Der Pakt

PROLOG

Mit einem entspannten Seufzen lehne ich mich auf meinem Sofa zurück. Die Beine kann ich nach langer Zeit auch wieder einmal hochlegen. Neben mir steht ein Glas mit einem meiner Lieblings-Cocktails.

Es ist gelaufen. Wir sind davon gekommen. Über die Konsequenzen aus meinem Pakt mit dem Raucher mag ich jetzt noch nicht nachdenken. Aber ich erzähle die Geschichte am besten von Anfang an.

EINS

Nach der Schießerei bei der die drei Ganger ums Leben kamen hatten wir uns ja in alle Winde zerstreut. Doch nur für kurze Zeit. Wir waren übereingekommen, dass wir uns möglichst früh wieder bei Rosie im Cosplay-Café treffen.

Ich stehe pünktlich um 6 Uhr bei Adora vor der Wohnungstür. In jeder Hand einen Mega-Monster-Extra-Kaffee von Starbucks. Anders ist meine liebste Jedi um diese Zeit zu keiner Reaktion zu bewegen. Andererseits mag ich es wenn sie mich verschlafen anblinzelt. Und wenn sie unter weniger als gefühlt 10 Lagen von Kleidung verborgen ist.

Nach einem Guten-Morgen-Bussi tauche ich in Adoras Kleiderschrank um ein Outfit für sie zu finden, das ihre körperlichen Reize zumindest ein wenig erahnen lässt. Leider vergeblich. Auch mein Shopping-Angebot schlägt sie aus. Gut – wir haben zur Zeit andere Sorgen. Auch eine gemeinsame Dusche ist heute nicht ihr Fall. Keck – ich weiß – aber wer nicht wagt der nicht gewinnt.

Damit wir schneller zu Rosie kommen organisiere ich noch einen Leihwagen – diesmal eine stattliche Limousine. Die Lagebesprechung bei Rosie ist schnell zu Ende. Uns bleiben im Endeffekt nur zwei Optionen – unsere Spuren verwischen oder die Stadt verlassen. Ersteres halte ich für kaum möglich, letzteres ist auch keine gute Möglichkeit. Ich bin ein Kind der Stadt. Auf dem Land vertrockne ich wie ein Blume in der Wüste.

ZWEI

Wir haben zur Zeit zwei Gruppen die uns ans Leder wollen. Die Polizei, die jede Menge Spuren von uns am Tatort gefunden hat und die Crazy Devils, die uns sogar persönlich kennen. Die überlebenden Ganger dürften sich unsere Gesichter genau eingeprägt haben. Druck von zwei Seiten – zumindest auf die Devils können wir Gegendruck ausüben.

Wir besteigen mein Leihauto und fahren ins Industriegebiet im Einzugsbereich des russischen Mobs. Brad Majors hat einen kühnen Plan entwickelt und braucht dafür Unterstützung. In der Nähe eines Verladebahnhofs knacke ich einen alten Mitsubishi-Kastenwagen. Während ich fröhlich in den elektronischen Eingeweiden des Laster wühle kommt mir unterschwellig der Gedanke, dass das nicht so weise sein könnte. Ich komm aber nicht drauf warum. Ist ja auch egal…

Anyway – mit einem breiten Grinser und voll professionellem Stolz lasse ich Brad Majors ans Steuer des LKW. Chimera nimmt auf dem Beifahrersitz platz. Der Rest der Truppe landet wieder bei mir in der Limousine. Der Plan von Brad ist ganz einfach. Er brettert mit dem LKW auf den Hof des Hauptquartier der Devils und richtet dort so viel Zerstörung wie möglich an. Wofür das ganze gut sein soll ist mir zwar nicht klar, aber besser als nichts tun.

