Codename Amsterdam

Ein Meetingraum in einem modernen Büroturm. Sehr sachlich eingerichtet. Ein zu großer Konferenztisch. Darum gruppiert ein dutzend unbequeme aber sehr elegante Sessel. Die Wände sind reinweiß und kahl. Indirektes kaltes Licht sorgt für eine sterile Athmosphäre. Eine Seite des Raums bildet eine Glasfront die den Blick auf die Stadt freigibt. Die Stadt hat sich größtenteils zur Ruhe begeben. Es ist weit nach Mitternacht.

Zwei der Sessel im Raum sind besetzt.

Vor einer Person steht ein Aschenbecher, wenige Zigarettenstummel liegen darin. Daneben ein teures Feuerzeug und eine halb aufgebrauchte Packung Zigaretten.

Der Raucher sitzt kerzengerade auf seinem Sessel. Die Hände in einander verschränkt vor ihm auf dem Tisch.

Sein Anzug ist destillierter Formalismus. Schwarz. Keine Nadelstreifen. Dazu ein weißes Hemd mit Haifischkragen, eine graue Krawatte – gebunden im Windsorknoten.

Sein Blick ist hellwach, sein Gesicht unbewegt von Emotionen. Sein Ausdruck ist unmöglich zu deuten.

Ihm gegenüber sitzt eine Frau. Ebenso formal angezogen. Schwarzes Business-Kostum. Flache Schuhe. Ihre langen schwarzen Haarze sind zu einem Haarknoten gebunden.

Ihr Alter ist schwer zu schätzen. In ihrem Gesicht vermischen sich europäische und asiatische Einflüße. In ihrer hellbraunen Haut sind keine Falten zu sehen. Doch ihre schwarzen Augen sind alt – aber ebenso hellwach wie die des Rauchers. Auch ihre Hände ruhen auf dem Konferenztisch.

Lange Zeit fällt kein Wort. Dann eröffnet die Frau das Gespräch.

Leonard – ich habe die Leitung des Projekts Amsterdam übertragen bekommen. Ich habe mir die Sicherheitsprotokolle des Entwicklungszentrums angesehen – und Erstaunliches gefunden. Du trägst die Verantwortung für die mangelhafte Absicherung des KI-Labors und somit für den erfolgreichen Einbruch.

Seine Antwort ist knapp und trocken:

Wir haben die Situation unter Kontrolle Vinita. Nur das zählt. Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Projektleitung.

Nur kurz flackert ein Ausdruck von Zorn durch ihre Augen. Dann hat sie sich wieder im Griff. Das Lächeln das nun erscheint ist jedoch weitaus furchteinflößender.

Du wirst nicht ewig deine schützende Hand über am1n3 und Sarah halten können Leonard.

Ein sehr aufmerksamer Beobachter hätte den kurzen Augenblick wahrgenommen in dem der Atem des Rauchers stockt.

Lass das nur meine Sorge sein Vinita. Auch deine Macht ist beschränkt.

Damit ist die Gespräch beendet. Weitere Worte wären nur Zeitverschwendung.

Er bleibt allein im Raum zurück. Der Rauch seiner Zigarette kräuselt sich durch die Luft. Nach einem kurzen Hustenanfall dämpft er sie aus und er verlässt ebenfalls den Raum.

 

Kill Rex, Episode 2

PROLOG

Neuer Tag, neues Glück. Wir haben uns eine kleine Auszeit gegönnt um neue Kräfte und Ideen zu sammeln. Ich nütze die Zeit für einen radikalen Stilwechsel. Nach dem Desaster, das Amine im Club Pharaoh erlebt hat, habe ich beschlossen wieder einmal als Amin durch die Welt zu gehen. Das geht natürlich nur mit dem passenden Outfit – mein Konto fängt schon vorsorglich an vor Angst zu zittern.

So schlimm wird es dann doch nicht – beim Herrenausstatter (kommt von stattlichen Preisen) finde ich nur Outfits im Themenbereich Hugo Boss (kennt den heute noch wer?). Zuviel Testosteron, zu wenig apart und offen gesagt auch zu teuer. Nach ein bisschen Recherche im Netz finde ich einen atemberaubenden schwarzen Frack mit Manschetten der exzellent zu meiner androgynen Figur passt. Und meine blauen Haare passen auch nicht zu dem schwarzen Frack. Deshalb schau ich auch noch in meinem Lieblingshaarstudio vorbei.

Meine Stylistin schlägt mir vor meine Haare schlohweiss zu färben und in einen simplen langen Zopf zu binden. Das gefällt mir schon sehr gut, ich frage aber ob es noch etwas extravaganteres gibt. Gibt es – Nanohaarfarbe, die elektronisch steuerbar die Farbe wechseln kann. Sogar komplexe Muster werden unterstützt. Kontrolle per Steuergerät (how quaint). Da kaufe ich lieber eine Lizenz für die Steuerschnittstelle und docke meine Haare direkt an mein TAP an. Die Sicherheit der Schnittstelle beeindruckt mich jetzt nicht wirklich, ich riskier es aber, dass meine Haare nun hackbar sind.

ZWEI

Nach Shopping und Haarstudio treffe ich am frühen Nachmittag im Cosplay-Café ein. Rosi und Adora stehen hinter der Bar und sind sichtlich erfreut über mein neues Aussehen – hoffe ich zumindest. Bei Adora kann ich als Amin sicher landen (so schöne Erinnerungen an jene Nacht). Auch Tesla ist schon da und bildet das übliche Stilleben mit seinem Soybier aus dem ich ihn mit einer Umarmung reiße. Ich mag den Kerl ernsthaft, vor allem seine ruhige besonnene Art und als Saufkumpan ist er auch nicht ohne.

Nur Lilian fehlt (mir) noch. Ich lade sie ein ins Café zu kommen damit wir alle gemeinsam neue Pläne aushecken können. Sonst ist nur das übliche junge Publikum im Cosplay, auch Kenji und seine Freunde wie ich mit Freude feststelle. Über den Newschannel kommen spannende Nachrichten – Pluto wird sich bald in die Reihe besiedelter Planeten einreihen. Irgendwann werde ich auch einen anderen Planeten betreten – doch das bleibt ein Wunsch für die fernere Zukunft.

Lilian trifft im Café ein und stellt sich an meine Bar. Ich begrüße sie mit Küsschen links, Küsschen rechts, Küsschen links (drei müssen es sein). Ihr irritierter Blick weicht erst einem Lächeln als sie meine Stimme erkennt – Überraschung gelungen! Darf ich mich vorstellen – mein Name ist Amin (ohne „e“ am Ende“).

Wir ziehen uns alle in ein Hinterzimmer zurück um in Ruhe zu „Frank“ zu recherchieren. Dorothy erweist sich wieder einmal als ergiebige Quelle für Informationen. Frank war/ist ein gut aussehender Afrikaner aus dem engen Freundeskreis von Rex Richardson. Er erledigte für Frank ungefähr dieselben Aufgaben wie Dorothy für Sami – Agent, Projektmanager, Problemlöser. In den letzten (ca. 4) Monaten war die Distanz zwischen den beiden gewachsen. Sie wurden kaum mehr miteinander gesehen. Frank war gerne auf Parties unterwegs und verbrachte selten einen einsamen Abend – Escorts gingen bei ihm ein und aus. Er hat ausser einem – distanzierten – Bruder keine weitere Familie.

Wir haben auch seine Adresse – ein Blick auf eine Online-Landkarte zeigt uns, dass sein Luxus-Penthouse (15. Stock) in einem der schlechteren Stadtteile liegt. Es ist jedoch umgeben von einem Dachgarten und sicher luxuriös eingerichtet. In der Gegend sollte wenig Polizei auf den Straßen präsent sein. Wir rechnen mit mittlerer bis niedriger Security in seinem Wohnblock mit Kameraüberwachung und mit Zugangskontrollen in der Lobby. Lilians Kontakt Luis liefert noch weitere Informationen – die Gegend ist Gebiet der mexikanischen Gang „Machete“, die mit exotischen Drogen (Nanodrugs) handelt – meine Neugier ist geweckt. Vielleicht probier ich das Zeug mal aus. Oder ich bleibe bei meinem Lieblings-Nasenpuder Kokain (70 Credits für 30 Minuten im Himmel), das hat mehr Stil, wie prickelnder Champagner.

