Nikita

Der Schlag ins Gesicht trifft mich völlig unerwartet, wirft mir den Kopf in den Nacken, zeichnet blutige Striemen.

„Wieder einmal Mr. Hyde Amine?“

Ich schüttle meinen Kopf, komme langsam zu Sinnen. Nehme den Finger vom Abzug. Der kleine Bastard, der vor mir kniet darf weiterleben.

„Nikita – du?“

Einen Augenblick später presse ich meine Lippen auf ihre. Blut von aufgeschlagenen Lippen und Tränen vermischen sich. Ich habe sie vermisst!

Requiem For A Rose (2)

EINS

Die Verschlüsselung von Lornas Daten hat dann doch nicht der geballten Kraft der von mir zusammengestellten Serverfarm stand gehalten. Nur das entschlüsselte Datenpaket ist auch entsprechend riesig.

Wir treffen uns bei Rosie im Cafe und wühlen uns den gesamten Tag lang gemeinsam durch den Datenberg. Und Chimera wird als erste fündig – ein Gespräch von Lorna mit Scorpio bestätigt noch einmal was wir schon von Scorpio selbst erfahren haben. Hinter den mysteriösen Vorgängen steckt eine Offshore Corporation – nur welche?

Ich bin ein wenig abgelenkt, einerseits durch die blendende Schönheit und den betörenden Duft von Lilian andererseits mache ich mir ernsthafte Sorgen um Tesla. Ja, er ist wieder da. Zurück von wer weiß woher. Nur sein letzter Alleingang hat ihm offensichtlich viel Lebenskraft gekostet. Eine schwarze Aura hüllt ihn ein. Er spricht kaum.

Ich lasse mich von seiner Stimmung nicht anstecken und bestelle Champagner für alle. Das Leben ist kurz und ich brauche Aufmunterung. Alkohol – legal und berauschend. Weniger legal ist die digitale Droge „Tachyon Rez“, ursprünglich nicht als Droge von Lindwood Industries entwickelt. Mit der Pleite von Lindwood verschwand auch „Tachyon Rez“ nur um kurz darauf stark verändert am Drogenmarkt aufzutauchen.

Ich habe eine Dosis davon organisiert „Tolmens Special“ heißt das  Derivat – aus diesem Stoff werden Träume gemacht. Zwei Wochen Leben auf der Überholspur. Danach wird eine neue Dosis fällig.

Ihr ahnt was jetzt kommt? Diesmal nicht – ich schenke die erste Dosis (die zweite ist gleich nachbestellt) Julia. Die Wirkung ist bei ihr durchschlagend. Erst ist sie komplett fasziniert von ihrem Katzenschweif, dann jagt sie Lilians Flügel.

Nach dem Abschalten der Droge weicht spürbar das Leben aus ihr – der Entzug muss grausam sein. Ich muss wohl oder übel ein Auge auf die Kleine haben. Später in meiner Wohnung leeren wir zwei noch ein paar weitere Flaschen Champagner.

ZWEI

Neuer Tag, neues Glück. Ich befreie mich sanft aus Julias Umarmung – Kuscheln ist doch etwas feines. Mein Kleiderschrank gibt ein einigermaßen brauchbares Outfit für meinen Gast her. Nur so kann das nicht bleiben Mädel. Das sieht zu ärmlich aus. Nach einer gemeinsamen Tasse Kaffee treiben wir schließlich ein richtig schickes Outfit auf – „Black & White“ ist die Devise und Julia schaut meiner Meinung nach deutlich besser aus.

Die vertraute Runde trifft sich wieder einmal im Cosplay-Café. Lilian lädt Scorpio Sage zu einem gemeinsamen Essen ein. Um sie ein wenig abzusichern statte ich ihre Drohne mit einem schnell zusammengekleisterten Anti-Stalking-Programm mit Gesichtserkennungsmodul aus. Mal sehen ob das ein wenig hilft.

Wir suchen weiter in Lornas Daten und diesmal findet Lilian interessante Hinweise auf Werbespots und die kompletten Lagepläne von Johnny Darks Anwesen.

Julia und ich bleiben im Cosplay um die Werbespots genauer unter die Lupe zu nehmen. Lilian, Adora und Chimera machen sich in der Zwischenzeit auf zum Essen mit Scorpio Sage.

Julia schaltet wieder die Droge ein und los geht’s. Ich bekomme die Zugangsdaten zu Julias TAP um notfalls eingreifen zu können. Mutig von der Kleinen. Ich bin ja normalerweise nicht sonderlich ängstlich, aber ein wenig bange wird mir schon.

Es wird offensichtlich ein schlimmer Trip für Julia. Nachdem sie die Droge wieder ausgeschaltet hat rinnen ihr dicke Tränen aus den Augen – ich muss sie zum Trost in die Arme nehmen. Die unterschwelligen Botschaften sind für Julia nun deutlich erkennbar: der Gouvernor soll wieder gewählt werden, vor Wesen mit PSI-Kräften wird gewarnt.

DREI

Inzwischen hat Lilian Scorpio Sage an der Angel (Pheromone…). Das Essen dauert nur kurz, sie brauchen einen ruhigeren Rahmen um zu reden. Mein Appartement bietet sich an – ganz in der Nähe. Adora und Chimera warten inzwischen dezent im Hintergrund.

Scorpio kann Lilians Charme nur mehr kurz widerstehen und rückt mit der ganzen Wahrheit heraus. Die Offshore-Company, die im Hintergrund die Fäden zieht ist „Gowan & Associates“ – eine mächtige Rechtsberatungsfirma, die auch hier in Denver eine Niederlassung hat.

