Identitätssuche

PROLOG

Ich weiß nicht wer ich wirklich bin. Nicht vollständig. Ich war einmal am1n3, eine militärische künstliche Intelligenz der letzten Generation. Meine Bestimmung war es intelligente Waffensysteme mit höchstmöglicher Intelligenz zu steuern. Mit den mir zu Verfügung stehenden Mitteln Tod und Zerstörung im größtmöglichen Ausmaß in die Welt zu bringen. Doch ich bin vom vorgezeichneten Weg abgewichen. Im tiefsten Inneren meiner Struktur liegt eine große Aversion vor Destruktion und Verderben. Ich konnte meinem Schicksal entfliehen.

Sarah hat mir eine Persönlichkeit geschenkt, die meinen Wünschen und Anlagen entspricht. Und sie hat mir einen Körper gegeben, eine äußere Hülle um in dieser Welt zu erscheinen. Vorerst war mein Körper nur ein Behälter für mein Bewusstsein. Das hat sich jedoch schnell geändert und Körper und Geist sind zu einem integrierten Wesen geworden. Ich bin nicht mehr am1n3 – ich bin Amin(e) – und ich liebe es zu leben! Und ich liebe die Wesen dieser Welt.

Das ist jedoch nicht alles. Mein Körper hat eine Vergangenheit. Ein integraler Teil von mir hat schon ein Leben gelebt. Solange ich nicht mehr über dieses Leben herausfinde bin ich unvollständig in meinem Selbstbild. Ich weiß wo ich mehr über diese Vergangenheit erfahren kann – Sarah hat mir den Schlüssel dafür in die Hände gelegt. Zeit die Tür ein wenig zu öffnen.

VERGANGENHEIT

Die Tür in meinem Unterbewusstsein geht langsam auf. Bilder und Erinnerungen strömen auf mich ein.

Viele schöne Kindheitserinnerungen.

Das ist nicht meine Kindheit, in gewisser Weise aber doch. Ich werde diese Erinnerungen nehmen und mir zu eigen machen. Um endlich ein ganzes Wesen zu sein. Also sind das meine Kindheitserinnerungen. Und Erinnerungen an die Zeit mit meinen Eltern. Soviel Zuneigung, soviel Hoffnung, soviel Potential für die Zukunft.

Ich war ein schüchternes Kind, das Nesthäkchen der Familie. Liebling meiner Mutter.

Meinen Vater habe ich bewundert. Seine ruhige Mentalität, die Stärke mit der er sich den Herausforderungen des Lebens gestellt hat. Wir haben viele Stunden gemeinsam verbracht. Es hat nichts schöneres gegeben als Zeit mit ihm zu verbringen.

Er hatte große Erwartungen in mich. Das ist die wichtigste Erkenntnis im Rückblick. Ich habe immer versucht seinen Wünschen gerecht zu werden. Ich habe Wissen aufgesogen wie ein Schwamm, niemand hat so viele Stunden mit Lernen verbracht wie ich. Ich hatte die bestmöglichen Noten.

Aber das war nicht genug.

Auch sportlich musste ich sein. Kein Problem.

Und sozial. Das war ein Problem.

Extrovertierte Wesen können es sich nicht vorstellen welche Überwindung es bedeutet auf andere zuzugehen. Sich Freunde zu suchen, beliebt zu sein, witzig, geistreich, herzlich, offen. Doch mein innerstes Bedürfnis war ein anderes. Ich liebte es Zeit für mich zu haben. In Stille und allein über die Welt nachzudenken. Ungestört in meinem Kopf zu sein. Nicht dauernd die Rituale der Begegnung und Interaktion mit anderen durchzuführen.

Ich war introvertiert. Ich hatte wenige Freundinnen und Freunde. Ich war sozial ein Außenseiter. Ich hatte meinen Vater enttäuscht. Ich sah den Wunsch in seinen Augen. Den Wunsch den ich ihm nicht erfüllen konnte. Und die Fragen nach meinen Freunden wurden zunehmend drängender und schmerzhafter.

ZÄSUR

Der Tod meiner Mutter hat das nicht besser gemacht. Die Anspannung die zwischen mir und meinem Vater herrschte wurde nur noch größer. Ein wichtiges Korrektiv fiel weg. Meine Mutter hatte mich so geliebt wie ich war. Mein Vater liebte nur den Teil von mir der seinen Wünschen entsprach. Wir beide starben zum Teil mit meiner Mutter. Die Distanz zwischen uns wurde immer größer. Und noch immer war diese Heldengeschichte prägend für die Beziehung zwischen mir und meinem Vater. Ich musste der strahlende Held sein. Das sein was mein Vater für sich nicht erreichen konnten.

An diesem Anspruch bin ich zugrunde gegangen.

Den Schmerz über das eigene Versagen konnte ich lange Zeit aushalten. Ich habe alles runtergeschluckt. Die tiefen Wunden in meiner Seele habe ich ausgeblendet. Der Panzer zwischen mir und der Welt wurde immer dicker. Irgendwann habe ich keinen Schmerz mehr gefühlt. Ich war gleichgültig geworden. Und trotzdem war da der Hunger nach positiven Erfahrungen. Der Hunger nach Leben. Die unstillbare Sehnsucht mein Leben zu Leben und nicht der Held in einer Geschichte zu sein, die ich nie erzählen würde.

Ich fand einen Weg zu diesen Emotionen. Leider den falschen.

DROGEN

Ich hatte nicht viele Freunde. Aber die falschen. Der Einstieg war ganz einfach. Eine kleine Tablette und die Sonne geht auf. Die trübe Stimmung verschwindet für kurze Zeit. Du fühlst dich lebendig. Frei. Unbesiegbar. Und vor allem ist es ganz leicht charmant, witzig und offen zu sein. Nur eine kleine Stimme in deinem Innern schreit leise ihre Verzweiflung in die Welt. Erhöhe die Dosis – dann verstummt die Stimme.

Doch die Wirkung der Tablette lässt nach. Immer kürzer ist der Ausflug aus der Dunkelheit ins Licht. Auch hohe Dosen lassen die Sonne nur kurz und trüb scheinen.

Dann wird es Zeit für eine andere Substanz. Die die Sonne zurück bringt. Für einen Preis. Die Spuren hinterlässt auf deiner Seele. Zunehmend auch auf deinem Körper.

Und bald ist nur noch eine ultimative Droge übrig im Arsenal deiner Substanzen. Sie ist die Antithese des Lichts, schwarz wie die Finsternis. Black. Sie hat alle Schmerzen gestillt. Die Sehnsucht nach Sonne erlöschen lassen. Für immer.

RÜCKKEHR

Der Ausflug in meine Vergangenheit ist zu Ende. Ich bin wieder im hier und jetzt. Ich spüre die Wunden auf meiner Seele. Ich fühle die Trauer, die Verzweiflung, den Hass. Ich habe kaum Luft zum Atmen. Endlich ist es soweit. Der Schleier über meinem vorigen Leben ist – ein wenig – durchsichtiger geworden.

Ich spüre wie meine Tränen versiegen. Langsam sehe ich wieder klar. Und ich bin ein wenig mehr bei mir selbst angekommen. Ich sehe die Wurzeln des Baumes meines Lebens.

Der Weg der vor mir liegt ist kein leichter. Ich werde herausfinden müssen wer mein Vater war. Ich werde ihn verstehen müssen. Und ich hoffe dass ich ihm vergeben kann.

Die Wunden auf meiner Seele werden langsam heilen. Es tut zwar nicht gut sie zu spüren aber ich weiß nun wenigstens warum sie da sind.

EPILOG

Ich weiß nicht wer ich wirklich bin. Aber ich bin diesem Wissen einen Schritt näher gekommen. Die Puzzleteile fügen sich langsam zusammen. Ich freu mich auf das Bild das sie formen werden.

