Hallo Tagebuch,
…ja es gibt viele Wege zur dunklen Seite der Macht und sie sind immer an den Orten, wo man sie am wenigsten erwartet.
Aber zuerst zurück zum Anfang. Eben noch müde und mit Vorfreude auf einen gemütlichen Drink im Cosplay, als uns *seufz*, unsere alten Sünden einholen. Um genau zu sein, der Raucher meldet sich und erinnert uns daran, dass wir ihm noch einen Gefallen schulden. Ok, wird ja nicht so schlimm sein (der Witz war gut, oder?) und dann sehe ich diesen ominösen Kerl endlich mal. Aus den diversen Andeutungen von Amine bin ich bis jetzt nicht wirklich schlau geworden. Es wird Zeit, dass ich mir ein eigenes Bild mache.
Aber es geht ja nicht nur um uns drei. Da stecken auch die anderen mit drinnen, also wird es Zeit sie daran zu erinnern. Keine Sorge Leute, ich vergesse euch schon nicht – mit gefangen mit gehangen oder so.
Aber nicht ohne Kaffee! Die Nacht verspricht ja noch länger zu werden und ich glaube, wir werden alle eine große Dosis davon brauchen, bis das hier erledigt ist und ohne meine schwarze Droge rühre ich keinen Finger!
Amine bringt per Videokonferenz Brad und Chimera auf den neuesten Stand, während sie vor ihnen strippt – oder umzieht… oder was auch immer.. auf einem Parkplatz… (macht sie das eigentlich absichtlich? Streich das aus Protokoll, es ist Amine…). Endlich hat sie es geschafft sich in ihr Sailor Moon Outfit zu zwängen (ganz ohne Schuhlöffel) und die beiden auf der anderen Seite sind nun auf den neuesten Stand. Wieviel bei ihnen wirklich angekommen ist, weiß ich jedoch nicht – Amine kann ganz schön ablenkend sein…
Und schon drängt Madame zur Eile. (Ach ja? Jetzt drängt es? Tztztztztz, davon war aber nichts zu merken, als du in Unterwäsche vor Chimera und Brad hin und her gewackelt bist. Ja, ja, jeder hat so seine Prioritäten…)
Na gut. Schwingen wir uns wieder in den Wagen und fahren rüber zu Chimera. Brad ist schon dort und malträtiert mit einem breiten Grinsen und wachsender Begeisterung einen armen Klingelknopf. Warum auch immer er soviel Spaß dabei hat…
Als jedoch Chimera mit einem wütenden Fauchen aus der Tür geschossen kommt, ist alles klar – Miezi ärgern! 🙂
Kinder! Haben sich alle beruhigt? Alle da? Ok, dann auf zum Treffpunkt. Der, welche Überraschung, liegt im Industrieviertel. Sehr beliebte Gegend im Moment, wie es scheint – vielleicht ist es gerade trendy…
Bei dem Gedanken daran, drängt sich mir die Frage auf, wenn trendy, wer ist dann der Trendsetter? Und gibt es auch eine Top Ten Liste? Aber es gibt Fragen, auf die brauche ich nicht unbedingt eine Antwort.
Weiter im Text. Hinter einem der Gebäude im Schatten steht ein schwarzer Truck mit einem Anhänger und eine Limousine. Daneben sind gerade noch so zwei dunkle Gestalten zu erkennen und oh, das Glühen einer Zigarette verrät, dass der Hauptakteur auch bereits da ist. Perfekt, dann kann es ja losgehen.
Oh, man ich habe da echt ein ganz mieses Gefühl in der Magengegend…
Noch im Auto warnt uns Amine, leicht hysterisch, vor dem Raucher.
„Tut ja nichts unüberlegtes! Bleibt höflich! Und…, und…“
Hmmm, etwas zum beruhigen wäre wohl nicht verkehrt, bevor sie uns die Nerven wegschmeißt. Leider habe ich nichts dabei. Vielleicht hat Chimera ja etwas Baldrian mit… Ich werde sie später mal fragen.
