Tagebuch – Erster Eintrag

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Liebes Tagebuch…ääh…HEY!!! Falls Du jemand anderes bist als ich selbst, HAU AB!!! Dies sind meine persönlichen Notizen und gehen Dich überhaupt nichts an! Und wenn Du Dir das weiter reinziehst, ich schwöre ich tracke Dich und verschmore Deinen TAP mitsamt allen damit verbundenen Synapsen und Neuronen bis runter zu Deinem Medulla Spinalis!

Häämm….wo bin ich stehengeblieben? Ach ja, hoi Tagebuch. Ist schon lange her, dass ich hier etwas Persönliches aufzeichne. Mein geschmortes TAP ist ja eigentlich nun schon länger wieder funktionstüchtig. Aber wer will schon plötzlich seine persönlichen Journale über die eigenen Runs im Global DataNet wiederfinden. Das Firewall-Upgrade beim anstehenden Meeting mit Thaljia, lässt mich die Angst vor einem TAP-Hack wieder etwas zurückdrängen. Und was mir im Moment auf der Seele liegt, muss einfach mal schnell ausgesprochen sein…irgendwie.
Da war doch dieser…ehm…Frank, genau. Der vermutlich von Rex auf die eine oder andere Art beseitigt wurde. Mit seiner Hinterlassenschaft aus dem Safe waren wirklich wirklich viiiiiele Credits zu holen. „2 MegaCreds“ um genau zu sein. Summa summarum bleiben mir 440 KiloCreds übrig. War schlussendlich wohl doch eine gute Idee, mich an die Seite der Anderen zu setzen und über Frederic Stout die Hinterlassenschaften zu veräussern. Bei meinem Können im Umgang mit Menschen, hätte mich der Hehler vermutlich eh komplett über den Tisch gezogen. Hmmmm, apropos…vermutlich wird sich Chimera auch über den Tisch gezogen fühlen. Eigentlich hat sie uns damals das krasse Mittelchen für Rex zusammengemischt und ist einfach im entscheidenden Moment nicht vor Ort gewesen…

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Schauen ob ich Chimera irgendwo ein wenig unter die Arme greifen kann.
{tap reminder @tesla #chimera} –stop

Das haarige Biest ist mir unterdessen doch auch ziemlich ans Herz gewachsen. Scharfe Krallen und Zunge hin oder her. Und auch dass sie mich ab und zu wie eine Büchse abgelaufenes Katzenfutter betrachtet, geht i.O.

Dasselbe gilt aber auch für die anderen. Hatte irgendwie das Gefühl, dass ich so etwas wie eine neue Familie gefunden habe. Zwar mit etwas weniger Liebe ausgestattet, dafür mit einer grossen Portion Rückendeckung und Zusammenhalt. Eine „professionelle Familie“ eben.

Aber kaum ist Kohle im grösseren Stil anstehend, geht auch mein persönlicher Traum von Rückendeckung und Zusammenhalt flöten. Die Rückendeckung entpuppt sich irgendwie als reiner Gruppenschutz zum Eigennutz und der Zusammenhalt als die lukrativere Option in Abwägung zu den Opportunitätskosten. Vermutlich muss das in einer „professionellen Familie“ einfach so laufen, wo Emotionen wie „Liebe“ nur eine Verminderung der Effizienz zur Folge hat. ABER TROTZDEM…ich fühl mich so beschissen einsam! Kann auch niemanden so richtig an mich ran lassen. Zwickmühle!

Amine hatte es zwar beinahe geschafft. Da war da dieser Abend mit ihr…bzw. diese Nacht nach dem Run. War mir einen Moment lang unsicher, ob sich da etwas zwischen uns entwickeln könnte. Und obwohl ich ihr ungehemmtes Verhalten in Verbindung mit der kecken, fordernden Art wirklich genoss, mehr war da nicht. Ich konnte nicht richtig aus meiner nun schon Jahre währenden Ohnmacht raus und Amine wollte und will eigentlich nur eines: Entdecken! Was aber, wenn die kleinen Feinheiten alle aufgedeckt sind? Werde ich ihr überdrüssig? Was ich hier erstmal als Oberflächlich abstemple, beinhaltet bestimmt mehr…SEHR VIEL MEHR. Aber darin spielt meine Person wohl eher eine sehr unbedeutende Rolle. Wenn ich bedenke, wie sehr sie sich in letzter Zeit gewandelt hat. Auf Entdeckungsreise war sie schon immer. Trotzdem fühlte ich in ihrem Streben immer einen Hauch von dem, was ich selber in unserem Team suchte: Innige Freundschaft und Zusammenhalt, was sie auf keinen Fall verlieren wollte und mit inniger Leidenschaft gepflegt hat. Mit der neusten Errungenschaft an finanziellen Mitteln, ist das Streben nach dem „MEHR SEIN“ aber nun komplett in Vordergrund gerutscht. Sie wirkt plötzlich so… so… ich finde einfach die richtigen Worte nicht. Eine Frage hallt jedoch in meinem Schädel besonders wieder und hinterlässt einen fahlen Beigeschmack: Hat sie uns in der kurzen Zeit unserer gemeinsamen Runs etwa bereits gänzlich und vollkommen entdeckt?!?

