Das Fotoalbum

PROLOG

Manchmal musst du über die Vergangenheit nachdenken. Sehen welchen Weg du gegangen bist. Was dir in Wiege gelegt wurde und was das Schicksal in dein Leben gebracht hat. Manchmal musst du reflektieren wer du bist, welche Entscheidungen du getroffen hast. Und was aus deinen Hoffnungen und Träumen geworden ist. Und dann denke darüber nach wo du jetzt im Leben stehst und wo du stehen wolltest.

BILDER

Es ist kein Fotoalbum mehr, das auf dem Tisch liegt. Bilder die man angreifen kann sind selten geworden. Den Bildern die vor ihm in der Luft schweben fehlt eine Qualität. Ein Bezug zur Wirklichkeit. Und doch sind sie reale Aufnahmen aus seinem Leben. Eine Dokumentation seiner Vergangenheit. Beliebig zu ordnen doch klassisch entlang einer Zeitlinie arrangiert.

Das erste Bild zeigt ihn nach dem Abschluss der Verwaltungsakademie. Die Frau neben ihm würde man nicht als klassische Schönheit bezeichnen. Erst ein zweiter Blick nimmt den Atem. Und es ist nicht vorrangig ihr Äußeres das sie zu etwas besonderem macht. Als eine der meistversprechenden Wissenschaftlerinnen ihres Jahrgangs steht sie am Anfang einer brillanten Karriere. Interdisziplinär interessiert. Fokussiert auf Mikrobiologie.

Auf dem nächsten Bild ist neben den beiden noch ein Kleinkind zu sehen. Und die Frau ist wieder schwanger. Sie sind erwachsener geworden. Eine Ernsthaftigkeit liegt in ihrem Blick. Vor ihnen lag eine glückliche Zukunft.

Warum existiert das nächste Bild eigentlich? Wer fotografiert seine gerade verstorbene Frau in einem Spitalsbett? Soll das Bild ihm immer wieder klar machen welch großer Teil damals von ihm gestorben ist?

Das nächste – ein Bild mit seinem Mentor. Das weckt Erinnerungen. Gute und auch sehr schlechte. Er war für ihn da als er in einer hoffnungslosen Lage steckte. Allein mit zwei heranwachsenden Kindern. Witwer. Überschuldet.

Und er hatte ihm ein Angebot gemacht, das er nicht ausschlagen konnte. Er würde wenig Zeit für seine Kinder haben. Aber sie würden das Dach über ihrem Kopf nicht verlieren und die Ausbildung der beiden wäre auch gesichert. Dafür war ein Preis zu zahlen. Aber verhandelst du wenn du mit dem Rücken an der Wand stehst?

Ein Bild mit beiden Kindern – deutlich später aufgenommen. Die tiefblauen Augen seines jüngeren Kindes scheinen direkt in die seinen zu blicken. Wann ist die Beziehung zwischen ihnen eigentlich zerbrochen? Wann sind die Drogen in sein Leben getreten? Im Rückblick kann er es nicht sagen.

Und auch dieses Bild hat kein Recht zu existieren. Außer um das Ereignis in seinem Leben zu dokumentieren dass das letzte bisschen Freude und Hoffnung in ihm ausgelöscht hat. Der Grabstein zeigt einen Namen. Geburts- und Sterbedatum haben kein Recht so knapp nebeneinander zu liegen. Wofür braucht ein leeres Grab einen Grabstein?

Das letzte Bild ist aus größerer Entfernung aufgenommen und von schlechterer Qualität. Die hüftlangen azurblauen Haare des jungen Menschen der neben ihm steht fallen sofort auf. Und trotzdem sie nahe beieinander stehen zeigt die Körperhaltung der beiden, dass sie einander fremd sind.

EPILOG

Manchmal musst du über die Vergangenheit nachdenken. Aber hüte dich zu lange in ihr zu verharren. Ein letzter Zug noch an der Zigarette, dann wird sie ausgedämpft.

 

Mo. 12. Juni 2090 – Teil 2 – Es gibt viele Wege …

Hallo Tagebuch,

…ja es gibt viele Wege zur dunklen Seite der Macht und sie sind immer an den Orten, wo man sie am wenigsten erwartet.

Aber zuerst zurück zum Anfang. Eben noch müde und mit Vorfreude auf einen gemütlichen Drink im Cosplay, als uns *seufz*, unsere alten Sünden einholen. Um genau zu sein, der Raucher meldet sich und erinnert uns daran, dass wir ihm noch einen Gefallen schulden. Ok, wird ja nicht so schlimm sein (der Witz war gut, oder?) und dann sehe ich diesen ominösen Kerl endlich mal. Aus den diversen Andeutungen von Amine bin ich bis jetzt nicht wirklich schlau geworden. Es wird Zeit, dass ich mir ein eigenes Bild mache.

Aber es geht ja nicht nur um uns drei. Da stecken auch die anderen mit drinnen, also wird es Zeit sie daran zu erinnern. Keine Sorge Leute, ich vergesse euch schon nicht – mit gefangen mit gehangen oder so.
Aber nicht ohne Kaffee! Die Nacht verspricht ja noch länger zu werden und ich glaube, wir werden alle eine große Dosis davon brauchen, bis das hier erledigt ist und ohne meine schwarze Droge rühre ich keinen Finger!

Amine bringt per Videokonferenz Brad und Chimera auf den neuesten Stand, während sie vor ihnen strippt – oder umzieht… oder was auch immer.. auf einem Parkplatz… (macht sie das eigentlich absichtlich? Streich das aus Protokoll, es ist Amine…). Endlich hat sie es geschafft sich in ihr Sailor Moon Outfit zu zwängen (ganz ohne Schuhlöffel) und die beiden auf der anderen Seite sind nun auf den neuesten Stand. Wieviel bei ihnen wirklich angekommen ist, weiß ich jedoch nicht – Amine kann ganz schön ablenkend sein…
Und schon drängt Madame zur Eile. (Ach ja? Jetzt drängt es? Tztztztztz, davon war aber nichts zu merken, als du in Unterwäsche vor Chimera und Brad hin und her gewackelt bist. Ja, ja, jeder hat so seine Prioritäten…)

Na gut. Schwingen wir uns wieder in den Wagen und fahren rüber zu Chimera. Brad ist schon dort und malträtiert mit einem breiten Grinsen und wachsender Begeisterung einen armen Klingelknopf. Warum auch immer er soviel Spaß dabei hat…
Als jedoch Chimera mit einem wütenden Fauchen aus der Tür geschossen kommt, ist alles klar – Miezi ärgern! 🙂

Kinder! Haben sich alle beruhigt? Alle da? Ok, dann auf zum Treffpunkt. Der, welche Überraschung, liegt im Industrieviertel. Sehr beliebte Gegend im Moment, wie es scheint – vielleicht ist es gerade trendy…
Bei dem Gedanken daran, drängt sich mir die Frage auf, wenn trendy, wer ist dann der Trendsetter? Und gibt es auch eine Top Ten Liste? Aber es gibt Fragen, auf die brauche ich nicht unbedingt eine Antwort.

Weiter im Text. Hinter einem der Gebäude im Schatten steht ein schwarzer Truck mit einem Anhänger und eine Limousine. Daneben sind gerade noch so zwei dunkle Gestalten zu erkennen und oh, das Glühen einer Zigarette verrät, dass der Hauptakteur auch bereits da ist. Perfekt, dann kann es ja losgehen.
Oh, man ich habe da echt ein ganz mieses Gefühl in der Magengegend…

Noch im Auto warnt uns Amine, leicht hysterisch, vor dem Raucher.

„Tut ja nichts unüberlegtes! Bleibt höflich! Und…, und…“

Hmmm, etwas zum beruhigen wäre wohl nicht verkehrt, bevor sie uns die Nerven wegschmeißt. Leider habe ich nichts dabei. Vielleicht hat Chimera ja etwas Baldrian mit… Ich werde sie später mal fragen.

Die beiden Typen bei dem Truck sind wandelnde Klischees – ein Trucker und ein technischer Laborheini. Sonst ist niemand zu sehen, außer unserem Auftraggeber. Aber so wie sich verhalten, dürften sich noch mehr Leute im Hintergrund verstecken.
Na, so gefährlich sind wir auch wieder nicht – oder ist es der Inhalt des Trucks? Hmm, das kitzelt meine Neugier… Von außen kann man auf jeden Fall nichts erkennen, außer dass er eben schwarz ist. Ok, das Geheimnis des Trucks wird sich schon noch lüften. Hören wir uns mal an, was der dritte im Bunde zu sagen hat.

Der Raucher.. endlich sehe ich ihn mal persönlich… ein Typ im teuren Anzug und dunkler Ausstrahlung mit einem ernsten Nikotinproblem.
Oh ja, die dunkle Seite ist stark in dir Bursche! Doch eine Jedi schüchterst du nicht so leicht ein! Da gehört schon einiges mehr dazu als nur unheimlich in der Gegend rumzuglühen.
Amine jedoch kriecht förmlich vor ihm, widerlich. (Frau! Zeig etwas mehr Rückrad!)

Ok – zu unserem Auftrag: Er hat ein neues Spielzeug bekommen (ich will nicht wissen wie) und das sollen wir für ihn ausprobieren. Fein, das klingt einfach, zu einfach – wo ist der Haken? Noch nicht zu sehen…

Aber TADA! Überraschung! Der Anhänger des Trucks entpuppt sich als ein High-Tech Labor und ich fühle mich sofort in die kalte,  sterile Komandozentrale eines Todesstern versetzt. Da hilft es auch recht wenig, dass uns eine Dame im Laborkittel auf spanisch entgegenstrahlt. Spanisch? Spanisch, kann ich!

Wortgewand, wie es sich für eine Jedi gehört, grüße ich sie höflich und ignoriere sie dann. An einer Wand  des Trucks hängt eine digitale Uhr und zählt die Sekunden, von 90 Minuten abwärts. Irgendwie scheint die Dame unter Zeitdruck zu stehen. Immer dieser Stress…

Auf einmal rasselt eine Nachricht über mein Tap herein. Die Anrufkennung ist unterdrückt – war ja klar. Die genauere Auftragsbeschreibung, der Haken, war auch klar.