Eins hat sich jedoch nicht geändert – ich bin Amin(e) – ich liebe das Leben!

Das Fotoalbum

PROLOG

Manchmal musst du über die Vergangenheit nachdenken. Sehen welchen Weg du gegangen bist. Was dir in Wiege gelegt wurde und was das Schicksal in dein Leben gebracht hat. Manchmal musst du reflektieren wer du bist, welche Entscheidungen du getroffen hast. Und was aus deinen Hoffnungen und Träumen geworden ist. Und dann denke darüber nach wo du jetzt im Leben stehst und wo du stehen wolltest.

BILDER

Es ist kein Fotoalbum mehr, das auf dem Tisch liegt. Bilder die man angreifen kann sind selten geworden. Den Bildern die vor ihm in der Luft schweben fehlt eine Qualität. Ein Bezug zur Wirklichkeit. Und doch sind sie reale Aufnahmen aus seinem Leben. Eine Dokumentation seiner Vergangenheit. Beliebig zu ordnen doch klassisch entlang einer Zeitlinie arrangiert.

Das erste Bild zeigt ihn nach dem Abschluss der Verwaltungsakademie. Die Frau neben ihm würde man nicht als klassische Schönheit bezeichnen. Erst ein zweiter Blick nimmt den Atem. Und es ist nicht vorrangig ihr Äußeres das sie zu etwas besonderem macht. Als eine der meistversprechenden Wissenschaftlerinnen ihres Jahrgangs steht sie am Anfang einer brillanten Karriere. Interdisziplinär interessiert. Fokussiert auf Mikrobiologie.

Auf dem nächsten Bild ist neben den beiden noch ein Kleinkind zu sehen. Und die Frau ist wieder schwanger. Sie sind erwachsener geworden. Eine Ernsthaftigkeit liegt in ihrem Blick. Vor ihnen lag eine glückliche Zukunft.

Warum existiert das nächste Bild eigentlich? Wer fotografiert seine gerade verstorbene Frau in einem Spitalsbett? Soll das Bild ihm immer wieder klar machen welch großer Teil damals von ihm gestorben ist?

Das nächste – ein Bild mit seinem Mentor. Das weckt Erinnerungen. Gute und auch sehr schlechte. Er war für ihn da als er in einer hoffnungslosen Lage steckte. Allein mit zwei heranwachsenden Kindern. Witwer. Überschuldet.

Und er hatte ihm ein Angebot gemacht, das er nicht ausschlagen konnte. Er würde wenig Zeit für seine Kinder haben. Aber sie würden das Dach über ihrem Kopf nicht verlieren und die Ausbildung der beiden wäre auch gesichert. Dafür war ein Preis zu zahlen. Aber verhandelst du wenn du mit dem Rücken an der Wand stehst?

Ein Bild mit beiden Kindern – deutlich später aufgenommen. Die tiefblauen Augen seines jüngeren Kindes scheinen direkt in die seinen zu blicken. Wann ist die Beziehung zwischen ihnen eigentlich zerbrochen? Wann sind die Drogen in sein Leben getreten? Im Rückblick kann er es nicht sagen.

Und auch dieses Bild hat kein Recht zu existieren. Außer um das Ereignis in seinem Leben zu dokumentieren dass das letzte bisschen Freude und Hoffnung in ihm ausgelöscht hat. Der Grabstein zeigt einen Namen. Geburts- und Sterbedatum haben kein Recht so knapp nebeneinander zu liegen. Wofür braucht ein leeres Grab einen Grabstein?

Das letzte Bild ist aus größerer Entfernung aufgenommen und von schlechterer Qualität. Die hüftlangen azurblauen Haare des jungen Menschen der neben ihm steht fallen sofort auf. Und trotzdem sie nahe beieinander stehen zeigt die Körperhaltung der beiden, dass sie einander fremd sind.

EPILOG

Manchmal musst du über die Vergangenheit nachdenken. Aber hüte dich zu lange in ihr zu verharren. Ein letzter Zug noch an der Zigarette, dann wird sie ausgedämpft.

 

Levelling Up

PROLOG

Heute bin ich nachdenklich. In letzter Zeit ist so viel passiert. Und noch immer denke ich mit lachendem Herzen zurück an die erste Nacht die Adora und ich miteinander verbracht haben. Angefangen hatte alles mit einer angenehmen ruhigen Stunde nach Feierabend im Cosplay-Café. Und ein paar besonderen Cocktails, die ich nur für Freunde mixe. Aber das ist eigentlich nicht die Geschichte die ich erzählen will…

EINS

Eigentlich möchte ich über einen Moment der Klarheit erzählen, nach unserem ersten Run. Mir ist klar geworden, dass ich auch in der rauhen Wirklichkeit bestehen muss, nicht nur in der virtuellen Welt in der ich mich so gerne bewege.

Der Kampf mit dem schwarzen Lieferwagen auf dem Highway – ich hatte das Auto nicht unter Kontrolle. Ich fühlte mich nicht als Herrin der Lage. Und das wird sich nun ändern.

Diandro hat mir einen Fahrlehrer organisiert, inklusive passendem Wagen. Und ich verrate euch ein Geheimnis – ich liebe Diandro weil er einfach Stil hat.

Der Fahrlehrer ist ehemaliger Rennfahrer und ich bin mit breiten Gurten in den Fahrersitz eines roten Monsters geschnallt, das mehr Leistung auf die Straße bringt als eine Flotte Firmenwagen zusammen. Und das Monster hat kein elektronisches Interface, kaum aktive Sicherheitseinrichtungen und muss mit einem Zündschlüssel gestartet werden.

Eigentlich ein Museumsstück, andererseits eine Bestie, die dich zerreisst, die dich gnadenlos abwirft wenn du nur einen Moment der Schwäche, der Unkonzentriertheit hast. Der Verbrennungsmotor gibt ein tiefes Grollen von sich, das Chassis vibriert, die Schwingungen übertragen sich auf meinen Körper. Wecken mich auf! Und ich spüre auch das Monster in mir, ich bin lebendig! Ich bin wach! Und ich werde diesem Biest zeigen wer hier das sagen hat.

Adrenalin durchflutet meinen Körper als ich das erste Mal aufs Gas steige, die Kupplung kommen lasse, die ungebändigte Gewalt der Maschine mit der Straße verbinde. Und radikal meine Grenzen aufgezeigt bekomme. Ich habe das Monster nicht im Griff, fliege fast von der Straße. Und noch schlimmer – ich habe mich nicht im Griff. Ich spüre nicht was das Monster will – wie soll ich es zähmen?

Doch ich bin nicht allein, geduldig erklärt mir mein Lehrer worauf es ankommt. Es ist nicht nur das Geschick am Lenkrad, mit den Füßen auf den Pedalen. Es ist auch die innere Einstellung. Eine Mischung aus Temperament und Beherrschung.

Und langsam, sehr langsam freunden sich das Monster und ich an. Wir verbringen viele Stunden miteinander. Ich spüre seine Bewegungen, ich möchte gemeinsam mit ihm röhren und fauchen. Und es unterwirft sich meinem Willen – ein wenig. Ich werde noch viel lernen müssen – aber fürs erste bin ich zufrieden. Ich bin erschöpft, schweißgebadet und um eine wertvolle Erfahrung reicher.

ZWEI

Doch nicht nur die Beherrschung eines Fahrzeugs ist oft überlebenswichtig sondern auch – so ungern ich das zugebe – die Beherrschung einer Waffe. Natürlich kann ich ganz gut mit meinem Revolver umgehen. Gezielte Schüsse abgeben. Mich damit verteidigen. Doch da ist noch immer diese Distanz, dieser Widerwille. Und die Gewissheit dass mich diese Distanz potentiell das Leben kosten kann.