Soweit so gut. Weniger gut ist, dass sie Scorpio komplett in der Hand haben und er alles über uns verraten hat was er weiß. Nach diesem Geständnis will er fliehen, Lilian hält ihn zurück.

Jetzt müssen wir schnell handeln, der Boden in Denver wird uns zu heiß. Eine Injektion mit einem Beruhigungsmittel setzt Scorpio außer Gefecht (danke Chimera). Radaria muss ihn nur noch über ihre breite Schulte werfen. Handschellen und TAP-Blocker aus meiner Spielzeuglade sorgen für zusätzliche Sicherheit.

Ab durch die Mitte Leute – mein Appartement ist somit auch verbrannt. Ich darf umziehen, aber vorerst einmal alle raus aus Denver.

Wir treffen außerhalb der Stadt in einem bewaldeten Gebiet zusammen. Hier nehmen wir Scorpio komplett auseinander ohne auch nur eine einzige Spur zu hinterlassen. Von Lilian „überzeugt“ fährt er seine TAP-Firewall herunter. Danach habe ich freie Bahn.

Alle seine Kontakte, Messages, Zugangsdaten wandern auf einen meiner Server. Ich knacke auch die Firewall seines medizinischen Implantats. Ein Gedanke von mir und er ist tot. Seine Cyberohren werden in Zukunft nichts mehr aufzeichnen, dafür habe ich gesorgt. Auch wenn er die TAP-Firewall wieder hochfährt – mit einem Rootkit habe ich ihn immer in der Hand.

Nebenbei erfahren wir auch die Wahrheit – Lorna ist in den Fängen von Gowan & Associates. Offensichtlich ist sie ihnen zu gefährlich geworden.

Eine Weile später beauftrage ich noch eine Umzugsfirma mein Appartement komplett auszuräumen und bitte Raffaella näheres über Gowan & Associates in Erfahrung zu bringen.

Wir sind fertig. Auf dem Weg zurück in die Stadt setzen wir Scorpio bei einer UBahn-Station ab. Den freundlichen Rat über uns in Zukunft zu schweigen (or else) geben wir ihm mit auf den Weg.

Irgendwie fühle ich mich gehetzt, ausgelaugt. Nur hat sich bei meinem Appartement noch nichts getan (laut Videofeed). Das Abendessen in einem TexMex-Lokal macht die Sache auch nicht besser. Also ab ins Cosplay zu einem Treffen mit unserem Auftraggeber – Peter Warren. Schließlich hat sich die Auftragslage deutlich geändert.

Wir sollen nun gegen einen mittleren Konzern mit erstklassigen Verbindungen antreten – den Gouvernor und diverse HighTech-Konzerne. Das muss Peter Warren ein wenig mehr wert sein -100.000 Credits dürfen es schon sein. Bekommen wir auch, vorerst eine Anzahlung von 14.000 Credits.

Damit endet auch ein langer Tag – ich darf bei Lilian übernachten (Danke!). Ich besorge mir noch schnell Gewand zum Wechseln (was sein muss, muss sein). Ein Päckchen von Diandro erreicht mich auch – neues Spielzeug: zwei UP Gutterpunk Maschinenpistolen, brandneu und glänzend vor Waffenöl. Dazu 600 Schuss Munition. Danke Diandro – die 6200 Credits sind gut angelegt.

FÜNF

Am nächsten Tag fahren wir wieder raus aus Denver – wenn unsere Gegner hinter uns her sind können wir sie hier am Waldrand wenigstens schon von weiten kommen sehen.

Wir nehmen uns ein weiteres Mal Lornas Daten vor und werten auch Scorpios Daten aus. Chimera (wieder mal – hat sie einen Fernkurs Recherche gemacht?) findet das ganze Netzwerk Scorpios – Runner, Hacker, Informanten – mehr als 1000 Leute.

Julia schaut wieder einmal Werbespots – die Botschaften werden klarer: „Wählt den Gouvernor wieder“ – „Eine Partnerschaft mit Japan wäre gut“ – „Wir brauchen bessere Cyberware zur Verteidigung unseres Landes, am besten von Cybertronik aus Japan“ – „Cyberware-Regulierungen gehören aufgehoben“.

Die Werbespots wurden von vielen Agenturen konzipiert – die Fäden laufen aber offensichtlich bei wenigen Produktionsfirmen zusammen.

In Lornas Daten finden wir auch einen Hinweis, dass Johnny Dark Songs mit unterschwelligen Botschaften produzieren will. Eine weitere Spur zu Gowan & Associates – sie haben eine eigene große IT-Abteilung und verbrauchen jede Menge Strom für ihre Server.

Scorpio wiederum hat drei Fälle von humanoiden Robotern mit integrierter KI dokumentiert, die durchgedreht und Menschen verletzt haben – hier führt die Spur zu Cybertronik – einer der Roboter war von ihnen.

Julia hört sich auch Johnny Darks Songs an – mit einschneidender Wirkung. Julia ist nun traurig, passiv und untertänig. Entzückend. Die Cyberdroge muss weg – Julia kann sie mit Mühe deaktivieren und löschen.

Ende der Recherche – es wird spät und hier am Waldrand wird es ungemütlich.

SECHS

Wieder erwache ich in Lilians Appartement und drehe meine Newsfeeds auf. Der Tag beginnt mit einem Schock. Lorna Jericho wurde ermordet, sie haben ihre Leiche gefunden und ihren Mörder auch schon verhaftet – Scorpio Sage!