Dieses ganze neue High-Tech Zeugs soll eine neue Form von Hacking, namens Ghosting, ermöglichen. Keine Ahnung was das ist, aber ist ja auch ganz neu und fürchterlich geheim. Wir sollen den ersten Probelauf mit dem Ding unternehmen. Echt Klasse.
So nebenbei sollen wir alles über einen Raub bzw. den Hintergrund dafür heraus finden. Kein Wort darüber von was, oder wer im Verdacht steht.  Noch ungenauer geht es wohl nicht, oder?
Damit das klappt, sollen wir uns in eine Art offenen Plastiksarg legen und wir werden per Elektroden an, was weiß ich, angeschlossen, damit wir unseren Auftrag erfüllen können.

Brad und Tesla finden das Klasse und liegen, bevor ich noch „Das ist ein absoluter Schwachsinn.“ sagen kann, schon voll verstöpselt drinnen.
Amine guckt sich noch mit glänzenden Augen um. Mir gefällt das gar nicht. Dieses Ganze „wir sollen“ ist so überhaupt nicht mein Ding, vorallem, wenn ich überhaupt keine Ahnung habe worum es geht oder was eigentlich los ist und wenn es die dunkle Seite  glücklich macht, mag ich es sowieso schon mal aus Prinzip nicht.

Chimera sieht auch nicht sehr glücklich bei der Vorstellung aus, sich ins eines der Plastikkatzenkörbchen zu legen. Aber keine Sorgen Mieze, ich werde über eure Körper wachen, während ihr euch im tiefen Schlummer befindet. Niemand wird euch ein Haar krümmen. Denn mich bekommen da keine zehn Pferde rein! Nein, niemals! Nie…
Ach Scheiße.

Amine kommt auf mich zu. Ihr großen, blauen Augen scheinen dunkler und tiefer denn je zu sein. Sie nimmt meine Hände, ihre Augen schimmern durch die Tränen, die sie mühsam zurück hält. Und dann sagt sie diese verdammten Sätze. Verdammt nochmal. Diese Frau kennt mich zu gut. Sie weiß genau, welche Knöpfe sie drücken muß… SCHEIßE!

Ok, ok, ich wollte ja nicht, aber anderseits wenn ich nicht mitkomme, wer passt auf die Bande hier im drüben auf? Inzwischen liegt auch Chimera in einem der Pods und wartet auf ihre Verkabelung.
Bevor es jedoch das System gestartet wird, legt noch jeder sein Safeword fest, dass ihn wieder zurückbringt. Meines ist Yoda. Meister ich denke an dich und brauche hier dringend deine Stärke und Gelassenheit!

Es geht es los. Sowohl das verdammte System als auch der Truck. Der spanische Laborkittel sagt uns, das wir nun über irgendeinen Link geschickt werden. Dann verschlingt uns die Schwärze. Kurz bevor mein Verstand ganz in die Dunkelheit verschwindet, bekomme ich noch mit, wie Amine mit Laborkittel flirtet.

Das darf doch nicht wahr sein! Honey, du scheinst dich hier sehr wohlzufühlen. Etwas zu sehr für meinen Geschmack. War das alles nur ein Trick? Damit wir durch einen Gefallen in der Schuld des Rauchers zu stehen? In der Schuld der dunklen Seite? Du wusstest, ich konnte das nicht abschlagen, nicht wenn es um dich geht.
Du buckelst vor dem Typen und hast mit geschickt platzierten Worten (und oh, diese Augen, nicht zu vergessen diese Augen!) mich dazu gebracht, mich freiwillig in diesen Plastiksarg zu legen. Der dunklen Seite in die Arme… Amine was hast du getan!

Ich spüre wie der Zorn in mir hochsteigt. Tief durch atmen! Zorn bereitet den Weg zur dunklen Seite der Macht. NEIN! NIEMALS! Ich werde nicht zur anderen Seite wechseln!
Aber der Bruch geht tief.

Dann stehen wir plötzlich in einem Konzernbesprechungsraum. Auf dem Tisch (hmm, sieht nach echten Holz aus – teuer) liegen Verträge und Typen in Maßanzügen sitzen drum rum. So wie es aufsieht, sehen wir die ganze Szenerie aus den Augen einer Frau (ihre Hände haben sie als Frau identifiziert), die am Kopfende des Tisches steht. Auf einmal blinkt ein Anrufsymbol im Sichtfeld der Frau auf. Sie nimmt den Anruf zwar an, beendet ihn aber mit paar knappen Worten. Dann entschuldigt sie sich kurz bei den Anwesenden (nicht bei uns natürlich) und entschwindet in den Gang.
Dort telefoniert mit einem Freund, ich korrigiere, mit ihren Lover und macht sich ein heißes Treffen im Indigo aus. Hmmm, ich probiere mal was aus… Ich stelle mich in sie hinein und… Bingo! Ich kann ihre Kontaktliste durchsehen – ah, da ist die Nummer und das Profilbild. Ok, der Typ sieht wirklich gut aus. Die Frau kehrt zurück zum Meeting. Seltsam, das Anrufsymbol blinkt immer noch und die Szenerie wirkt plötzlich so, so eingefroren.
Da ertönt auch schon die spanische Stimme aus dem Off. Wir haben noch zehn Minuten um alles wieder in Gang zu bekommen, ansonsten müssen wir hier raus.

Ok, also schnelle Bestandsaufnahme. Chimera entdeckt, dass der Detailgrad in unserem (ihrem) Blickfeld variiert. Ich vermute mal je nachdem, worauf die Frau sich gerade fokussiert. Der Rand unserer Wahrnehmung wird zusehends unschärfer und schwärzer. Das darf nicht sein! Kaum angefangen, schon zu Ende? Nein! Die Macht durchfließt alles und ich lasse sie fließen… ich konzentriere mich, ich weiß zwar nicht auf was, aber ich lasse einfach die Macht strömen…
…das war unter Umständen, möglicherweise doch keine so gute Idee…

Denn da scheint irgendetwas auf ganz fürchterlich schief zu laufen. Die Stimmen aus dem Off werden auf einmal fürchterlich panisch. Ok, dann ist doch vielleicht ein Hacking Skill angebracht. Ich rufe, Amine zu den verdammten (ich fluche im Moment ziemlich oft scheint mir) Telefonanruf zu beenden. Endlich tut sie es und… …und es geht weiter.

Im Schnelldurchlauf.

Nächste Szene. Die Frau reicht einem kleinem Kind ein Eis. Nett, sie diskutieren über ihre Lieblingseissorten – Vanille oder Schoko (Ich bin für Pistazie 😉 )

Nächste Szene. Die Frau sitzt in einem Auto und wird von zwei Polizisten angehalten. Irgendwas erscheint mir an deren Verhalten seltsam. Da friert plötzlich wieder die Szene ein. Super! Wieder Panik aus dem Off. Diesmal hat Brad die zündende Idee – er gibt Gas und Yeah! Scheinbar müssen wir nur erraten, was sie als nächstes tun würde und wenn wir das antriggern, dann geht es weiter.

Nächste Szene. Die Frau steht in einem WC – endlich sehen wir ihr Gesicht. Eine Asiatin. Ihr hübsches Gesicht ist vor Angst verzerrt. Sie nimmt eine kleine Box aus Metall aus ihrer Handtasche. Darin schwimmt in einer dunklen, leicht Geleeartigen Flüssigkeit ein kleines Ding. Irgendwie erinnert es mich an eine Art Chip.

Nächste Szene. Ah, ich nehme an das ist ein Zimmer in diesem Indigo (oder auch nicht, wie sich später heraus stellt ist Indigo ein Restaurant und dieses Hotel ist das Eneas). Zumindest liegt der junge, asiatische Lover nackt mit ihr im Bett. Die Klamotten von den beiden liegen sehr dekorativ im Zimmer rum und sie lässt ihre Finger durch sein Haar gleiten.

Dann friert die Szene wieder ein. Nicht schon wieder. Was führen die nur auf? Bekommen die es endlich mal hin, dass es mal länger flüssig läuft? Was machen die inzwischen?

Ok, was würde die Frau wohl als nächstes tun. Zwei nackte Menschen liegen zusammen im Bett. Sie wuschelt in seinem Haar… was kommt als nächstes… fangen wir mal mit dem harmlosesten Ding an… Also, küss ihn doch (Schalllalla)! Und es klappt – Gottseidank, oder doch schade? (Ja, ich bin eine Jedi, aber schon lange keine Jungfrau mehr 😉 )

Nächste Szene. Das gleiche Hotelzimmer. Der gleiche Lover und sie geht.

Nächste Szene. Oha, diesmal sieht es nach einem sündhaft teuren Hotelzimmer aus und ihr neuer Lover. Ieeeks. Das ist ein großer Schritt zurück. Ein älterer Mann und nicht sonderlich attraktiv. Sie mit dem Ding aus der Metall Box, versteckt in der Hand. (Also ich würde das andere Zimmer mit dem anderen Kerl nehmen)

Nächste Szene. Sie meldet ihrem Lover, per Videoanruf, dass alles in Ordnung ist.

Nächste Szene. Die klassische dunkle Gasse mit dem klassischen dunklen Verfolger. Er stoppt sie in einer Seitengasse, richtet seine Kanone auf sie und dann passiert alles wie in Zeitlupe. Der Abzug wird gedrückt, ein Projektil löst sich…

Ich schreie zu den anderen „RAUS HIER!“ und warte bis alle ihr Safeword gerufen haben. Erst als ich wirklich sicher bin, dass alle weg sind, rufe ich meines und hoffe, dass es noch nicht spät ist.

Ich erwache in der Realität. Ich blicke mich um, wir sind fünf Leute gewesen. Es stehen aber sechs Pods hier und der letzte ist immer noch belegt…
Der Körper ist mit einem Tuch bedeckt. Ich ahne schlimmes. Langsam ziehe ich das Tuch weg und könnte kotzen. Nicht weil darunter der Körper der Frau liegt, durch deren Augen wir alles gesehen haben. Nicht weil ihr Körper stellenweise durch die Kugeln zerfetzt ist oder sie ihr Drähte in Kopf getrieben haben. Sie schwimmt als lebende Leiche in einer undefinierbaren Flüssigkeit! Und wir waren in ihrem Hirn!
Das ist das abscheulichste und widerwärtigste was ich mir vorstellen kann!
Mit steinernen Blick sehe ich zu Amine rüber und bin mir nicht sicher was ich sehe.

