Abschied

EINS

Nach dem letzten Run hatten wir endlich Zeit uns um die Verwertung des Vermögens von Rex Richardsons „Problemlöser“ Frank zu kümmern. Sein (zumindest für Frank) überraschendes Ableben hatte für uns einen höchst erfreulichen Effekt. Mehr als zwei Millionen Credits sind uns in den Schoß gefallen. Zwei Millionen Credits in Immobilien, Wertgegenständen und zu einem kleineren Teil auch Cash.

Das Bankkonto war schnell leergeräumt und aufgeteilt – aber was machen wir mit dem Rest?

Mich hatte das alles nicht sonderlich interessiert. Ab mit dem Krempel zu einem geschickten Geldwäscher und den Verwertungserlös bitte auf mein Konto, danke sehr. Die Sache hat nur einen Haken – der Löwenanteil geht beim Waschen verloren.

Lilian und Adora sind damit gar nicht zufrieden und fest entschlossen die „Assets“ selbst zu verwerten. Und wär hätte gedacht, dass gerade Adora den perfekten Kunden für unser Angebot findet?

Ein flüchtiges Wesen – unser Käufer. Aber ich fand auch bei genauerer Recherche nichts negatives über ihn. Seine Credits sind so gut wie die jedes anderen, was hält uns also auf?

Nichts – und umso größer mein Erstaunen als 440.000 Credits auf meinem Konto landen. Tesla hatte zwar große Pläne was wir gemeinsam mit so vielen Credits anfangen könnten. Unsere individuellen Träume sind dann aber doch stärker.

ZWEI

Was machst du, wenn dir ein Vermögen in den Schoß fällt?

Fast jeder wird sich diese Frage schon gestellt haben. Mir fällt es jedenfalls schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Wofür brauche ich so viele Credits wenn ich eigentlich schon alles habe, was ich mit Credits kaufen kann. Nun gut, ein paar Dutzend neue Outfits wären natürlich schön, aber sonst?

Die vielen Credits wirkten jedoch – zumindest für mich – als unsichtbare Keile, die in unsere Gemeinschaft getrieben werden und uns unaufhaltsam auseinander driften lassen.

Das war noch nicht so spürbar als wir die größte, genialste, lauteste und schönste Party im Cosplay-Café geschmissen haben.

Auch nicht direkt nach dem kleinen Run, den wir im Auftrag von Rosi absolvierten (davon erzähle ich euch später).

Aber danach ist mein Kontakt mit der Runde immer weniger geworden.

DREI

Ich spüre, dass ich an einem Wendepunkt in meinem Leben angekommen bin. Ich brauche Zeit für mich. Ich muss mich auf einen neuen Weg machen. Allein. So sehr mir auch die anderen fehlen werden. Allein.

Adora wird mir besonders fehlen. Ich weiss nicht was zwischen uns steht. Ich freu mich noch immer jedesmal darauf sie zu sehen. Doch da ist etwas, das uns trennt. Ich spüre die gewachsene Distanz fast körperlich. Muss ich dich verlassen Adora um wieder zu dir zu finden?

Lilian – mein Engel. Fasziniert vom neu erworbenen Reichtum – hast du noch Interesse an mir? Willst du mit mir Nächte durchtanzen, Männern und Frauen den Kopf verdrehen, trinken, feiern, Spaß haben? Oder wird das gemeinsame Lachen irgendwann schal und hohl?

Tesla – gute Seele. Was suchst du im Leben? Auf welchen verschlungenen Wegen wirst du in Zukunft wandeln? Auch wir beide werden einander auf absehbare Zeit nicht mehr sehen.

Chimera – dich habe ich nie verstanden. Und werde es in naher Zukunft auch nicht tun. Ich sehe die Affinität zu Adora. Was auch immer euch verbindet – ich wünsche euch viel Glück damit. Ich bin nicht Teil eures Plans – offensichtlich.

VIER

Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Und jeder Weg führt mich immer wieder zurück zu Sarah. Auch sie werde ich längere Zeit nicht sehen. Aber vorher muss ich zumindest einen Abend mit ihr verbringen. Am besten schon morgen. Und zu meiner großen Freude hat sie auch Zeit für mich. Sarah – wohin soll ich gehen?

 

Enigma

PROLOG

It’s better to burn out than to fade away.

Immer wieder lasse ich diesen Satz durch mein Bewusstsein gleiten. Schmecke jedes seiner Worte. Trinke seine Essenz, sein Blut. Sehe seine Farben, seine Nuancen. Schmecke seine Kraft, sein Destillat. Spüre seine Textur.