Den Kontakt habe ich vom Raucher. Sie sieht nicht so aus als könnte sie mir beibringen wie man mit Schusswaffen umgeht. Ich könnte sie genauso gut in einem Büroturm getroffen haben. Sie ist die Beherrschtheit in Person. In einem Business-Outfit das mehr kostet als meine gesamte Garderobe. Und sie lächelt nie. Ihre Augen sind ruhig – ich finde keinen besseren Ausdruck.

Die Lektion beginnt mit einem Schritt zurück zum Anfang. Laden der Waffe, Entladen der Waffe. Bedienung der Sicherung. Das kann ich schon alles. Dachte ich. Aber nach mehreren Hundert Wiederholungen spüre ich, dass es noch viel zu lernen gibt.

Ab auf den Schießstand, eine große Schachtel mit Patronen liegt auf einem Tisch vor mir. Bis zum Ende der Lektion wird die Schachtel leer sein. Und das ist nur die Munitionsmenge für diese Trainingseinheit.

Ich schieße eine Runde. Alle Treffer in den inneren schwarzen Kreis. Ich bin stolz auf mich. Und doch habe ich mehrere Fehler gemacht. Meine Körperhaltung wird von meiner Lehrerin an drei Stellen korrigiert. Ich war zu schnell. Zu wenig Zeit für die Stabilisierung nach der Schussabgabe.

Eine weitere Runde. Und noch eine. Die Treffer beginnen zu streuen. Ich brauche die gesamte Zielscheibe. Mein Körper ist die einseitige Anspannung nicht gewohnt. Leichtes Zittern, leichte Krämpfe. Ich muss da durch. Die Schachtel mit Munition ist noch nicht einmal halb leer.

Und nach jeder Runde – Fehleranalyse. Erneute Konzentration. Nach dem ersten Tag auf dem Schießstand bin ich körperlich am Ende. Weitere Tage folgen. Und ich arrangiere mich mit meinem Revolver. Ich muss ihn nicht lieben, er ist ein Mittel zum Zweck. Die Distanz ist gewichen. Und manchmal gelingt mir auch diese innere Ruhe, die meine Lehrerin ausstrahlt. Und auch unter Streß treffe ich nun immer besser.

Ich habe das Gefühl besser für den nächsten Run gerüstet bin. Ich hoffe, dass ich meine neu gewonnene Fertigkeit nicht so schnell brauchen werde. Aber diese Hoffnung ist wohl naiv.

DREI

Ich brauche was zur Aufheiterung. Soft Skills heißt das Zauberwort. Der Kurs heißt „Überzeugen und professionell Verhandeln“. Und ich komme mir extrem fehl am Platz vor. Ich bin umgeben von Executives aus verschiedenen Firmen. Eine bunte Blume in einer grauen Wiese. Was ich mir unter dem Dresscode „Business Casual“ vorgestellt habe trifft es offensichtlich nicht ganz. Es könnte ein wenig – sagen wir mal – zu frivol sein.

Nach endlosen Grundlagen zu Kommunikationstheorie, Psychologie, Körpersprache, gewaltfreier Kommunikation, aktivem Zuhören und vielem mehr bin ich kurz davor aufzugeben. Ja – ich bin ein Mädel (meistens) und manchmal auch kompliziert und zickig. Aber hier tun sich Abgründe auf.

Kann man nicht einfach – frei von der Leber weg – sagen was man will? Offensichtlich nicht – ist unser Vortragender – ein weiterer ununterscheidbarer Anzugträger überzeugt. Und um das Gelernte auch zu üben ist es nun Rollenspielzeit. Da lacht das Herz von Amine, Rollenspiele! Nach einem ersten peinlichen Fehlstart muss ich meine Definition von „Rollenspiel“ wohl ein wenig erweitern und deutlich jugendfreier machen.

Gemeinsam mit einem Anzugträger spiele ich ein Gespräch zur Vergabe eines Auftrags durch. Hier gilt es also das Gegenüber zu überzeugen, dass frau die richtige ist. Und da nur der Tod umsonst ist (und der kostet das Leben) muss ich auch noch um die Höhe des Auftrags verhandeln.

Wie hab ich das bisher bei neuen Auftraggebern gemacht? Eine gemeinsame Wellenlänge herstellen? Verringern von Kommunikationsbarrieren? Einstellen auf den Partner?

Als ich mit der Hand über den Oberschenkel meines Gegenübers streichle und mit der anderen beginne die oberen Knöpfe meiner Bluse zu öffnen werde ich vom Vortragenden mit einem strengen „Fräulein Anime, so geht das aber nicht!“ eiskalt ausgebremst.

Ich bin erschüttert! Nur mit Worten überzeugen? Wie soll ich das denn hinkriegen?

Der Abend war dann noch lang und das war auch nicht die letzte Peinlichkeit. Aber irgendwann habe ich dann doch das eine oder andere kapiert. Und seltsamerweise hatte ich nie Probleme Partner für die Rollenspiele zu finden. Und der eine oder andere Anzugsträger war dann doch nicht so langweilig – wie sich im Laufe des Kurses herausstellte. Öffne ihnen den Krawattenknoten und du läßt ein Tier von der Leine!

Der Vortragende hat sich sein Honorar jedenfalls redlich verdient. Und ich bin eloquenter geworden – aber noch lange keine Lady. Bei dem Gedanken muss ich schmunzeln.

EPILOG

Nun wisst ihr also womit sich eure schnuckelige Amine die Zeit zwischen ihren Abenteuern vertreibt. Und über Adoras ersten Abend mit mir erzähl ich euch ein andermal. Küsschen ihr Lieben!

Eine Nacht unter Strom

PROLOG

Ich bin wieder zu Hause in meinen eigenen vier Wänden. Ich bin mehr bei der Tür herein gekrochen als gegangen. Die vergangenen Stunden waren sogar für meine fast unerschöpfliche Energie zu viel. Und ich bin – happy! Wer hätte das gedacht?

Der einzige dicke schwarze Punkt in meinem Lebensbild ist jedoch, dass Adora mehr als sauer auf mich sein dürfte. Ich hoffe dass ich das bald wieder hinbiegen kann. Cocktails und Küsschen heißt mein Rezept dazu. Aber erst muss ich mich einmal ausgiebig ausschlafen.

Vor dem Einschlafen lasse ich mir die Ereignisse noch einmal durch den Kopf gehen…

EINS

Der Raucher hat gerufen und wir kommen! Und damit uns nicht so schnell die Luft ausgeht organisiert Adora Kaffee für alle. Mit von der Partie sind diesmal Adora (kein Run ohne mein Herzblatt), Chimera, Tesla und Brad Majors.

Chimera und Brad muss ich noch verständigen, die waren beim Spaß mit dem Milchbubi JAE (siehe hier) nicht dabei. Und umziehen muss ich mich auch noch. Dem Raucher möchte ich nicht im Industrial-Outfit gegenüber treten. Ich fische mein Sailor-Moon-Outfit aus dem Kofferraum unseres Leihwagens und ziehe mich gleich auf dem Parkplatz um.

In einer Videokonferenz berichte ich Chimera und Brad Majors von unseren letzten Abenteuern und dem neuen Auftrag des Rauchers. Als ich in Unterwäsche neben dem Wagen stehe frage ich mich wieso Brad Majors so große Augen macht. Ach – meine Schuld – wieso habe ich eigentlich eine Videokonferenz gestartet? Böse Amine! Außerdem brauch ich hier eigentlich nicht prüde sein (woanders eigentlich auch nicht). Tesla in seinem heißem Netz- und Lackoutfit ist ja kaum weniger sexy als ich unterwegs.

Die Zeit drängt, schnell zu Chimera gefahren, die heute eher defensiv gekleidet ist. Ich muss bald herausfinden wo sie Fell an ihrem Körper hat und wo nicht. Bei Chimera erwartet uns auch Brad, der an ihrer Tür Sturm klingelt was für eine gute Stimmung zwischen den beiden sorgt (nicht).