Videokonferenz. Mit dem Raucher. Er liefert uns Infos über die Verstorbene. Ihr Name war Yunko Toro. Sie wurde vor zwei Stunden erschossen gefunden und liegt nun in diesem Pod.
Eigentlich hatte sie einen sehr ungefährlichen Job. Marketingleiterin, langweilig aber ungefährlich. Theoretisch. Praktisch… siehe Pod.

Auf eine Frage vom Raucher, plappert Amine los und erzählt ihm alles was wir erlebt und geschlussfolgert haben (Oh, brave Amine). Sie verspricht ihm auch noch ein abschließendes, ausführliches Protokoll zu senden. (Tief durchatmen, Adora, tief durchatmen).
Das genügt dem Raucher aber nicht um uns vom Haken zu lassen. Mir kommt noch eine Idee, sie ist nicht ganz so widerwärtig, wie das was wir getan haben. Aber der dunklen Seite helfen? Wieviel ist die Freiheit wert?

Ich unterbreche Amine in ihrem Bericht. Denn der Countdown ist noch nicht am Ende und wir haben noch etwas Zeit. Was ist, wenn man versucht, das Tap von Yunko ganz regulär zu hacken. Nicht ihren Geist, sondern nur ihr Tap.

Amine ist sofort bereit es zu versuchen (war ja klar). Während sie in ihre Welt abtaucht, sehe ich mich um. Ich versuche alles was ich zu sehe abzuspeichern. Jedes Quäntchen an Information, dass ich später brauchen könnte aus der Umgebung zu analysieren.
Plötzlich verzerrt sich Amines hübsches Gesicht vor Angst. Irgendetwas läuft gewaltig schief. Ohne Nachzudenken greife ich in die Flüssigkeit und nehme den Kopf von Yunko. Die Macht durchfließt alles und ich lasse sie wieder fließen. Durch mich fließen und durch den letzten schwachen Lebensfunken, der noch in diesem leblosen Körper existiert.
Da kommt Amine wieder von ihrem Trip zurück. Ich ziehe meine Hände aus der Flüssigkeit und wische sie an ihrem Stiefel ab. Irgendwie sehr symbolisch…

Wieder Video Konferenz mit dem Raucher. Natürlich liefert Amine ihm all ihre Ergebnisse brühwarm. Kontaktliste, GPS-Koordinaten, Browserverlauf, blablabla…, wenigsten hält sie mich aus der Sache raus.

Ich lehne mich zurück und lausche der Show (normalerweise wäre etwas Popcorn dazu nett, aber im Moment ist mir nicht danach). Eigentlich hätten wir nun unseren Auftrag erfüllt, doch Amine will unbedingt weitermachen. Tesla wäre dem auch nicht abgeneigt. Chimera will jedoch hier einfach nur noch weg (Mieze, ich kann dich gut verstehen) und Brad…

…Brad beginnt mit dem Raucher zu verhandeln. Er will Geld sehen (Kann ich auch gut verstehen) und er verhandelt beinhart. Amine scheint in dessen zu schrumpfen und nach einem nicht vorhanden Mauseloch Ausschau zu halten.
Nasowas, das scheint ihr nicht zu gefallen, das sich Brad dem Raucher stellt und nicht klein beigibt.

Während Brad sich verbal mit dem Raucher schlägt, klinke ich mich aus der Konferenzschaltung aus und schnappe mir Chimera auf ein Gespräch unter vier Augen. Die Gepardin folgt mir etwas verwundert in einen hinteren Winkel des Trucks. Dort erkläre ich ihr mein Vorhaben.

Ich will, nein, ich muss die dunkle Seite der Macht vernichten. Und dazu brauche ich alle Informationen die ich kriegen kann und wenn ich dazu bei dem Auftrag weitermachen muss, ok. Soll der Raucher doch glauben, dass ich auf seiner Seite stehe. Er wird einen Fehler machen und dann werde ich ihn vernichten. Ihn und seine Anhänger.
Chimera folgt meinen Erklärungen mit großen Augen. Doch im Verlauf des Gesprächs schleicht sich bei ihr ein breites Grinsen ein. Ihre Reißzähne blitzen und wir beide sind uns einig.

Letztendlich schlägt Brad 20.000,- Credits heraus, wenn, ja wenn, wir den Fall in den nächsten sechs Stunden aufklären. Sechs Stunden? Für die Aufklärung des Falles? Junge, ich hoffe du sprichst da nur für dich! (Moment! Ich blättere mal zurück… was  habe ich da geschrieben? mitgefangen, mit gehangen… autsch)

Kurz vor dem Verlassen des Trucks, bekomme ich noch mit, wie Amine und der spanische Laborkittel ihre Kontaktdaten austauschen (ist notiert, Amine).

Ok, sechs Stunden. Wo fangen wir an?
Brad damit, dass er sich zurück lehnt und uns erwartungsvoll ansieht. He, du hast uns den Mist eingebrockt – so von wegen Zeitlimit und aufgeklärten Fall und so! Da darfst du auch deine Gehirnzellen anwerfen!

Also als erstes – Checken von meinem Tap. Ok, das hat für die anderen nicht die Prio uno, aber für mich! Der einzige Hacker in der Nähe ist Amine. Sie ist die einzige, die ich kenne und auf die Schnelle greifbar ist, dass schränkt die Sache etwas ein.
Doch kann ich ihr trauen? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Vor diesem Auftrag hätte ich ohne zu überlegen ja gesagt (Das einzige, was ich angenommen hätte wäre, dass sie meine Favoritenliste modifiziert, mit Styling Tipps Seiten, usw.), aber jetzt…
Es dauert wirklich lange bis ich dazu durchringen kann, sie mein Tap  checken zu lassen. Es tut mir beinahe körperlich weh, als ich meine Sicherheitssysteme runterfahre und ihr uneingeschränkten Zugriff gewähre. Ich fühle mich so nackt…

Aber ich muß wissen, ob der Raucher etwas mit meinem Tap angestellt hat. Wir waren zulange in seinem Netz drinnen. Nenn mich ruhig paranoid, aber der Friedhof ist voll mit naiven Dummköpfen.
Wärend Amine mich damit zu beruhigen versucht, dass mit meinem Tap alles in Ordnung ist und nicht darin rumgepfuscht wurde, drängt sich mir noch ein unangenehmer Gedanke auf – Amine, was wenn der Raucher doch etwas damit angestellt hat. Würdest du es mir sagen oder würdest du ihn decken?
Ich versuche darauf eine Antwort zu finden und beobachte jedes kleinstes Detail in ihrer Mimik oder Gestik, wärend sie mir in ihrem Hacker-Fachchinesisch zu erklären versucht, was sie alles getan und überprüft hat. Doch ich kann keine Antwort darauf finden und das erschreckt mich. Frau, reiß dich zusammen! Das ist Amine! Dein Kumpel, deine Freundin! Dein… !
…wie war das mit dem Friedhof?

Dann – Sammeln und einordnen von Information. Was haben wir herausgefunden?

1.) Yunko Toro
Aufsteigender Stern im Marketing Büro der technischen Agentur Rikscha & Partner.
Auftraggeber: XIAO Communications
Auftrag: Verhandlungen um die Ausweitung eines großen Telekommunikationskonzerns
Aufenthaltsort: Bekannt.
Status: Tot. Erschossen. Vor etwa drei Stunden.

2.) Tadao Pak
Lover Boy von Yunko.  Arbeitet in der Verkaufsabteilung eines Konzerns der Neuro-Chips herstellt.
Auftraggeber: ???
Auftrag: ???
Aufenthaltsort: Unbekannt (noch).
Status: Noch am Leben.
Sonstiges: Auffällig ist, das alle Bilder mit Frauen auf AllFace äußerst ‚korrekt‘ sind. Laut AllFace ist er Single.

3.) älterer Mann
höheres Management bei XIAO
Aufenthaltsort:  Hotel Yamaka (Dank an Chimera, die sich gut an das Zimmer erinnert hat)

4.) ???
Mörder von Yunko
Auftraggeber: ???
Auftrag: ???
Aufenthaltsort: ???
Status: ???
Sonstiges: Militärische Ausbildung. Militärische Körperpanzerung. Narbe seinem Auge und ein Flinserl, das an einen Blitz erinnert.

5.) Hotel Eneas
Liebesnest von Yunko und Tadao

6.) Hotel Yamaka
Absteige von dem älteren Konzerntypen

7.) Restaurant Indigo
romatischer Treffpunkt von Yunoko und Tadao (teuer!)

Das ist verdammt wenig. Ich habe den Mörder von Yunko am längsten gesehen. Vielleicht kann mir Raffaella weiterhelfen. Ein kurzer Anruf und sie ist beauftragt.

Laut den GPS Koordinaten war Yunko zweimal im Eneas. Wir können also davon ausgehen, dass das was wir gesehen haben, in richtiger zeitlicher Reihenfolge passiert ist.
Dazwischen war sie wohl den älteren Mann besuchen.

Conclusio (Das Wort habe ich eben gegoogelt, klingt doch sehr profisionell, nicht wahr? Aber schließlich spiellen wir nun in der 20.000nder Liga): Sie will unbedingt den Auftrag für ihre Firma an Land ziehen, egal mit welchen Mitteln. Ihr Lover besorgt ihre einen Chip um denjenigen zu beeinflussen der für den Abschluss des Auftrags verantwortlich ist – der ältere Mann.

Das Ganze klingt schlüssig, wir habe nur ein Problem, wir haben keine Beweise. Der Einzige, der die Geschichte bestätigen kann ist Tadao.

Ok, dann lasst uns den Knaben suchen gehen. Wo kann er stecken?
In seinem Apartment? In seinem Liebesnest (Hotel Enas)? Restaurant Indigo?
Amine klärt mit einem schnellen Anruf, dass Tadao nicht im Eneas ist. Also checken wir mal sein Apartment ab.

Ich will gerade mein Tap auschalten bevor wir losfahren, da erreicht mich eine Nachricht von Raffalla. Sie hat nicht viel – nur vage Verbindungen zur russischen Mafia und eine körnige Vergrößerung einer Überwachungskamera. Jep, das ist der Killer. Ich überweise ihr die ausgemachten 50,- Eier und schalte nun mein Tap wirklich ab. Kein GPS Tracking in meinem Kopf – oh, no.