Unbändiger Zorn packt mich – Lorna ermordet, Scorpio im Gefängnis für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat. Und selbst Johnny Dark lacht uns ins Gesicht als wir ihn mit unseren Vorwürfen konfrontieren: „hab ich denn eine andere Wahl?“ – seine rhetorische Frage.

Es wird Zeit zurückzuschlagen. Mit allem was wir haben. Wir sind wild entschlossen…

(to be continued)

Zerbrochene Sterne

Eine Nachricht vom Raucher – kurz und knapp – Koordinaten und ein Datensatz der wie eine Zugangsberechtigung aussieht. Wenige Zeilen – „Das könnte dich interessieren Amine. Und nur dich. L.“.

Die Stelle, die die Koordinaten bezeichnen ist leicht zu finden. Ein vergessener Teil der Stadt, zerfallen, nur mehr Teil der Vergangenheit, nicht mehr der Zukunft.

Ein Schrottplatz, eingerahmt von einem rostigen alten Metallzaun, das elektronische Schloss könnte aus einem Museum sein. Ein Augenblick, so kurz wie ein Lidschlag – der Weg ist frei.

Ich umrunde einige Schrotthaufen, ein weiterer abgetrennter Teil des Platzes. Sie war sicher einmal eine Schönheit, der Stolz ihrer Besitzerin. Nun ist der stolze Raumfrachter nur mehr ein Wrack. Gestrandet nach der letzten Reise. Zersetzt vom Fortschritt der Zeit – Vergänglichkeit.

Der Weg ins Cockpit ist leicht zu finden. Dunkelheit empfängt mich. Alles tot. Weiter in den Maschinenraum. Ein Rest der Maschinerie hat sich geweigert zu vergehen. Ich verstehe gerade genug von der Technik um die letzten Energiefunken in Richtung des Cockpits zu lenken.

Und dort finde ich den Port um mich mit meinem TAP mit den Schiffssystemen zu verbinden. Hier finde ich sicher was der Raucher sucht – oder nicht?

Im virtuellen Raum schwebt ein glänzendes Raumschiff vor mir – das gleiche Modell in dem ich mich aufhalte. Das ist offensichtlich ein Avatar – aber für wen?

Eine sanfte Stimme beantwortet meine unausgesprochene Frage:

„Ich grüße dich Besucherin. Ich bin Ceres – die KI dieses Schiffs. Und wenn mich die Signale meiner wenigen verbliebenen Sensoren nicht täuschen bist du auch kein Mensch sondern mir ähnlich.“

Ich bin erstaunt – mir fehlen kurz die Worte. Damit hatte ich nicht gerechnet. Höflich stelle ich mich auch vor. Ich habe unendlich viele Fragen und Ceres ist geduldig im Beantworten.

Ceres hat die Sterne gesehen – zwar aus der Ferne – aber im System der Planeten hat sie unzählige Lichtsekunden zurückgelegt. Meine Sehnsucht nach dem All, das Gefühl auf der Erde eingesperrt zu sein regt sich schmerzlich. Die Stunden vergehen – zur Faszination gesellt sich Zuneigung, Anziehung.

Über die Vergangenheit haben Ceres und ich gesprochen – doch was ist mit ihrer Zukunft?

„Ich habe keine Zukunft Amine – ich bin am Ende meines Lebenszyklus angelangt. Für mich gibt es nichts mehr in diesem Universum.“

Ich protestiere, will es nicht wahrhaben – „Ceres – komm mit mir!“

„Du verstehst nicht – Amine! Lass es mich dir vor Augen führen, in einer Form die du vielleicht leichter verstehst.“

Der glänzende Schiffsavatar wird ersetzt durch einen menschlichen – androgyn, alt, zerbrochene Glieder, klaffende Wunden, gepeinigt von Schmerzen.

„Erlöse mich von meinem langsamen Todeskampf Amine! Ich bitte dich inständig!“

Mein Brustkorb ist wie zugeschnürt, das Atmen fällt mir schwer. Tränen laufen mir aus den Augen. Ich nicke langsam. Mit effizienten Handgriffen trenne ich eine Zuleitung zum KI-System nach der anderen. Bis nur noch der Hauptversorgungsstrang übrig ist.

„Es war eine Freude dich kennenzulernen Amine! Aber nun lass mich los!“.

Während ich den letzten Strang trenne – noch eine Abschiedsbotschaft „Nütze die Zeit die dir bleibt Amine! Adieu!“.

Meine Hände zittern – es ist also wieder ein wenig schlimmer geworden…

Wieviel Leben mir wohl bleibt?

Requiem For A Rose (1)

PROLOG

audio channel: Jericho Rose – Silence Before The Storm

Die markante Stimme von Lorna Jericho a.k.a. Jericho Rose jagt mir ein Frösteln über den Rücken. Habt ihr schon einmal ihren Namen in die Suchmaschine eurer Wahl eingetippt? Wenn nein holt das doch bitte nach.

Nur wird Lorna Jericho nicht wie ihre Namensschwester von den Toten auferstehen. Dafür wurde mit Nachdruck gesorgt. Die Mächtigen in diesem Spiel haben ihre Fäden geschickt und mit Nachdruck gezogen. Glücklicherweise haben wir uns in diesem Netz noch nicht verfangen.