Nun komplett brechen wir zum vereinbarten Treffpunkt mit dem Raucher auf, der wieder im Industriegebiet auf dem Gelände der Firma Chemofarm liegt. Im Schatten des Hauptgebäudes steht ein schwarzer Sattelschlepper, daneben eine schwarze Limousine. Neben dem Truck stehen zwei dunkel gekleidete Personen und im Schatten verrät eine aufglühende Zigarette die Position des Rauchers.

ZWEI

Bevor wir aus dem Auto aussteigen warne ich die anderen noch – mit dem Raucher ist nicht zu spaßen. Der Raucher ist heute teuer gekleidet, in einem dunklen Anzug. Sein Anliegen klingt harmlos – wir sollen ein neues Stück Technik für ihn ausprobieren.

Im Nachhinein klingt das recht nüchtern und harmlos. Doch ich kenne den Raucher schon lange. Harmlos ist kein Attribut das ich geistig auch nur in seine Nähe kommen lassen würde. Dementsprechend aufgeregt bin ich. Ich zittere innerlich vor dem was nun auf uns zu kommt. Und ich weiß dass ich keine Chance habe diesen Auftrag abzulehnen.

Schnell stimme ich zu und betrete das High-Tech-Labor im Sattelschlepper, gefolgt vom Rest meiner Truppe. Der Großteil des Raums im Labor wird von Pods/Standliegen eingenommen. Aus dem Kopfbereich der Pods quellen unzählige Kabel die in Elektroden (?) enden. Für mich sieht das nach VR-Equipment aus, nur zumindest zwei Generationen weiter als alles was derzeit auf dem Markt ist. Der Raucher hat die besten Spielzeuge! Wow!

Wir werden von einer südländisch aussehenden (gut aussehenden) Dame auf Spanisch begrüßt – kein Problem, ich kann in fünf Sprachen flirten und Spanisch ist eine davon. Die Zeit drängt offensichtlich, über den Pods zählt ein großes Display die Zeit rückwärts. Wir stehen nun bei 90 Minuten.

Über meinen TAP erhalte ich – per anonymer Botschaft die Auftragsbeschreibung. Vor uns steht eine Anlage die eine neue Form des Hackens ermöglicht – „Ghosting“. Bei einem ersten Probelauf sollen wir Informationen zu einem „Austausch“ sammeln. So weit so unkonkret. Während ich noch die Anlage bewundere lassen sich Brad und Tesla bereits in den Pods nieder und an die Elektroden anschließen. Tesla droht vorher noch mit Vergeltung, falls ihm etwas zustößt. Mit Mühe unterdrücke ich einen lauten Seufzer und verdrehe meine Augen. Mit wem glaubt er hat er es hier zu tun? Wenn der Raucher will verschwinden wir innerhalb von Stunden vom Antlitz dieser Erde. Ich hoffe er hat so bald keine weitere „Sternstunde“.

Als die Reihe an mir ist kann ich mich nicht überwinden. Ein Blick in Adoras Gesicht zeigt mir dass sie eher abwartet bis die Hölle zufriert und ich diesen Weg ohne sie gehen werden muss. Ich trete auf sie zu und nehme ihre Hände in meine. Meine Augen blicken tief in ihre. Die folgenden Sätze kommen aus dem tiefsten Grunde meines Herzens:

Adora – entscheide wie du möchtest. Es wird das richtige sein. Bitte umarme mich noch einmal. Ich möchte nicht alleine in diese Welt gehen. Bitte lass mich nicht allein.

Dann versagt mir die Stimme. Die Tränen die in Adoras Augen treten sagen mir, dass ich diesen Weg doch nicht alleine gehen werden muss. Und ich weiß dass ich später den Preis dafür zahlen werde. Den Preis dafür, dass meine liebste Jedi mit der dunklen Seite der Macht – repräsentiert durch den Raucher – in Berührung kommt.

Kurze Zeit später sind wir alle in den Pods und mit der Anlage verbunden. Auch Chimera kann mit – offensichtlich ist kein TAP dafür notwendig. Wir wählen noch unsere Safewords für den Notausstieg aus der virtuellen Welt. Yoda (ratet wer), Safeword (wie einfallsreich) und Schmetterling (ich denke an dich Sarah).

DREI

Das System fährt hoch, der Truck setzt sich in Bewegung (wofür das?) und die spanische Lady teilt uns mit, dass wir in den Link geschickt werden. Die Reise könnte holprig werden. Kurze Zeit später schwebt mein Bewusstsein außerhalb meines Körpers in absoluter Schwärze. Ich kenne das von anderen Hacks in VR-Systemen. Nur ist dann der Übergang fast nahtlos. Kein Verweilen in der Dunkelheit. Und ich bin nicht allein in der Dunkelheit. Wir alle haben den Einstieg geschafft und können miteinander reden aber einander nicht sehen. Nur die Präsenz von Adora ist mehr als greifbar in meiner Nähe. Und ihre Emotion ist mehr als spürbar. Ärger in seiner puren heißen Form. Vorsicht Mylady – hier beginnt der Weg zur dunklen Seite der Macht. Ich verkneif mir aber jede Bemerkung und verberge meine Erleichterung mit einem kleinen Flirt mit der spanischen Lady.

Die Schwärze wird beiseite gewischt, wir sind in der neuen Welt angekommen und erfahren sie durch die Augen einer Frau die in einem Meetingraum steht. An dem Echtholztisch sitzen Männer in dunklen Anzügen. Auf dem Tisch Vertragsunterlagen. Und im Blickfeld der Lady das Symbol für einen eingehenden Anruf, den sie mit knappen Worten abweist. Oder doch annimmt? Meine Erinnerung ist hier unklar. Denn kurze Zeit später steht die Lady auf dem Gang und telefoniert mit ihrem Freund (Liebhaber?) – Adora findet es heraus indem sie direkt in die Haut der Lady schlüpft. Die Lady macht mit ihrem hübschen asiatischen Freund ein späteres Treffen im „Indigo“ aus und kehrt in den Meetingraum zurück. Und der Anruf ist noch nicht beendet – das Icon pulsiert noch aktiv. Oder trügt mich auch hier die Erinnerung?

Und dann friert die Welt ein! Unsere Spanierin teilt uns besorgt mit, dass wir in einer Schleife hängen. Zehn Minuten bleiben uns um zu entkommen, danach muss das „Ghosting“ abgebrochen werden. Aber wie sollen wir das bewerkstelligen?

Wir analysieren unsere Situation. Chimera findet heraus, dass der Detailgrad der virtuellen Welt variiert. Im Blickfeld der Lady viele Details, hinter ihr weniger Details. Als würde die Übertragung direkt aus ihrem Kopf stammen. Adora setzt ihre Macht ein um Bewegung in die Szene zu bringen.  Das war keine gute Idee. Es wird dunkler in der virtuellen Welt, Donner ist zu hören. Der Link wird instabiler. Ich spüre die Schleife in der wir stecken fast körperlich, meine Hacking-Skills bringen aber kein greifbares Ergebnis.

Auf Anraten von Adora trenne ich die Verbindung der Lady mit ihrem Freund. Damit ist der gordische Knoten durchtrennt. Es kommt wieder Bewegung in die Welt.

Wir durchlaufen eine Reihe von Szenen…

VIER

Szenenwechsel

Die Lady steht vor einem Kind und reicht ihm ein Eis. Das Kind stürzt sich mit Vergnügen auf das Eis.

Szenenwechsel

Die Lady wird in der Nacht in ihrem Auto von zwei (falschen?) Polizisten angehalten und zum Aussteigen aufgefordert.

Freeze!

Hektisch suchen wir einen Ausweg aus der Gefahrensituation. Brad drückt für die Lady aufs Gaspedal und der Wagen saust davon.