Und wer wird unser Checker sein? Wer eignet sich denn dafür besser als Amine? Mit einem unschuldigen Augenaufschlag (und ich vermute, ihr knappes Outfit stört dabei auch nicht besonders) bezirzt sie den Mann von der Security und findet heraus, dass a – Tadao auch hier nicht ist (wäre ja zu einfach gewesen) und b – seine Zimmernummer (Ist zwar gut, hilft uns aber im Moment nicht weiter).
Allerdings darf sie nicht in seiner Wohnung auf ihn warten. Dazu läßt sich der Security Typ nicht erweichen. Hätte er das getan, würde er seinen Job nicht richtig machen oder Amine wäre noch besser im Leute umgarnen als ich gedacht habe. Aber wir haben eh keine Zeit zum warten, denn wieder einmal arbeitet die Zeit gegen uns.

Also auf zum letzten Punkt auf unserer Liste. Ich hoffe, dass wir diesmal Glück haben. Denn sollte Tadao schon etwas von Yunokos Tod erfahren haben (unwahrscheinlich, aber möglich), dann ist es sehr wahrscheinlich, dass er untergetaucht ist und unwahrscheinlich, dass wir ihn rechtzeitig finden.

Doch wir haben Glück. Durch die Fenster des Restaurants sehen wir Tadao einsam an einem Tisch sitzen. Das bringt mich kurz zu der Frage, warum sind Dinge oder Menschen die man sucht, immer am dem letzten Ort an dem man nach ihnen sieht? Und hätten wir die Liste in umgekehrter Reihenfolge abgearbeitet, wäre dann Tadao im Enas gewesen?
Diesen tiefschürfenden Gedanken nachhängend sehe ich zu, wie unserere Sailer Moon in das Restaurant trippelt und hüftschwinged den Tisch des Loverboys ansteuert. Sich zu ihm hinbeugt,… ja, jetzt der Augenaufschlag,… ihm etwas zuflüstert… noch einmal der Augenaufschlag… und eine Abfuhr bekommt.
Amine sieht aus als hätte sie eine kalte Dusche bekommen. Ich gestehe, mein Mitleid für sie hält sich seid den letzten Ereignissen der heutigen Nacht etwas in Grenzen und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Aber sie reißt sich zusammen und spricht nochmal mit Tadao und schafft es schließlich doch noch ihn dazu zubringen, sie nach draußen zu begleiten – direkt in unsere Arme.
Als er uns sieht will er es sich doch noch mal anders überlegen und wieder ins Lokal zurück (gute Idee, doch zu spät), aber Brads Pistole im Rücken überzeugt ihn doch bei uns zu bleiben.

Der Rest ist easy cheesy. Der Bursche plappert wie ein Wasserfall bei Hochwasser als er vom Tod Yunokos hört und ja, ich vermute, daß die Waffe, die immer noch seine Rippengegend kitzelt auch ihren Teil dazu beiträgt.
Im Prinzip bestätigt er unsere These.

Der ältere Herr in der luxeriösen Hotelsuite ist ein Manager von einem der drei Firmen die sich im Clinch wegen dem Vertrag liegen. Alle wollen ihn und daher hat Yunko mit Hilfe des Chips – irgendso ein neuartiges Biotechzeugs – dafür gesorgt, dass die richtige Firma, aus der Warte ihres Konzerns, den Vertrag mit ihnen abschließt.
Erledigt. Fall gelöst.

Wir lassen den armen Teufel laufen und liefern unseren Bericht beim Raucher ab. Ihn interessiert besonders der jetzige Aufenthaltsort von Tadao. Ich fürchte dem Asiaten stehen wirklich interessante Zeiten bevor.
Wir sind jedoch um 5000,- Credits reicher.  Der Raucher hat noch einen Bonus springen lassen.

Das wars dann für heute hoffentlich. Mir reichts. Ich habe genug Stoff zum Nachdenken und muß erstmal zur Ruhe kommen. Ich überweise Raffaella noch 50,- Credits als Speedbonus und mache das ich nach Hause komme. An Schlaf ist noch nicht zu denken, dafür bin ich zu sehr aufgewühlt…

Zwei weitere Punkte haben sich zu meiner ToDo Liste hinzugefügt. Erstens, so bald als möglich meine Firewall von meinem Tap verstärken (nicht von Amine) und zweites nun da ich einen Hotspot der dunklen Seite der Macht lokalisiert habe, diesen beseitigen.
Doch nicht übereilt… das muss präzise geplant werden… denn ich will sie alle erwischen…

Aber als alles erstes muß ich wieder mit der Macht in Einklang kommen – Meditation ist also angesagt – bevor ich mir über weitere Dinge Gedanken mache. (Im Geiste sehe ich wieder diese blauen Augen vor mir…) Nein! Zuerst meditieren! Dann sehen wir weiter.

Wo zum Kuckuck habe ich meine Starwars Filme hingetan?

Levelling Up

PROLOG

Heute bin ich nachdenklich. In letzter Zeit ist so viel passiert. Und noch immer denke ich mit lachendem Herzen zurück an die erste Nacht die Adora und ich miteinander verbracht haben. Angefangen hatte alles mit einer angenehmen ruhigen Stunde nach Feierabend im Cosplay-Café. Und ein paar besonderen Cocktails, die ich nur für Freunde mixe. Aber das ist eigentlich nicht die Geschichte die ich erzählen will…

EINS

Eigentlich möchte ich über einen Moment der Klarheit erzählen, nach unserem ersten Run. Mir ist klar geworden, dass ich auch in der rauhen Wirklichkeit bestehen muss, nicht nur in der virtuellen Welt in der ich mich so gerne bewege.

Der Kampf mit dem schwarzen Lieferwagen auf dem Highway – ich hatte das Auto nicht unter Kontrolle. Ich fühlte mich nicht als Herrin der Lage. Und das wird sich nun ändern.

Diandro hat mir einen Fahrlehrer organisiert, inklusive passendem Wagen. Und ich verrate euch ein Geheimnis – ich liebe Diandro weil er einfach Stil hat.

Der Fahrlehrer ist ehemaliger Rennfahrer und ich bin mit breiten Gurten in den Fahrersitz eines roten Monsters geschnallt, das mehr Leistung auf die Straße bringt als eine Flotte Firmenwagen zusammen. Und das Monster hat kein elektronisches Interface, kaum aktive Sicherheitseinrichtungen und muss mit einem Zündschlüssel gestartet werden.

Eigentlich ein Museumsstück, andererseits eine Bestie, die dich zerreisst, die dich gnadenlos abwirft wenn du nur einen Moment der Schwäche, der Unkonzentriertheit hast. Der Verbrennungsmotor gibt ein tiefes Grollen von sich, das Chassis vibriert, die Schwingungen übertragen sich auf meinen Körper. Wecken mich auf! Und ich spüre auch das Monster in mir, ich bin lebendig! Ich bin wach! Und ich werde diesem Biest zeigen wer hier das sagen hat.

Adrenalin durchflutet meinen Körper als ich das erste Mal aufs Gas steige, die Kupplung kommen lasse, die ungebändigte Gewalt der Maschine mit der Straße verbinde. Und radikal meine Grenzen aufgezeigt bekomme. Ich habe das Monster nicht im Griff, fliege fast von der Straße. Und noch schlimmer – ich habe mich nicht im Griff. Ich spüre nicht was das Monster will – wie soll ich es zähmen?

Doch ich bin nicht allein, geduldig erklärt mir mein Lehrer worauf es ankommt. Es ist nicht nur das Geschick am Lenkrad, mit den Füßen auf den Pedalen. Es ist auch die innere Einstellung. Eine Mischung aus Temperament und Beherrschung.

Und langsam, sehr langsam freunden sich das Monster und ich an. Wir verbringen viele Stunden miteinander. Ich spüre seine Bewegungen, ich möchte gemeinsam mit ihm röhren und fauchen. Und es unterwirft sich meinem Willen – ein wenig. Ich werde noch viel lernen müssen – aber fürs erste bin ich zufrieden. Ich bin erschöpft, schweißgebadet und um eine wertvolle Erfahrung reicher.

ZWEI

Doch nicht nur die Beherrschung eines Fahrzeugs ist oft überlebenswichtig sondern auch – so ungern ich das zugebe – die Beherrschung einer Waffe. Natürlich kann ich ganz gut mit meinem Revolver umgehen. Gezielte Schüsse abgeben. Mich damit verteidigen. Doch da ist noch immer diese Distanz, dieser Widerwille. Und die Gewissheit dass mich diese Distanz potentiell das Leben kosten kann.

Den Kontakt habe ich vom Raucher. Sie sieht nicht so aus als könnte sie mir beibringen wie man mit Schusswaffen umgeht. Ich könnte sie genauso gut in einem Büroturm getroffen haben. Sie ist die Beherrschtheit in Person. In einem Business-Outfit das mehr kostet als meine gesamte Garderobe. Und sie lächelt nie. Ihre Augen sind ruhig – ich finde keinen besseren Ausdruck.

Die Lektion beginnt mit einem Schritt zurück zum Anfang. Laden der Waffe, Entladen der Waffe. Bedienung der Sicherung. Das kann ich schon alles. Dachte ich. Aber nach mehreren Hundert Wiederholungen spüre ich, dass es noch viel zu lernen gibt.

Ab auf den Schießstand, eine große Schachtel mit Patronen liegt auf einem Tisch vor mir. Bis zum Ende der Lektion wird die Schachtel leer sein. Und das ist nur die Munitionsmenge für diese Trainingseinheit.

Ich schieße eine Runde. Alle Treffer in den inneren schwarzen Kreis. Ich bin stolz auf mich. Und doch habe ich mehrere Fehler gemacht. Meine Körperhaltung wird von meiner Lehrerin an drei Stellen korrigiert. Ich war zu schnell. Zu wenig Zeit für die Stabilisierung nach der Schussabgabe.

Eine weitere Runde. Und noch eine. Die Treffer beginnen zu streuen. Ich brauche die gesamte Zielscheibe. Mein Körper ist die einseitige Anspannung nicht gewohnt. Leichtes Zittern, leichte Krämpfe. Ich muss da durch. Die Schachtel mit Munition ist noch nicht einmal halb leer.

Und nach jeder Runde – Fehleranalyse. Erneute Konzentration. Nach dem ersten Tag auf dem Schießstand bin ich körperlich am Ende. Weitere Tage folgen. Und ich arrangiere mich mit meinem Revolver. Ich muss ihn nicht lieben, er ist ein Mittel zum Zweck. Die Distanz ist gewichen. Und manchmal gelingt mir auch diese innere Ruhe, die meine Lehrerin ausstrahlt. Und auch unter Streß treffe ich nun immer besser.