Adora hat mich da zumindest nicht so unerwartet erwischt. Ich wusste schon ziemlich von Anfang an, nach welchen Mächten ihr gelüstet. Ihr Streben und die dafür aufgebrachte Willenskraft, haben mich anfänglich ja auch sehr fasziniert. Bei genauerem Betrachten jedoch: Der Gedanke, dass Sie ihr Ziel erreichen wird, erschreckt mich ungemein. Mir gefällt der Gedanke keineswegs, dass Sie eines Tages mit einem Händewischen, meinen Willen brechen und nach ihrem Gusto verbiegen kann. Wenn ich mir recht überlege, vielleicht hat Sie ihr Ziel schon lange erreicht und lässt ihre Marionetten schon lange herumtanzen.

{tap reminder @tesla #adora} -start
#adoramentalmanipulation
Während den Runs mit Adora, dringend Journaleinträge erfassen über die geplanten Absichten. Nach den Runs zwingend abgleichen mit dem Verlauf des Runs und den persönlichen Entscheidungen. Falls das Bedürfnis zum Abgleich plötzlich nicht mehr vorhanden sein sollte: KRITISCH HINTERFRAGEN!
{tap reminder @tesla #adora} –stop

Ich gehe zwar nicht davon aus, dass sie mich bzw. uns derart im Griff hat. Ansonsten wären die 2 MegaCreds wohl eher einseitig kassiert worden. Tja, sorry Adora, aber wirkliches Vertrauen schenke ich wohl nur einer Familie mit einem Hauch von Liebe als Sahnehäubchen. Aber wie schon gesagt, zumindest weiss man ziemlich genau wo man bei ihr steht. Nur weiss ich noch nicht so genau ob ich mich, da wo ich stehe „in der Rolle als Gehilfe zur Erlangung der angestrebten Macht“, auch wirklich wohl fühle. Schlussendlich ist alles was sie auf dem Weg nicht wirklich weiterbringt…naja…sagen wir, „eher entbehrlich“!

Lilian ist mir da wohl eher weniger kritisch veranlagt. Wie sie im Team und auf den Runs agiert, erinnert mich stark daran, wie Amine mal war: Spiel, Spass und Schokolade! Mit Überraschung? …umso besser. Die ihr aufgrund ihrer Profession auferlegten Oberflächlichkeit, wirkt sich jedoch auch nicht viel besser auf den Zusammenhalt des Teams aus, als ich das selber zu vollbringen vermag. Aber immerhin vermag sie normalerweise so zu tun als ob. Der Zuwachs an Credits, wird auch bei Ihr in das rein persönliche Wohl investiert. Optische Perfektion anzustreben ist einfach vollkommen nicht mein Ding. Zudem kommt es den Zielen von Adora gefährlich nahe. Zumindest für das männliche Geschlecht. Sobald sie dann anfängt mit künstlichen Pheromonen rumzuspielen, werde ich auch im Umgang mit Ihr, die eigenen Entscheidungen nachträglich stark hinterfragen müssen.

Jose, unser Rigger wiederum, will einfach nur Kohle scheffeln. Ob die Sonne verdunkeln mag, die Meere nach dem Leben greifen, wenn unser Jose die Creds sicher in der Hosentasche hat ist alles in Ordnung. So einfach kann das Leben sein… für seine Grossmutter, welche er bestimmt für 1 KiloCred verscherbelt hat, mag das wohl eher nicht zutreffen. Und OB er sein Runnerteam verkaufen würde, steht gar nicht erst zur Debatte, sondern nur FÜR WIEVIEL!