DREI

Zeit aufzubrechen und vor Ort in Franks Wohnung nach weiteren Information zu suchen. Wir müssen uns aufteilen. Auf meinem Bike haben nur zwei Personen Platz. Den Sozius hat sich Lilian reserviert.  Adora und Tesla fahren schon mal mit ihren Jumpboards vor. Lilian und ich werden sie leicht einholen.

Ich nehme noch einen Drink mit ihr und beauftrage Raffaella mit der Recherche zum Tod der beiden Escorts. 100 Credits ist mir eine erste Ermittlung durch sie wert. Raffaella kann auch recht flott erste Bilder von den beiden Leichen-Fundorten liefern, Polizeivideos und Clips aus den Nachrichtennetzwerken.

Aus einem Impuls heraus frage ich Lilian ob sie mein Bike lenken möchte. Sie stimmt begeistert zu, ich steige hinter ihr auf und halte mich an ihr fest als wir gemeinsam davonschießen. Anfangs sind ihre Flügel noch im Weg aber schnell finden wir eine Position die für beide komfortabel ist. Es wird eine aufregende Fahrt – Lilian kommt wunderbar mit meinem kräftig motorisierten Bike zurecht.

Auf dem letzten Stück des Weges bemerke ich, dass wir genau beobachtet werden. Immer wieder ruhen prüfende und auch mißtrauische Blicke auf uns. Menschen verschwinden schnell in Seitengassen und Hauseingängen. Wir sind jedoch schnell genug um sie noch auf ihrem Rückzug zu sehen. Andere wiederum fungieren offensichtlich als Aufpasser – gut sichtbar und wachsam. Bikes sind hier in der Gegend keine zu sehen, wir fallen umso mehr auf. Dafür stehen oft schwer ramponierte Autos am Straßenrand. Und das Business in diesem Stadtviertel ist lebendig – Discos, Nachtclubs und auch eine bunte Auswahl von Lokalen warten auf Kunden. Lilian parkt das Bike vor einem Club, nicht weit entfernt von dem Wohnblock in dem Franks Penthouse liegt.

Da ich mein Bike ganz und unversehrt nach Hause fahren möchte bezahle ich ein paar Kids als Aufpasser. Ich weiss nicht wovon sie mehr fasziniert sind – von Lilian und mir in unseren makellosen Outfits oder von meinem Bike. Lilian spürt offensichtlich die bewundernden Blicke und posiert mit ausgebreiteten Flügeln auf dem Bike. Bei so viel erotischer Schönheit fällt mir auf einmal das Atmen ein wenig schwer (You Are My Angel) und meine Libido meldet sich mit Vehemenz. Ich mache für mich ein hochauflösendes Photo – an diesen Anblick möchte ich mich noch lange erinnern.

VIER

Aber nun wird es Zeit für unsere Suche nach weiteren Informationen. Ich schalte eine der Überwachungskameras in Franks Wohnblock auf „Repeat“ – sie wird nun aufgezeichnete Überwachungsbilder in einer Endlosschleife an die Zentrale schicken. Das gibt Tesla die Möglichkeit seine Überwachungsdrohne an einer Gebäudeseite bis aufs Dach zum Penthouse zu fahren. Und schon wissen wir dank des Videostreams der Drohne mehr. Das Penthouse besteht aus einem Wohnzimmer, einem Arbeitsraum, einer Küche, drei Schlafzimmern und zwei Badezimmern. Wow – dieser Frank ist echt gut im Geschäft! In der Wohnung leuchtet kein Licht, nichts regt sich, niemand daheim. Und selbst von aussen ist zu sehen wie unordentlich es in der Wohnung ist – das findet Lilian seltsam, ich stimme ihr zu.

Phase zwei – Einsatz für Lilian. Sie betritt die Lobby des Wohnblocks, geht direkt zum Lift, vorbei am Security-Desk der nur mit einem jugendlichen Mitarbeiter besetzt ist. Er interessiert sich nicht für Lilian – er ist offensichtlich tief abgetaucht in einer Online-Welt. Lilian besteigt den Aufzug. Für das Penthouse ist ein eigener Security-Code notwendig – hier geht es also nicht mehr weiter. Also zurück für sie zum Security-Desk.

Lilian erzählt ihre übliche Cover-Story. Sie wurde von Frank eingeladen und soll in seiner Wohnung auf ihn warten. Der Mitarbeiter kann ihr leider auch nicht weiterhelfen. Er hat keine Informationen über Frank und auch keinen Zutrittscode für das Penthouse. Dafür ist er aber weitgehend von Lilians Charme geblendet. Die Verbindung zum Security-System des Wohnblocks vernachlässigt er aber dennoch nicht. Schade. Das wäre wohl zu einfach gewesen.

Auf Bitte von Adora schalte ich weitere Kameras des Wohnblocks auf „Repeat“. Was hat sie vor? Kurze Zeit später meldet sie sich vom Dach des Wohnblocks. Mir bleibt der Mund offen vor Staunen. Wie hat sie das bloß gemacht. Und auch das Eindringen in die Wohnung ist kein Problem für sie. Bold move Mylady! Hoffentlich ist nicht inzwischen ein halbes Polizeirevier auf dem Weg hierher.

Auch die Drohne kann nun in die Wohnung und liefert Bilder aus dem Innern. Ein Luxus-Penthouse wie aus dem Bilderbuch. Echte Bilder an der Wand, komfortable Sitzmöbel die zum Entspannen einladen, Drogen im Nachtkästchen – und zu viele Medikamente.

Hier hat jemand aus der Musikbranche sein Domizil. Im Arbeitszimmer findet sich ein kleines Musikstudio, sauber untergebracht auf einem einzelnen Schreibtisch. Unter dem Schreibtisch entdeckt Adora einen Lichtwellenleiter – dünn wie ein Haar. Unter Teslas Anleitung verbindet sie ihn mit dem Kamerainterface der Drohne. Und auch das andere Ende des Leiter findet Adora – ein in den Schreibtisch eingebautes kleines autonomes System (AS). Nicht verbunden mit dem allgegenwärtigen Netz.

FÜNF

Nun bin ich wieder an der Reihe. Über die Drohne habe ich Zugriff auf das AS und werde beim Einstieg mit einem visuellen Interface empfangen. Vor mir schwebt ein Dschinn in einer Wüstenlandschaft und fragt mich nach dem Zugangscode. Als ob ich den wüsste… prompt geht auch mein erster Hackversuch schief.

Der Dschinn droht damit alle Daten zu löschen wenn ich das nochmals versuche und fragt nochmals vehement nach dem Zugangscode. Meine Zeit läuft ab, einen Versuch habe ich noch. Und diesmal habe ich die notwendige Konzentration – der Zugangscode erscheint. Ich nenn ihn dem Dschinn und erhalte Zugriff auf alle Daten.

Mir steht der Schweiß auf der Stirn – das war knapp. Und ich riskiere nichts. Ich befehle ein komplettes Backup der Daten auf einen meiner Datenspeicher im Netz. Adora sorgt dafür, dass niemand anderer an die Daten kommt – sie nimmt das AS einfach mit.

Ein erster Blick auf die Daten offenbart erstaunliches – wir haben alle wichtigen Daten aus Franks Leben. Alle. Auch alle Security-Codes! Jackpot! Nun kann auch Lilian ohne weitere Probleme ins Appartement. Es ist für sie nur eine Sache von wenigen Sekunden um festzustellen, dass das Security-System einen Alarm abgesetzt hat – direkt an Frank. Nur die Alarmmeldung wurde scheinbar (wahrscheinlich) nie zugestellt. Die Alarmanlage ist nun aus und Adora und Lilian können sich in der Wohnung frei bewegen. Ein vorerst verborgener Bereich hinter einem Schrank wird ebenfalls für uns zugänglich. Hier lagert Frank seine Waffen, wichtige Papier-Dokumente (ja – das gibt es noch) und einen Smaragadring mit der Gravur „With Love“.

Wir haben alles was wir brauchen. Schauen wir, dass wir hier wegkommen. Adora braucht keinen Aufzug um das Gebäude zu verlassen (wie macht sie das?). Lilian fährt einfach mit dem Aufzug nach unten.