Ich habe das Gefühl besser für den nächsten Run gerüstet bin. Ich hoffe, dass ich meine neu gewonnene Fertigkeit nicht so schnell brauchen werde. Aber diese Hoffnung ist wohl naiv.

DREI

Ich brauche was zur Aufheiterung. Soft Skills heißt das Zauberwort. Der Kurs heißt „Überzeugen und professionell Verhandeln“. Und ich komme mir extrem fehl am Platz vor. Ich bin umgeben von Executives aus verschiedenen Firmen. Eine bunte Blume in einer grauen Wiese. Was ich mir unter dem Dresscode „Business Casual“ vorgestellt habe trifft es offensichtlich nicht ganz. Es könnte ein wenig – sagen wir mal – zu frivol sein.

Nach endlosen Grundlagen zu Kommunikationstheorie, Psychologie, Körpersprache, gewaltfreier Kommunikation, aktivem Zuhören und vielem mehr bin ich kurz davor aufzugeben. Ja – ich bin ein Mädel (meistens) und manchmal auch kompliziert und zickig. Aber hier tun sich Abgründe auf.

Kann man nicht einfach – frei von der Leber weg – sagen was man will? Offensichtlich nicht – ist unser Vortragender – ein weiterer ununterscheidbarer Anzugträger überzeugt. Und um das Gelernte auch zu üben ist es nun Rollenspielzeit. Da lacht das Herz von Amine, Rollenspiele! Nach einem ersten peinlichen Fehlstart muss ich meine Definition von „Rollenspiel“ wohl ein wenig erweitern und deutlich jugendfreier machen.

Gemeinsam mit einem Anzugträger spiele ich ein Gespräch zur Vergabe eines Auftrags durch. Hier gilt es also das Gegenüber zu überzeugen, dass frau die richtige ist. Und da nur der Tod umsonst ist (und der kostet das Leben) muss ich auch noch um die Höhe des Auftrags verhandeln.

Wie hab ich das bisher bei neuen Auftraggebern gemacht? Eine gemeinsame Wellenlänge herstellen? Verringern von Kommunikationsbarrieren? Einstellen auf den Partner?

Als ich mit der Hand über den Oberschenkel meines Gegenübers streichle und mit der anderen beginne die oberen Knöpfe meiner Bluse zu öffnen werde ich vom Vortragenden mit einem strengen „Fräulein Anime, so geht das aber nicht!“ eiskalt ausgebremst.

Ich bin erschüttert! Nur mit Worten überzeugen? Wie soll ich das denn hinkriegen?

Der Abend war dann noch lang und das war auch nicht die letzte Peinlichkeit. Aber irgendwann habe ich dann doch das eine oder andere kapiert. Und seltsamerweise hatte ich nie Probleme Partner für die Rollenspiele zu finden. Und der eine oder andere Anzugsträger war dann doch nicht so langweilig – wie sich im Laufe des Kurses herausstellte. Öffne ihnen den Krawattenknoten und du läßt ein Tier von der Leine!

Der Vortragende hat sich sein Honorar jedenfalls redlich verdient. Und ich bin eloquenter geworden – aber noch lange keine Lady. Bei dem Gedanken muss ich schmunzeln.

EPILOG

Nun wisst ihr also womit sich eure schnuckelige Amine die Zeit zwischen ihren Abenteuern vertreibt. Und über Adoras ersten Abend mit mir erzähl ich euch ein andermal. Küsschen ihr Lieben!

Mo. 12. Juni 2090 – Teil 1 – Verloren & Gefunden

Hallo Tagebuch,

Heute fing alles ganz ruhig an, so ruhig es halt sein kann, wenn man mit Amine shoppen geht. Sie hat mir solange die Ohren vollgequietscht mit „SHOPPEN! Ich haben nichts zum anziehen!“, bis ich ihr, meinen Ohren zu liebe, zustimme sie zu begleiten. (Man, Frau! Mir ist bis jetzt noch nicht aufgefallen, dass du nackt zum Dienst erschienen bist!) Meine Ohren haben es mir gedankt, allerdings nur bis zu dem Augenblick als wir bei ihrem Lieblingsshop „Aminuka“ angekommen sind.
Mit einem Aufschrei – meine Ohren klingeln immer noch – stürmt sie hinein.

„Adora! Guck da! Und – wow – sie doch mal, DAS da! Und das dort drüben! Aaaaaaah!“

Amine ist ganz in ihrem Element! Glücklich und mit einem Strahlen im Gesicht wirbelt sie durch die Kleiderständer und probiert ein Outfit nach dem anderen an (Mädl! Es gibt Umkleidekabinen!). Jedes neue Fundstück wird mit einem freudigen Quietscher in meine Richtung quittiert. Zum Glück befinden sich im Moment keine anderen Kunden in dem Laden, oder bzw. nicht mehr…
Ich gehe lieber mal in Deckung bevor, sie mir ein Outfit aufdrängen will! Vielleicht gibt es hier irgendwo einen Starbucks…

..zu spät.

Sie stürmt in einem Sailermoon Outfit auf mich zu und hat ein zweites in der Hand – ich ahne schlimmes.

„ADORA! Los! Partnerlook!“

Hilfe! Eines muß ich jedoch zugeben, ihr steht das Teil ausgezeichnet – es wirkt wie für sie gemacht. Sie sieht darin einfach Klasse aus! Aber ich in sowas? Gibt es außer diesen Gürtel eigentlich auch noch einen Rock dazu?
Eine Jedi sollte immer eine respektable Erscheinung sein und nicht so, so, so bunt mit sowenig Stoff!
Doch Amine ist dermaßen aufgedreht, dass mein „Nein“ bei ihr auf taube Ohren stößt. Statt dessen beginnt sie rum zu zicken und faselt irgendetwas, von Jedi Modemuffel und zuviel Stoff. Nochmals – HILFE!

Die Hilfe kommt in Form einer Meldung von Rosi und rettet mich vor weiteren rum gequietschte.
4000,- Credits dafür, dass wir einen verlorenes Schäfchen wieder zu seinem Vater bringen. Einziger Knackpunkt, die Ausgangssperre Mitternacht muss eingehalten werden. Bis dahin müssen wir den Kleinen wohlbehalten wieder zurück bringen und natürlich hat sein Erzeuger keine Ahnung, wo sich sein Youngster rumtreibt. Wäre ja sonst zu einfach.

Normalerweise würde ich den Auftrag ja ablehnen, einen entlaufenen Sprössling einsammeln? Echt jetzt? Dafür eine Jedi engagieren?
Aber wie soll ich sagen, mein Konto schreit ganz laut JA (Wann tut es das nicht?) und Amine ist nun ruhig. Chef – sie haben die Jedi!

Was wissen wir von dem verschwundenen Jahnu Arun El-Jahrousse (was für fürchterlicher Name)?

1.) Er ist ein braver Schüler einer Polycorp Schule.
2.) Bis vor kurzen hatte er noch eine Freundin.
3.) Seine Eltern haben nichts gegen seine Musik (Huch? das gibt’s noch?)
4.) Er betreibt Sport und spielt gerne virtuelle Games.
5.) Er besitzt ein Taschengeldkonto, mit ausreichend Deckung (hätte ich auch gerne)

Ach ja 6.) seine Eltern sind geschieden und sein Vater hat das große Los gezogen sich um seinen Nachwuchs zu kümmern.

Alles zusammen klingt das äußerst langweilig – warum sollte er dann abhauen? Bzw. warum dann nicht?

Netterweise bekommen wir von seinem Vater die Namen seiner Freunde, Sudi Prahman, Takachiru und Zi Li (Na sowas, gar keine Chantal oder Kevin^^) und seine Kontoauszüge.

Als erstes heißt es unsere Mitstreiter mal einsammeln – am Besten dort, wo es auch Kaffee gibt. Nur Tesla hat diesmal Zeit – ok, ist ja ein einfacher Job, bleibt mehr Kohle für uns.
Diesmal fahre ich, die Uhr tickt und Amine nutzt die Zeit und eines ihrer neuen Outfits (das knappere, auch wenn der Unterschied im Millimeterbereich liegt) und gurrt einen der Freunde an. Ich glaube, es ist Takachiru. Nach dem Stottern von Takachiru zu schließen, fallen ihm gerade die Augen raus. Aber er verrät uns das neue Lieblingsspiel des Verlorenen, Overland und seinen Nicknamen – flamer.
Amine lädt ihn noch ein, sie im Cosplay zu besuchen. (He, reiß dich zusammen! Der Typ ist noch minderjährig!)

Im Starbucks versuche ich aus den Kontodaten schlau zu werden. Nix, nada – zu viel Input und zu wenig Koffein.
Ok, ich versuche es mal anders und erstelle eine virtuelle Heatmap (HA! Auch ich kenne schlaue Wörter!) der Kontobewegungen und siehe da, es fallen ein paar Hotspots an. Einer sticht besonders heraus, ein Eso-Laden.

Tesla hat inzwischen Glück mit dem Versuch im Starbucks und den umliegenden Geschäften durch geschicktes (kicher) Fragen heraus zu finden, ob Jahnu vor kurzem hier war. Tja auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn und tatsächlich war der Knabe mit seiner Freundin Zi heute hier.

Amine versucht mit Hilfe des Spiels Overland etwas mehr über den Gesuchten herausfinden kann. Leider stellt sich das als eine Sackgasse heraus. Es gibt scheinbar doch Firewalls die Amine widerstehen können.

Wärendessen überprüft Tesla im AllFace die öffentlichen Profile der Kiddies und ihre Party Outfits dort sehen mir ganz nach einem Industrial Style aus – ok, nicht schlecht. Auffällig sind Anhänger mit denen sie ihre Outfit ausgestattet haben. Zufall oder haben die eine Bedeutung? Keine Ahnung – aber das läßt sich sicher noch heraus finden.

Leicht säuerlich teilt uns Amine mit, dass sie versucht hat Zi anzurufen und sich eine gewaltige (Nein, das hat sie nicht zugegeben, aber ihr Gesicht spricht Bände) Abfuhr geholt hat. Unglücklicherweise hat sie Jahnus Vater erwähnt und nun ist der Sohnemann vorgewarnt.