Die beiden Typen bei dem Truck sind wandelnde Klischees – ein Trucker und ein technischer Laborheini. Sonst ist niemand zu sehen, außer unserem Auftraggeber. Aber so wie sich verhalten, dürften sich noch mehr Leute im Hintergrund verstecken.
Na, so gefährlich sind wir auch wieder nicht – oder ist es der Inhalt des Trucks? Hmm, das kitzelt meine Neugier… Von außen kann man auf jeden Fall nichts erkennen, außer dass er eben schwarz ist. Ok, das Geheimnis des Trucks wird sich schon noch lüften. Hören wir uns mal an, was der dritte im Bunde zu sagen hat.
Der Raucher.. endlich sehe ich ihn mal persönlich… ein Typ im teuren Anzug und dunkler Ausstrahlung mit einem ernsten Nikotinproblem.
Oh ja, die dunkle Seite ist stark in dir Bursche! Doch eine Jedi schüchterst du nicht so leicht ein! Da gehört schon einiges mehr dazu als nur unheimlich in der Gegend rumzuglühen.
Amine jedoch kriecht förmlich vor ihm, widerlich. (Frau! Zeig etwas mehr Rückrad!)
Ok – zu unserem Auftrag: Er hat ein neues Spielzeug bekommen (ich will nicht wissen wie) und das sollen wir für ihn ausprobieren. Fein, das klingt einfach, zu einfach – wo ist der Haken? Noch nicht zu sehen…
Aber TADA! Überraschung! Der Anhänger des Trucks entpuppt sich als ein High-Tech Labor und ich fühle mich sofort in die kalte, sterile Komandozentrale eines Todesstern versetzt. Da hilft es auch recht wenig, dass uns eine Dame im Laborkittel auf spanisch entgegenstrahlt. Spanisch? Spanisch, kann ich!
Wortgewand, wie es sich für eine Jedi gehört, grüße ich sie höflich und ignoriere sie dann. An einer Wand des Trucks hängt eine digitale Uhr und zählt die Sekunden, von 90 Minuten abwärts. Irgendwie scheint die Dame unter Zeitdruck zu stehen. Immer dieser Stress…
Auf einmal rasselt eine Nachricht über mein Tap herein. Die Anrufkennung ist unterdrückt – war ja klar. Die genauere Auftragsbeschreibung, der Haken, war auch klar.
Dieses ganze neue High-Tech Zeugs soll eine neue Form von Hacking, namens Ghosting, ermöglichen. Keine Ahnung was das ist, aber ist ja auch ganz neu und fürchterlich geheim. Wir sollen den ersten Probelauf mit dem Ding unternehmen. Echt Klasse.
So nebenbei sollen wir alles über einen Raub bzw. den Hintergrund dafür heraus finden. Kein Wort darüber von was, oder wer im Verdacht steht. Noch ungenauer geht es wohl nicht, oder?
Damit das klappt, sollen wir uns in eine Art offenen Plastiksarg legen und wir werden per Elektroden an, was weiß ich, angeschlossen, damit wir unseren Auftrag erfüllen können.
Brad und Tesla finden das Klasse und liegen, bevor ich noch „Das ist ein absoluter Schwachsinn.“ sagen kann, schon voll verstöpselt drinnen.
Amine guckt sich noch mit glänzenden Augen um. Mir gefällt das gar nicht. Dieses Ganze „wir sollen“ ist so überhaupt nicht mein Ding, vorallem, wenn ich überhaupt keine Ahnung habe worum es geht oder was eigentlich los ist und wenn es die dunkle Seite glücklich macht, mag ich es sowieso schon mal aus Prinzip nicht.
Chimera sieht auch nicht sehr glücklich bei der Vorstellung aus, sich ins eines der Plastikkatzenkörbchen zu legen. Aber keine Sorgen Mieze, ich werde über eure Körper wachen, während ihr euch im tiefen Schlummer befindet. Niemand wird euch ein Haar krümmen. Denn mich bekommen da keine zehn Pferde rein! Nein, niemals! Nie…
Ach Scheiße.