SECHS

Zurück im Cosplay-Café können wir Franks Daten genauer in Augenschein nehmen. Wir brauchen Informationen für unsere Auftraggeberin Sami. In seinen Kontakten finden wir seinen Bruder, Dorothy und auch eine prominente Person bei Falcon Records. Frank hat offensichtlich für beide Labels gearbeitet und munter Geschäfts-Geheimnisse in beide Richtungen weitergeleitet. Nicht die feine Art.

Noch weniger fein sind die anderen Tätigkeiten Franks. Er hat für Rex Richardson Drogen besorgt, Schläger angeheuert und auch dafür gesorgt, dass der Tod der beiden Escorts keine hohen Wellen schlägt. Beide sind an einer Überdosis Drogen gestorben. Auch die illegalen Steuertricks von CRC finden wir hier fein säuberlich dokumentiert. Druckmittel gegen Sami und ein detaillierter Schlachtplan für Rex um Sami aus dem Label zu drängen runden die wunderbare Datensammlung ab.

Wie ich schon gesagt habe – Jackpot! Wir haben alles notwendige für unsere Auftraggeberin.

Ich versuche auch Kontakt zu Frank aufzunehmen – anonymisiert über mehrere Proxies – doch vergeblich. Sein TAP ist offline.

SIEBEN

Am nächsten Tag treffen wir Sami und Dorothy im Cosplay-Café und servieren ihr alle Daten die sie braucht um Rex abzuschießen auf dem Tablett. Wortwörtlich – das komplette Dossier über Rex ist auf einem Tablet-Computer gespeichert. Ihr Blick wird immer finsterer als sie die Daten durchsieht – besorgt beobachtet von Dorothy.

Unser Auftrag ist jedenfalls erfüllt und wir erhalten jeweils weitere 4.000 Credits. In den nächsten Tagen laufen einige Pressemeldungen von CRC Records durch die Nachrichten-Netzwerke.

„Rex Richardson erholt sich gut von seinem Herzinfarkt – er wird bald das Spital verlassen können“.

„Um Rex Richardsons Gesundheit steht es schlechter als erwartet“.

„Die Gala zur Wiedervereinigung von Rex und Sami musste wegen gesundheitlicher Schwierigkeiten des CEOs von CRC leider abgesagt werden“.

„CRC Records trennt sich von CEO Rex Richardson.“

EPILOG

Ist das schön wenn ein Auftrag erfolgreich erfüllt ist. Und insgesamt 5.000 Credits haben wir jeweils auch erhalten!

Aber Moment mal – wieviel ist denn eigentlich das Vermögen von Frank wert auf das wir nun – potentiell – Zugriff haben?

Eine erste Schätzung ergibt einen Gegenwert von mehr als 2.000.000 Credits! Mir bleibt die Luft weg – was sollen wir mit solch einem Vermögen?

Aber das können wir uns noch überlegen – jetzt wird der erfolgreiche Abschluss des Auftrags gefeiert.

Und auch von Amin gibt es Küsschen zum Abschied – Küsschen links, Küsschen rechts, Küsschen links (drei müssen es sein)!

 

Kill Rex, Episode 1

PROLOG

Durch die bisherigen Runs hat sich auf meinem Konto eine sehr erfreuliche Menge an Credits angesammelt und endlich kann ich mir einen lange gehegten Wunsch erfüllen – ein eigenes Fahrzeug. Vor mir steht nun mein ganzer Stolz – mein neues Bike. Nakamura Steel, Spezialanfertigung, d.h. ein Zweisitzer. Weniger flink (30/60) als die Einsitzerversion aber viel mehr Spaß. Wer fährt schon gern alleine? Als Extras habe ich mir noch eine Nanoeffektlackierung geleistet. Die zusätzlichen Mods sind noch nicht eingebaut. Ich hoffe Tesla wird mir beim Motortuning und beim Einbau der Stroboskopleuchten helfen.

Die Credits für mein Bike kommen zum Teil auch aus dem Verkauf der Daten, die wir den Russen gestohlen und dann via Darknet meistbietend verkauft haben. In dem kleinen Büchlein waren sehr aufschlussreiche Finanz- und Kontodaten enthalten. Die Russen werden es in Zukunft deutlich schwerer mit ihren Geschäften haben. Dafür wird auch Raffaela sorgen, der wir die Daten ohne Gegenleistung überlassen haben.

Während ich noch mein neues Bike poliere trifft eine Nachricht von Rosie ein – sie hat einen neuen Auftrag für uns. Ich zieh mir meine neue gepanzerte Bikerkluft (mit integriertem Sicherheitssystem) an und sattle auf – hui das macht Laune! Kurze Zeit später bin ich dann auch schon im Cosplay-Café, zieh mich in ein praktischeres Outfit um und stell mich hinter die Bar.

Auf der Bar liegt ein Päckchen mit roter Schleife. Was ist da wohl drin? Ungeduldig öffne ich es – und bin mit einem Schlag glücklich wie seit langem nicht mehr. Im Päckchen ist ein Prinzessin Leia-Kostüm! Die Metall-Bikini-Variante! Das kann nur eines heißen – das ist ein Geschenk von meiner Lieblings-Jedi Adora!

Adora versucht noch in Deckung zu gehen als sie mein ohrenbetäubendes Quietschen hört, aber keine Chance. Ich springe sie beinahe an und bedecke sie mit Küssen! Adora! Adora! Adora! Vielen vielen Dank! Demnächst werde ich das Kostüm mit einem Sklaven-Halsband und einer Leine ergänzen, die ich Adora in die Hand legen werde. Ich bin schon auf ihr Gesicht gespannt! Und Ehrensache – das Kostüm behalte ich für heute im Cosplay an – zum sichtlichen Gefallen von Rosie.

Die ersten beiden die mich als Leia genießen können sind Chimera und Lilian – eine flüchtige Bekannte von mir. Sie bekommen jeweils ihre Lieblingsdrinks von mir serviert.

Lilian – nun ja – wow – wie soll ich sie beschreiben? Sie ist einfach ein überirdisches Wesen. Zu schön und erotisch für diese Welt. Ihre Katzenohren und ihre felinen Gesichtszüge sind ja außergewöhnlich hübsch. Aber wahrhaft umwerfend sind die beiden glitzernden  Flügel die ihrem Rücken entwachsen. Selbst wenn sie wie heute nur Jeans und ein einfaches Top trägt hat sie eine unwiderstehliche Ausstrahlung. Aus einem Gespräch zwischen ihr und Adora erfahre ich, dass sie als Escort arbeitet.

EINS

Der neue Auftrag – den wir in einem Hinterzimmer des Café besprechen – kommt wie der letzte von Dorothy von CRC Records. Begleitet wird sie heute von einer ca. 50jährigen Frau, deutlich kleiner als sie (1,60m), ebenfalls Afrikanerin, mit steifer Körperhaltung. Die Dame heißt Sami, ist Mitgründerin von CRC Records, die Frau von Rex Richardson und hat die letzten Jahre in einer virtuellen Gefängniswelt verbracht, was sie sichtlich gezeichnet hat. Für Drogenhandel, Autoschieberei und Steuerhinterziehung ist offensichtlich ein hoher Preis zu zahlen.

Aber das ist alles Vergangenheit. Demnächst feiert CRC die Wiedervereinigung von Rex und Sami mit einer großen Gala bei der auch Liu und sein Backgroundsänger Jeremiah im Hotel Palace Royal auftreten werden. Erst später erfahre ich, dass die beiden Söhne von Rex und Sami sind. Entzückend – ich habe also mit Samis Mann und ihrem Sohn geschlafen, das sollte ich ihr lieber nicht auf die Nase binden.

Unser Auftrag ist es die Gala zu verhindern und wenn möglich das Label CRC zu ruinieren. Sami hat offensichtlich eine große Rechnung mit Rex zu begleichen. Nur die beiden Sänger dürfen nicht zu schaden kommen und unsere Auftraggeberin sollten wir natürlich auch nicht in Schwierigkeiten bringen. Für wohlfeile 5.000 Credits (1.000 Anzahlung) verspricht das einigen Spaß – wir (Adora, Lilian, Tesla, Chimera et moi) nehmen den Auftrag an!