Weiter im Text – der Eso-Laden. Ein schneller Anruf von mir und schon wissen wir, dass dort diese Anhänger verkauft werden. In Ermangelung einer besseren Eingebung, steht also unser nächstes Ziel fest.
Ok, einen Eso-Laden haben ich mir anders vorgestellt. Vielleicht etwas kleiner und verträumter…

Au! Meine Ohren! Der Quietscher übertrifft alles! Amine schießt an mir vorbei. Hat sie nicht am Vormittag genug Credits ausgegeben?
Scheinbar nicht..
Und Ja, Amine ich sehe deinen sehnsüchtigen Blick und ja, ich ignoriere ihn, denn ich brauche immer noch keine neuen Klamotten. Während Amine sich nach einem neuen Opfer umsieht und findet – Tesla – erkundige ich mich bei der Verkäuferin über Jahnu und tatsächlich hat der Gute eine einiges an Credits hiergelassen und jede Menge Anhänger gekauft (natürlich nicht nur).

Da wir uns scheinbar in der Industrial Szene  bewegen, nehme ich doch noch einen schwarzen Mantel mit – nur der Tarnung wegen. Ach ja und einen dieser Anhänger.
Tesla ist jedoch kaum wieder zu erkennen. Er wurde von seiner Stylistin Amine zu einem komplett neuem Outift überredet.
Er hat einfach nicht die mentale Stärke einer Jedi um sich Amine widersetzen zu können. Da braucht es einiges! Vielleicht liegt es aber auch an dem Testeron und an dem kaum vorhanden Klamotten, in dem Amine steckt…
Auf jeden Fall steckt er nun in einem schwarzen Netzleiberl und Lackhosen. Doch ganz wohl scheint er sich nicht in den Klamotten zu fühlen. Es hilft auch nicht wirklich, dass unser blauer Gummiball ganz begeistert um ihn herum hüpft. Aber es lenkt ihn eindeutig von seinen Klamotten ab. (grins)

Kopfschüttelnd gehe ich nach draußen und rufe Raffaela an. Ich bitte sie um Hilfe im Zusammenhang mit den Anhänger und Szenepartys. Zum Glück für uns hat sie ein paar Infos darüber. Die Anhänger tauchen im Zusammenhang mit drei Flashpartys auf, die es in letzter Zeit gegeben hat und immer mit einem gewissen John Marks. Der Typ scheint eine heiße Nummer in der Szene zu sein.

Allerdings stehen wir nun ohne eine konkrete Idee da, wie wir weitermachen sollen. Da erreicht uns eine Nachricht, da unser verlorenes Schaf sich eine Fahrkarte für die U-Bahn gekauft hat und da kommt unser Tesla wieder ins Spiel – He, der Junge macht sich!
Mit seiner Hilfe können wir das Schaf auf den Überwachungskameras lokalisieren.
Wir brausen los (unterwegs sammeln wir noch unser Zeugs ein. Waffen, Rüstung, usw… ).

Doch leider ist der Vorsprung zu groß – Jahnu und seine Freunde sind 10 Minuten früher da (da – das heißt in diesem Fall, 10 Minuten nicht mehr auf einer Kamera zu sehen *grmpf*)
Wir sind in einem Industrieviertel gelandet und kurven etwas planlos rum, als und ein paar schwarze Lieferwagen auffallen. Eine Gruppe von Leuten lädt Zeugs aus, das verdächtigt nach Konzert aussieht. Ein blindes Huhn… hmm, ich glaube ich wiederhole mich…

Ok, das heißt Parkplatz suchen. Meine Long Barrel bleibt im Kofferraum *seufz*, aber mein Schwert kommt mit, DAS bleibt sicher nicht in irgend einem Kofferraum.
Da die Partytime noch nicht gekommen ist, helfen wir mit beim Bühnenaufbau. Ja, auch eine Jedi kann arbeiten!
Es wird wirklich verdammt knapp, die Uhr tickt immer weiter und uns geht die Zeit aus.

Kurz vor 23 Uhr ist es endlich soweit! Die Massen strömen herein. Taps müssen abgedreht werden. Ist Ok.
Wir versuchen in dem düsteren Licht und den Unmengen an Leuten unser Zielobjekt zu finden. Die Musik setzt ein. Meine malträtierten Ohren beginnen wieder zu jammern. Nun weiß ich was ich vergessen habe – Ohrstöpsel!

Doch dort ich sehe ihn! Keine Chance die anderen über Com Bescheid zugeben, der Lärmpegel ist einfach zu hoch. Also fahre ich mein Laserschwert aus und tanze geschickt und äußerst elegant Richtung Jahnu und hoffe, dass die anderen mich sehen. Aber mein Lichtschwert sollte nicht zu übersehen sein.

Wie erwartet schaltet unserer Lämmchen auf stur und will nicht mit uns mit. Selbst als ich ihm ins Ohr brülle, dass die Polizei im Anmarsch ist.
Naja, Bürschchen bist du nicht willig, dann brauche ich Gewalt – gegen eine Jedi hast du keine Chance, dass wirst du schon noch lernen. Seine Freundin Zi versucht mich aufzuhalten. Doch ich bekomme Hilfe von Amine – ich glaube, sie ist noch immer stinkig über die Abfuhr – sie kümmert sich seine Freundin.

Schön langsam wird die Menge um uns doch etwas unruhig, da es langsam offensichtlich wird, dass wir nicht zu der Höllenmusik tanzen. Da wird es plötzlich dunkel, im wahrsten Sinne des Wortes. Tesla, hat am Strom gedreht… der Junge ist heute wirklich gut drauf, ich bin ehrlich überrascht. Der  Bursche kann doch etwas!

Wir kämpfen uns im dunkel durch die Menge. Da! Endlich der Ausgang. Das darf doch nicht war sein. Diese Pseudo Security will sich echt mit mir anlegen? Nicht jetzt Jungs. Meine Nerven sind heute schon zu sehr strapaziert worden und uns geht die Zeit aus. Cinderella muss um Mitternacht zu Hause sein!

Langsam fahre ich mein Lichtschwert aus, den Kopf gesenkt, der schwarze Mantel flattert im Wind (Wind, hm, welcher Wind – egal es passt gerade so schön), violette Funken tanzen über die Klinge…

Welche Security?

Der Rest ist eigentlich kaum der Rede wert. Wir liefern Sohnemann beim Treffpunkt ab und machen uns auf den Weg zum Cosplay auf einen Absacker als…

… es erstens anders kommt und zweitens…

Eine Nacht unter Strom

PROLOG

Ich bin wieder zu Hause in meinen eigenen vier Wänden. Ich bin mehr bei der Tür herein gekrochen als gegangen. Die vergangenen Stunden waren sogar für meine fast unerschöpfliche Energie zu viel. Und ich bin – happy! Wer hätte das gedacht?

Der einzige dicke schwarze Punkt in meinem Lebensbild ist jedoch, dass Adora mehr als sauer auf mich sein dürfte. Ich hoffe dass ich das bald wieder hinbiegen kann. Cocktails und Küsschen heißt mein Rezept dazu. Aber erst muss ich mich einmal ausgiebig ausschlafen.

Vor dem Einschlafen lasse ich mir die Ereignisse noch einmal durch den Kopf gehen…

EINS

Der Raucher hat gerufen und wir kommen! Und damit uns nicht so schnell die Luft ausgeht organisiert Adora Kaffee für alle. Mit von der Partie sind diesmal Adora (kein Run ohne mein Herzblatt), Chimera, Tesla und Brad Majors.

Chimera und Brad muss ich noch verständigen, die waren beim Spaß mit dem Milchbubi JAE (siehe hier) nicht dabei. Und umziehen muss ich mich auch noch. Dem Raucher möchte ich nicht im Industrial-Outfit gegenüber treten. Ich fische mein Sailor-Moon-Outfit aus dem Kofferraum unseres Leihwagens und ziehe mich gleich auf dem Parkplatz um.

In einer Videokonferenz berichte ich Chimera und Brad Majors von unseren letzten Abenteuern und dem neuen Auftrag des Rauchers. Als ich in Unterwäsche neben dem Wagen stehe frage ich mich wieso Brad Majors so große Augen macht. Ach – meine Schuld – wieso habe ich eigentlich eine Videokonferenz gestartet? Böse Amine! Außerdem brauch ich hier eigentlich nicht prüde sein (woanders eigentlich auch nicht). Tesla in seinem heißem Netz- und Lackoutfit ist ja kaum weniger sexy als ich unterwegs.

Die Zeit drängt, schnell zu Chimera gefahren, die heute eher defensiv gekleidet ist. Ich muss bald herausfinden wo sie Fell an ihrem Körper hat und wo nicht. Bei Chimera erwartet uns auch Brad, der an ihrer Tür Sturm klingelt was für eine gute Stimmung zwischen den beiden sorgt (nicht).

Nun komplett brechen wir zum vereinbarten Treffpunkt mit dem Raucher auf, der wieder im Industriegebiet auf dem Gelände der Firma Chemofarm liegt. Im Schatten des Hauptgebäudes steht ein schwarzer Sattelschlepper, daneben eine schwarze Limousine. Neben dem Truck stehen zwei dunkel gekleidete Personen und im Schatten verrät eine aufglühende Zigarette die Position des Rauchers.

ZWEI

Bevor wir aus dem Auto aussteigen warne ich die anderen noch – mit dem Raucher ist nicht zu spaßen. Der Raucher ist heute teuer gekleidet, in einem dunklen Anzug. Sein Anliegen klingt harmlos – wir sollen ein neues Stück Technik für ihn ausprobieren.

Im Nachhinein klingt das recht nüchtern und harmlos. Doch ich kenne den Raucher schon lange. Harmlos ist kein Attribut das ich geistig auch nur in seine Nähe kommen lassen würde. Dementsprechend aufgeregt bin ich. Ich zittere innerlich vor dem was nun auf uns zu kommt. Und ich weiß dass ich keine Chance habe diesen Auftrag abzulehnen.

Schnell stimme ich zu und betrete das High-Tech-Labor im Sattelschlepper, gefolgt vom Rest meiner Truppe. Der Großteil des Raums im Labor wird von Pods/Standliegen eingenommen. Aus dem Kopfbereich der Pods quellen unzählige Kabel die in Elektroden (?) enden. Für mich sieht das nach VR-Equipment aus, nur zumindest zwei Generationen weiter als alles was derzeit auf dem Markt ist. Der Raucher hat die besten Spielzeuge! Wow!