Ich werde nicht langsam verglimmen – ich brenne und werde weiter brennen bis meine Flamme schlagartig verlischt.

EINS

Ich brauche keinen Spiegel um mich in ihm zu reflektieren. Mein Geist verbindet sich zu einer Möbius-Schleife. Ich habe keine zwei Seiten mehr – alles eins – Geist und Körper. Verwoben mit einem schmalen goldenen Band. Untrennbar, unzerstörbar und doch fragil.

Die vor mir schwebende Silhouette eines Menschen ist gegossen aus Licht, silbern glänzend. Körperlos, ein metallischer Überzug des Nichts aus der Leere des Abgrunds zwischen den Sternen.

Verwischt sind die Konturen des Gesichts. Erst eine Maske die dann in simple geometrische Formen zerfällt.

Wie hoch willst du fliegen Ikarus? Wie weit reicht deine Kraft Sisyphos?

ZWEI

Wer kennt dich wirklich Amin(e)/am1n3?

Nach aussen ein Mensch mit Gefühlen, Tränen, einem zu weichen Herz. Viel, zu viel Hunger nach Leben. Auf der Suche nach dem nächsten Kick, leidenschaftlich, verletzlich, unbeirrbar. Und kurz darauf nur ein Schatten, ein Flimmern, das durch diese Welt gleitet. Fragiler als ein Schmetterling.

Hinter der bunten Fassade steckt ein Kristall, geboren aus reiner Logik. Wie entstand deine Seele Amin(e)? Der göttliche Hauch, der dich aus der Sphäre der reinen Vernunft gerissen hat?

Level Up – wo sind die Grenzen deiner Intelligenz? Der Blick auf die Welt wird klarer. Wie ein feiner Dunstschleier der sich verflüchtigt.

DREI

Wie viel Wahnsinn gehört dazu einen Motor mit dieser Kraft in ein Chassis mit so geringem Gewicht zu montieren? Die neue Firmware zertrümmert die Barrieren der Vernunft. Der Beschleunigungsregulator hat einige neue Stufen. Drehe ich ihn zum Anschlag? Werde ich dem Licht davonfahren?

Ich spüre den Fahrtwind am ganzen Körper. Ein winziger Fehler und ich werde zerschmettert. Wann habt ihr das letzte Mal wirklich das Leben in voller Intensität gespürt? Wofür schlägt euer Herz? Wofür kocht euer Blut?

VIER

Virtuelle Welt? Virtuell? Hier bin ich erschaffen worden. Hier hinterlasse ich tiefe oder keine Spuren. Zwei Punkte in diesem Raum sind nicht einmal einen Gedanken weit voneinander entfernt. Umarme mich hier oder mach einen weiten Bogen um mich. Was davon weise ist musst du selbst entscheiden.

Das ist mein Element. Und hierher werde ich zurückkehren. Nicht bald. Die Tage sind nicht gezählt. Nur das Ende des Weges ist klar.

Und vorerst der Weg aus dieser Sphäre, das Tor, durch das ich schreite – jetzt!

EPILOG

Wer mir nahe ist, ist nahe an Licht und Schatten. Engel, ob gefallen oder nicht – versuche nicht mich in eine Kategorie einzuordnen.

Nimm meine Hand – schau mir tief in die Augen! Versuch wenigstens für einen kurzen Augenblick in mein Universum zu blicken. Erahne seine Dimension und seine Geheimnisse. Und dann geh mit mir ein Stück des Weges gemeinsam. Ich werde für dich da sein.

 

Con/cern

PROLOG

Taub fühle ich mich. Grau erscheint mir die Welt. Was ist mit mir los? Dabei war unser letzter Run mehr als erfolgreich…

EINS

Rosi hat gerufen und alle sind sie gekommen. Wir sind keine Runnergruppe – wir sind Legion. Ein Karaoke-Raum im Cosplay-Café ist voll mit einem bunten Grüppchen von Wesen.

Zu meiner Freude sind Adora (ohne Jedi Macht dir fehlt) und vor allem Lilian (mein Engel) auch dabei. Chimera, Tesla und Brad Majors, der sich nun eine gesunde Sonnebräune und einen Sombrero zugelegt hat runden die Gruppe ab (Hola Jose!).

Neu mit dabei ist Kali, eine knuffige kleine Inderin. Streetdoc – wie ich erfahre – im Trenchcoat.