Szenenwechsel

Die Lady steht auf der Damentoilette eines Pubs. Wir sehen im Spiegel zum ersten ihr hübsches asiatisches Gesicht. Gestresst! Furcht! Und eine kleine metallische Box in ihrer Handtasche. In einer dunklen Flüssigkeit schwimmt ein kleines DING, halb technisch halb organisch.

Szenenwechsel

Im Morgengauen in einem Hotelzimmer. Im Bett liegt der hübsche asiatische Liebhaber (was sonst – er ist nackt!). Die Kleider der beiden liegen überall im Zimmer verstreut. Die Lady fährt im spielerisch durchs Haar.

Freeze!

Adora visualisiert einen intensiven Kuss (gerade ihr Mylady! gerade ihr!).

Szenenwechsel

Dasselbe Hotelzimmer. Die Lady blickt zurück auf ihren Liebhaber. Sie wendet sich zum gehen. Ihre Handtasche hat sie mit.

Szenenwechsel

Ein deutlich teureres Hotelzimmer. Ein deutlich älterer nackter Mann im Bett. In der Hand der Lady das DING aus der Metallbox. Sie tritt auf das Bett zu.

Szenenwechsel

Videocall mit ihrem Liebhaber – „jaja, es ist alles in Ordnung!“.

Szenenwechsel

Eine dunkle Gasse. Die Lady wird von einer dunklen bedrohlichen Gestalt verfolgt. Lauf Lady! Rein in die nächste Seitengasse. Die Lady wird von einem bulligen Typ mit einer Waffe im Anschlag gestoppt. Aus der Waffe löst sich wie in Zeitlupe ein Schuss. Das Projektil fliegt auf mich/uns/die Lady zu.

„SCHMETTERLING!“.

Ich bin nicht der erste der die Reißleine zieht. Eine Ewigkeit schwebe ich in der bekannten Schwärze. Langsam kehre ich in die Realität zurück.

FÜNF

Wir sind alle rechtzeitig aus der virtuellen Welt entkommen. Auch Adora die offensichtlich bis zum letzten Augenblick gewartet hat um sicher zu stellen dass wir alle entkommen können. Adora – du hast das Herz einer Löwin! Und mich beschleicht ein ungutes Gefühl…

Adora tritt auf den letzten Pod im Labor zu. Das Wesen im Pod wird von einem schwarzen Tuch verhüllt das Adora nun anhebt. Der Körper einer jungen asiatischen Frau. Ihr Unterkiefer ist zerfetzt, genauso wie Teile ihres Oberkörpers. Drähte in ihrem Kopf, der Körper halb eingetaucht in eine undefinierbare Flüssigkeit. Eine lebende Leiche… Der Countdown steht nun bei 32 Minuten. 32 Minuten nach denen wohl jeder Lebensfunke im diesem geschundenen Körper erloschen sein wird.

Der Raucher liefert uns die Akte der Frau. Yunko Toro arbeitete im Marketing einer technischen Agentur. Ein ungefährlicher Job eigentlich. Und ihr Körper wurde vor zwei Stunden gefunden… Erschossen. Und wir haben die letzten Erinnerungen in ihrem Kopf durchlebt. „Ghosting“ – wie passend und wie dunkel. Ich wage es kaum Adora ins Gesicht zu blicken.

Uns bleibt keine Zeit zum Nachdenken – wir eröffnen eine Videokonferenz mit dem Raucher. Ich schildere ihm die Ereignisse. Der Raucher braucht weitere Hinweise denen er nachgehen kann und wir versuchen uns an so viele Details als möglich zu erinnern.

Haben wir die Ereignisse in der richtigen Zeitabfolge erlebt?

Ich denke schon…

Gibt es Orte die wir wiedererkennen würden?

Klar – den Meetingraum. Und auch das Hotelzimmer des älteren Mannes im Yamaka (danke Chimera). Und das des jüngeren Mannes im „Don Eneas“.

Wie sah der Mörder der Frau aus?

Adora erinnert sich an seine militärische Körperpanzerung, die Narbe über seinem Auge und das Blitzsymbol das seinen Ohrring ziert.

Das sind zwar gute Hinweise – aber wir brauchen noch mehr. Auf Anraten von Adora hacke ich den TAP der sterbenden Frau. So etwas habe ich noch nie gemacht. Aus gutem Grund. Ihr Lebenslicht erlischt und mit ihr stirbt auch ihr TAP. Das Risiko ist immens doch mir ist klar, dass ich keine Wahl habe.

In letzter Sekunde kann ich in den Mahlstrom ihres sterbenden Bewusstseins eintauchen und ihre Kontaktliste, ihren GPS-Trail und die Liste der letzten Informationsabfragen extrahieren. Während des panischen Ausstiegs aus dem TAP habe ich für den kurzen Augenblick die Angst mit in den Tod gerissen zu werden. Doch wie durch ein Wunder stabilisiert sich die Umgebung für kurze Zeit wieder. Ich bin raus! Und sehe wie Adora den Kopf der Frau in Händen hält. 

Ich kann ihren Blick nicht deuten und sie liefert mir auch keine Erklärung. Wir beide haben ein langes intensives Gespräch vor uns wenn dieses Abenteuer überstanden ist.

SECHS

Es ist vorbei – wir haben unseren Auftrag erfüllt. Oder nicht? Sollen wir weitermachen? Sollen wir herausfinden warum Yunko getötet wurde? Was es mit dem DING aus der Metallbox auf sich hat?

Eine heiße Diskussion in der Gruppe entsteht. Ich möchte unbedingt weitermachen und habe damit auch Tesla auf meiner Seite. Chimera und Adora sind weniger motiviert um es höflich zu sagen und Brad rührt keinen Finger mehr ohne Bezahlung.

Und dann verschwinden Adora und Chimera für ein Gespräch unter vier Augen. Und sind dann plötzlich beide dafür weiterzumachen. Was passiert hier?

Brad verhandelt mit dem Raucher. Er will nun endlich Geld sehen. Und das in einem Ton, den ich mir gegenüber dem Raucher niemals erlauben würde. Dementsprechend werde ich immer kleiner und versuche mich unsichtbar zu machen, was jedoch nicht gelingt. Und auch der Raucher wird im Laufe der Verhandlungen immer ruhiger, das ist kein gutes Zeichen.

Brad pokert hoch – wir erhalten 20.000 Credits wenn wir den Fall in den nächsten sechs Stunden aufklären. Ich weiß genauso gut wie der Raucher dass das kaum möglich sein wird.

Aber zumindest bekomme ich die Kontaktdaten der hübschen spanischen Lady. Egal was die Nacht noch bringt – ich gehe nicht leer aus.

Und zur Sicherheit checke ich noch den TAP von Adora – und finde nichts. Sie vertraut dem Raucher nicht und auch mir erst nach einer längeren ernsthaften Diskussion. Adora – wir müssen dringend über die Dinge sprechen die seit kurzem zwischen uns stehen.

SIEBEN

Es geht also weiter – mit voller gemeinsamer Kraft tragen wir Informationen zusammen:

Der junge Liebhaber von Yunko heißt Tadao Pak. Er arbeitet im Sales eines mittelständischen Konzerns die Neuro-Chips herstellt. Er ist relativ neu in der Stadt, hat dennoch schon Kontakt zu vielen Frauen und achtet sehr auf sein gutes Image in den sozialen Netzwerken.

Yunko Toro arbeitet im Marketing einer technischen Agentur mit dem Namen Rikscha und Partners die sich um einen Auftrag von XIAO Communications beworben haben. Es geht wohl um die Ausweitung der Marktmacht des ohnehin schon großen Telekommunikationskonzerns.

Adora heuert zur Unterstützung noch Raffaella an – sie soll mehr über den Killer Yunkos herausfinden. Später wird sie uns mitteilen, dass der Killer wahrscheinlich für die russische Mafia arbeitet und uns ein Bild in geringer Auflösung von ihm liefern.