Und wieder einmal ist Informationen sammeln angesagt: CRC Record war vor einiger Zeit in finanziellen Schwierigkeiten. Das Label war berühmt und berüchtigt: Drogen, Steuertricks und gestohlene Fahrzeuge waren Thema in der Firmengeschichte wie auch in den Songs von CRC. Das Geld soll immer Rex „besorgt“ haben, Sami war für den Aufbau des Labels zuständig. Als Sami dann ins Gefängnis ging war die Empörung groß – sie soll den Kopf für alles hinhalten? Wobei der Löwenanteil wahrscheinlich auf das Konto von Rex ging? Aber Samis Geständnis deckte sich damals sehr gut mit den Indizienbeweisen…

Wir beratschlagen wie wir Rex diskreditieren können – gar nicht so einfach bei so einem berüchtigten Kerl. Wir erhalten zumindest viele nützliche Informationen über Rex von Dorothy: seine Kontakte, seine Terminkalender, eine Lieferantenliste für die Gala.

Gut – die Informationen sind nützlich. Aber so richtig weiter kommen wir damit nicht. Wir werden also mit Rex auf Tuchfühlung gehen. Lilian und ich werfen uns in heiße Outfits mit dem Thema Engelchen (Lilian) und Teufelchen (Amine) und schicken Rex ein Selfie mit der Unterschrift „Uns ist langweilig!“. Und bekommen vorerst keine Antwort. Seltsam. Erst als wir eine heiße Videobotschaft an Rex schicken – „Zeig uns deinen Lieblingsclub!“ – meldet sich Rex und sagt ein Treffen für morgen um 22h30 im Club Pharaoh zu. Gut!

Adora und Chimera gestalten den Abend ganz anders. Sie fahren in die Berge um dort Zutaten für eine Drogen-Tinktur zu sammeln. Vielleicht können wir damit Rex zusetzen. Ich erfahre später, dass sie sehr erfolgreich gesucht haben.

Tesla wiederum setzt sich in seine Werkstatt ab um an der Drohne zu arbeiten, die wir im letzten Run erbeutet hatten. Ich helfe ihm noch schnell mit der Umprogrammierung. Danach nehmen Lilian und ich ihn in die Mitte und verschleppen ihn in den Club Pharaoh um die Lage für morgen auszukundschaften. Das Pharaoh ist ein Mittelklasseclub für junge Leute mit Geld, Anzugträger verirren sich selten hierher.

Lilian trifft eine Escort-Kollegin, die mit dem Sohn eines Konzernmanagers hier ist. Nach ein wenig Smalltalk erfahren wir, dass Rex regelmäßig hier im Club ist. Und das war es auch schon mit Informationen. Ein angeblicher Freund von Rex versucht mich zu verführen, seine Geschichten sind jedoch so hanebüchen, dass ich mich zusammenreißen muss um ihn nicht auszulachen und ihn bald stehen lasse.

Den Rest des Abends vertreibe ich mir mit lustigen Trinkspielchen mit Tesla. Lilian und ich bringen ihn nach Hause und stecken ihn ins Bett. Und ich bring dann noch Lilian nach Hause. Irgendwie finde ich seltsam, dass dann jede(r) im eigenen Bett schläft – aber ich manchmal entwickeln sich die Dinge ein wenig langsamer.

ZWEI

Am nächsten Morgen klappern wir Rex Lieblingslokale und landen in der „Modern Lounge“ – einem Lokal, das ab 6 Uhr geöffnet hat und ein exzellentes Frühstück serviert. Wir versinken in den bequemen Sofas und recherchieren wieder ein wenig zu CRC. Das Label liegt im Clinch mit Falcon Records. Sami teilt uns mit, dass wir wahrscheinlich nichts in Rex Wohnung finden werden, das ihn belastet.

Ein paar Tische weiter sitzen ein Anwalt und sein Mandant. Lilian findet heraus, dass der Anwalt in der Kanzlei arbeitet, die auch Rex Richardson vertritt und bändelt mit ihm an. Ergebnis: ein hoffnungsvoller Anwalt der Kanzlei Tuckman and Sons und sein Kollege, dessen Client Rex ist haben heute ein Vierer-Date mit Liliane und mir in der Avocado-Bar! Wow!

Wir versuchen auch das Stichwort „Drogen“ in unsere Recherche zu CRC einfließen zu lassen. Es gab zwei Drogentote, die vorher Konzerte von CRC besucht hatten. Beide Frauen waren ca. 20 Jahre alt, auffallend hübsch und wurden im Industriegebiet im Süden der Stadt gefunden. Lilianes „Escortagenturbesitzer“ (ich verkneif mir unschmeichelhaftere Bezeichnungen) kannte zumindest eine von den beiden – sie war auch Escortdame!

Der Vormittag bringt keine weiteren Erkenntnisse. Wie ausgemacht stehen Lilian und ich um 17h30 vor der Avocado-Bar und warten auf die Anwälte. Ich war vorher noch beim Friseur und habe mich hübsch machen lassen – ich möchte doch neben Lilian nicht wie ein hässliches Entlein aussehen. Wir bieten den fünf Minuten später eintreffenden Anwälten jedenfalls einen prächtigen Anblick!

Maxwell (der ältere der beiden) und Rick sind sichtlich erfreut und bei Cocktails und Fingerfood kommen wir schnell ins Plaudern. Ich lenke Rick ab damit Lilian Maxwell in Ruhe aushorchen kann.

Wir erfahren, dass Maxwell nur für Rex Richardson arbeitet, Sami hat ihren eigenen Anwalt.hat. Die bevorstehende Wiedervereinigung der beiden sorgt jedenfalls für reichlich Arbeit für ihn. Maxwell deutet auch an, dass Rex Dreck am Stecken hat.

Die Zeit vergeht wie im Flug bei der Verabschiedung lädt Maxwell Liliane zur Gala ein und Rick fragt ob ich auch über die gleiche Agentur wie Liliane buchbar bin. Ich lache lauthals, nehme es als Kompliment und drücke ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange.

Die anderen waren inzwischen auch fleißig. Chimera hat aus den gesammelten Pflanzen eine Flüssigkeit destilliert die intensive Halluzinationen auslöst. Diese Droge wird getrunken – mal sehen ob wir sie Rex einflößen können.

Tesla überwacht mit seiner Drohne das Gebäude von CRC Records – ein nichtssagender Betonklotz mit großflächigen Fenstern und leichter Security. Hauptsächlich elektronische Zutrittskontrollen und Überwachungskameras.

DREI

Um 22h30 haben Lilian und ich unser Date mit Rex im Club Pharao. Rex hat Verstärkung mit. Einen seiner Sänger – JASON (bitte alles in Großbuchstaben – ja?) – recht attraktiv, recht hetero, recht macho. Na mal sehen. Rex kennt mich zwar nicht mehr, aber ein paar ins Ohr geflüsterte Worte erinnern ihn schnell an unsere gemeinsame Nacht.

Und wieder läuft nach ein paar Drinks der Smalltalk. Rex schwärmt von Sami (wer hätte das gedacht) und fragt Lilian nach ihren Lieblingssängern. Ich kann ihr per Textnachricht einsagen und Rex ist sichtlich erfreut, dass wir sein Label so gut kennen.

Die Stimmung wird immer besser und wir finden uns alle auf der Tanzfläche wieder, wo wir von vielen Leuten umringt werden. Wie sollen wir hier Rex bloß die Droge in den Drink schmuggeln? Rex singt und tanzt wie ein junger Gott. Seine alten Songs kommen beim Publikum noch immer äußerst gut an. Während der nächsten halben Stunde bringt er die Stimmung zum Kochen und kommt Lilian immer näher. Jason findet zunehmend Gefallen an mir.

Wir ruhen uns danach bei weiteren Drinks aus und finden einen Gruß der Clubleitung auf unserem Tisch. Champagner und ein schön verziertes Holzkästchen – Inhalt: höchstwertiges Kokain. Rex zögert nicht und zieht sich eine Line rein, gemeinsam mit Jason.

Der Anblick des Kokains lässt mich zittern. Ein heißes, intensives, körperliches Verlangen nimmt von mir Besitz. Nahezu willenlos greife ich nach dem Holzkästchen und ziehe mir auch eine Line rein. Das Zeug wirkt nach wenigen Minuten – ich bin im Himmel! So euphorisch und überdreht war ich schon lange nicht mehr. Augenblicklich beginne ich wieder zu tanzen. Und mir ist heiß – viel zu heiß! Mein Abendkleid muss weg!