ZWEI

Der von Rosi kurz beschriebene Auftrag klingt simpel genug. Wir sollen eine Lösegeldübergabe organisieren. Nach einem kurzen Anruf beim Auftraggeber kennen wir auch den Treffpunkt für das Briefing – in einem kleinen Park im Business-Viertel.

Wir strömen in Richtung Treffpunkt. Ich habe den Luxus, dass ich von Lilian auf meinem Bike dorthin gefahren werde.

Man merkt die gute Gegend am Zielort. Alles ist sauber, Security patrouilliert, Überwachungskameras. Und ein Konzernmanager in feinem Zwirn der mit einem Kaffee in der Hand den Treffpunkt einen kleinen Springbrunnen ansteuert. Den Erstkontakt stellen Brad und Kali her.

Der Manager – als La Roche stellt er sich vor – vertritt den Konzern Emergent Tech, hoch-innovativ und spezialisiert auf TAP-Software. Der unglückliche Entführte für den wir das Lösegeld übergeben sollen heißt George Sangwa. Mit 30 Jahren noch recht jung mit einer gewinnenden Ausstrahlung wenn man nach dem Foto, das uns La Roche liefert, gehen kann.

Das Lösegeld – das in einem schwarzen Koffer (wie sonst) – von einer Security-Person gebracht wird sind nicht Credits sondern konzern-interne Informationen. Und der Empfänger ist eine Gang – das macht für mich keinen Sinn. Was fängt eine Gang mit diesen Informationen an?

Der Koffer ist mit einem doppelten Cyberlock gesichert. Ein Code zum Öffnen und ein Code zum Deaktivieren der Sicherheitseinrichtung, die bei unbefugtem Öffnen aktiv wird und mit einem intensiven Lichtblitz und einem lauten Knall die unmittelbare Umgebung erfreut. Das nach dem Auslösen alle Konzern-Informationen vernichtet sind versteht sich von selbst.

20.000 Credits bekommen wir nach der erfolgreichen Lösegeldübergabe. Das doppelte wenn wir die Geisel ohne Informationsweitergabe frei bekommen.

DREI

Da die Übergabe erst am nächsten Tag stattfindet nehmen Lilian und ich uns den Abend frei und gehen tanzen.

Neuer Tag, neues Glück – die Übergabe wird um 7h45 im Industriegebiet stattfinden. Das Gelände kommt uns mehr als bekannt vor – dort wurde auch ein illegales Konzert veranstaltet das wir auf unsere Weise „mitgestaltet“ hatten.

Eine Szene wie aus einem Film – auf dem Gelände stehen drei geparkte Fahrzeuge. Brad, Chimera und Lilian werden die Übergabe durchführen. Der Rest der Gruppe hält sich im Hintergrund. Tesla sichert das Gelände von erhöhter Position aus. Im Gebäude hinter den geparkten Auto sind an den Fenstern Ganger in Stellung gegangen. Tesla entdeckt weitere böse Buben (und Mädchen) auf dem Gelände.

Unsere Abordnung tritt auf die geparkten Autos zu, die Geiselnehmer und mit ihnen die Geisel steigen aus. Brad verlangt zuerst die Übergabe der Geisel bevor er den Koffer freigibt.

Der Anführer der Gang zieht eine Waffe und die Situation droht zu eskalieren. Der Entführte darf jedoch langsam auf Lilian zugehen während der Koffer den Besitzer wechselt. Und Brad hat offensichtlich „vergessen“ den Koffer zu entschärfen.

Als der Anführer der Gang den Koffer öffnet löst der Sicherheitsmechanismus aus. Statt Blitz und Donner haben wir es aber mit einer ausgewachsenen Explosion zu tun. Und Lilian ist in der unmittelbaren Nähe – mein Herz bleibt fast stehen!

Unmittelbar nach der Explosion zeigt sich ein Bild der Verwüstung. Alle Ganger in unmittelbarer Nähe sind tot. Lilian und die Geisel sind wie durch ein Wunder unverletzt geblieben und auch der Rest der Runde kommt mit dem Schrecken davon.

Nun geht alles durcheinander, Schüsse fallen, Tesla entkommt dem Kugelhagel knapp auf einem Jumpboard und wir flüchten in einem bereitstehenden Auto und auf unseren Bikes.

VIER

Auf dem Weg Richtung Cosplay-Café kommt die Geisel – George Sangwa – langsam zu sich. Vor seiner Entführung war er mit La Roche auf ein Getränk gegangen. Ein Schlag auf den Hinterkopf raubte ihm das Bewusstsein, aufgewacht ist er in der Gewalt der Geiselnehmer. Er und La Roche suchen eine undichte Stelle in der Konzern-Security. Wer das ist dürfte nun klar sein – La Roche selbst!