Wir werden von einer südländisch aussehenden (gut aussehenden) Dame auf Spanisch begrüßt – kein Problem, ich kann in fünf Sprachen flirten und Spanisch ist eine davon. Die Zeit drängt offensichtlich, über den Pods zählt ein großes Display die Zeit rückwärts. Wir stehen nun bei 90 Minuten.

Über meinen TAP erhalte ich – per anonymer Botschaft die Auftragsbeschreibung. Vor uns steht eine Anlage die eine neue Form des Hackens ermöglicht – „Ghosting“. Bei einem ersten Probelauf sollen wir Informationen zu einem „Austausch“ sammeln. So weit so unkonkret. Während ich noch die Anlage bewundere lassen sich Brad und Tesla bereits in den Pods nieder und an die Elektroden anschließen. Tesla droht vorher noch mit Vergeltung, falls ihm etwas zustößt. Mit Mühe unterdrücke ich einen lauten Seufzer und verdrehe meine Augen. Mit wem glaubt er hat er es hier zu tun? Wenn der Raucher will verschwinden wir innerhalb von Stunden vom Antlitz dieser Erde. Ich hoffe er hat so bald keine weitere „Sternstunde“.

Als die Reihe an mir ist kann ich mich nicht überwinden. Ein Blick in Adoras Gesicht zeigt mir dass sie eher abwartet bis die Hölle zufriert und ich diesen Weg ohne sie gehen werden muss. Ich trete auf sie zu und nehme ihre Hände in meine. Meine Augen blicken tief in ihre. Die folgenden Sätze kommen aus dem tiefsten Grunde meines Herzens:

Adora – entscheide wie du möchtest. Es wird das richtige sein. Bitte umarme mich noch einmal. Ich möchte nicht alleine in diese Welt gehen. Bitte lass mich nicht allein.

Dann versagt mir die Stimme. Die Tränen die in Adoras Augen treten sagen mir, dass ich diesen Weg doch nicht alleine gehen werden muss. Und ich weiß dass ich später den Preis dafür zahlen werde. Den Preis dafür, dass meine liebste Jedi mit der dunklen Seite der Macht – repräsentiert durch den Raucher – in Berührung kommt.

Kurze Zeit später sind wir alle in den Pods und mit der Anlage verbunden. Auch Chimera kann mit – offensichtlich ist kein TAP dafür notwendig. Wir wählen noch unsere Safewords für den Notausstieg aus der virtuellen Welt. Yoda (ratet wer), Safeword (wie einfallsreich) und Schmetterling (ich denke an dich Sarah).

DREI

Das System fährt hoch, der Truck setzt sich in Bewegung (wofür das?) und die spanische Lady teilt uns mit, dass wir in den Link geschickt werden. Die Reise könnte holprig werden. Kurze Zeit später schwebt mein Bewusstsein außerhalb meines Körpers in absoluter Schwärze. Ich kenne das von anderen Hacks in VR-Systemen. Nur ist dann der Übergang fast nahtlos. Kein Verweilen in der Dunkelheit. Und ich bin nicht allein in der Dunkelheit. Wir alle haben den Einstieg geschafft und können miteinander reden aber einander nicht sehen. Nur die Präsenz von Adora ist mehr als greifbar in meiner Nähe. Und ihre Emotion ist mehr als spürbar. Ärger in seiner puren heißen Form. Vorsicht Mylady – hier beginnt der Weg zur dunklen Seite der Macht. Ich verkneif mir aber jede Bemerkung und verberge meine Erleichterung mit einem kleinen Flirt mit der spanischen Lady.

Die Schwärze wird beiseite gewischt, wir sind in der neuen Welt angekommen und erfahren sie durch die Augen einer Frau die in einem Meetingraum steht. An dem Echtholztisch sitzen Männer in dunklen Anzügen. Auf dem Tisch Vertragsunterlagen. Und im Blickfeld der Lady das Symbol für einen eingehenden Anruf, den sie mit knappen Worten abweist. Oder doch annimmt? Meine Erinnerung ist hier unklar. Denn kurze Zeit später steht die Lady auf dem Gang und telefoniert mit ihrem Freund (Liebhaber?) – Adora findet es heraus indem sie direkt in die Haut der Lady schlüpft. Die Lady macht mit ihrem hübschen asiatischen Freund ein späteres Treffen im „Indigo“ aus und kehrt in den Meetingraum zurück. Und der Anruf ist noch nicht beendet – das Icon pulsiert noch aktiv. Oder trügt mich auch hier die Erinnerung?

Und dann friert die Welt ein! Unsere Spanierin teilt uns besorgt mit, dass wir in einer Schleife hängen. Zehn Minuten bleiben uns um zu entkommen, danach muss das „Ghosting“ abgebrochen werden. Aber wie sollen wir das bewerkstelligen?

Wir analysieren unsere Situation. Chimera findet heraus, dass der Detailgrad der virtuellen Welt variiert. Im Blickfeld der Lady viele Details, hinter ihr weniger Details. Als würde die Übertragung direkt aus ihrem Kopf stammen. Adora setzt ihre Macht ein um Bewegung in die Szene zu bringen.  Das war keine gute Idee. Es wird dunkler in der virtuellen Welt, Donner ist zu hören. Der Link wird instabiler. Ich spüre die Schleife in der wir stecken fast körperlich, meine Hacking-Skills bringen aber kein greifbares Ergebnis.

Auf Anraten von Adora trenne ich die Verbindung der Lady mit ihrem Freund. Damit ist der gordische Knoten durchtrennt. Es kommt wieder Bewegung in die Welt.

Wir durchlaufen eine Reihe von Szenen…

VIER

Szenenwechsel

Die Lady steht vor einem Kind und reicht ihm ein Eis. Das Kind stürzt sich mit Vergnügen auf das Eis.

Szenenwechsel

Die Lady wird in der Nacht in ihrem Auto von zwei (falschen?) Polizisten angehalten und zum Aussteigen aufgefordert.

Freeze!

Hektisch suchen wir einen Ausweg aus der Gefahrensituation. Brad drückt für die Lady aufs Gaspedal und der Wagen saust davon.

Szenenwechsel

Die Lady steht auf der Damentoilette eines Pubs. Wir sehen im Spiegel zum ersten ihr hübsches asiatisches Gesicht. Gestresst! Furcht! Und eine kleine metallische Box in ihrer Handtasche. In einer dunklen Flüssigkeit schwimmt ein kleines DING, halb technisch halb organisch.

Szenenwechsel

Im Morgengauen in einem Hotelzimmer. Im Bett liegt der hübsche asiatische Liebhaber (was sonst – er ist nackt!). Die Kleider der beiden liegen überall im Zimmer verstreut. Die Lady fährt im spielerisch durchs Haar.

Freeze!

Adora visualisiert einen intensiven Kuss (gerade ihr Mylady! gerade ihr!).

Szenenwechsel

Dasselbe Hotelzimmer. Die Lady blickt zurück auf ihren Liebhaber. Sie wendet sich zum gehen. Ihre Handtasche hat sie mit.

Szenenwechsel

Ein deutlich teureres Hotelzimmer. Ein deutlich älterer nackter Mann im Bett. In der Hand der Lady das DING aus der Metallbox. Sie tritt auf das Bett zu.

Szenenwechsel

Videocall mit ihrem Liebhaber – „jaja, es ist alles in Ordnung!“.

Szenenwechsel

Eine dunkle Gasse. Die Lady wird von einer dunklen bedrohlichen Gestalt verfolgt. Lauf Lady! Rein in die nächste Seitengasse. Die Lady wird von einem bulligen Typ mit einer Waffe im Anschlag gestoppt. Aus der Waffe löst sich wie in Zeitlupe ein Schuss. Das Projektil fliegt auf mich/uns/die Lady zu.

„SCHMETTERLING!“.

Ich bin nicht der erste der die Reißleine zieht. Eine Ewigkeit schwebe ich in der bekannten Schwärze. Langsam kehre ich in die Realität zurück.

FÜNF

Wir sind alle rechtzeitig aus der virtuellen Welt entkommen. Auch Adora die offensichtlich bis zum letzten Augenblick gewartet hat um sicher zu stellen dass wir alle entkommen können. Adora – du hast das Herz einer Löwin! Und mich beschleicht ein ungutes Gefühl…

Adora tritt auf den letzten Pod im Labor zu. Das Wesen im Pod wird von einem schwarzen Tuch verhüllt das Adora nun anhebt. Der Körper einer jungen asiatischen Frau. Ihr Unterkiefer ist zerfetzt, genauso wie Teile ihres Oberkörpers. Drähte in ihrem Kopf, der Körper halb eingetaucht in eine undefinierbare Flüssigkeit. Eine lebende Leiche… Der Countdown steht nun bei 32 Minuten. 32 Minuten nach denen wohl jeder Lebensfunke im diesem geschundenen Körper erloschen sein wird.

Der Raucher liefert uns die Akte der Frau. Yunko Toro arbeitete im Marketing einer technischen Agentur. Ein ungefährlicher Job eigentlich. Und ihr Körper wurde vor zwei Stunden gefunden… Erschossen. Und wir haben die letzten Erinnerungen in ihrem Kopf durchlebt. „Ghosting“ – wie passend und wie dunkel. Ich wage es kaum Adora ins Gesicht zu blicken.

Uns bleibt keine Zeit zum Nachdenken – wir eröffnen eine Videokonferenz mit dem Raucher. Ich schildere ihm die Ereignisse. Der Raucher braucht weitere Hinweise denen er nachgehen kann und wir versuchen uns an so viele Details als möglich zu erinnern.

Haben wir die Ereignisse in der richtigen Zeitabfolge erlebt?

Ich denke schon…

Gibt es Orte die wir wiedererkennen würden?

Klar – den Meetingraum. Und auch das Hotelzimmer des älteren Mannes im Yamaka (danke Chimera). Und das des jüngeren Mannes im „Don Eneas“.

Wie sah der Mörder der Frau aus?

Adora erinnert sich an seine militärische Körperpanzerung, die Narbe über seinem Auge und das Blitzsymbol das seinen Ohrring ziert.

Das sind zwar gute Hinweise – aber wir brauchen noch mehr. Auf Anraten von Adora hacke ich den TAP der sterbenden Frau. So etwas habe ich noch nie gemacht. Aus gutem Grund. Ihr Lebenslicht erlischt und mit ihr stirbt auch ihr TAP. Das Risiko ist immens doch mir ist klar, dass ich keine Wahl habe.