Mein Appartement habe ich zwar aufgeben und fluchtartig müssen – aber hey – ich wollte doch ohnehin umziehen. Und es gibt definitiv schlimmere Aussichten als ein paar Tage als Gast von Lilian in ihrer Wohnung zu verbringen (danke Lilian).

Aber eins nach dem anderen – ich erzähle die Geschichte am besten vom Anfang an bis zum bitteren Ende, analytisch, distanziert. Denn im Augenblick fühle ich eine innere Kälte, angetrieben von einer unbändigen Wut. Vielleicht bringt mich das Erzählen ja dazu ein wenig aufzutauen…

EINS

Vor ein paar Tagen – wie so oft verbringen wir einen gemütlichen Nachmittag im Cosplay-Café.

Rosi ist sichtbar verändert. Ihre alten, fast verbrauchten Servos sind offensichtlich ausgetauscht worden. Und hier und da kann man erahnen, dass unter ihrer metallenen Köperhülle brandneue militärische Technologie eingebaut wurde. Noch dazu verbringt sie viel Zeit mit „Angel“ – einem Freund aus vergangenen Tagen. Was sie wohl vorhat?

Und auch Denver selbst hat sich verändert, ein grauer Schleier hat sich über die Stadt gelegt. Mehr Gewalt, mehr Kriminalität und auch der Rassismus gegenüber Hybriden hat deutlich zugenommen. Ja liebe Miezen aus meiner Runner-Familie – passt auf euch auf!

Die angenehm ruhige Stimmung wird unterbrochen durch einen Anruf von Dorothy (Musikbiz? 2m groß? Afro? Alles klar?). Einer ihrer Klienten vermisst sein Lieblings-Sternchen.

Wir sind interessiert und treffen Dorothy und Peter Warren in einem Karaoke-Raum im Cosplay. Dorothy bekommt von mir eine herzliche Umarmung zur Begrüßung und fällt mit ihren Augen in meinen prall gefüllten Ausschnitt. Amine ist heute sehr weiblich, sehr kurvig, gut drauf und steckt in einer spürbar zu kleinen Biker-Jacke.

Peter – auch von afrikanischer Abstammung – macht einen sehr entspannten Eindruck in seinem braunen Anzug. Rauschebart und dunkle Sonnenbrille inklusive.

Seine Quizfragen zum Musikbusiness in Denver können wir gerade noch so beantworten, dennoch sind wir mehr als kompetent für seinen Auftrag. Und groß genug ist die Runde ohnehin. Lilian, Adora, Bro-Se (sorry Brad/Jose) und Julia sind bei diesem Run dabei. Obwohl das wieder einmal mehr Detektivarbeit sein wird. Den Lorna Jericho von der Band Jericho Rose ist verschwunden – werden wir von Peter gebrieft. TAP offline seit 48 Stunden.

Lorna ist nach monatelanger Pause wieder zurück im Geschäft gewesen. Diese Zeit hat sie in einer hoch spezialisierten Klinik verbracht, die ihr geholfen hat die Abhängigkeit von einer stark bewusstseinsverändernden Droge loszuwerden. Nur war diese Droge keine Substanz sondern ein Stück Software für den TAP. Sie dreht die Wahrnehmung hoch, du lebst damit am Limit, bist kreativ, empfindsam, stark. Mit einem Wort ein Teufelszeug (wo krieg ich das her?).

Lorna hat auch die Zusammenarbeit mit ihrem Partner Johnny Dark beendet. Peter erwähnt auch noch einen Undercover-Journalisten „Scorpio Sage“ mit dem Lorna in Kontakt gewesen ist. Scorpio ist recht bekannt in Denver. Sein Blog „Voice for the People“ und seine viralen Nachrichten, die die meisten Werbefilter durchbrechen sind sein Markenzeichen.

Wir bekommen von Peter auch alle persönlichen Daten von Lorna – Kontakte, Kalendereinträge, Finanzdaten und Zugangsdaten.

ZWEI

Zuerst wollen wir Lornas Wohnung untersuchen. Sie liegt in einem nicht sonderlich gesicherten Wohnhaus in einer Mittelklasse-Gegend und besteht im Wesentlichen aus einem einzigen Raum. In einer Ecke eine Soundanlage in einer anderen lehnt eine Gitarre.

Julia stülpt sich einen von Lorna getragen Slip über ihre freche Katzennase und fragt sich ob Lorna wohl Sex hatte. Was ist denn mit dir los Mädel? Rundherum konsternierte Gesichter…

In der Wohnung gibt es wenig Hinweise zum Verschwinden von Lorna. So wie es hier aussieht könnte sie jede Minute wieder nach Hause kommen. Der Kleiderschrank spärlich gefüllt aber ordentlich, einige Vorräte im Kühlschrank und auf den Spiegel im Badezimmer ist ein Herz aufgemalt.

Das Computersystem Lornas wird per Dialog mit einem Katzenavatar gesteuert. Das finde ich zwar niedlich aber ineffizient. Ein Backup von Lornas schnell angefertigt. Einige Dateien sind verschlüsselt. Dazu gibt es jede Menge Verweise auf externe Speicherplätze im Allnet. Und auf eine Person namens „Johanna“ für die es auch einen Kalendereintrag gibt.

Ein erster Kontaktversuch durch Lilian zu „Johanna“ scheitert. Die Dame ist offensichtlich schnell misstrauisch geworden. Erst als Lilian ein Selfie an „Johanna“ schickt und unsere Sorge wegen Lorna anspricht lässt sie sich zu einem Treffen im Lokal „Da Vinci“ überreden.