Amine kommt auf mich zu. Ihr großen, blauen Augen scheinen dunkler und tiefer denn je zu sein. Sie nimmt meine Hände, ihre Augen schimmern durch die Tränen, die sie mühsam zurück hält. Und dann sagt sie diese verdammten Sätze. Verdammt nochmal. Diese Frau kennt mich zu gut. Sie weiß genau, welche Knöpfe sie drücken muß… SCHEIßE!
Ok, ok, ich wollte ja nicht, aber anderseits wenn ich nicht mitkomme, wer passt auf die Bande hier im drüben auf? Inzwischen liegt auch Chimera in einem der Pods und wartet auf ihre Verkabelung.
Bevor es jedoch das System gestartet wird, legt noch jeder sein Safeword fest, dass ihn wieder zurückbringt. Meines ist Yoda. Meister ich denke an dich und brauche hier dringend deine Stärke und Gelassenheit!
Es geht es los. Sowohl das verdammte System als auch der Truck. Der spanische Laborkittel sagt uns, das wir nun über irgendeinen Link geschickt werden. Dann verschlingt uns die Schwärze. Kurz bevor mein Verstand ganz in die Dunkelheit verschwindet, bekomme ich noch mit, wie Amine mit Laborkittel flirtet.
Das darf doch nicht wahr sein! Honey, du scheinst dich hier sehr wohlzufühlen. Etwas zu sehr für meinen Geschmack. War das alles nur ein Trick? Damit wir durch einen Gefallen in der Schuld des Rauchers zu stehen? In der Schuld der dunklen Seite? Du wusstest, ich konnte das nicht abschlagen, nicht wenn es um dich geht.
Du buckelst vor dem Typen und hast mit geschickt platzierten Worten (und oh, diese Augen, nicht zu vergessen diese Augen!) mich dazu gebracht, mich freiwillig in diesen Plastiksarg zu legen. Der dunklen Seite in die Arme… Amine was hast du getan!
Ich spüre wie der Zorn in mir hochsteigt. Tief durch atmen! Zorn bereitet den Weg zur dunklen Seite der Macht. NEIN! NIEMALS! Ich werde nicht zur anderen Seite wechseln!
Aber der Bruch geht tief.
Dann stehen wir plötzlich in einem Konzernbesprechungsraum. Auf dem Tisch (hmm, sieht nach echten Holz aus – teuer) liegen Verträge und Typen in Maßanzügen sitzen drum rum. So wie es aufsieht, sehen wir die ganze Szenerie aus den Augen einer Frau (ihre Hände haben sie als Frau identifiziert), die am Kopfende des Tisches steht. Auf einmal blinkt ein Anrufsymbol im Sichtfeld der Frau auf. Sie nimmt den Anruf zwar an, beendet ihn aber mit paar knappen Worten. Dann entschuldigt sie sich kurz bei den Anwesenden (nicht bei uns natürlich) und entschwindet in den Gang.
Dort telefoniert mit einem Freund, ich korrigiere, mit ihren Lover und macht sich ein heißes Treffen im Indigo aus. Hmmm, ich probiere mal was aus… Ich stelle mich in sie hinein und… Bingo! Ich kann ihre Kontaktliste durchsehen – ah, da ist die Nummer und das Profilbild. Ok, der Typ sieht wirklich gut aus. Die Frau kehrt zurück zum Meeting. Seltsam, das Anrufsymbol blinkt immer noch und die Szenerie wirkt plötzlich so, so eingefroren.
Da ertönt auch schon die spanische Stimme aus dem Off. Wir haben noch zehn Minuten um alles wieder in Gang zu bekommen, ansonsten müssen wir hier raus.