Nach einem kurzen Striptease stehe ich in Unterwäsche im Club. Auch JASON verliert sein Hemd und zieht mich in eine dunkle Ecke des Clubs. Wir sind ausgehungert wie Raubtiere, auf der Suche nach Körperkontakt. Es folgt schlagartig die Ernüchterung als Jason mir in den Schritt greift und mich kurz darauf angewidert von sich stößt (zu hetero, zu macho, das konnte nicht gut enden). Ich bin ebenfalls geschockt von seinem Verhalten renne davon, schnappe noch schnell mein Kleid und verschwinde in der Toilette.

Lilian ist nun allein mit Rex. Sie schickt eine Nachricht an Adora, Chimera und Tesla mit der Bitte um Unterstützung. Rex drängt jedenfalls zum Aufbruch – er möchte Lilian sein Tonstudio (und sicher noch einiges mehr) zeigen. Kurze Zeit später sind sie dann auch schon in seinem „Amischlitten“ unterwegs dorthin.

Adora und Chimera holen mich aus der Toilette – ich bin noch immer außer mir und stelle mit Schrecken fest, das Lilian verschwunden ist. Wir müssen hinterher. Ich will mich gerade auf mein Motorrad schwingen, werde jedoch von Adora daran gehindert. Sie fährt und ihr Blick lässt keine Widerrede zu. Soll mir recht sein, auch zugekokst habe ich noch genug Verstand mich nicht mit meiner liebsten Jedi anzulegen.

VIER

Im Tonstudio spielt Rex Liliane das neueste Lied seines Starsängers (und Sohns) Liu vor. Und mit einem Bier hört es sich gleich noch lieber Musik. Lilian versucht die heimlich die Halluzinationsdroge in das Bier von Rex zu schütten. Das geht jedoch schief – Rex ist amüsiert und Lilian darf nun das Drogenbier mit Rex teilen. Und wahrlich – Chimera hat die Zutat zu einem Höllengebräu geliefert.

Lilian ist noch so geistesgegenwärtig ihre Sinneseindrücke per Livestream mit uns zu teilen. Kurze Zeit später verfallen sie und Rex in intensive Halluzinationen.

Rex sieht offensichtlich einen anderen Mann, der ihn bedroht – er versucht nach einer imaginären Waffe zu greifen um sich zu verteidigen. Dabei flüstert er die Worte: „Frank! Du kannst nicht hier sein! Ich habe dich beerdigt!“. Danach kollabiert er.

Lilian erzählt mir später von ihrem Horrortrip. Sie hat einen Flashback in ihre Kindheit. Ärzte bedrängen sie, machen sich an ihren Flügeln zu schaffen.

Inzwischen sind wir beim Tonstudio eingetroffen. Tesla deaktiviert alle Sicherheitskameras und Dorothy öffnet uns den Haupteingang. Ich will schon reinstürmen werde aber von Adora zu Tesla geschickt. Ok, wenn’s sein muss Herrin und Meisterin.

Adora und Chimera dringen bis ins Tonstudio vor. Eine Sicherheitstür wird von Adora per Telekinese geöffnet. Sie verschaffen sich schnell einen Überblick über die Lage. Lilian ist komplett in den Fängen ihrer Halluzinationen gefangen aber wenigstens nicht körperlich in Schwierigkeiten. Rex zeigt jedoch keine Lebenszeichen mehr. Verdammt!

Erste Wiederbelebungsversuche scheitern. Ich sehe noch immer nicht ein, was ich bei Tesla soll. Mit Hilfe des Gebäudeplans (von Dorothy) lokalisiere ich einen Defibrillator und laufe mit Höchstgeschwindigkeit los. Sofort verfluche ich meine hohen Schuhe.

Als ich in das Tonstudio laufe werde ich von Lilian attackiert, die mich für einen ihrer Folterärzte hält. Ich kann gerade noch Adora den Defibrillator hinüberschieben bevor ich von Lilian zu Boden gerungen werde. Nicht dass mir das Gerangel mit Lilian zu einem anderen Zeitpunkt kein Vergnügen bereitet hätte – aber jetzt gerät die Situation wieder einmal völlig außer Kontrolle.

Adora reißt Rex das Hemd auf und reicht unserer heilkundigen Chimera den Defibrillator. Die sich prompt von dem Aufladegeräusch erschrickt und die Pads wegwirft. Sind wir denn hier in einem Irrenhaus?

Tesla bewahrt einen kühlen Kopf und platziert die Pads – dafür könnte und werde ich ihn küssen! Bange Minuten verstreichen. Erst der dritte Versuch mit dem Defibrillator ist erfolgreich und Rex zeigt wieder erste Lebenszeichen.

Ich konnte mich inzwischen von Lilian befreien. Es geht ans Aufräumen. Ich habe keine Lust dem Raucher einen weiteren Gefallen zu schulden. Zugekokst (ja – noch immer) macht Hacken doppelt so viel Spaß! Das Sicherheitssystem gewährt mir Zugang. Ich lösche alle Logs. Und jetzt Abflug! Adora löst noch per Telekinese den Feueralarm aus und schon sind wir dahin.

Ich schnapp mir Tesla und eine Flasche Hochprozentiges. Adora kann ich gerade nicht in die Augen schauen, alleine möchte ich aber auch nicht sein. Chimera holt Lilian zu sich in die Wohnung.

EPILOG

Nächster Tag, mit einem ordentlichen Brummschädel empfange ich eine Einladung von Rosi zu einem gemeinsamen Frühstück. Wir treffen einander alle im Cosplay-Café, wo uns Dorothy schon erwartet.

Dorothy ist überrascht und erfreut von unserem direkten und radikalen Ansatz ihren Auftrag zu erfüllen. Den Herzfehler von Rex auszunutzen – sehr elegant. Wir bewahren unser Pokerface (welcher Herzfehler?) und erfahren noch, dass unser angeblicher Plan fehlgeschlagen ist und dass Rex überlebt hat. Dorothy bittet uns so konsequent weiterzumachen und auch alle Spuren zu verwischen wenn sie uns hilft.

Adora fragt Dorothy noch nach Frank – den Mann aus Rex Halluzinationen und teilt ihr auch mit dass Rex ihn für tot hält. Frank war ein Freund und ist vor ein paar Monaten spurlos verschwunden. Offenbar nach einem Streit mit Rex. Er dürfte Rex auch erpresst haben.

Nun ja – spannende Neuigkeiten und möglicherweise ein neuer Ansatz Rex in Schwierigkeiten zu bringen. Wir haben ja beinahe noch drei Wochen für neue Pläne…

Joseph(ine)

PROLOG

Es ist später Nachmittag, die Sonne steht nicht mehr im Zenit. Ihre kräftigen Strahlen wärmen die Luft. Es ist ein herrlicher Sommertag – im kleinen Kaffeehaus in dem ich mit Sarah an einem Tisch im Schatten sitze. Eine gelungene Mischung zwischen Alt und Neu, eine moderne, künstlerische Anmutung gepaart mit Relikten einer näheren und ferneren Vergangenheit schafft eine einzigartige Athmosphäre. Vertraut und beschützt und doch nicht zurückgezogen.

Ich genieße die Gesellschaft meiner geliebten Sarah. In ihrer Gegenwart kann ich einfach ich selbst sein. Ohne Masken. Ohne mich zu verstellen. Meine Beziehung zu Sarah kann ich schwer in Worte fassen. Mutter, Schwester, Vertraute, Freundin, Mentorin – alle diese Bezeichnungen passen und passen nicht. Sarah ist mein Alpha und mein Omega.

In ihre wundervollen Augen hat sich heute ein schelmisches Blitzen gestohlen. Deshalb reagiere ich nur ein wenig überrascht auf ihre direkte Aufforderung:

„Erzähl mir von der Liebe Amine! Von Sex und Erotik! Schenk mir eines deiner Geheimnisse!“

Ich blicke ihr ins Gesicht – in ihre Augen. Mein Herz ist voller Sonne, ich muss zuerst schmunzeln und dann leise lachen.