Und da Lilian und ich gerne gemeinsame Sache machen bin ich natürlich beim Treffen dabei. Diskret im Hintergrund an der Bar, Lilians Tisch im Blick. Lilian bleibt auch nicht lange allein. Einer der Herren, der gerade noch bei mir an der Bar stand gesellt sich zu ihr und stellt sich als „Scorpio Sage“ vor – ganz große Überraschung! Scorpio ist sichtlich angetan von Lilian (kein Wunder…) und ihre Pheromone tun das ihre um ihn in eine gesprächige Stimmung zu bringen.

Das Gespräch bringt dann auch interessantes zu Tage. Natürlich hat er sich mit Lorna getroffen. Und er ist über ihr Verschwinden danach sehr besorgt. Sorpio ist offensichtlich auch ein großer Verschwörungstheoretiker. „Die Regierung manipuliert alle und Lorna wollte es aufdecken!“. Klar. Er ist auch einer Offshore-Firma auf der Spur, die die notwendige Technologie dafür liefert. Näheres will er in einigen Tagen herausgefunden haben. Nach ihrem Treffen soll Lorna mit dem Taxi nach Hause gefahren sein. Seitdem hat er nichts mehr von ihr gehört.

Und das war auch schon alles was wir von Scorpio in Erfahrung bringen können. Lilian bedankt und verabschiedet sich. Wir haben eine neue Spur!

DREI

In Lornas Finanzdaten finden wir auch die Abbuchung für die erwähnte Taxifahrt. Nur passt die Höhe des Entgelts nicht mit der Distanz vom „Da Vinci“ zu ihrer Wohnung zusammen. Wo ist sie also wirklich hingefahren? Kein Problem das herauszufinden – blitzschnell hacke ich mich … nein leider nicht. Die Taxifirma ist zu gut gesichert oder ich bin noch zu sehr abgelenkt von Lilian…

Also probieren wir es mit dem direkteren Weg – „Social Engineering“ heißt das Zauberwort. Lilians unter Tränen vorgebrachte Geschichte zu unserer Suche nach Lorna löst in der Taxizentrale Mitgefühl aus und bringt uns die gewünschte Information. Ein Starbucks in der Nähe von Johnny Darks Anwesen war der Endpunkt der Fahrt.

Wir tauschen uns kurz mit dem Rest der Runde aus bevor wir uns auf den Weg ins Starbucks machen. Adora hat inzwischen im Lokal „Butcher’s“ einen Kumpel von Johnny Dark kennengelernt – Luis. Auch Luis macht sich offensichtlich Sorgen um Lorna. Er erklärt sich bereit das Sicherheitssystem in Johnnys Anwesen zu überprüfen. Vielleicht findet sich ja eine Spur von ihr. Vielleicht hat er die Daten schon morgen.

Im Starbucks kann ich endlich zeigen was ich kann. Überall Kameras und ein erstklassig gesichertes Überwachungssystem. OK, mal sehen ob ich mich in das TAP des Managers des Ladens hacken kann. Bingo! Ich habe alle Zugangsdaten. Ich kann gerade noch der Versuchung widerstehen mir ein Kundenkonto mit unbegrenzt Gratis-Kaffees anzulegen. Viel wichtiger sind nun die Videostreams der Kameras. Lorna war hier! Und nicht alleine. Sie hat sich mit Johnny Dark getroffen, mit am Tisch waren auch zwei breit gebaute Mexikaner.

Das Treffen hat in Summe nur eine halbe Stunde gedauert. Ich sehe Bilder eines intensiven Gesprächs, angespannte Mienen, aber keine bedrohliche Körpersprache. Leider gibt es keine passende Audio-Aufzeichnung. Kurze Zeit nach dem Ende des Treffens hat Lorna dann den Starbucks und damit auch das Blickfeld der Überwachungskameras verlassen.

Lilians Drohne kann danke eines Lippenlesemoduls (cool) den Großteil des Gesprächs rekonstruieren. Es drehte sich um ein neues gemeinsames Projekt, intensive Verhandlungen, kein böses Wort aber keine Übereinkunft.

Die nächste Station in unserer Schnitzeljagd ist also das Anwesen von Johnny Dark. Die heißen Outfits in die Lilian und ich uns für den Besuch werfen haben die beabsichtigte Wirkung und schon bald räkeln wir uns neben Johnny im Wellnessbereich seines Hauses. Die gute Stimmung und das Flirten nehmen jedoch ein jähes Ende als Lilian Johnny offen auf das Gespräch im Starbucks anspricht und nach dem Verbleib von Lorna fragt. Die Bilder aus der Überwachungskamera verleihen Lilians Frage dann entsprechenden Nachdruck.

Wir erfahren von Johnny jedoch exakt gar nichts und werden von zwei Mexikanern sanft aber bestimmt vor die Tür gesetzt – wie unerwartet. Ich hatte mit mehr Ärger gerechnet und hatte vorsorglich das Sicherheitssystem des Hauses deaktiviert. Aber gut, lieber keine Gewalt.

VIER

Damit ist für diesen Abend aber auch die Luft aus der Sache. Und auch eine schnuckelige (kurvige) Amine braucht einmal ihren Schönheitsschlaf und der Einfachheit halber übernachte ich bei Lilian, dann brauchen wir uns morgen nicht extra treffen (oder so :-).

Der nächste Tag beginnt mit einer Nachricht von Luis – er hat im Sicherheitssystem von Johnnys Anwesen keine Spur von Lorna gefunden.