Ok, also schnelle Bestandsaufnahme. Chimera entdeckt, dass der Detailgrad in unserem (ihrem) Blickfeld variiert. Ich vermute mal je nachdem, worauf die Frau sich gerade fokussiert. Der Rand unserer Wahrnehmung wird zusehends unschärfer und schwärzer. Das darf nicht sein! Kaum angefangen, schon zu Ende? Nein! Die Macht durchfließt alles und ich lasse sie fließen… ich konzentriere mich, ich weiß zwar nicht auf was, aber ich lasse einfach die Macht strömen…
…das war unter Umständen, möglicherweise doch keine so gute Idee…
Denn da scheint irgendetwas auf ganz fürchterlich schief zu laufen. Die Stimmen aus dem Off werden auf einmal fürchterlich panisch. Ok, dann ist doch vielleicht ein Hacking Skill angebracht. Ich rufe, Amine zu den verdammten (ich fluche im Moment ziemlich oft scheint mir) Telefonanruf zu beenden. Endlich tut sie es und… …und es geht weiter.
Im Schnelldurchlauf.
Nächste Szene. Die Frau reicht einem kleinem Kind ein Eis. Nett, sie diskutieren über ihre Lieblingseissorten – Vanille oder Schoko (Ich bin für Pistazie 😉 )
Nächste Szene. Die Frau sitzt in einem Auto und wird von zwei Polizisten angehalten. Irgendwas erscheint mir an deren Verhalten seltsam. Da friert plötzlich wieder die Szene ein. Super! Wieder Panik aus dem Off. Diesmal hat Brad die zündende Idee – er gibt Gas und Yeah! Scheinbar müssen wir nur erraten, was sie als nächstes tun würde und wenn wir das antriggern, dann geht es weiter.
Nächste Szene. Die Frau steht in einem WC – endlich sehen wir ihr Gesicht. Eine Asiatin. Ihr hübsches Gesicht ist vor Angst verzerrt. Sie nimmt eine kleine Box aus Metall aus ihrer Handtasche. Darin schwimmt in einer dunklen, leicht Geleeartigen Flüssigkeit ein kleines Ding. Irgendwie erinnert es mich an eine Art Chip.
Nächste Szene. Ah, ich nehme an das ist ein Zimmer in diesem Indigo (oder auch nicht, wie sich später heraus stellt ist Indigo ein Restaurant und dieses Hotel ist das Eneas). Zumindest liegt der junge, asiatische Lover nackt mit ihr im Bett. Die Klamotten von den beiden liegen sehr dekorativ im Zimmer rum und sie lässt ihre Finger durch sein Haar gleiten.
Dann friert die Szene wieder ein. Nicht schon wieder. Was führen die nur auf? Bekommen die es endlich mal hin, dass es mal länger flüssig läuft? Was machen die inzwischen?
Ok, was würde die Frau wohl als nächstes tun. Zwei nackte Menschen liegen zusammen im Bett. Sie wuschelt in seinem Haar… was kommt als nächstes… fangen wir mal mit dem harmlosesten Ding an… Also, küss ihn doch (Schalllalla)! Und es klappt – Gottseidank, oder doch schade? (Ja, ich bin eine Jedi, aber schon lange keine Jungfrau mehr 😉 )
Nächste Szene. Das gleiche Hotelzimmer. Der gleiche Lover und sie geht.
Nächste Szene. Oha, diesmal sieht es nach einem sündhaft teuren Hotelzimmer aus und ihr neuer Lover. Ieeeks. Das ist ein großer Schritt zurück. Ein älterer Mann und nicht sonderlich attraktiv. Sie mit dem Ding aus der Metall Box, versteckt in der Hand. (Also ich würde das andere Zimmer mit dem anderen Kerl nehmen)
Nächste Szene. Sie meldet ihrem Lover, per Videoanruf, dass alles in Ordnung ist.
Nächste Szene. Die klassische dunkle Gasse mit dem klassischen dunklen Verfolger. Er stoppt sie in einer Seitengasse, richtet seine Kanone auf sie und dann passiert alles wie in Zeitlupe. Der Abzug wird gedrückt, ein Projektil löst sich…
Ich schreie zu den anderen „RAUS HIER!“ und warte bis alle ihr Safeword gerufen haben. Erst als ich wirklich sicher bin, dass alle weg sind, rufe ich meines und hoffe, dass es noch nicht spät ist.
