Ein Meetingraum in einem modernen Büroturm. Sehr sachlich eingerichtet. Ein zu großer Konferenztisch. Darum gruppiert ein dutzend unbequeme aber sehr elegante Sessel. Die Wände sind reinweiß und kahl. Indirektes kaltes Licht sorgt für eine sterile Athmosphäre. Eine Seite des Raums bildet eine Glasfront die den Blick auf die Stadt freigibt. Die Stadt hat sich größtenteils zur Ruhe begeben. Es ist weit nach Mitternacht.
Zwei der Sessel im Raum sind besetzt.
Vor einer Person steht ein Aschenbecher, wenige Zigarettenstummel liegen darin. Daneben ein teures Feuerzeug und eine halb aufgebrauchte Packung Zigaretten.
Der Raucher sitzt kerzengerade auf seinem Sessel. Die Hände in einander verschränkt vor ihm auf dem Tisch.
Sein Anzug ist destillierter Formalismus. Schwarz. Keine Nadelstreifen. Dazu ein weißes Hemd mit Haifischkragen, eine graue Krawatte – gebunden im Windsorknoten.
Sein Blick ist hellwach, sein Gesicht unbewegt von Emotionen. Sein Ausdruck ist unmöglich zu deuten.
Ihm gegenüber sitzt eine Frau. Ebenso formal angezogen. Schwarzes Business-Kostum. Flache Schuhe. Ihre langen schwarzen Haarze sind zu einem Haarknoten gebunden.
Ihr Alter ist schwer zu schätzen. In ihrem Gesicht vermischen sich europäische und asiatische Einflüße. In ihrer hellbraunen Haut sind keine Falten zu sehen. Doch ihre schwarzen Augen sind alt – aber ebenso hellwach wie die des Rauchers. Auch ihre Hände ruhen auf dem Konferenztisch.
Lange Zeit fällt kein Wort. Dann eröffnet die Frau das Gespräch.
Leonard – ich habe die Leitung des Projekts Amsterdam übertragen bekommen. Ich habe mir die Sicherheitsprotokolle des Entwicklungszentrums angesehen – und Erstaunliches gefunden. Du trägst die Verantwortung für die mangelhafte Absicherung des KI-Labors und somit für den erfolgreichen Einbruch.
Seine Antwort ist knapp und trocken:
Wir haben die Situation unter Kontrolle Vinita. Nur das zählt. Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Projektleitung.
Nur kurz flackert ein Ausdruck von Zorn durch ihre Augen. Dann hat sie sich wieder im Griff. Das Lächeln das nun erscheint ist jedoch weitaus furchteinflößender.
Du wirst nicht ewig deine schützende Hand über am1n3 und Sarah halten können Leonard.
Ein sehr aufmerksamer Beobachter hätte den kurzen Augenblick wahrgenommen in dem der Atem des Rauchers stockt.
Lass das nur meine Sorge sein Vinita. Auch deine Macht ist beschränkt.
Damit ist die Gespräch beendet. Weitere Worte wären nur Zeitverschwendung.
Er bleibt allein im Raum zurück. Der Rauch seiner Zigarette kräuselt sich durch die Luft. Nach einem kurzen Hustenanfall dämpft er sie aus und er verlässt ebenfalls den Raum.