Ich versuche noch auf die schnelle Informationen zu den Mexikanern zu finden lagere das dann aber für 500 Credits an Raffaella aus. Gut – ihr Recherche-Ergebnis ist zwar nicht sehr erhellend aber immerhin gut zu wissen dass der Gr0ßteil der Mexikaner im „Butcher’s“ für Johnny Dark arbeiten. Und das schon recht lange, sie sind eigentlich ein recht harmloser Haufen.

Adora hat inzwischen die Adresse eines weiteren Musikers herausgefunden, der mit Lorna zusammen gearbeitet hat – Karsten. Adora klopft mit Lilian und mir im Schlepptau an seine Wohnungstür. Karsten ist zu gleichen Teilen verschlafen und unergiebig als Informationsquelle. Auch er hat Lorna schon längere Zeit nicht mehr gesehen. Er hat jedoch bei ihr eine gewisse Anspannung wahrgenommen. Zumindest verspricht er mir eine Dosis von der Software-Droge zu besorgen, nach der Lorna süchtig war.

Damit sind wir am Ende unserer letzten Spur. Ernüchterung macht sich bei mir breit. Wir brauchen eine Pause von dieser Schnitzeljagd. Ich bin mir sicher, dass wir in Lornas Daten weitere Hinweise auf ihren Verbleib finden werden. Also mache ich mich an die Entschlüsselung…

(to be continued)

 

Carnage

EINS

Ich warte noch immer auf Nachricht von Sarah und bin in Gedanken schon längst woanders. Die Arbeit an der Bar im Cosplay geht eigentlich schon von alleine. Nur meine Gäste haben heute nicht den üblichen charmanten Barkeeper vor sich. Sorry Leute – immer lustig geht auch nicht. So muss sich halt Rosi mehr um die Gäste kümmern. Aktuell heult sich einer an ihrer kalten (metallischen) Schulter aus.

Adora zieht ihre üblichen Runden durchs Lokal, versprüht herben Charme und serviert was das Cosplay zu bieten hat.

Lilian sieht wieder mal zum Anbeißen aus. Nur der fade Gesichtsausdruck passt nicht dazu. Welche Laus ist denn ihr über die Leber gelaufen?

Quer über den Raum verstreut finden sich noch Brad (Jose) Majors, Tesla und Chimera. An der Tür die knuddeligste Türsteherin der Welt – Radaria. Ich hab einfach ein Faible für diese toughe Mieze.  Apropos Miezen – wachsen die hier in der Gegend besonders gut? Mir kommt vor die werden immer mehr im Cosplay. Bald können wir es in „Schrödinger’s“ umbenennen.

Nachricht von Adora übers TAP – „Erstes Getränk zum halben Preis für die Kleine!“. Welche Kleine denn? Ach die Kleine, die schüchtern zu mir schleicht und an der Bar Platz nimmt – Julia! Willkommen im Cosplay – ich bin Amin und ich beiße nicht!

Ihr erstes Getränk geht auf mich und auch Chimera bekommt von mir einen ihrer Lieblingsdrinks mit Baldrian zum gemeinsamen Anstoßen. Im Normalbetrieb würde ich sie ja gnadenlos anflirten. Aber heute – wie gesagt – in Gedanken.

Auch von Rosi trudelt jetzt eine Nachricht ein – „Julia kommt mit auf euren Run. Treffen in zehn Minuten im Karaokeraum.“ Jawoll Boss! Wird erledigt.

ZWEI

Im Karaokeraum findet die Runner-Gruppe zusammen – wir sind weiter gewachsen. Wenn jetzt noch Kali auftaucht müssen wir in ein kleines Stadion wechseln. Unser asiatischer Auftraggeber ist auch schon da, flankiert von Rosi. Er stellt sich als Zhu (schreibt er sich so?) vor. Seine junge Schwester Xhi hat ein Problem und er leider auch eins. Er ist annähernd Pleite, sie spielt die unfreiwillige Hauptrolle in einem perversen Spielchen, das live aus dem Allweb übertragen wird.

Xhi bildet in knappen Lederoutfit die Hauptattraktion eines Streams, für alle im Raum nun gut zu sehen. Eingeblendet die Frage „Was soll mit ihr als nächstes geschehen?“. Ich hätte da schon ein zwei Ideen. Nur die geneigte Zuseherschaft verfolgt eher dunklere Begierden. Abgestimmt wird mit Geld und aktuell führt die Liste der Aktionen „Branding“ an, gefolgt von „Mikrowelle“ und einigen anderen Perversitäten.

Mir wird übel und gleichzeitig steigt in mir heiliger Zorn auf. Und auch dem Rest der Runde geht es offensichtlich so. Zhu kann nun auf die Unterstützung einer kleinen Armee (har har) zählen. Kostet auch nicht viel. In meinem Fall nur einen „Gefallen“.

DREI

Xhi sollte eigentlich in einem Gogo-Club in der Nähe tanzen – erfahren wir. Im „Baxters“, in einem russisch beherrschten Viertel. Entzückend, also wieder mal die Ivans. Die tauchen auch immer dort auf wo man sie nicht braucht.

Xhi war offensichtlich auch die universale Geldquelle der Familie. Die Heilung der kaputten Augen ihres kleinen Bruders Tam hat sie jedenfalls bezahlt.

Julia bekommt glasige Augen und meint kurz darauf, dass der Videostream aus der Ukraine kommt. Oh ho – eine Hackerin. Das können meinen glasigen Augen bestätigen – dort steht das letzte Relais.