Amine und die Liebe – was für ein Thema. Ich habe eine kleine Geschichte zu erzählen. Über Liebe, Erotik und Sex. Jedoch kein Geheimnis zu offenbaren – ich habe keine Geheimnisse vor Sarah. Nur noch nicht erzählte Wahrheiten.

„Habe ich dir schon von Joseph(ine) erzählt Sarah?“

EINS

Joseph(ine) kenne ich seit ungefähr einem Jahr. Joseph(ine) ist flüchtig bekannt mit Sarah. Wir sind einander bei einer kleinen Feier – ich weiss nicht einmal mehr den Anlass – begegnet.

Ich war irritiert – ich konnte Joseph(ine) nicht einordnen. Die üblichen Schubladen passen alle nicht. Diese androgyne Erscheinung, die Ausstrahlung von Ruhe und Gelassenheit, die funkelnden Augen, die Energie und eine Aura von ungezähmer Erotik.

Den Rest des Abends haben wir annähernd ausschließlich mit einander gesprochen. Eine Wellenlänge, zwei Wesen. Und eine nahezu unbegrenzte Anziehungskraft auf einander. Philosophie und Kunst, Politik und Technologie, Psychologie und Sex – unser Gespräch führte uns von einem Thema zum anderen.

Wir kamen einander immer näher, körperlich und mental und schließlich hielt mich Joseph(ine) in den Armen. Ich lehnte mich zurück und ließ alle Spannung aus meinem Körper weichen. Hier war ich angekommen und gut aufgenommen.

ZWEI

Wir haben die Feier gemeinsam verlassen. Hand in Hand. Und sind schließlich bei Joseph(ine) im Bett gelandet. Eng umschlungen, Joseph(ine)s Atem an meinem Hals, die ersten sanften Küsse. Ein Spiel, ein Abtasten, ein Wechsel von Nähe und Distanz, ohne Eile.

Mein Atem wurde langsam schneller, Sehnsucht und Begehren trieben mich voran. Unsere Kleider fanden wie von selbst den Weg auf den Boden neben dem Bett. Keine Barrieren mehr, keine Distanz mehr zwischen uns.

Ich erkundetete Joseph(ine)s Körper, so neu und irgendwie vertraut. Die Zeit hatte ihre Spuren hinterlassen, ihre Bilder auf diesen Körper gemalt. Vorbei der Glanz und die Unsterblichkeit der Jugend. Gewichen einer Gereiftheit, einer Schönheit die Zeit gebraucht hatte sich zu formen.

Meine Hände glitten über den Rücken, umfassten die Schultern, streiften durch die langen Haare. Die Zeit bleibt stehen in diesen besonderen Momenten. Ich kann nicht sagen wie lange wir einander gestreichelt und geküsst haben.

Darauf die immer größere Intensität des Verlangens und die Vereinigung, die Verschmelzung. Das Finden eines gemeinsamen Rhythmus, rohe Lust, animalische Triebe, Hormone und Sinnestaumel.

Und dann der Moment der Extase auf den wir beide gewartet hatten. Heraustreten aus dem wachen Bewusstsein. Hinein in eine Welt in der nur noch Empfindungen und Emotionen zählen.

Joseph(ine) und ich lagen einander noch lange in den Armen. Gerade war es noch hemmungsloser Sex der nun Platz macht für Zuneigung und Erotik. Den Herzschlag eines geliebten Wesens spüren, seinen Geruch, den sanften Wechsel zwischen Ein- und Ausatmen. Und der erste Blick in die Augen danach.

Wir haben die Nacht miteinander verbracht. Nur noch wenige Worte gewechselt. Das war nicht mehr nötig. Nur die gegenseitige Nähe zu spüren war wichtig.

EPILOG

„Und dann?“ – Sarah blickt mich mit großen Augen an.

„Am nächsten Morgen habe ich mich mit einem Kuss von Joseph(ine) verabschiedet.“

„Joseph(ine)s Lebensweg und meiner haben einander nur kurz berührt. So ist das Wesen von Joseph(ine).“

„Ich weiss dass ich Joseph(ine) wiedersehen werde. Und ich bin dankbar für die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben.“

Es ist ein wunderschöner Sommertag, den ich mit Sarah verbringen darf. Und es werden noch viele schöne Tage folgen. Ich denke gerne zurück an die Nacht mit Joseph(ine).

Mafia und Musik

PROLOG

Seit dem letzten Abenteuer ist schon einige Zeit vergangen. Eine ruhige Zeit die mir wirklich gut getan hat. Viel Zeit habe ich im Cosplay-Café verbracht. Ich bin gerne dort mein Beruf macht mir wirklich Spaß und ich freue mich wenn ich bekannte Gesichter unter den Gästen entdecke.

Meine Schicht hat gerade begonnen als mir Rosi eine Nachricht übermittelt. Eine förmliche Einladung zu einem Treffen mit einer Auftraggeberin („Dorothy“) aus der Indie-Music-Szene heute (Freitag) am Abend (21h00) in der Disco Gulag6/Zelle 4. Meinen Arbeitstrupp soll ich gleich mitnehmen. Welchen Arbeitstrupp?

Ich lade die Einladung an meine Runner-Gruppe weiter und bekomme erstaunlich wenig positive Rückmeldungen. Haben die alle zu viel Credits? Nur Adora und Brad Majors sind interessiert. Adora ist mäßig verstimmt, dass Dorothy mich als Anführerin sieht. Kann ich auch irgendwie verstehen. Aber zumindest muss ich nicht alleine los ziehen.

Für dieses Wochenende hat sich Adora etwas besonderes vorgenommen. Sie organisiert einen Themenabend für das Cosplay-Café mit dem Titel „Under The Sea“. Ist notiert- ich brauche ein passendes Outfit dafür! Gemeinsam mit der noch immer mies gelaunten Adora und mit Brad Majors mache ich mich später per UBahn auf den Weg in die Disco. Vorher schlüpfe ich noch in mein Sailor-Moon-Outfit. Ich will ja einen guten Eindruck hinterlassen.

EINS

Vor der Disco wartet schon eine kleine Menschenmenge auf Einlass. Der Eingang zum „Gefängnis“ wird von zwei breitschultrigen Türstehern bewacht, die Adora abblitzen lassen als sie sich vordrängeln will („Dorothy wartet auf mich…“). Ich verkneif mir einen Kommentar, ich will nicht noch Öl ins Feuer gießen. Kurze Zeit später ertönt eine Sirene und wir dürfen rein. Die Disco ist mit viel Liebe ins Detail gestaltet worden, kleine technische Spielereien bringen die Gäste in Stimmung. Das Publikum hat sichtlich Geld – teure Outfits und Schmuck. Und die Drinks sind hier wahrlich nicht billig. Da noch Zeit schwinge ich meinen süßen Hintern auf die nächste Tanzfläche.

Pünktlich um 20h55 bin ich dann bei Zelle 4 (ein abgetrennter Raum in der Disco) und treffe dort mit Dorothy und dem Rest der Runde zusammen. Dorothy ist die größte Afroamerikanerin die ich in meinem Leben gesehen habe. Mit flachen Schuhen fast 2m groß, am Kopf einen riesigen Afro und Pranken in denen meine zierliche Hand bei der Begrüßung verschwindet – wow! Dorothy arbeitet bei CRC Entertainment  in der Künstlerbetreuung und sucht langfristig Unterstützung.

Offensichtlich auch für ungewöhnlichere Aufgaben… Die Fragen nach unseren bisherigen Aufträgen beantworten Adora und Brad eher einsilbig. Ich fasse es dann so zusammen: ich kann mit jemandem schlafen, wir können böse Buben und Mädchen hauen und alle möglichen Dinge in der Cyberwelt hacken. Nach einem herzhaften Lacher von Dorothy ist das Eis gebrochen. Sie verlangt von uns Verschwiegenheit (Ehrensache) und schickt uns als Anzahlung 100 Credits – sehr schön. Konkreten Auftrag gibt es heute noch keinen. Mal sehen. Ich würde zwar noch gerne hier bleiben, tanzen und feiern. Aber Rosi kann ich doch nicht im Stich lassen. Wir fahren alle zurück ins Café.