Brad setzt seinen Plan gekonnt in die Realität um. Unter den Reifen des LKWs werden fünf Motorräder zermalmt. Der von Chimera (alle Achtung!) geworfene Molotov-Cocktail richtet zusätzlichen Schaden an. Das alles können wir Live und Farbe beobachten. Brads Drohne, die in der Nähe geparkt ist liefert erstklassige Bilder. Brad und Chimera entkommen mit dem angeschlagenen LKW und entsorgen ihn in der Nähe vor einem ehemaligen Uni-Gebäude, das jetzt von Anarchos (ha!) besetzt ist. Danach gehen die beiden Shoppen. Ich bin stolz – das haben sich die beiden sicher von mir abgeschaut!

Ergebnis der Aktion – wir haben die Devils kräftig aufgescheucht. Sieben ihrer Motorräder sind Schrott. Zehn der insgesamt achtzehn Devils sind auf der Suche nach den Attentätern. Doch wie sollen sie uns finden? Auch Mad Matt, ihr Anführer, ist mit seinem Hummer unterwegs.

DREI

Wir sind inzwischen wieder im Café und beraten wie es weitergehen soll. Adora und Chimera fahren zum Hauptquartier der Arapahos um weitere Informationen zu sammeln. Sie haben zwar anfangs Schwierigkeiten zu den Anführern und speziell Cyanus vorzudringen. Aber habt ihr schon mal versucht eine Jedi aufzuhalten wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat? Eben!

Chimera verblüfft mit radikal offener Kommunikation und redet sich beinahe um Kopf und Kragen. Doch bevor die Arapahos mitbekommen, dass wir die Devils auf dem Gewissen haben lenkt Adora schnell das Gespräch in eine andere Richtung. Die Macht ist stark in dir Mylady!

So erfahren wir, dass die Arapahos ziemlichen Ärger haben. Jemand (wer wohl?) hat zweimal die Devils angegriffen. Sie vermuten, dass die Latino Gang aus der Gegend von Rosies Café dahinter stecken.

Ein Bandenkrieg steht also kurz bevor. Adora versucht später noch zu vermitteln, ihr Gesprächsversuch mit den Latinos scheitert aber. Und mir rät Diandro in einen Telefonat mich aus der Angelegenheit soweit als möglich heraus zu halten.

Wir versuchen dennoch das schlimmste zu verhindern, als ein großer Pulk von Motorrädern, besetzt mit Devils und Arapahos, ausfährt um die Latinos zu attackieren. Wir folgen ihnen in zwei Gruppen mit einigem Abstand. Der Pulk zieht ins Gebiet der Latinos und schießt dort wild um sich. Eine kleinere Gruppe löst sich aus dem Pulk und fährt in die Straße wo unsere erste Schießerei mit ihnen statt gefunden hatte. Ihr Plan ist es offensichtlich die Lokale dort abzufackeln.

Doch sie haben die Rechnung ohne Brad Majors gemacht, der inzwischen auch dort angekommen ist. Mutig stellt er sich drei Devils entgegen. Mutig ja – schlau – eher nein. Die Devils fackeln nicht lange und bewerfen ihn mit Molotov-Cocktails und blauen Bohnen.

Brad wir angeschossen kann sich jedoch noch in Sicherheit bringen. Inzwischen treffen auch Tesla und ich ein und bringen Brad mit der Limousine aus der Gefahrenzone. Brads mutiger Einsatz konnte zwar nicht verhindern, dass das italienische Lokal teilweise abgebrannt ist. Die Devils haben sich aber zumindest kurz vertreiben lassen. Chimera und Adora versuchen zwar noch sie zu stellen – jedoch vergeblich.

Kurze Zeit später treffen wir alle in Chimeras Wohnung ein. Das ist einer der wenigen für uns noch sicheren Orte. Nachdem Adora ihren Sanitäter-Freund nicht erreichen kann muss Chimera Brad verarzten. Vorher holt Tesla noch per Telekinese die Kugel aus Brads Körper. Damit kommt dieser ereignisreiche Tag auch zu einem Ende.

VIER

Ich übernachte bei Adora. Am nächsten Tag treffen wir einander wieder im Cosplay-Café. Wir rätseln über die Beweggründe der Russenmafia, die hinter den Devils steht und sie finanzieren.