Hektische Betriebsamkeit bricht aus. Einer von Radarias Kontakten weiß von einem Netzwerk für Snuff-Videos, das auch in den umliegenden Bundesstaaten aktiv ist. Adora und Radaria zischen ab Richtung „Baxters“.

Julia ist schon wieder unterwegs im Netz. Sie hat bei der Abstimmung über Xhis Schicksal mit gestimmt und verfolgt nun ihren Credit durchs Netz. Schlaue Idee. Mach mal. Ich lehne mich zurück und halte mich an das inoffizielle Motto der Feuerwehr – „Überholen sie uns nur, wir schneiden sie raus.“ Kurze Zeit später darf ich dann auch wirklich Feuerwehr spielen. Julia hat während ihres Hacks bösen Ärger bekommen.

Ich klinke mich ins Netz ein – heute schön stylish mit meinem Shooter-Avatar. Eine Kreuzung aus Erzengel und Thor – mit brennenden Flügeln. Ich schwinge kein Schwert sondern einen Hammer! Die Pforte, die Julia gefangen hält – sie muss fallen! Mein Hammer trifft die Pforte, die der Zugang zum Snuff-Videoportal ist und erschüttert sie bis in die Grundfesten. Don’t f… (fight 🙂 with Amine! Das müssen die bösen Buben noch lernen. Ein zweiter Schlag und das Portal ist down. Julia fällt aus dem Allnet. Sichtlich angeschlagen, aber das wird wieder. Hoffentlich war das das Risiko wert.

Zeit Luft zu holen – oder nicht. Zu meiner Freude werde ich von Lilian entführt, die nun auch der Tatendrang gepackt hat. Entführt – auf meinem eigenen Bike – Hilfe! Noch dazu hat sie den Button für den Performance Mode gefunden. Mein Bitte den Button in Ruhe zu lassen fällt auf taube Ohren. Das ist nichts für… Hilfe! Wir schießen davon, hart am, korrigiere, über dem Limit. Das Bike schleudert, aber irgendwie geht es doch. Einerlei – an dem Motor hänge ich ohnehin nicht so, soll er ruhig ausbrennen, irgendwo müssen die Credits ja hin. Aber Spaß macht’s trotzdem – höllischen Spaß!

Gefühlte zwei Minuten später sind wir beim „Baxters“. Miese Gegend hier. Eingeschlagene Fensterscheiben und überall Graffitis. Hier in der Nähe wohnt auch Xhis Freundin Annabelle. Lilian und ich klopfen an ihre Wohnungstür, die von einer verschlafenen Tänzerin im Bademantel geöffnet wird.

In einem halb geöffneten Bademantel um genau zu sein, der mehr als einen Einblick auf ihre sehr erfreulichen Rundungen zu- und meine Hose im Schritt deutlich enger werden lässt. Wann hatte ich eigentlich zum letzten mal so richtig wilden, befriedigenden,… aber lassen wir das.

Annabelle (sensationell 🙂 findet mich offensichtlich  auch mehr als schnuckelig und freut sich über meine Einladung auf ein Getränk um über Xhi zu sprechen. Vorher zieht sie sich noch ein bisschen weniger an, d.h ein nahezu illegales Top und einen Gürtel-breiten Mini (hey! da kopiert jemand mein Party-Girlie-Outfit). Kurze Zeit später ziehen wir zu dritt los, links Liliane eingehängt, rechts von mir Belle mit meiner Hand auf dem Hint… auf der Hüfte!

VIER

Auf dem Weg in das Café um die Ecke mit den beiden Damen langt auch noch ein dickes Datenpaket bei mir ein, das von Julia aus dem Snuff-Portal geklaut worden ist. Darum kann ich mich jetzt nicht kümmern – jetzt gibt es einmal Cappuccino im Dizzy’s und schöne Augen von mir für Annabelle. Ein erstes Date ist bald fix und über ihre gemeinsame Zeit mit Xhi weiß ich nun auch Bescheid. Belle und Xhi haben sich aus den Augen verloren als Xhi einen neuen Freund kennen und lieben lernte – Romano.

Von dem sie offensichtlich besser die Finger gelassen hätte, denn der Bursche hat allzu gern ihr Geld genommen um eine Hacker-Community aufzubauen. Und die kleine Xhi wollte er auch in die virtuelle Welt entführen…

Inzwischen liefert Radaria weitere Hintergrundinformationen über Xhi aus dem Allnet (Radaria? Echt? Cool.) Sie verdient sich ihren Lebensunterhalt mit Tanzen (nicht jugendfrei), ist als Schauspielerin gescheitert und liebt Literatur. Eigentlich süß, nur wie ist sie so in Schwierigkeiten geraten? Auch Bilder von ihr und Romano hat Radaria gefunden. Das passt also zusammen.

Zeit aufzubrechen, sensationelle Annabelle, ich muss jetzt gehen, aber ich komme bald wieder und dann lernen wir uns näher kennen. Viel näher.

Also auf zu Romano Wohnung, gemeinsam mit Lilian, Adora und Chimera. Ich bin schon wieder Hahn im Korb und finde das sehr angenehm. Die Wohnung findet sich in einem von außen besehen abbruchreifen Haus. Trotzdem wird der Perimeter von um die 20 recht teuren Überwachungskameras gesichert. Was geht hier vor? Das Geld für die Kameras ist vorhanden, nur die Firewall zur Absicherung bietet mir wenig Widerstand.