ZWEI

Im Café recherchiert Brad zu CRC Entertainment. CRC ist ein Familienunternehmen, gegründet von einem Ehepaar. Die Gründerin sitzt nach einem größeren Skandal noch für ein paar Monate im Gefängnis. Abgesehen davon läuft das Unternehmen gut. Sie haben einige Sternchen unter Vertrag, darunter eine Handvoll mit richtigem Superstar-Potential. CRC hat diesen Sonntag ein größeres Konzert mit Sänger Liu in der Stadt.

Der Freitagabend geht ruhig zu Ende. Ich habe Adora gebeten (eigentlich angefleht), dass sie mich am Samstagmorgen zum Shoppen ins Aminuka begleitet. Als ich sie abhole habe ich ihren Lieblingskaffee von Starbucks in XXL-Ausführung mit. Shoppen und Kaffee – ich hoffe das heitert sie ein wenig auf. Aber nichts dergleichen – Adora liefert mich in meinem liebsten Shop Aminuka ab und wartet demonstrativ vor der Tür. Und mir reicht es jetzt endgültig mit Adoras mieser Laune. Da hätte ich auch gleich alleine herkommen können. Für heute werde ich auf Distanz zu Adora gehen.

Kurze Zeit später werde ich schon von meiner Lieblingsverkäuferin dabei unterstützt meine sauer verdienten Credits in Outfits umzuwandeln. Zur Wahl stehen ein schulterfreies blaues sehr kurze Kleidchen mit Glitzereffekten und ein asymmetrisches rotes Kleid, das die rechte Körperseite beinahe unbedeckt lässt. Das rote Teil ist außerdem noch mit Nanoeffekten ausgerüstet – rote Schlieren unterstreichen jede meiner Bewegungen. Ich kann mich nur schwer entscheiden und kaufe kurz entschlossen beide mit passenden Schuhen. Die 250 Credits sind gut angelegt.

Der Themenabend im Café ist wirklich schön. Neben der Verkäuferin aus dem Aminuka schaut auch Kenji in einem selbst gebastelten Oktopus-Kostüm vorbei. Was Adora zu dem von ihr selbst organisierten Themenabend trägt? Darüber breiten wir gnädig den Mantel des Schweigens. Ist besser so.

DREI

Sonntag – Zeit zum Aufräumen nach dem gelungenen Themenabend. Zu Mittag trudelt eine Nachricht von Dorothy ein. Wir sollen ein Päckchen von Dr. Wong in Chinatown ins Exzelsior-Hotel bringen. Echt jetzt? Dafür braucht es eine komplette Runner-Truppe? Aber was solls. Wir klauben unser Equipment zusammen. Mein Revolver kommt in einen kleinen Rucksack und dank Tesla können wir die Waffendedektoren in der UBahn umgehen.

Bald sind wir in Chinatown, erst im Teil der eher für die Touristen gedacht ist, später wird es immer „chinesischer“ bis wir in einem eher heruntergekommenen Viertel den Laden von Dr. Wong entdecken. Der eigentlich aus einem Krämerladen und einer Apotheke besteht, fein säuberlich von einander getrennt. Während Brad vor dem Laden wartet folge ich Adora in die Apotheke.

Wir werden von einem alten Herrn in einem Rollstuhl aufs freundlichste begrüßt. Er spricht Mandarin mit einem furchtbaren Akzent, eine Beleidigung für meine feinfühligen Ohren. Während sein junger Mitarbeiter (Yu) unser Päckchen aus dem anderen Ladenteil bringt bietet Dr. Wong uns Tee an.

Dann geht alles ganz schnell – Brad erzählt mir später was sich vor der Apotheke abspielte. Yu tritt mit dem Päckchen auf die Straße und wird von einem schlitternden schwarzen Motorrad von den Beinen gefegt (Brad kann gerade noch ausweichen). Unser Päckchen fliegt durch die Luft und landet mitten in den Sachen die die Motorradfahrerin beim Sturz vom Bike verloren hat.

Ein paar hektische Momente später hat sie ihre Sachen zusammengeklaubt und Yu hält unser Päckchen wieder fest in Händen. Unnatürlich schnell und katzengleich schwingt sich die Bikerin wieder auf ihr Geschoß und braust davon. Verfolgt von einer schwarzen Limousine und zwei weiteren dunklen Gestalten auf Bikes.

Nachdem sich die Lage beruhigt hat haben wir endlich unser Päckchen in den Händen. Dr. Wong prüft ob unser Päckchen – ein schön verziertes Kästchen – heil geblieben ist. An den Inhalt kommt er jedoch nicht heran. Das einfache elektronische Schloss läßt sich mit Dorothys Schlüssel nicht öffnen. Eine Amine hält das jedoch nicht lange auf – das elektronische Schloß bietet mir nur kurz Widerstand. Der Deckel des Kästchens klappt auf und gibt den Blick auf ein kleines Buch frei. Was zur Hölle? Auf zahlreichen eng beschriebenen Seiten finden sich Unmengen von Zahlenkolonnen. Einer Eingebung folgend blättere ich das Büchlein schnell durch und digitalisiere den Inhalt.

Dr. Wong ist mehr als verblüfft. Im Kästchen sollte sein gesamter Vorrat einer speziellen Partydroge lagern, die stark euphorisiert und gleichzeitig die Libido und die Potenz stark stimuliert (ich will das Zeug probieren!). Und die nur äußerst schwer zu bekommen ist.

Inzwischen ist die schwarze Limousine zurückgekommen. Sie hält in der Nähe des Ladens. Nachdem wir keine Lust haben die Insassen des Wagens persönlich zu begrüßen hauen wir samt Yu und Dr. Wong durch den Hinterausgang ab. Rein in und rauf auf einen dort parkenden Pritschenwagen und ab durch die Mitte. Yu fährt. Wir flüchten in einen nahe gelegenen Imbissladen und können ein wenig verschnaufen.

Geistesgegenwärtig habe ich das Büchlein eingesteckt. Unterwegs findet Brad darin einen kleinen GPS-Tracker, den er kurzerhand unschädlich macht.

VIER

Brad war so geistesgegenwärtig die Bikerin zu fotografieren. Somit kennen wir ihr Bike, das entsprechende Kennzeichen und ihr Outfit. Unter einem Vollvisierhelm lugt auf den Bildern ein schwarzer Haarschopf hervor. Ihren eher zierlichen Körper schützt die Bikerin mit einem Synthlederanzug.

Da uns das Büchlein zu heiss wird verlasse ich Brad und Adora und mache mich auf den Weg zum nächsten Bahnhof. Dort landet das Büchlein – gut verpackt in einer Keksdose (adios GPS) in einem Schließfach.

Auch Adora und Brad brechen auf Bitte von Dr. Wong bald wieder auf. Er macht sich Sorgen um seine Frau die im Krämerladen zurückgeblieben ist und auf seine Kontaktversuche nicht antwortet. Brad gibt Dr. Wong noch schnell seine Kontaktdaten.

Als sie beim Geschäft ankommen entdecken sie eine kleine Überwachungsdrohne, die Adora per Telekinese von ihrer Parkposition pflückt. Die Drohne schlägt auf dem Asphalt auf und verschwindet kurz darauf in einer von Brad bereit gehaltenen weiteren Keksdose – schachmatt!

Die Tür zu Dr. Wongs Apotheke wurde offensichtlich gewaltsam aufgebrochen, der Krämerladen nebenan ist jedoch noch immer verschlossen. Brad und Adora finden schnell heraus, dass er leer ist. Es gibt keine Spuren von Ärger oder eines Kampfes. Die beiden verlassen den Laden und postieren sich unauffällig in der Nähe um die Apotheke zu beobachten.

Auch ich bin inzwischen nicht untätig. Falls die Luft bei Dr. Wong zu dick wird können Adora und Brad über von mir vorberechnete Weg zu sicheren Punkten in der Nähe flüchten. Ich warte in einem von mir organisierten Leihwagen. Die Verschlüsselung des Buches konnte ich jedoch noch nicht knacken.

Kurze Zeit später Entwarnung – Dr. Wongs Frau meldet sich. Sie ist in Sicherheit.

Plötzlich tauchen zwei kräftige Asiaten auf eleganten schwarzen – und vor allem leisen Motorrädern – in der Nähe der Apotheke auf. Viel ist dort nicht zu sehen weshalb sie bald wieder abziehen. Auf ihrem Rückzug werden kurz die von ihren Jacken verdeckten Tattoos sichtbar. Wo gehören die beiden wohl hin? Zu den Triaden?