Und auch der zeitliche Ablauf wird nun klarer. Yunko hat sich in den letzten Tagen zweimal mit Tadao getroffen. Vor und nach dem Stelldichein mit dem älteren Manager. Dieser Mann arbeitet im höheren Management bei XIAO, war der Leiter des Meetings das wir aus Yunkos Perspektive gesehen haben und mit hoher Wahrscheinlichkeit für die Vergabe des Auftrags verantwortlich, um den Yunko gekämpft hat. Mit allen legalen und wie es immer mehr aussieht auch illegalen Mitteln.

Und langsam wird die Geschichte immer klarer – wir haben folgende Theorie:

Yunko will den Auftrag mit allen Mitteln an Land ziehen. Von ihrem Liebhaber erhält sie einen Neuro-Chip (denkt an die Wanze aus der alten Komödie „Matrix“ die Neo eingesetzt wird), der für die Stabilisierung von psychisch kranken Personen eingesetzt wird. Und der auch zur Beeinflussung von psychisch völlig gesunden Personen eingesetzt werden kann. 

Sollte Yunko es geschafft haben den Chip dem Manager zu implantieren – hat sie ihn mehr oder weniger unter ihrer Kontrolle und Auftrag mit Sicherheit in der Tasche.

ACHT

Unsere Geschichte kann eigentlich nur von einer Person bestätigt werden – Tadao Pak. Wir müssen den jungen Mann so schnell wie möglich finden und zum Reden bringen.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit hält er sich an einem von drei Orten auf: noch im Hotel „Don Eneas“, in seinem Appartement oder im Restaurant „Indigo“ (wie ausgemacht mit Yunko).

Ich kläre mit einem Anruf schnell und einfach, dass er nicht mehr im „Don Eneas“ ist. Kurze Zeit später treffen wir bei seinem Appartement ein, das in einem Hochhaus mit Empfang und Security liegt.

Und wer darf wieder mal süß aussehen, auf hohen Absätzen zum Empfang trippeln, der Security den Kopf verdrehen und herausfinden in welchen Appartement Tadao Pak wohnt und ob er da ist? Wer wohl?

Anyway – ich finde heraus wo er genau wohnt und dass er nicht da ist. Offensichtlich hat Tadao so oft Damenbesuch dass eine schnuckelige Amine mehr da auch nicht mehr verdächtig wirkt – gut.

Somit bleibt nur mehr ein Ort an dem wir Tadao finden können – das Restaurant Indigo. Rein ins Auto – aber langsam merke ich wie mir die Energie ausgeht. Aber Chimera weiß Hilfe, das Zeug das sie mir verabreicht macht mich wieder munter! Zu munter für den Geschmack des Rests der Runde. Aber hey – ich steh drauf!

Das Indigo ist ein edler Schuppen in dem Backsteinarchitektur durch viele blanke weiße Oberflächen perfekt ergänzt wird. Große Glasfronten geben den Blick ins Lokalinnere frei. Hier gibt es internationale Küche – beim Anblick des Sushis auf den Tellern der Gäste läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Wann habe ich eigentlich das letzte mal etwas anderes als Kaffee zu mir genommen?

An einem der Tische weiter hinten im Lokal entdecken wir dann auch Tadao Pak – endlich! Nur wie bringen wir ihn aus dem Lokal?

Und wer darf wieder mal süß aussehen, auf hohen Absätzen zum Tisch von Tadao trippeln, ihm den Kopf verdrehen und ihn aus dem Lokal locken? Wiederhole ich mich?

Also drehe ich die Nanoeffekte meines Sailor-Moon-Outfits auf Maximum, strecke meinen Rücken und meine wundervollen langen Beine und stehe kurze Zeit später vor dem Tisch von Tadao. Der mich mit einem kurzen „Heute nicht!“ abweist.

Halt Freundchen – das haben wir nicht ausgemacht. Ich bin unwiderstehlich und du sollst augenblicklich den Verstand ausschalten und mich aus dem Lokal begleiten. Na dann halte auf die direkte Art: „Ich habe Nachricht von Yunko. Ich muss mich mit dir unterhalten. Unter vier Augen. Begleite mich aus dem Lokal!“. Ich lasse meine Augen funkeln – und es wirkt. Knapp aber doch.

Widerstrebend folgt mir Tadao aus dem Lokal und er läuft dem Rest meiner Runde in die Arme. Sofort versucht er zurück ins Lokal zu flüchten, gute Worte können ihn nicht zurück halten. Aber die Pistole die Brad auf ihn richtet kann ihn dann doch zum Bleiben bewegen.

Dann geht alles ganz schnell. Die Todesnachricht von Yunko und die Pistole von Brad brechen seinen Willen. Er legt alle Fakten auf den Tisch.

Der Chip den Yunko dem Manager eingepflanzt hat war ein PAK-Prototyp der Generation 3, der direkt auf das Gehirn wirkt. Dieser Chip verbindet sich völlig mit der Zielperson und ist nach einigen Tagen auch mit guten diagnostischen Mitteln nur mehr schwer zu finden. Die Beeinflussung durch den Chip war erfolgreich – der Auftrag für Yunkos Firma wurde unterzeichnet.

Zwei weitere Firmen waren im Rennen um den Auftrag – Valao Tech und Bushmann&Bushmann. Eine dieser Firmen wird wohl Verbindungen zur russischen Mafia haben. Aber das können wir nicht nachweisen.

Der Fall ist gelöst – ich teile dem Raucher alle Fakten mit. Er will die Koordinaten von Tadao haben. Tadao wird wohl innerhalb der nächsten Stunde unauffällig und unauffindbar verschwinden. Auf unseren Konten landen jeweils 5000 Credits. Und als Zeichen für den subtilen Humor des Rauchers erhalte ich noch ein Video zugeschickt, das einen  Techniker zeigt wie er unseren filmreifen Auftritt aus dem Überwachungssystem des Indigo löscht.

EPILOG

Für mich ist der Abend dann noch immer nicht zu Ende – ich habe noch die Gelegenheit beim Schopf gepackt und mich bei der Person gemeldet die mir einen Flug über die Stadt im Privatjet mit Musik meiner Wahl angeboten hat. Die recht freizügigen Bilder, die ich mitgeschickt habe waren wohl recht motivierend mir schnell zu antworten. Samstag Abend um 21 Uhr habe ich ein Date! Und danach werde ich mich wohl bei der süßen Spanierin melden.

Und danach?

Schon bald  muss ich aus dem sich immer schneller drehenden Karussell aussteigen. Schon bald muss ich mich mit Adora treffen, ihr in die Augen schauen, herausfinden wie es ihr geht und wie wir zu einander stehen.

Und vor diesem Augenblick der Wahrheit zittere ich mehr als ein wenig. Er wird entscheiden ob ich ihr in meinen späteren Leben offenbaren kann was ich wirklich für sie empfinde.

Adora – wie steht es um dich und mich?

Shopping, Gerangel und ein dickes Ende

PROLOG

Nach all den Abenteuern in letzter Zeit brauche ich einmal Abwechslung -Tapetenwechsel ist angesagt. Ich brauche mindestens ein neues Outfit! Meine liebste Jedi Adora hat sich breitschlagen lassen mit mir ins „Aminuka“ zu fahren. Merkt ihr die Namensähnlichkeit zu mir? Der Name ist Programm – da findet Amine was das Herz begehrt. Und mein Herz begehrt ein Outfit im Sailor Moon-Stil. Koste es was es wolle! Und die Haare kann ich mir nebenan auch gleich schön machen lassen.