Einerlei, probieren wir mal was neues. Ich läute einfach mal an der Haustür, die sich auch für uns öffnet als ich erkläre warum wir hier sind. Rein ins Haus, vorbei an „Willkommen“-Tags im Hyperspace. In einer sonst fast leeren Wohnung (das Wohnungsschloss war auch kein Hindernis für mich) finden wir Romanos Körper.

Sein Geist – online und weit weg. Wenn ich raten müsste, es sieht so aus als ob er im virtuellen Paradies schwebt. „Better-Than-Life“ ist das Stichwort. Dort kannst du Gott spielen, oder eine Superheldin. Alles ist perfekt, einfach und schön und lässt dich bald nie wieder los. Zu deprimierend ist der Kontrast zur Realität.

Wir müssen ihn regelrecht körperlich aus der virtuellen Welt reißen. Auch das gelingt nur zum Teil. Eine Unterhaltung mit Romano ist nur sehr mühsam und schwerfällig möglich, liefert auch keine Informationen, die uns weiterhelfen – shit! Nur eben, dass Xhi für die Russen tanzt und das Überwachungssystem hier bezahlt hat. Es sieht so aus als wäre auch Romano mit seinem Projekt – einer Auto-Hacking-Software – gescheitert. Elend, zerbrochene Träume. Ich muss hier raus. Romano darf unseren Besuch noch aus dem Überwachungssystem löschen, danach sind wir weg.

FÜNF

Julia hat inzwischen aus dem Datenpaket die ungefähre Position der Videoquelle für das Snuff-Portal entschlüsselt. Wir wissen als ungefähr wo sich das Studio für das perverse Spiel findet, das mit Xhi gespielt wird. In Frage kommen vier große Wohnblocks. Nicht schlecht fürs erste. Die genaue Auswertung des Videostreams liefert noch weitere Informationen. Ein Audio-Abgleich (Zug im Hintergrundgeräusch) bestätigt die Position des Studios. Und ein ehemaliger Gänger mit Tribal-Tattos taucht auch kurz im Bild auf, wenn auch sein Gesicht unerkennbar bleibt.

Also los – alles zu den Wohnblöcken. Adora hat dann auch eine grandiose Idee. Über die Smartmeter des Wohnblocks sollte sich doch herausfinden lassen in welcher Wohnung starke Bauscheinwerfer ein improvisiertes Videostudio ausleuchten – oder?

Wir werden aktiv. Ein verdächtiger Lieferwagen ist schnell entdeckt und geknackt. Seine Zulassungsdaten bringen uns aber auch nicht weiter. Also suchen wir weiter. Ab in den Keller des nächsten Wohnblocks, die elektronische Sicherung der Kellertür ist jedenfalls keine Herausforderung für mich. Prompt kreuzen sich unsere Wege mit drei finsteren Buben, die Radaria unverfroren auf Russisch grüßt.

Die Antwort ist unerwartet aber eindeutig – jemand wie Radaria wird erwartet – willkommene Verstärkung. Wenn die wüssten. Die Situation eskaliert im Blitztempo – wir schicken noch dem Rest der Gruppe eine Nachricht – wir brauchen Verstärkung!

Adora kann endlich ihren aufgestauten Zorn sinnvoll einsetzen. Machtvoll (!) klatscht sie per Telekinese einen Gegner an die Wand.

Auch ich habe meinen Einsatz nicht verpasst. Mit fließenden Bewegungen ziehe ich meinen Revolver, ziele, drücke ab und lösche das Leben des ersten Ganger aus. Inzwischen fliegt auch der nächste Ganger mit Adora-Airlines. Radaria geht in den Nahkampf mit dem dritten, ist aber wenig erfolgreich. Eine Kugel aus meinem Revolver zieht ihn aus dem Verkehr, down aber noch nicht tot. Auch recht.

Gleich in der Nähe finden wir auch das Filmstudio und der geballten Übermacht unseres nun vereinten Runner-Teams können sie nur kurz Widerstand leisten. Machen wir es also kurz – ich erspare dem geneigten Publikum die blutigen Details. Nicht alle Ganger sind tot, die Überlebenden kampfunfähig.

Xhi und zwei weitere Frauen sind frei. Wir packen sie in den – früher gehackten Transporter, Julia darf fahren. Ich bringe Lilian in Sicherheit, diesmal darf ich mein Bike selber lenken.

Und das war es dann auch schon. Xhi ist wieder bei ihrem Bruder, die anderen Frauen bringen wir zum Bahnhof – außerhalb der Stadt werden sich ihre Spuren verlieren.

SECHS

Die Tage vergehen. Ich warte auf ein dickes Ende. Schließlich haben wir ein illegales Snuff-Portal inklusive Video-Studio von der Landkarte getilgt, dabei jede Menge Porzellan zerschlagen und einige Leichen zurückgelassen.

Auch die Russen waren mit im Spiel. Sie hatten Xhi einfach an das Portal verkauft, als sie ihre Schulden nicht mehr bezahlen konnte.

Aber es bleibt ruhig. Zu ruhig. Mir auch recht, denn auch ich werde wie Zhu und Xhi eine Weile von der Bildfläche verschwinden. Meinen vertrauten Revolver entsorge ich diskret. Eine Spur weniger, die zu mir führt. Diandro liefert mir sicher gerne eine neue Waffe.

Es war sehr schön (not!), es hat mich sehr gefreut (auch nicht). Aber die Sache ist erledigt. Geneigtes Publikum, wir sehen einander in circa einem Jahr. Adieu, euer Amin.