Wenn ich vor ihm stehe komme ich mir so klein und unbedeutend vor. Wie ein Kind vor dem zornigen Vater. Ich wage es nicht den Kopf zu heben, ihm ins Gesicht zu schauen. Das wäre respektlos, undenkbar.
Ein flaues Gefühl im Magen, der Rücken gebeugt, die Zähne fest auf einander gepresst, den Tränen nahe, den Blick fest auf den Boden vor mir fixiert.
„Amine, du weißt, dass du nun mir gehörst, mir allein.“
„Ja, Sir.“
Der Schlag mit der flachen Hand kommt ebenso schnell wie unerwartet. Meine rechte Wange pulsiert, gefühlt glühend rot. Der Schmerz, glockenhell und intensiv, verebbt langsam. Dicke Tränen rinnen über mein Gesicht.
„Ich habe dir nicht erlaubt zu sprechen, Amine“.
Seine samtweiche, tiefe Stimme enthält kein Anzeichen von Ärger und Unbeherrschtheit. Sie projiziert unbegrenztes Selbstvertrauen, die Gewissheit die Welt ihrem Willen zu unterwerfen.
Ich schlucke die Antwort, die mir auf den Lippen liegt hinunter. Verzweiflung und Scham schnüren mir die Kehle zu.
„Du wirst deinen Freunden eine kurze Nachricht schicken um dich zu verabschieden. Du wirst sicherstellen, dass sie nicht nach dir suchen.“
Wieder bleibe ich stumm.
„Hast du verstanden? Du darfst antworten.“
„Ja, Sir.“
„So ist es gut Amine. Richte dich auf.“
Ich strecke mich ein wenig. Der Blick bleibt gesenkt. Die Tränen haben nicht aufgehört zu fließen. Kleine kühle Tropfen. Ich spüre jede einzelne, ihren Weg bevor sie den Boden vor mir benetzt.
Er legt eine Kette aus Metall um meinen Hals. Die scharfen Kanten der Glieder drücken in mein Fleisch. Gerade nicht genug um die Haut zu durchbrechen.
„Danke mir Amine!“
„Danke, Sir.“
„Du bist entlassen Amine.“
Ohne ein weiteres Wort dreht er sich um und geht, lässt mich zurück. Es dauert lange bis ich es wage mich zu bewegen.
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Hi ihr Lieben, ich bin für einige Zeit nicht in der Stadt. Ich brauche mal eine Luftveränderung. Bis bald! XOXO Amine
PS: vielleicht mögt ihr euch anschauen, was die wirklich in dieser „Kirche“ treiben?
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