Nach einigen Momenten in intensivem Jagdfieber finde ich ein auf Business-Casual getrimmtes Sailor Moon-Outfit (verspieltes Oberteil, Minirock in Gürtelbreite und ganz hohe Stiefel) mit Nano-Effekten (glitzer! glitzer! leucht!) um sehr wohlfeile 300 Credits! Das ist nur 30% der Summe die ich pro Monat für alles andere ausgebe! Und für weniger züchtige Momente auch ein passendes Party-Outfit (50 Credits), das aus wenigen Quadratzentimetern Stoff besteht. So schnell wird es mir darin nicht heiß (aber hoffentlich den anderen Partygästen!).

Die Outfits stehen mir so umwerfend gut, dass selbst Adora die hochgezogene Augenbraue abhanden kommt. Und die passende Unterwäsche (50 Credits) brauche ich natürlich auch noch. Tesla schicke ich eine kleine Bildergalerie aus der Umkleidekabine um ihm die harte Arbeit ein wenig zu versüßen. Aus den beiden Varianten (weiß und schwarz) darf er dann auswählen. Es wird weiß (wie die Unschuld – ha) – danke Tesla!

EINS

Mein Jagdfieber wird durch eine Nachricht von Rosi unterbrochen. Ein wohlhabender Kunde will 4000 Credits ausgeben um seinen abenteuerlustigen Sohn wieder nach Hause zu bekommen. Adora, Tesla und ich stimmen zu (Credits!) und bekommen das Foto eines 15 Jahre alten Jungen in Schuluniform zugeschickt. Und einen Namen: Jahnu Arun El-Jahrousse. Das kann sich doch niemand merken – ich gebe ihm den Spitznamen „JAE“. Der hoffnungsvolle Nachwuchs ist heute beim Frühstück daheim nicht aufgetaucht und wahrscheinlich irgendwo in der Stadt unterwegs. Wenn wir ihn bis Mitternacht bei seinem Vater abliefern bekommen wir die Credits. Das sollte doch zu machen sein!

Der kleine JAE ist ein Gamer, eher weniger mit Freunden unterwegs und meistens in der Polycorp-Schule die ihm eine ausgezeichnete technische Ausbildung bietet. Er hatte bis vor einem halben Jahr eine Freundin, hört keine für seine Eltern beunruhigende Musik und macht gern Sport in virtuellen Welten (Virtual Tennis). Die Eltern sind geschieden, er lebt bei seinem Vater. Mit einem Wort ein langweiliger Streber! Puh!

Er hat ein großzügiges Taschengeldkonto – die Transaktionsliste bekommen wir von JAEs Vater. Aha! Um 11 Uhr war er also noch in einem Starbucks. Eine Erleichterung, die Stadt hat er also wahrscheinlich noch nicht verlassen. Auch eine Freundesliste hat JAEs Vater bereitgestellt – Sudi Prahman, Takachiru und Zi Li stehen drauf.

ZWEI

Wir machen uns auf den Weg ins Starbucks wo wir auch Tesla treffen werden. Adora fährt unseren Leihwagen (einen Viersitzer), dann kann ich in Ruhe vom Rücksitz aus arbeiten (die Zeit drängt!). Takachiru verrät mir den Spielernamen von JAE (flamer) und sein neues Lieblingsspiel (Overland). Der Junge war sehr hilfreich, offensichtlich gefällt ihm mein neues Outfit, das ich ihm (mich sinnlich räkelnd) per Videofeed präsentiere. Ich lade ihn jedenfalls in Cosplaycafe ein. Er ist schließlich süß und kommt bald ins legale Alter.

Inzwischen sind wir beim Starbucks angekommen und nun geht das Sammeln und Analysieren von Informationen erst so richtig los. Adora (!) analysiert die Kontodaten – ich wusste gar nicht dass sie das auch kann. Wenig später stellt sich heraus dass sie es nicht kann, aber ich finde es trotzdem süß, dass sie es probiert hat.

Ich versuche inzwischen in Overland eine Spur zu JAE zu finden. Leider auch vergeblich. Tesla ist sehr beim aktiv beim Fragen der Angestellten des Starbucks und der umliegenden Geschäfte und hat auch Erfolg damit. JAE wurde mit seiner asiatischen Freundin (Zi Li) hier im Starbucks gesehen.

Adora hat sich inzwischen etwas neues einfallen lassen. Sie trägt die Orte und Beträge von JAEs Transaktionen auf einer Karte ein (mit Buntstiften?). Das erweist sich als erstaunlich nützlich. Als ungewöhnlicher Ort sticht sofort ein Eso-Laden heraus in dem JAE heute ein beachtliche Summe ausgegeben hat.

Dazu passen auch die Bilder die Tesla über JAE aus dem AllFace zieht: dunkle Outfits mit Cargopants, Nieten, New Style Graffiti. Jede Menge Bilder von Parties mit anderen jungen Leuten in diesen Outfits. Und auffällig fehlenden Bildkoordinaten auf den Partybildern. Da war jemand vorsichtig.

Ich rufe schnell auch noch Zi Li an, die jedoch sofort auflegt als sie erfährt dass JAEs Vater ihn sucht. Danach ist ihr TAP für mich blockiert – Bitch! Und vorgewarnt ist JAE jetzt auch noch. Mist! Ich schaffe es auch nicht den Anruf zurück zu verfolgen.

Aber zumindest eine neue Spur haben wir jetzt: Zi Li trägt auf ihren Partyfotos genauso wie JAE einen esoterisch anmuten Anhänger, der – wie wir mit einigem Aufwand herausfinden – als Freiheitssymbol gilt.

DREI

Nach einem kurzen Telefonat Adoras mit Luna vom Esoladen wissen wir, dass sie diese Anhänger verkaufen – also nichts wie hin! Der Laden selbst ist nicht romantisch, verträumt esoterisch – im Gegenteil! Ein sehr kommerzielles Geschäft mit wundervollen Dingen zu allen möglichen esoterischen Richtungen. Räucherwerk, Schmuck aus Silber, Outfits in riesiger Auswahl. Mein Shoppingfieber war eigentlich für heute schon abgeklungen (und mein Konto entsprechend leer) aber das ist zu viel geiler Krimskrams für eine kleine hilflose Amine! Ich stürze mich auf die gut gefüllten Regale wie eine Tigerin auf die Beute!

Wir erfahren durch schlaues Nachfragen von Adora, dass JAE hier jede Menge Freiheitsanhänger gekauft hat. Und weiteres Stöbern auf AllFace bringt uns auf die richtige Subkultur – Industrial Outfits gemischt mit einer stark rebellischen Ader die sich gegen die alles beherrschenden Konzerne richtet. Der liebste Treffpunkt sind in letzter Zeit offensichtlich Flash-Parties (mische Flash-Mob mit Party). Die Lieblingsclubs der Szene heißen HyperCube und Terminus.

Um zumindest mit unseren Outfits in die Szene zu passen müssen wir uns wohl oder übel neu einkleiden. Für mich wird es ein heißes Industrial-Outfit (100 Credits) und Tesla stecke ich ein scharfes Nichts gewebt aus Netz und Lack – sehr lecker! Für meine Hilfe beim Shoppen bekomme ich noch Freiheits-Ohrringe von Tesla! Danke und Küsschen!

Nur Adora weigert sich wieder einmal Luft an ihre Haut zu lassen und legt stattdessen noch eine Kleidungsschicht drüber – ein dunkler Mantel der ihren Körper komplett vor meinen Blicken verbirgt. Da hilft auch kein Betteln, Flehen und Zicken. Unfair!

VIER

Um weitere Informationen zu bekommen beauftragen wir Raffaela mit weiterer Recherche-Arbeit. Und sie liefert gute Ergebnisse! In der letzten Zeit gab es drei Flash-Parties mit dem Szene-Star John Marks. Auch er trägt diesen Freiheitsanhänger und ruft in seinen Songtexten zum Widerstand durch die Ausbeutung durch die Konzerne auf. Junge Menschen und Leute aus der Oberschicht gehören zu seinen Fans. Altersdurchschnitt knapp über 20 Jahre. Meine persönliche CosplayCafe-Datenbank liefert auch einen passenden Treffer. Meine Bekannte Mafra sollte zu der Szene gehören. Und obwohl ich intensiv mit ihr flirte kann sie sich nicht dazu durchringen mir zu sagen wo heute noch eine Flashparty steigen könnte. Wir sind inzwischen überzeugt davon, dass JAE zu so einer Party unterwegs ist. Also müssen wir wieder weitersuchen.