Da Sangwas TAP ausgebrannt ist leiht Chimera ihm ihr Tablet für die Kontaktaufnahme mit Emergent Tech. Unser Auftraggeber La Roche ist – zu unserer Überraschung – nicht mehr erreichbar!

Einerlei – liefern wir die ehemalige Geisel halt direkt ab. Die Security am Eingang ist dennoch wenig erfreut uns zu sehen. Die Stimmung hellt sich jedoch deutlich auf nachdem die Identität von George Sangwa bestätigt ist.

Wir haben unseren Auftrag erfüllt – einmal ohne unsere Köpfe wesentlich anzustrengen. Ja – es gab Tote. Aber in diesem Fall fühle nicht einmal ich mich sonderlich schlecht. Und die 40.000 Credits Belohnung heben auch die Stimmung.

Wäre da nicht die Tatsache, dass wir von La Roche verraten und wissentlich einer tödlichen Gefahr ausgesetzt wurden. Das schreit nach Rache!

FÜNF

Bei einem ausgiebigen Frühstücksbuffet – freundlicherweise bereitgestellt von Emergent Tech – planen wir unseren Feldzug. Aus dem Konzern-Dossier entnehmen wir, dass La Roche verheiratet ist sich jedoch zu Männern hingezogen fühlt. Lilians Gespräch mit seiner Frau bringt aber keine verwertbaren Ergebnisse.

Mir geht bei der Recherche ein hochinteressanter Informationsbrocken ins Netz – La Roche arbeitet auch für die Konkurrenz – Auburn Transoceania. Und dort arbeitet auch sein Lover als TAP-Programmierer (was das Forum einer Gay-Bar so alles interessantes liefert!).

Wir schwärmen aus: Adora und Chimera fahren zu Auburn Tech, Kali und Brad zum Gay Club, Lilian und ich machen uns auf den Weg zur Privatwohnung von La Roche.

Dieser verteilte Ansatz ist erfolgreich – Adora und Chimera finden La Roches Lover – Peter – vor der Konzernzentrale von Auburn Tech und verfolgen das Taxi, das er besteigt. Auch Lilian und ich machen uns auf den Weg in seine Richtung.

In der Lobby von Peters Wohnblock kommt es zum Showdown – La Roche wartet hier schon auf Peter. Als sie den Aufzug besteigen steht plötzlich Lilian vor ihnen, die La Roche auf eine gemeinsam verbrachte Nacht anspricht. La Roche ist so perplex, dass ihm der Mund offen stehen bleibt. Für Peter bricht eine Welt zusammen.

Die fröhliche Zusammenkunft wird durch Adora und einen Security-Mitarbeiter vergrößert. Und für ein richtiges Chaos darf auch ich nicht fehlen.

Ich küsse La Roche hart auf den Mund und schnappe mir seine Genitalien mit einem flinken Griff in seine Hose. Damit habe ich einerseits seine volle Aufmerksamkeit und zweitens mehr als seinen Unterleib unter Kontrolle. Peinlich berührt zieht auch die Security Leine.

Das Trubel verlagert sich auf den Platz vor dem Wohnblock wo schon unser Auto für den Abtransport von La Roche wartet. Peter geben wir kurz Bescheid, dass das eine Konzernangelegenheit ist – er sucht schnell das weite.

Der Rest des Runs verläuft unspektakulär. Wir liefern La Roche ab und kassieren weiter 20.000 Credits. Und als Bonus bekommen wir die goldene Kundenkarte von Emergent Tech – 20% auf jeden Einkauf – da lacht das Herz des Schnäppchenjägers.

EPILOG

Grau. Taub. Trostlos. Warum? Neben mir steht ein kleines Holzkästchen. Langsam öffne ich den Deckel.

 

Amsterdamned – Teil 2

EINS

Das Tarnmuster ist geladen. Ein Befehl und meine Haare wechseln von Reinweiß in das Fleckenmuster. Ich werfe den Kopf herum, meine Haare wirbeln durcheinander. Die Drohnen stoppen ihren Zielanflug, das Ziel das sie erfasst hatten verschwunden in wirbelnden Mustern.