In letzter Sekunde kann ich in den Mahlstrom ihres sterbenden Bewusstseins eintauchen und ihre Kontaktliste, ihren GPS-Trail und die Liste der letzten Informationsabfragen extrahieren. Während des panischen Ausstiegs aus dem TAP habe ich für den kurzen Augenblick die Angst mit in den Tod gerissen zu werden. Doch wie durch ein Wunder stabilisiert sich die Umgebung für kurze Zeit wieder. Ich bin raus! Und sehe wie Adora den Kopf der Frau in Händen hält. 

Ich kann ihren Blick nicht deuten und sie liefert mir auch keine Erklärung. Wir beide haben ein langes intensives Gespräch vor uns wenn dieses Abenteuer überstanden ist.

SECHS

Es ist vorbei – wir haben unseren Auftrag erfüllt. Oder nicht? Sollen wir weitermachen? Sollen wir herausfinden warum Yunko getötet wurde? Was es mit dem DING aus der Metallbox auf sich hat?

Eine heiße Diskussion in der Gruppe entsteht. Ich möchte unbedingt weitermachen und habe damit auch Tesla auf meiner Seite. Chimera und Adora sind weniger motiviert um es höflich zu sagen und Brad rührt keinen Finger mehr ohne Bezahlung.

Und dann verschwinden Adora und Chimera für ein Gespräch unter vier Augen. Und sind dann plötzlich beide dafür weiterzumachen. Was passiert hier?

Brad verhandelt mit dem Raucher. Er will nun endlich Geld sehen. Und das in einem Ton, den ich mir gegenüber dem Raucher niemals erlauben würde. Dementsprechend werde ich immer kleiner und versuche mich unsichtbar zu machen, was jedoch nicht gelingt. Und auch der Raucher wird im Laufe der Verhandlungen immer ruhiger, das ist kein gutes Zeichen.

Brad pokert hoch – wir erhalten 20.000 Credits wenn wir den Fall in den nächsten sechs Stunden aufklären. Ich weiß genauso gut wie der Raucher dass das kaum möglich sein wird.

Aber zumindest bekomme ich die Kontaktdaten der hübschen spanischen Lady. Egal was die Nacht noch bringt – ich gehe nicht leer aus.

Und zur Sicherheit checke ich noch den TAP von Adora – und finde nichts. Sie vertraut dem Raucher nicht und auch mir erst nach einer längeren ernsthaften Diskussion. Adora – wir müssen dringend über die Dinge sprechen die seit kurzem zwischen uns stehen.

SIEBEN

Es geht also weiter – mit voller gemeinsamer Kraft tragen wir Informationen zusammen:

Der junge Liebhaber von Yunko heißt Tadao Pak. Er arbeitet im Sales eines mittelständischen Konzerns die Neuro-Chips herstellt. Er ist relativ neu in der Stadt, hat dennoch schon Kontakt zu vielen Frauen und achtet sehr auf sein gutes Image in den sozialen Netzwerken.

Yunko Toro arbeitet im Marketing einer technischen Agentur mit dem Namen Rikscha und Partners die sich um einen Auftrag von XIAO Communications beworben haben. Es geht wohl um die Ausweitung der Marktmacht des ohnehin schon großen Telekommunikationskonzerns.

Adora heuert zur Unterstützung noch Raffaella an – sie soll mehr über den Killer Yunkos herausfinden. Später wird sie uns mitteilen, dass der Killer wahrscheinlich für die russische Mafia arbeitet und uns ein Bild in geringer Auflösung von ihm liefern.

Und auch der zeitliche Ablauf wird nun klarer. Yunko hat sich in den letzten Tagen zweimal mit Tadao getroffen. Vor und nach dem Stelldichein mit dem älteren Manager. Dieser Mann arbeitet im höheren Management bei XIAO, war der Leiter des Meetings das wir aus Yunkos Perspektive gesehen haben und mit hoher Wahrscheinlichkeit für die Vergabe des Auftrags verantwortlich, um den Yunko gekämpft hat. Mit allen legalen und wie es immer mehr aussieht auch illegalen Mitteln.

Und langsam wird die Geschichte immer klarer – wir haben folgende Theorie:

Yunko will den Auftrag mit allen Mitteln an Land ziehen. Von ihrem Liebhaber erhält sie einen Neuro-Chip (denkt an die Wanze aus der alten Komödie „Matrix“ die Neo eingesetzt wird), der für die Stabilisierung von psychisch kranken Personen eingesetzt wird. Und der auch zur Beeinflussung von psychisch völlig gesunden Personen eingesetzt werden kann. 

Sollte Yunko es geschafft haben den Chip dem Manager zu implantieren – hat sie ihn mehr oder weniger unter ihrer Kontrolle und Auftrag mit Sicherheit in der Tasche.

ACHT

Unsere Geschichte kann eigentlich nur von einer Person bestätigt werden – Tadao Pak. Wir müssen den jungen Mann so schnell wie möglich finden und zum Reden bringen.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit hält er sich an einem von drei Orten auf: noch im Hotel „Don Eneas“, in seinem Appartement oder im Restaurant „Indigo“ (wie ausgemacht mit Yunko).

Ich kläre mit einem Anruf schnell und einfach, dass er nicht mehr im „Don Eneas“ ist. Kurze Zeit später treffen wir bei seinem Appartement ein, das in einem Hochhaus mit Empfang und Security liegt.

Und wer darf wieder mal süß aussehen, auf hohen Absätzen zum Empfang trippeln, der Security den Kopf verdrehen und herausfinden in welchen Appartement Tadao Pak wohnt und ob er da ist? Wer wohl?

Anyway – ich finde heraus wo er genau wohnt und dass er nicht da ist. Offensichtlich hat Tadao so oft Damenbesuch dass eine schnuckelige Amine mehr da auch nicht mehr verdächtig wirkt – gut.

Somit bleibt nur mehr ein Ort an dem wir Tadao finden können – das Restaurant Indigo. Rein ins Auto – aber langsam merke ich wie mir die Energie ausgeht. Aber Chimera weiß Hilfe, das Zeug das sie mir verabreicht macht mich wieder munter! Zu munter für den Geschmack des Rests der Runde. Aber hey – ich steh drauf!

Das Indigo ist ein edler Schuppen in dem Backsteinarchitektur durch viele blanke weiße Oberflächen perfekt ergänzt wird. Große Glasfronten geben den Blick ins Lokalinnere frei. Hier gibt es internationale Küche – beim Anblick des Sushis auf den Tellern der Gäste läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Wann habe ich eigentlich das letzte mal etwas anderes als Kaffee zu mir genommen?

An einem der Tische weiter hinten im Lokal entdecken wir dann auch Tadao Pak – endlich! Nur wie bringen wir ihn aus dem Lokal?

Und wer darf wieder mal süß aussehen, auf hohen Absätzen zum Tisch von Tadao trippeln, ihm den Kopf verdrehen und ihn aus dem Lokal locken? Wiederhole ich mich?

Also drehe ich die Nanoeffekte meines Sailor-Moon-Outfits auf Maximum, strecke meinen Rücken und meine wundervollen langen Beine und stehe kurze Zeit später vor dem Tisch von Tadao. Der mich mit einem kurzen „Heute nicht!“ abweist.

Halt Freundchen – das haben wir nicht ausgemacht. Ich bin unwiderstehlich und du sollst augenblicklich den Verstand ausschalten und mich aus dem Lokal begleiten. Na dann halte auf die direkte Art: „Ich habe Nachricht von Yunko. Ich muss mich mit dir unterhalten. Unter vier Augen. Begleite mich aus dem Lokal!“. Ich lasse meine Augen funkeln – und es wirkt. Knapp aber doch.

Widerstrebend folgt mir Tadao aus dem Lokal und er läuft dem Rest meiner Runde in die Arme. Sofort versucht er zurück ins Lokal zu flüchten, gute Worte können ihn nicht zurück halten. Aber die Pistole die Brad auf ihn richtet kann ihn dann doch zum Bleiben bewegen.

Dann geht alles ganz schnell. Die Todesnachricht von Yunko und die Pistole von Brad brechen seinen Willen. Er legt alle Fakten auf den Tisch.

Der Chip den Yunko dem Manager eingepflanzt hat war ein PAK-Prototyp der Generation 3, der direkt auf das Gehirn wirkt. Dieser Chip verbindet sich völlig mit der Zielperson und ist nach einigen Tagen auch mit guten diagnostischen Mitteln nur mehr schwer zu finden. Die Beeinflussung durch den Chip war erfolgreich – der Auftrag für Yunkos Firma wurde unterzeichnet.

Zwei weitere Firmen waren im Rennen um den Auftrag – Valao Tech und Bushmann&Bushmann. Eine dieser Firmen wird wohl Verbindungen zur russischen Mafia haben. Aber das können wir nicht nachweisen.

Der Fall ist gelöst – ich teile dem Raucher alle Fakten mit. Er will die Koordinaten von Tadao haben. Tadao wird wohl innerhalb der nächsten Stunde unauffällig und unauffindbar verschwinden. Auf unseren Konten landen jeweils 5000 Credits. Und als Zeichen für den subtilen Humor des Rauchers erhalte ich noch ein Video zugeschickt, das einen  Techniker zeigt wie er unseren filmreifen Auftritt aus dem Überwachungssystem des Indigo löscht.

EPILOG

Für mich ist der Abend dann noch immer nicht zu Ende – ich habe noch die Gelegenheit beim Schopf gepackt und mich bei der Person gemeldet die mir einen Flug über die Stadt im Privatjet mit Musik meiner Wahl angeboten hat. Die recht freizügigen Bilder, die ich mitgeschickt habe waren wohl recht motivierend mir schnell zu antworten. Samstag Abend um 21 Uhr habe ich ein Date! Und danach werde ich mich wohl bei der süßen Spanierin melden.

Und danach?

Schon bald  muss ich aus dem sich immer schneller drehenden Karussell aussteigen. Schon bald muss ich mich mit Adora treffen, ihr in die Augen schauen, herausfinden wie es ihr geht und wie wir zu einander stehen.

Und vor diesem Augenblick der Wahrheit zittere ich mehr als ein wenig. Er wird entscheiden ob ich ihr in meinen späteren Leben offenbaren kann was ich wirklich für sie empfinde.

Adora – wie steht es um dich und mich?