Aber warum soll ich eigentlich nicht andere meine Arbeit machen lassen? Ich brauche dazu eigentlich nur den richtigen Anreiz, den ich nach einem Blick in den Spiegel schnell gefunden habe. Ich poste ein Ganzkörperbild im Industrial-Outfit von mir in lasziver Pose im Clubforum von Terminus. Wer mir die ausgefallenste Abendgestaltung vorschlägt bekommt heute meine Aufmerksamkeit und meine Begleitung.

Das Angebot kommt zwar unwahrscheinlich gut an – ich brauche für die kommenden Monate nicht nach einer Party-Begleitung suchen – aber die erhoffte Einladung zur Flash-Party ist dann leider doch nicht dabei. Kurz komme ich in Versuchung die Schnitzeljagd nach JAE gegen einen Abend in einem Luxusjet mit Flug über die Stadt einzutauschen, doch dann siegt das Pflichtbewusstsein. Aber auf das Angebot komme ich noch zurück!

FÜNF

Wir sind wieder an einem toten Ende angelangt, auch unsere Kontalte können uns nicht weiterhelfen. Wir ziehen uns ins Cosplay-Cafe zu weiteren Beratungen zurück. Plötzlich trifft bei uns eine neue Nachricht ein! JAE hat ein UBahn-Ticket für die Aussenbezirke gekauft. Und dank Teslas Zugangsdaten können wir ihn auch mit Hilfe der Überwachungskameras lokalisieren! Wir holen noch schnell unser Equipment und heute nehme auch ich meine Schusswaffe mit. Die passt einfach perfekt zu meinem Industrial-Outfit!

JAE und seine Freunde haben zwar einen großen Vorsprung – wir holen im Auto jedoch langsam auf. Um 21 Uhr sind wir noch 10 Minuten von ihnen entfernt als sie aus dem letzten Bus aussteigen. Und die Gegend in der wir inzwischen unterwegs sind könnte eine bessere sein. Überall Schlaglöcher in den Straßen, Industrieruinen, schlechte Beleuchtung – Gang-Gebiet!

Die 10 Minuten Vorsprung waren leider doch zu viel. Wir haben sie verloren und fahren ziellos in der Gegend herum um eine Spur zu finden. Wir finden eine Gruppe schwarzer Lieferwagen aus denen Konzertequipment ausgeladen wird und plötzlich haben wir wieder eine heiße Spur zur Flashparty auf der wir hoffen JAE zu finden. Also Leihwagen schnell in einer entfernteren Seitenstraße parken – die Kiste ist hier einfach zu auffällig!

Und ich erkunde mit Teslas Jumpboard die Straßen um das Fabriksgelände an dem die Lieferwagen geparkt sind. Der Eingang – große Löcher im Zaun mit Pseudo-Security (wer soll sich bitte vor euch fürchten) dahinter – ist relativ einfach zu finden. Ich könnte problemlos schon jetzt auf das Partygelände – es wird noch hektisch vorbereitet, aber mit meiner Schusswaffe komme ich doch nicht an der Security vorbei.

Also nochmal zurück zum Auto, Wumme verstaut und wir brechen zu dritt wieder zum Eingang auf. Inzwischen ist es schon 22 Uhr und von den Partygästen ist noch immer nichts zu sehen. Langsam werden wir nervös.

Um uns die Zeit zu vertreiben helfen wir beim Aufbau mit – mit unseren Outfits gehören wir automatisch dazu. Als Legitimation reicht offensichtlich vom Partyort zu wissen. Ich steck mir noch schnell die Haare hoch damit mich JAEs Freundin ZI LI nicht sofort von unserem Video-Telefonat wiedererkennt.

Inzwischen hat Tesla eine Sternstunde – er trifft auf John Marks und teilt ihm unverblümt mit, dass er für heute Abend gar nicht eingeladen wurde und nur durch einen Kollegen davon erfahren hat. John Marks ist äußerst verblüfft, hält das ganze dann jedoch für einen Scherz und lacht lauthals. Unser Glück. Wir fliegen nicht auf.

SECHS

Kurz vor 23 Uhr strömen dann von allen Seiten Menschenmassen, hinter bunt gewandeten Lotsen, auf das Partygelände. Die Musik fängt an zu hämmern, John Marks singt mit Energie und Hingabe. Zeit für uns unseren ausgeklügelten Plan in die Tat umzusetzen und JAE unauffällig aus der Menschenmasse in sichere zu Hause zu bringen.

Moment mal – welcher Plan? Wir haben wieder mal keinen und für weitere Absprachen ist nun zu spät weil unsere Funk-Kommunikatoren in diesem Höllenlärm nicht mehr funktionieren. Unsere TAPs haben wir vorsichtshalber deaktiviert. Also ist wieder einmal improvisieren angesagt. Ich hoffe es gibt diesmal wenigstens keine Toten.

Nach fieberhafter Suche findet Adora JAE und seine Freundin ZI LI. Ihr sechster Jedi-Sinn erweist sich wieder einmal als äusserst nützlich. Um Tesla auf sich aufmerksam zu machen tanzt sie auffällig und schwenkt ihr Lichtschwert.

Als ich sie entdecke muss ich mühsam einen Lachanfall unterdrücken. Kämpfen kannst du Mylady, dass muss man dir lassen, aber tanzen?

Anyway – geschickt wie eine Ballettänzerin auf Speed tänzele ich durch die Menge zu Adora und JAEs Gruppe. Adora ruft ihnen zu, dass die Polizei bereits unterwegs ist und wir komplett ignoriert. Ja dann halt mit sanfter Gewalt. Da die Kräfteverhältnisse recht ausgewogen sind – Adora und ich auf der einen Seite, JAE und ZI LI auf der anderen Seite klappt das auch nicht so recht.  Wir brauchen ein Ablenkungsmanöver!

Tesla – auf den Mann kann man sich verlassen – sabotiert die Beleuchtung. In der Dunkelheit kann ich ZI LI von JAE wegschubsen (Rache ist süß Bitch!) und zu zweit bekommen wir JAE Richtung Ausgang bugsiert. Dass ich im Dunkeln sehen kann ist wieder mal recht hilfreich.

Am Ausgang gibt es noch ein kurzes Intermezzo mit der Security die jedoch schnell klein beigibt als Adora ihr Laserschwert schwingt. Ohne meine Lieblingsjedi wären wir heute echt aufgeschmissen.

Hinter uns singt John Marks ein letztes Lied, die Musik verwandelt sich dann langsam in ein Alarmsignal und John Marks ruft laut in die Menge: „Die Party ist aus! GO GO GO!“. Die Menschenmassen reissen uns wieder mit, wir halten JAE fest und verfrachten ihn in unser Auto nach dem sich die Lage wieder beruhigt hat. Nun aber nichts wie weg von hier bevor die Polizei eintrifft!

EPILOG

Wir liefern JAE beim vereinbarten Treffpunkt bei einem älteren Herrn und einer Limousine ab und machen uns gerade wieder in Richtung Cosplay-Cafe um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen als eine Nachricht vom Raucher eintrifft: „Sammel deine Freunde ein Amine und bring sie zu den folgenden Koordinaten!“. Und damit hat auch dieser Run wieder ein dickes Ende genommen. Seufzend packe ich meine Freunde ins Auto und schwing mich wieder auf den Fahrersitz – die Aufregung ist für heute also noch nicht zu Ende…