Kali kann ich momentan nicht abschätzen. Zwar wird sie uns als StreetDoc bestimmt gute Dienste leisten, ob Sie das Team aber zusammenzurren kann wie sie das mit den Körperteilen vermag, steht noch in den Sternen. Ich hoffe aber, dass sie dem Team erhalten bleibt, damit ich das noch herausfinden kann.

Wer mir aber im Moment so wirklich WIRKLICH Sorgen macht, ist Thaljia. Am Dienstag findet ja das Picknick in Fanzösisch statt, welches ich Ihr für das Upgraden der Firewalls von Adora und mir versprochen hab. Dafür machte sie einen guten Preis. Es ist aber auch nicht das Upgrade was mir Sorgen macht, sondern der Knoten in meiner Brust wenn ich an sie denke. Ich glaube, da steckt immer noch so etwas wie Liebe drin. Und auch wenn es nur Enttäuschung ist…kann man nicht erst richtig enttäuscht werden, wenn man auch richtig liebt? Wenn ich mich an den Blick in ihre Augen zurückerinnere, als sie mir sagte: „Lass es! Akzeptiere einfach, dass sie nicht mehr am Leben sind und sei froh, dass du es noch bist!“. Diese Augen… diese wunderschönen aber eiskalten Augen. Agghhh…mir dreht sich wieder der Magen!

Dienstag…tiiiieef durchatmen…erst Dienstag…Du schaffst das Mann…DU SCHAFFST DAS!!!

(…ich kann das nicht…)

{tap audio recordings @tesla #mydiary} -stop

Thaljia – Story

Sie war es, die mir vor kurzem in letzter Nanosekunde den Arsch gerettet hat, aber dazu später…

Im Umgang mit meinem TAP hat sie mir einige heisse Kunstgriffe beigebracht. Ich gebe zu, mit dem Tempo ihrer Transmittermoleküle und Ionenkanäle konnte ich nicht im geringsten mithalten. Ihr HyperSpeed im Netz ist wie ein gewaltiger Gewitterausbruch…und trotzdem bewegt sie sich darin so geschmeidig und elegant wie eine Katze mit aktivem Tarnfell. Widersprüchlich? Oh ja!!!

Trotz dem bitteren Nachgeschmack jüngster Ereignisse, schwärme ich immer noch von ihr. Wir hatten in unserer Beziehung aber auch eine super Zeit. Bis eben zu demjenigen Tag, wo meine Eltern von der Bildoberfläche gekratzt wurden. Von einem Tag auf den anderen, waren die beiden einfach nicht mehr da. Naja, die Konzern-Securities haben noch kurz so getan als ob sie sie suchen würden, aber sie blieben spurlos verschwunden! Thaljia ist mir anfangs noch ziemlich zur Seite gestanden und hat auch aktiv im Global DataNet getrackt was die Ionenströme hergaben; bis sie scheinbar über irgendetwas stolperte, was sie von weiteren Aktivitäten abschreckte. „Lass es! Akzeptiere einfach, dass sie nicht mehr am Leben sind und sei froh, dass du es noch bist!“, war alles was ich zu diesem Thema aus ihr raus brachte. Natürlich konnte ich das so nicht akzeptieren und hab mich auf ihren Pfaden versucht; die Beziehung trotzeshalber auf Eis setzend.

Der Aufprall war heftig! Klar habe ich den hohen Level an Wiederstand der Firewall bemerkt. Als ich aber den TrapDoor-Zugang über einen Remote-Exploit ausmachen konnte, preschte ich natürlich mit voller Wucht hinein. „Ein typischer Noob-Fehler!“, sagte Thaljia später nur dazu. Der TrapDoor-Zugang machte seiner Benennung alle Ehre und entpuppte sich als hinterhältige NeuroTrap, die Art Falle, aus dem die Alpträume jedes Hackers bestehen.

Ohne den plötzlichen und blitzschnellen Eingriff durch Thaljia, wären meine Synapsen jetzt wohl nur noch Matsch. Und dies, obwohl sie mir trotz ihrem wirklich krassen Kung-Fu im Global DataNet gar nicht mehr zur Seite stehen wollte. Trotzdem, meinen Tendril Access Processor bzw. TAP konnte ich abschreiben, der war hinüber. Einige Sekunden nach diesem wuchtigen Erlebnis, kam auf meinem alten aber noch aktiven Communicator noch folgende synthetische Sprachnachricht von einer unbekannten Quelle rein: „Deine besonderen Eigenschaften in Kombination mit einer temporär aktiv beschleunigten neuronalen Plastizität, hat dir gerade dein hübsches Köpfchen aus der soeben aktivierten Mikrowelle rausgehebelt…ich hab Dir doch gesagt, lass es sein!“ Ja, ich hassliebe sie einfach.