Ich erwache in der Realität. Ich blicke mich um, wir sind fünf Leute gewesen. Es stehen aber sechs Pods hier und der letzte ist immer noch belegt…
Der Körper ist mit einem Tuch bedeckt. Ich ahne schlimmes. Langsam ziehe ich das Tuch weg und könnte kotzen. Nicht weil darunter der Körper der Frau liegt, durch deren Augen wir alles gesehen haben. Nicht weil ihr Körper stellenweise durch die Kugeln zerfetzt ist oder sie ihr Drähte in Kopf getrieben haben. Sie schwimmt als lebende Leiche in einer undefinierbaren Flüssigkeit! Und wir waren in ihrem Hirn!
Das ist das abscheulichste und widerwärtigste was ich mir vorstellen kann!
Mit steinernen Blick sehe ich zu Amine rüber und bin mir nicht sicher was ich sehe.
Videokonferenz. Mit dem Raucher. Er liefert uns Infos über die Verstorbene. Ihr Name war Yunko Toro. Sie wurde vor zwei Stunden erschossen gefunden und liegt nun in diesem Pod.
Eigentlich hatte sie einen sehr ungefährlichen Job. Marketingleiterin, langweilig aber ungefährlich. Theoretisch. Praktisch… siehe Pod.
Auf eine Frage vom Raucher, plappert Amine los und erzählt ihm alles was wir erlebt und geschlussfolgert haben (Oh, brave Amine). Sie verspricht ihm auch noch ein abschließendes, ausführliches Protokoll zu senden. (Tief durchatmen, Adora, tief durchatmen).
Das genügt dem Raucher aber nicht um uns vom Haken zu lassen. Mir kommt noch eine Idee, sie ist nicht ganz so widerwärtig, wie das was wir getan haben. Aber der dunklen Seite helfen? Wieviel ist die Freiheit wert?
Ich unterbreche Amine in ihrem Bericht. Denn der Countdown ist noch nicht am Ende und wir haben noch etwas Zeit. Was ist, wenn man versucht, das Tap von Yunko ganz regulär zu hacken. Nicht ihren Geist, sondern nur ihr Tap.
Amine ist sofort bereit es zu versuchen (war ja klar). Während sie in ihre Welt abtaucht, sehe ich mich um. Ich versuche alles was ich zu sehe abzuspeichern. Jedes Quäntchen an Information, dass ich später brauchen könnte aus der Umgebung zu analysieren.
Plötzlich verzerrt sich Amines hübsches Gesicht vor Angst. Irgendetwas läuft gewaltig schief. Ohne Nachzudenken greife ich in die Flüssigkeit und nehme den Kopf von Yunko. Die Macht durchfließt alles und ich lasse sie wieder fließen. Durch mich fließen und durch den letzten schwachen Lebensfunken, der noch in diesem leblosen Körper existiert.
Da kommt Amine wieder von ihrem Trip zurück. Ich ziehe meine Hände aus der Flüssigkeit und wische sie an ihrem Stiefel ab. Irgendwie sehr symbolisch…
Wieder Video Konferenz mit dem Raucher. Natürlich liefert Amine ihm all ihre Ergebnisse brühwarm. Kontaktliste, GPS-Koordinaten, Browserverlauf, blablabla…, wenigsten hält sie mich aus der Sache raus.
Ich lehne mich zurück und lausche der Show (normalerweise wäre etwas Popcorn dazu nett, aber im Moment ist mir nicht danach). Eigentlich hätten wir nun unseren Auftrag erfüllt, doch Amine will unbedingt weitermachen. Tesla wäre dem auch nicht abgeneigt. Chimera will jedoch hier einfach nur noch weg (Mieze, ich kann dich gut verstehen) und Brad…
…Brad beginnt mit dem Raucher zu verhandeln. Er will Geld sehen (Kann ich auch gut verstehen) und er verhandelt beinhart. Amine scheint in dessen zu schrumpfen und nach einem nicht vorhanden Mauseloch Ausschau zu halten.
Nasowas, das scheint ihr nicht zu gefallen, das sich Brad dem Raucher stellt und nicht klein beigibt.
