.

Damit fallen die Preise für Immobilien in dieser Gegend und die Russen können billig Eigentum erwerben. Danach beruhigt sich die Lage wieder – die Immobilien-Preise steigen wieder und die Russen machen satten Gewinn. Als Marionette für die Immobilienkäufe haben sie ein Immobilienbüro beauftragt.

Nach dem Treffen mit Raffaela geht es Schlag auf Schlag. Brads Videos haben offensichtlich so viel öffentlichen Druck erzeugt, dass die Polizei nach Anweisung des Governors hart durchgreift. Das Hauptquartier der Devils wird gestürmt, alle Devils festgenommen. Damit ist der Spuk mit einem Schlag vorbei. Fast. Denn die Polizei ist uns wegen der drei toten Ganger noch immer auf den Fersen. Und ich muss eine schwere Entscheidung treffen.

FÜNF

Der Raucher hat erstaunlich schnell Zeit sich mit mir zu treffen. Er sieht aus wie immer – nur die amüsiert funkelnden Augen machen mir Angst. Ich gestehe ihm, dass wir schuld am Tod der drei Ganger sind und bitte ihn die Beweise aus dem Polizeicomputer verschwinden zu lassen.

Als Gegenleistung dafür hat er mich in der Hand. Und was noch schlimmer ist – mehr oder weniger auch meine Freunde.

Vor allem vor Adoras Reaktion fürchte ich mich. Ich stelle sie vor eine schlimme Wahl. Entweder sie nimmt den Deal an und begibt sich damit ebenfalls in den Einflussbereich des Rauchers oder sie lässt mich die Konsequenzen allein tragen. Ich hoffe sie versteht, dass ich das nur getan habe um sie und die anderen zu schützen. Ich könnte es nicht ertragen sie hinter Gittern zu sehen. Und eine Trennung von ihr wenn sie Stadt verlassen muss würde mir genauso nahe gehen.

Der Raucher wartet jedenfalls auf meine Rückmeldung. Aber das muss nicht jetzt geschehen. Das hat noch Zeit. Zeit meine Beine hochzulegen und meinen Lieblingscocktail zu trinken. Zeit zum Nachdenken. Die Konsequenzen meines Handelns können mich auch noch morgen einholen.