Chris – Story

Wir waren schon sehr aktiv als wir noch jünger waren. Beide haben wir es verstanden, aus altem elektronischem Schrott irgendeine nervige Anti-Eltern-Apparatur zu bauen. Haha, schliesslich haben wir beide von den besten gelernt. Als wir dann älter wurden, wurden aus seinen Schwester-Nervdrohnen, richtig professionelle Runner-Werkzeuge, welche er auch meisterlich zu beherrschen wusste. Das ist wohl der Grund, warum er heute sehr aktiv bei einer grossen Gang mitmischt.

Anfangs bin ich ja auch noch mit ihm und einigen seiner neuen Jungs zusammen abgehängt. Eines Tages jedoch, wurde mir plötzlich von einem der Obermacker ein Ultimatum gesetzt. „Drin oder draussen! Dazwischen gibt’s nicht Junge“. Da mir die Gang bis auf ein paar wenige Jungs zu krass drauf war, liess ich weiteren Kontakt aus. Naja, bis auf den mit Chris natürlich. Einige der Gang-Jungs wollten mich später ja noch dazu verleiten, doch bei ihnen aktiv mitzumischen. Vergebens. Ich hatte da ja auch noch gerade ein neues Ding, mit einem heissen Mädchen am Laufen…

Tesla – Story

Mein Name ist Aaron. Aaron Seidler, wer es genauer wissen will. Meine guten Freunde nennen mich aber auch einfach nur „Tesla“. Warum gerade „Tesla“? Tja, das ist der Grund, warum dies nur ein „Beste-Freunde-Ding ist“! Ach, und den scheiss Familiennamen kann man auch gleich streichen, denn da ist keine Familie mehr.

Die verfluchten Konzerne haben mir meine Eltern genommen! Ich bin mir sicher, dass ihr Verschwinden im Konzerngeplänkel als Kollateralschaden in Kauf genommen wurde. Kurz vorher war da nämlich noch die Rede von Projekt „TAP-Door“, wo die Synergienutzung zweier Konzerne mit der kreativen Zusammenarbeit meiner Eltern in Zusammenhang stand. Ja, ihr habt richtig gehört, meine Eltern arbeiteten in unterschiedlichen Konzernen und konnten trotzdem eine harmonische Beziehung aufrechterhalten. Aber Synergien zwischen zwei derart aufstrebenden Konzernen zu schaffen, das wiederum konnte nur in einem Ground Zero enden.

Der Umstand, dass die beiden nicht im selben Konzern in führenden Positionen und in Forschung und Entwicklung tätig waren, macht mir die Informationsbeschaffung zum Hergang zusätzlich schwieriger. Mit dem Anstellenlassen im einen Konzern, verhaue ich mir automatisch jegliche neutrale Haltung des anderen Konzerns. Und unterdessen hab ich mir sowieso mein TAP derart versaut, so dass ich schon beim ersten PersonalityCheck auf jemandes schwarzen Liste lande.

Deshalb verdien ich mir meinen Lebensunterhalt auch in der SubUrban-Trans, wo ich die elektronischen Systeme instand halte. Klar, hat mir mein TAP-Problem beinahe den Job gekostet. Aber mit etwas elektronischen tricksen und einem gutwilligen Vorgesetzten konnte ich mich den unschönen Folgen gerade noch so entziehen. Es muss ja auch ein paar Vorteile bringen, wenn dich dein Dad ein halbes Leben lang mit HighTech Know-How vollgestopft hat. So häng ich mich auch heute immer noch mit dem JumpBoard an die SubUrban-Züge und geniesse den Kick, ohne Acceleration-Suppressor und mit über 600 Sachen an die Incident Control Points zu kommen. Tja, so hat jeder sein eigenes Ding um Stress abzubauen!

Freunde für den Stressabbau sind mir ja nicht mehr viele geblieben. Mit meiner ziemlich drängenden Art an Insider-Informationen zum Verbleib meiner Eltern zu kommen, habe ich bis auf meine besten 2 Freunde alle vergrault. Die beiden wissen auch als einzige um mein kleines Geheimnis. Schliesslich kann ich nicht jedem auf die Nase binden, dass ich ein mit Affinität zum Tweaken geborener Zeek bin.