Während Brad sich verbal mit dem Raucher schlägt, klinke ich mich aus der Konferenzschaltung aus und schnappe mir Chimera auf ein Gespräch unter vier Augen. Die Gepardin folgt mir etwas verwundert in einen hinteren Winkel des Trucks. Dort erkläre ich ihr mein Vorhaben.
Ich will, nein, ich muss die dunkle Seite der Macht vernichten. Und dazu brauche ich alle Informationen die ich kriegen kann und wenn ich dazu bei dem Auftrag weitermachen muss, ok. Soll der Raucher doch glauben, dass ich auf seiner Seite stehe. Er wird einen Fehler machen und dann werde ich ihn vernichten. Ihn und seine Anhänger.
Chimera folgt meinen Erklärungen mit großen Augen. Doch im Verlauf des Gesprächs schleicht sich bei ihr ein breites Grinsen ein. Ihre Reißzähne blitzen und wir beide sind uns einig.
Letztendlich schlägt Brad 20.000,- Credits heraus, wenn, ja wenn, wir den Fall in den nächsten sechs Stunden aufklären. Sechs Stunden? Für die Aufklärung des Falles? Junge, ich hoffe du sprichst da nur für dich! (Moment! Ich blättere mal zurück… was habe ich da geschrieben? mitgefangen, mit gehangen… autsch)
Kurz vor dem Verlassen des Trucks, bekomme ich noch mit, wie Amine und der spanische Laborkittel ihre Kontaktdaten austauschen (ist notiert, Amine).
Ok, sechs Stunden. Wo fangen wir an?
Brad damit, dass er sich zurück lehnt und uns erwartungsvoll ansieht. He, du hast uns den Mist eingebrockt – so von wegen Zeitlimit und aufgeklärten Fall und so! Da darfst du auch deine Gehirnzellen anwerfen!
Also als erstes – Checken von meinem Tap. Ok, das hat für die anderen nicht die Prio uno, aber für mich! Der einzige Hacker in der Nähe ist Amine. Sie ist die einzige, die ich kenne und auf die Schnelle greifbar ist, dass schränkt die Sache etwas ein.
Doch kann ich ihr trauen? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Vor diesem Auftrag hätte ich ohne zu überlegen ja gesagt (Das einzige, was ich angenommen hätte wäre, dass sie meine Favoritenliste modifiziert, mit Styling Tipps Seiten, usw.), aber jetzt…
Es dauert wirklich lange bis ich dazu durchringen kann, sie mein Tap checken zu lassen. Es tut mir beinahe körperlich weh, als ich meine Sicherheitssysteme runterfahre und ihr uneingeschränkten Zugriff gewähre. Ich fühle mich so nackt…
Aber ich muß wissen, ob der Raucher etwas mit meinem Tap angestellt hat. Wir waren zulange in seinem Netz drinnen. Nenn mich ruhig paranoid, aber der Friedhof ist voll mit naiven Dummköpfen.
Wärend Amine mich damit zu beruhigen versucht, dass mit meinem Tap alles in Ordnung ist und nicht darin rumgepfuscht wurde, drängt sich mir noch ein unangenehmer Gedanke auf – Amine, was wenn der Raucher doch etwas damit angestellt hat. Würdest du es mir sagen oder würdest du ihn decken?
Ich versuche darauf eine Antwort zu finden und beobachte jedes kleinstes Detail in ihrer Mimik oder Gestik, wärend sie mir in ihrem Hacker-Fachchinesisch zu erklären versucht, was sie alles getan und überprüft hat. Doch ich kann keine Antwort darauf finden und das erschreckt mich. Frau, reiß dich zusammen! Das ist Amine! Dein Kumpel, deine Freundin! Dein… !
…wie war das mit dem Friedhof?
Dann – Sammeln und einordnen von Information. Was haben wir herausgefunden?
1.) Yunko Toro
Aufsteigender Stern im Marketing Büro der technischen Agentur Rikscha & Partner.
Auftraggeber: XIAO Communications
Auftrag: Verhandlungen um die Ausweitung eines großen Telekommunikationskonzerns
Aufenthaltsort: Bekannt.