Und da Dr. Wongs Lokal offensichtlich zwielichtige Besucher anzieht schauen auch noch zwei weitere – diesmal europäisch kaukasisch aussehende Biker vorbei (russische Mafia?). Ihnen ist offensichtlich die Drohne abhanden gekommen, so ein Pech. Da sie sie gerne wiederhätten kleben sie einen Zettel mit einer entsprechenden Botschaft an Dr. Wongs Auslagenscheibe.

Familie Wong ist ein wenig ratlos – sie können weder die einen noch die anderen Biker zuordnen. Wenigstens kennen sie das Lieblingscafe der Asiaten. Also nichts wie hin. Ich setze Brad und Adora direkt davor ab und suche mir einen sicheren Parkplatz.

Adora und Brad suchen sich einen Tisch und wie bestellt sitzen ein paar Tische weiter drei Asiaten, die zu den Triaden gehören könnten. Adora öffnet einen Audiokanal für mich, damit ich hören kann was im Cafe vor sich geht. Nur leider ist der Kanal dermassen verrauscht, dass ich die Mafiosi kaum verstehen kann. Als ich anbiete Adoras Audiofilter per Fernsteuerung anzupassen lehnt sie ab und schließt nach eine kurzen Diskussion den Kanal. Was soll das? Schlechte Laune hin oder her, aber das Adora gegen mich arbeitet macht mich langsam mehr als sauer.

Zumindest ein paar Wortfetzen der Mafiosi können Adora und Brad aufschnappen: „… es ist nicht das was wir gesucht haben…“, „… Naomis Bike ist im Eimer…“.

Irgendwie müssen wir den Asiaten Kontakt aufnehmen – nur wie? Ich schreibe die Adresse einer anonymen Textbox auf ein Stück Papier und bitte ein kleines Mädchen als Gegenleistung für eine Packung Kekse den Mafiosi den Zettel zu bringen.

Die Asiaten sind mehr als verblüfft und befragen das kleine Mädchen wer ihr den Zettel gegeben hat. Also: sie fährt ein weisses Auto (das wohl einzige weisse Auto in der Stadt), trägt hohe Schuhe (jup! und wie schöne!), sieht aus wie aus einem Anime-Film entsprungen (100%) hat aber europäische Gesichtszüge und lange blaue Haare. Und sie ist natürlich nirgendwo zu sehen als die Mafiosi nachschauen kommen.

Brad hat inzwischen die Textbox mit einem Bild einer Seite aus dem Büchlein und einem weiteren Bild unserer Drogenkiste befüllt. Die Mafiosi lesen die Textbox, springen auf und verlassen das Lokal. Nichts passiert. Als Adora einen Countdown in die Textbox schreibt kommt plötzlich Bewegung in die Angelegenheit – die Asiaten schlagen einen Austausch beim einer UBahnstation in der Nähe vor.

Inzwischen ist bei Brad eine Nachricht von der russischen Mafia angekommen – danke für das Weiterleiten des Kontakts Dr. Wong! Sie wollen ihr Büchlein zurückt. Das ist ihnen die wohlfeile Summe von 5000 Credits wert, 5000 weitere Credits gibt es für den Aufenthaltsort der Bikerin die das Buch gestohlen hat und einen Auftrag hätten sie auch.

FÜNF

Adora macht sich auf den Weg zur UBahn um die Asiaten zu treffen. Und trifft dort nur einen der Mafiosi aus dem Cafe an. Die Angelegenheit ist schnell geklärt – Buch gegen Drogen, nur brauchen wir das Buch auch für die Russen und die Asiaten trauen meinen Scans nicht. Sie wollen das Original. Das ist verständlich – auf unseren Kompromissvorschlag, das Buch doch selbst zu scannen gehen sie ein.

Eine passende Kamera ist leicht zu besorgen, der Asiate ist sogar so nett Adora auf seinem Bike mit zum Bahnhof zu nehmen. Brad und ich bleiben zur Sicherheit immer in ihrer Nähe.

In der Bahnhofshalle – ganz entspannt bei einem Kaffee – wird dann der Deal abgewickelt. Das Büchlein aus dem Schließfach wird eingescannt, kurz darauf bringt ein anderer Asiate unsere Drogen. Ganz ungeniert in einem Einkaufsbeutel.

Und auch mit den Russen haben wir erstaunlich wenig Ärger. Das Büchlein kommt in ein anderes Schließfach und die Russen nach der Überweisung einer kleinen Anzahlung den Code für das Schließfach. Vierzig Minuten später ist auch dieser Deal unter Dach und Fach. Die Russen bedanken sich artig für die zugestellte Literatur und wir haben in Summe 5000 Credits eingenommen.

15000 Credits wäre es den Russen übrigens wert gewesen wenn wir die Diebin des Buches getötet hätten mit Bonus für das entsprechende Video. Darauf lassen wir uns jedoch nicht ein. Wenn wir schon jemanden killen dann nur unabsichtlich oder zur Selbstverteidigung.

SECHS

Nachdem wir die Situation zur Zufriedenheit aller gelöst haben (bin ich gar nicht gewohnt) können wir uns wieder unserem eigentlichen Auftrag widmen. Die Lieferung ins Penthouse des Exzelsior verläuft problemlos, begleitet von Securities kommen wir gerade rechtzeitig um die Party richtig in Schwung zu bringen. Unser Drogenpäckchen wird dankbar in Empfang genommen und in pikanten Tee verarbeitet.

Dorothy übermitteln wir noch, dass wir den Auftrag erfolgreich erledigt haben und so endet ein turbulenter Tag. Zumindest für Adora, die von Rex Richardson, dem Eigentümer von CRC eine Flasche echten Champagner in die Hand gedrückt bekommt und die Party sofort wieder verlässt. Soll ich das kommentieren? Nope, ich lass es. Sie wird schon selbst wissen was gut für sie ist. Übrigens – alles in allem gerechnet sind wir jeweils um 3500 Credits reicher. Nicht schlecht für einen halben Tag Arbeit.

Ich schau mich inzwischen ein wenig um. Es sind eine Menge kaum bekleidete Damen anwesen, die offensichtlich für ein „Casting“ hier sind. Ich frag nicht nach welches Casting das sein soll, ein breites Grinsen verkneife ich mir dann doch nicht.

Während ich mich noch darüber amüsiere, das Brad den Viagra-Tee nicht verträgt und von Securities in einem Nebenraum in ein Bett zur Erholung gesteckt werden muss, spüre ich die Hand von Rex Richardson auf meinem wohlgeformten Hintern.

Ich reagiere komplett professionell, Arbeit und Vergnügen soll man ja nicht vermischen. Somit ist das enthusiastische Vergnügen das ich und Rex (mit doppelter Teedosis intus) in den nächsten Stunden miteinander erleben Arbeit.

Danach habe ich frei und schaue mal nach ob Brad schon von seinem Trip herunter ist. Offensichtlich hat er Spass, mehrere junge und bildhübsche Damen kümmern sich um ihn. Was er davon mitbekommt steht aber auf einem anderen Blatt, er sieht nach wie vor schwer benebelt aus. Und so verpasst er die Gelegenheit Amine mal ohne Unterwäsche in Augenschein zu nehmen.

Die darauf folgenden Stunden kosten mich jedes bisschen Energie, das ich überhabe. Ich bin mir nicht sicher, ob danach auch nur eine Person auf der Party übrig ist mit der ich nicht in irgendeiner Konstellation Sex gehabt habe. Und auch mit dem Sänger Liu, der später auf der Party auftaucht, war es wunderschön. Soviel Charisma und positive Ausstrahlung und ein toller Liebhaber ist er auch.

Am darauffolgenden Morgen suche ich meine Unterwäsche sowie mein Outfit zusammen und nehme ein Katerfrühstück mit viel Tomatensaft zu mir. Ich habe noch immer weiche Knie als ich mich verabschiede und auf wackligen Beinen nach Hause stöckle.

EPILOG

Ein paar Tage später kann ich den Code der Zahlenkolonnen in dem kleinen Büchlein knacken. Was die Zahlen bedeuten und was wir damit gemacht haben erzähle ich euch ein anderes Mal. Bis dahin gibt es das übliche Küsschen von Amine.