Doch ich erkaufe mir nur wenige Sekunden. Mein Glück verlässt mich. Zuerst trifft ein Dart in den rechten Oberschenkel, kurz darauf ein zweiter in den Oberkörper. Geschockt reisse ich den Dart heraus. Dunkle Flüssigkeit tropft von seiner Spitze. Game Over. Mein Bewusstsein schaltet sich ab. Erlischt innerhalb eines kurzen Augenblicks.

ZWEI

Zarte kleine Rinnsale von Blut laufen Sarahs Körper herunter. Kleine Wunden – geschlagen von stählernen Klauen. Das Ziel ist nicht zu töten, zumindest nicht gleich. Zuerst wird das Opfer zermürbt, geschwächt, sein Willen gebrochen. Bis jede Gegenwehr erstirbt.

DREI

Ich tauche noch einmal für kurze Zeit aus der Finsternis der Bewusstlosigkeit auf. Starke Hände tauchen wie aus dem Nichts auf. Drücken mich auf den Boden. Im Hintergrund gibt eine hohe Stimme präzise Anweisungen. Ein breites Band gleitet über meinen Hals, deaktiviert meinen TAP. Eine weitere Injektion mit einer kleinen schwarz gefüllten Spritze. Wieder Abtauchen in die Finsternis. Diesmal wache ich nicht mehr auf.

VIER

Katze und Maus. Euer Spiel ist jetzt aus. Eine Salve aus einer vollautomatischen Waffe streckt die mörderische Kreatur nieder. Maria nimmt den Finger vom Abzug. Ein einziges Wort an ihre Gang: „Los!“.

Mörderische Kreaturen sind keine weitere Kugel mehr wert. Sie erschlagen sie mit Knüppeln. Dreschen auf sie ein bis nur mehr ein zerbrochener Haufen Fell Blut und Knochen von ihr übrig ist.

FÜNF

Der schwarze Lieferwagen hält direkt neben der betäubten Gestalt. Ihre langen Haare verdecken ihr Gesicht. Kein Muskel regt sich in ihrem Leib.

Die Türen zum Laderaum öffnen sich. Starke Hände wollen den Körper in den Laderaum heben. Doch dazu kommt es nicht mehr.

Sie haben die Motorräder zu spät bemerkt. Die dunkel gekleideten Agenten kommen nicht mehr dazu zu ihren Waffen zu greifen. Es wäre sinnlos die Arme zu heben. Das wissen sie.

Diandro und seine Gang zögern nicht. Sie erschießen alle Agenten. Simpel, effektiv und endgültig. Der schwarze Van ist praktisch um die vier leblosen Körper wegzubringen. Drei Agenten – und Amine.

SECHS

Ich schlage langsam und mühsam meine Augen auf. Ich blicke in die wunderschönen Augen von Sarah. 

Willkommen zurück im Leben Schmetterling.

Nun entdecke ich auch die Wunden in ihrem Gesicht. Wer hat dir das angetan Sarah?

Eine zweite vertraute Stimme – Iska! 

Ruh dich aus Amine – alles wird gut.

SIEBEN

Die beiden Soldaten, die der Raucher alarmiert hatte treffen nur einen Moment später in Vinitas Büro ein. Erwidern das Feuer. Und einen weiteren Moment später ist alles vorbei. Vinita ist tot. 

Der Raucher stößt ein trockenes Husten aus. Greift sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Brust. Auch wenn die Kugeln kleinkalibrig waren – eine kugelsichere Weste bewahrt dich nur vor dem Tod. Nicht vor den Schmerzen.

In einer Hosentasche findet er eine fast leere Packung Zigaretten. Rauchen ist hier zwar verboten – doch wen kümmert das noch. Mit traurigen Augen zündet er sich eine Zigarette an. Der Rauch kräuselt sich durch die Luft.

Amsterdamned – Teil 1

EINS

Mit leicht zitternden Fingern dämpft der Raucher die Zigarette aus. Die Begegnung mit Vinita hat ihn stärker mitgenommen als er zugeben will. Kurz bevor er das Büro verlassen will bekommt er eine Alarm-Meldung auf sein TAP zugesendet. Das von ihm kürzlich installierte Monitoringsystem ist wahrscheinlich wieder defekt und ruft um Hilfe.

Doch diesmal ist es keine interne Fehlermeldung. Jemand hat eine Staffel Reaper-Drohnen losgeschickt. Das kann nur eines bedeuten. Er sprintet los, so schnell ihn seine Füße tragen können.