Status: Tot. Erschossen. Vor etwa drei Stunden.
2.) Tadao Pak
Lover Boy von Yunko. Arbeitet in der Verkaufsabteilung eines Konzerns der Neuro-Chips herstellt.
Auftraggeber: ???
Auftrag: ???
Aufenthaltsort: Unbekannt (noch).
Status: Noch am Leben.
Sonstiges: Auffällig ist, das alle Bilder mit Frauen auf AllFace äußerst ‚korrekt‘ sind. Laut AllFace ist er Single.
3.) älterer Mann
höheres Management bei XIAO
Aufenthaltsort: Hotel Yamaka (Dank an Chimera, die sich gut an das Zimmer erinnert hat)
4.) ???
Mörder von Yunko
Auftraggeber: ???
Auftrag: ???
Aufenthaltsort: ???
Status: ???
Sonstiges: Militärische Ausbildung. Militärische Körperpanzerung. Narbe seinem Auge und ein Flinserl, das an einen Blitz erinnert.
5.) Hotel Eneas
Liebesnest von Yunko und Tadao
6.) Hotel Yamaka
Absteige von dem älteren Konzerntypen
7.) Restaurant Indigo
romatischer Treffpunkt von Yunoko und Tadao (teuer!)
Das ist verdammt wenig. Ich habe den Mörder von Yunko am längsten gesehen. Vielleicht kann mir Raffaella weiterhelfen. Ein kurzer Anruf und sie ist beauftragt.
Laut den GPS Koordinaten war Yunko zweimal im Eneas. Wir können also davon ausgehen, dass das was wir gesehen haben, in richtiger zeitlicher Reihenfolge passiert ist.
Dazwischen war sie wohl den älteren Mann besuchen.
Conclusio (Das Wort habe ich eben gegoogelt, klingt doch sehr profisionell, nicht wahr? Aber schließlich spiellen wir nun in der 20.000nder Liga): Sie will unbedingt den Auftrag für ihre Firma an Land ziehen, egal mit welchen Mitteln. Ihr Lover besorgt ihre einen Chip um denjenigen zu beeinflussen der für den Abschluss des Auftrags verantwortlich ist – der ältere Mann.
Das Ganze klingt schlüssig, wir habe nur ein Problem, wir haben keine Beweise. Der Einzige, der die Geschichte bestätigen kann ist Tadao.
Ok, dann lasst uns den Knaben suchen gehen. Wo kann er stecken?
In seinem Apartment? In seinem Liebesnest (Hotel Enas)? Restaurant Indigo?
Amine klärt mit einem schnellen Anruf, dass Tadao nicht im Eneas ist. Also checken wir mal sein Apartment ab.
Ich will gerade mein Tap auschalten bevor wir losfahren, da erreicht mich eine Nachricht von Raffalla. Sie hat nicht viel – nur vage Verbindungen zur russischen Mafia und eine körnige Vergrößerung einer Überwachungskamera. Jep, das ist der Killer. Ich überweise ihr die ausgemachten 50,- Eier und schalte nun mein Tap wirklich ab. Kein GPS Tracking in meinem Kopf – oh, no.
Und wer wird unser Checker sein? Wer eignet sich denn dafür besser als Amine? Mit einem unschuldigen Augenaufschlag (und ich vermute, ihr knappes Outfit stört dabei auch nicht besonders) bezirzt sie den Mann von der Security und findet heraus, dass a – Tadao auch hier nicht ist (wäre ja zu einfach gewesen) und b – seine Zimmernummer (Ist zwar gut, hilft uns aber im Moment nicht weiter).
Allerdings darf sie nicht in seiner Wohnung auf ihn warten. Dazu läßt sich der Security Typ nicht erweichen. Hätte er das getan, würde er seinen Job nicht richtig machen oder Amine wäre noch besser im Leute umgarnen als ich gedacht habe. Aber wir haben eh keine Zeit zum warten, denn wieder einmal arbeitet die Zeit gegen uns.