Um Klarheit über die Russen zu erhalten schlägt Rosie ein Treffen mit Raffaela – einem Kontakt von ihr – vor. Ich organisiere einen Termin für ein Gespräch. Vorher veröffentlichen wir noch anonym Videos, die Brad Majors angefertigt hat. Eines zeigt die Attacke auf das Hauptquartier der Devils, das andere die Brandstiftung der Devils bei der auch Brad attackiert wurde. Diese Videos werden kurze Zeit später eine durchschlagende Wirkung entfalten.

Ich treffe mich mit Raffaela und erfahre unter anderem ihre traurige Vorgeschichte. Sie war eine erfolgreiche Runnerin und gefürchtete Kämpferin. Bis sie eines Tages den Russen in die Quere kam. Die haben sie wortwörtlich gevierteilt und zum Ausbluten auf der Straße liegen gelassen. Nur dank ihrer Cyberware konnte sie knapp überleben. Sie verlor jedoch beide Arme und beide Beine. Und das notwendige Kleingeld für Ersatzgliedmaßen fehlt ihr. Das hindert sie jedoch nicht daran das Leben mit Iska – einer Straßendoktorin – zu teilen und als Hackerin eine neue Karriere zu starten. Ich werde wohl einige Zeit mit ihr verbringen – sie fasziniert mich.

Was ich auch von ihr erfahre ist, dass ich wahrscheinlich einen russischen LKW gehackt habe, mit dem Schmuggelgut transportiert wird. Dank weiterer Informationen von Raffaela haben wir nun folgende Theorie: die russische Mafia hat die Devils angeheuert um in der Gegend der Arapahos möglichst viel Unsicherheit und Ärger zu verursachen.

Damit fallen die Preise für Immobilien in dieser Gegend und die Russen können billig Eigentum erwerben. Danach beruhigt sich die Lage wieder – die Immobilien-Preise steigen wieder und die Russen machen satten Gewinn. Als Marionette für die Immobilienkäufe haben sie ein Immobilienbüro beauftragt.

Nach dem Treffen mit Raffaela geht es Schlag auf Schlag. Brads Videos haben offensichtlich so viel öffentlichen Druck erzeugt, dass die Polizei nach Anweisung des Governors hart durchgreift. Das Hauptquartier der Devils wird gestürmt, alle Devils festgenommen. Damit ist der Spuk mit einem Schlag vorbei. Fast. Denn die Polizei ist uns wegen der drei toten Ganger noch immer auf den Fersen. Und ich muss eine schwere Entscheidung treffen.

FÜNF

Der Raucher hat erstaunlich schnell Zeit sich mit mir zu treffen. Er sieht aus wie immer – nur die amüsiert funkelnden Augen machen mir Angst. Ich gestehe ihm, dass wir schuld am Tod der drei Ganger sind und bitte ihn die Beweise aus dem Polizeicomputer verschwinden zu lassen.

Als Gegenleistung dafür hat er mich in der Hand. Und was noch schlimmer ist – mehr oder weniger auch meine Freunde.

Vor allem vor Adoras Reaktion fürchte ich mich. Ich stelle sie vor eine schlimme Wahl. Entweder sie nimmt den Deal an und begibt sich damit ebenfalls in den Einflussbereich des Rauchers oder sie lässt mich die Konsequenzen allein tragen. Ich hoffe sie versteht, dass ich das nur getan habe um sie und die anderen zu schützen. Ich könnte es nicht ertragen sie hinter Gittern zu sehen. Und eine Trennung von ihr wenn sie Stadt verlassen muss würde mir genauso nahe gehen.

Der Raucher wartet jedenfalls auf meine Rückmeldung. Aber das muss nicht jetzt geschehen. Das hat noch Zeit. Zeit meine Beine hochzulegen und meinen Lieblingscocktail zu trinken. Zeit zum Nachdenken. Die Konsequenzen meines Handelns können mich auch noch morgen einholen.

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