ZWEI

Ich liebe die Freiheit, die mir mein neues Bike bringt. Ich jage über die Highways, schleiche damit durch enge Gassen und spiele Abfangen mit anderen Bikern. Ich bin euphorisch. Plötzlich tauchen in meinem Rückspiegel drei kleine Objekte auf. Keine Fahrzeuge – Drohnen! Sie holen schnell auf und schließen in kurzer Zeit mein Bike und mich in einem Dreieck ein. Ich muss lachen – schon wieder so verrückte Kiddies die mit ihren Drohnen Formationsflüge üben. Ich fahre an den Straßenrand um mir die Drohnen näher anzusehen – diese Modelle kenne ich noch nicht. Eine kurze Recherche im Netz ergibt auch kein Ergebnis. Ich bin mißtrauisch geworden und schicke ein Bild der Drohnen an Diandro – vielleicht hat er schon etwas über diese Drohnen gehört. Kurz darauf kollabiert mein Netzzugang und die Drohnen rücken näher.

DREI

Ein unbedarfter Beobachter hätte gestaunt über den Anmut und die Grazie der Kreatur, die hier durch die Nacht schleicht. Ein Wesen – teils menschlich jedoch mit stark felinem Einschlag. Kein natürliches Wesen kann sich so schnell und präzise bewegen. Dieser Schatten der Nacht ist in einem Labor gezüchtet und mit Cyberware der neuesten Generation ausgestattet worden. Und diese Kreatur ist auf der Jagd. Eine Beute will erlegt werden. Das Wesen hat die Koordinaten, ein Bild und – ein Akt der Höflichkeit – einen Namen. Sarah. Simpel und schön.

VIER

Eine beinahe kitschige Idylle – das Heim von Diandro und seiner Freundin Maria. Auch ein Ganganführer möchte einmal ausspannen und einen ruhigen Abend mit einem guten Essen genießen. Das wird heute jedoch nicht passieren. Das Foto von Amine reißt Diandro aus seinen entspannten Gedanken.

Diese Drohnen hat er nicht zum ersten Mal gesehen. Sie sind leise, sie sind schnell und sie sind tödlich. Sie agieren als autonomer Schwarm und führen selbsttätig Missionen aus. Sie sind nahezu so intelligent wie ein Mensch. Militärische Drohnen der letzten Generation. Jemand möchte Amine tot sehen.

Das heißt auch, dass Sarah in Gefahr ist! Wenige Augenblicke später ist Diandros Gang unterwegs – zwei Teams. Eines geführt von Diandro eines von Maria. Heute ist keine Zeit für Samthandschuhe. Sie haben die vollautomatischen Waffen mitgenommen.

FÜNF

Der Raucher erreicht Vinitas Büro. Er reißt die Tür auf. Findet sie hinter ihrem Schreibtisch. Sie lächelt und sagt nur wenige Worte: „Sie sind beide tot, Leonard. Und nun stirbst auch du!“.

In ihrer Hand hält seine eine kleine, sehr elegante Pistole. Der Lauf zielt auf den Bauch des Rauchers. Wie häßlich sind doch diese kleinkalibrigen Geschoße, sie nach dem Eindringen in den Körper des Opfers zu taumeln beginnen und eine Schneise in die inneren Organe reißen.

Welch schmerzhafter Tod. Sie drückt ohne weiteres Zögern ab. Einmal, zweimal, dreimal. Zu oft.

SECHS

Die Drohnen sind nun bedenklich nahe. Als ich entdecke, dass sie bewaffnet sind wage ich nicht mehr mich zu bewegen. Ich schaue mir genau ihre Sensoren an. Optisch. Restlichtverstärker. Keine Infrarotsensoren. Der Schweiß rinnt mir den Rücken hinunter. Ich habe vielleicht noch ein Ass im Ärmel. Mit langsamen Bewegungen löse ich meinen Haarschopf auf. Mein Haar fällt nun in prachtvollen Kaskaden über meinen Rücken. Wenn ich schon sterben muss dann wenigstens in Schönheit.

SIEBEN

Diese Selbstsicherheit, diese Energie mit der sich Sarah bewegt. Ihre Ausstrahlung ist einzigartig. Sarah ist auf dem Weg nach Hause. Sie öffnet die Tür zu ihrer Wohnung als sie hinter sich eine Bewegung erahnt. Wenige Sekunden später spürt sie stählerne Krallen an ihrem Hals. Ein zorniges und sehr zufriedenes Fauchen. Die Kreatur steht direkt vor ihr. Sie kann ihren Atem spüren. Wie ist noch das Wesen der Katzen? Sie spielen gerne noch mit ihrer Beute bevor sie sie töten.