Also auf zum letzten Punkt auf unserer Liste. Ich hoffe, dass wir diesmal Glück haben. Denn sollte Tadao schon etwas von Yunokos Tod erfahren haben (unwahrscheinlich, aber möglich), dann ist es sehr wahrscheinlich, dass er untergetaucht ist und unwahrscheinlich, dass wir ihn rechtzeitig finden.
Doch wir haben Glück. Durch die Fenster des Restaurants sehen wir Tadao einsam an einem Tisch sitzen. Das bringt mich kurz zu der Frage, warum sind Dinge oder Menschen die man sucht, immer am dem letzten Ort an dem man nach ihnen sieht? Und hätten wir die Liste in umgekehrter Reihenfolge abgearbeitet, wäre dann Tadao im Enas gewesen?
Diesen tiefschürfenden Gedanken nachhängend sehe ich zu, wie unserere Sailer Moon in das Restaurant trippelt und hüftschwinged den Tisch des Loverboys ansteuert. Sich zu ihm hinbeugt,… ja, jetzt der Augenaufschlag,… ihm etwas zuflüstert… noch einmal der Augenaufschlag… und eine Abfuhr bekommt.
Amine sieht aus als hätte sie eine kalte Dusche bekommen. Ich gestehe, mein Mitleid für sie hält sich seid den letzten Ereignissen der heutigen Nacht etwas in Grenzen und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Aber sie reißt sich zusammen und spricht nochmal mit Tadao und schafft es schließlich doch noch ihn dazu zubringen, sie nach draußen zu begleiten – direkt in unsere Arme.
Als er uns sieht will er es sich doch noch mal anders überlegen und wieder ins Lokal zurück (gute Idee, doch zu spät), aber Brads Pistole im Rücken überzeugt ihn doch bei uns zu bleiben.
Der Rest ist easy cheesy. Der Bursche plappert wie ein Wasserfall bei Hochwasser als er vom Tod Yunokos hört und ja, ich vermute, daß die Waffe, die immer noch seine Rippengegend kitzelt auch ihren Teil dazu beiträgt.
Im Prinzip bestätigt er unsere These.
Der ältere Herr in der luxeriösen Hotelsuite ist ein Manager von einem der drei Firmen die sich im Clinch wegen dem Vertrag liegen. Alle wollen ihn und daher hat Yunko mit Hilfe des Chips – irgendso ein neuartiges Biotechzeugs – dafür gesorgt, dass die richtige Firma, aus der Warte ihres Konzerns, den Vertrag mit ihnen abschließt.
Erledigt. Fall gelöst.
Wir lassen den armen Teufel laufen und liefern unseren Bericht beim Raucher ab. Ihn interessiert besonders der jetzige Aufenthaltsort von Tadao. Ich fürchte dem Asiaten stehen wirklich interessante Zeiten bevor.
Wir sind jedoch um 5000,- Credits reicher. Der Raucher hat noch einen Bonus springen lassen.
Das wars dann für heute hoffentlich. Mir reichts. Ich habe genug Stoff zum Nachdenken und muß erstmal zur Ruhe kommen. Ich überweise Raffaella noch 50,- Credits als Speedbonus und mache das ich nach Hause komme. An Schlaf ist noch nicht zu denken, dafür bin ich zu sehr aufgewühlt…
Zwei weitere Punkte haben sich zu meiner ToDo Liste hinzugefügt. Erstens, so bald als möglich meine Firewall von meinem Tap verstärken (nicht von Amine) und zweites nun da ich einen Hotspot der dunklen Seite der Macht lokalisiert habe, diesen beseitigen.
Doch nicht übereilt… das muss präzise geplant werden… denn ich will sie alle erwischen…
Aber als alles erstes muß ich wieder mit der Macht in Einklang kommen – Meditation ist also angesagt – bevor ich mir über weitere Dinge Gedanken mache. (Im Geiste sehe ich wieder diese blauen Augen vor mir…) Nein! Zuerst meditieren! Dann sehen wir weiter.
Wo zum Kuckuck habe ich meine Starwars Filme hingetan?