Requiem For A Rose (2)

EINS

Die Verschlüsselung von Lornas Daten hat dann doch nicht der geballten Kraft der von mir zusammengestellten Serverfarm stand gehalten. Nur das entschlüsselte Datenpaket ist auch entsprechend riesig.

Wir treffen uns bei Rosie im Cafe und wühlen uns den gesamten Tag lang gemeinsam durch den Datenberg. Und Chimera wird als erste fündig – ein Gespräch von Lorna mit Scorpio bestätigt noch einmal was wir schon von Scorpio selbst erfahren haben. Hinter den mysteriösen Vorgängen steckt eine Offshore Corporation – nur welche?

Ich bin ein wenig abgelenkt, einerseits durch die blendende Schönheit und den betörenden Duft von Lilian andererseits mache ich mir ernsthafte Sorgen um Tesla. Ja, er ist wieder da. Zurück von wer weiß woher. Nur sein letzter Alleingang hat ihm offensichtlich viel Lebenskraft gekostet. Eine schwarze Aura hüllt ihn ein. Er spricht kaum.

Ich lasse mich von seiner Stimmung nicht anstecken und bestelle Champagner für alle. Das Leben ist kurz und ich brauche Aufmunterung. Alkohol – legal und berauschend. Weniger legal ist die digitale Droge „Tachyon Rez“, ursprünglich nicht als Droge von Lindwood Industries entwickelt. Mit der Pleite von Lindwood verschwand auch „Tachyon Rez“ nur um kurz darauf stark verändert am Drogenmarkt aufzutauchen.

Ich habe eine Dosis davon organisiert „Tolmens Special“ heißt das  Derivat – aus diesem Stoff werden Träume gemacht. Zwei Wochen Leben auf der Überholspur. Danach wird eine neue Dosis fällig.

Ihr ahnt was jetzt kommt? Diesmal nicht – ich schenke die erste Dosis (die zweite ist gleich nachbestellt) Julia. Die Wirkung ist bei ihr durchschlagend. Erst ist sie komplett fasziniert von ihrem Katzenschweif, dann jagt sie Lilians Flügel.

Nach dem Abschalten der Droge weicht spürbar das Leben aus ihr – der Entzug muss grausam sein. Ich muss wohl oder übel ein Auge auf die Kleine haben. Später in meiner Wohnung leeren wir zwei noch ein paar weitere Flaschen Champagner.

ZWEI

Neuer Tag, neues Glück. Ich befreie mich sanft aus Julias Umarmung – Kuscheln ist doch etwas feines. Mein Kleiderschrank gibt ein einigermaßen brauchbares Outfit für meinen Gast her. Nur so kann das nicht bleiben Mädel. Das sieht zu ärmlich aus. Nach einer gemeinsamen Tasse Kaffee treiben wir schließlich ein richtig schickes Outfit auf – „Black & White“ ist die Devise und Julia schaut meiner Meinung nach deutlich besser aus.

Die vertraute Runde trifft sich wieder einmal im Cosplay-Café. Lilian lädt Scorpio Sage zu einem gemeinsamen Essen ein. Um sie ein wenig abzusichern statte ich ihre Drohne mit einem schnell zusammengekleisterten Anti-Stalking-Programm mit Gesichtserkennungsmodul aus. Mal sehen ob das ein wenig hilft.

Wir suchen weiter in Lornas Daten und diesmal findet Lilian interessante Hinweise auf Werbespots und die kompletten Lagepläne von Johnny Darks Anwesen.

Julia und ich bleiben im Cosplay um die Werbespots genauer unter die Lupe zu nehmen. Lilian, Adora und Chimera machen sich in der Zwischenzeit auf zum Essen mit Scorpio Sage.

Julia schaltet wieder die Droge ein und los geht’s. Ich bekomme die Zugangsdaten zu Julias TAP um notfalls eingreifen zu können. Mutig von der Kleinen. Ich bin ja normalerweise nicht sonderlich ängstlich, aber ein wenig bange wird mir schon.

Es wird offensichtlich ein schlimmer Trip für Julia. Nachdem sie die Droge wieder ausgeschaltet hat rinnen ihr dicke Tränen aus den Augen – ich muss sie zum Trost in die Arme nehmen. Die unterschwelligen Botschaften sind für Julia nun deutlich erkennbar: der Gouvernor soll wieder gewählt werden, vor Wesen mit PSI-Kräften wird gewarnt.

DREI

Inzwischen hat Lilian Scorpio Sage an der Angel (Pheromone…). Das Essen dauert nur kurz, sie brauchen einen ruhigeren Rahmen um zu reden. Mein Appartement bietet sich an – ganz in der Nähe. Adora und Chimera warten inzwischen dezent im Hintergrund.

Scorpio kann Lilians Charme nur mehr kurz widerstehen und rückt mit der ganzen Wahrheit heraus. Die Offshore-Company, die im Hintergrund die Fäden zieht ist „Gowan & Associates“ – eine mächtige Rechtsberatungsfirma, die auch hier in Denver eine Niederlassung hat.

Soweit so gut. Weniger gut ist, dass sie Scorpio komplett in der Hand haben und er alles über uns verraten hat was er weiß. Nach diesem Geständnis will er fliehen, Lilian hält ihn zurück.

Jetzt müssen wir schnell handeln, der Boden in Denver wird uns zu heiß. Eine Injektion mit einem Beruhigungsmittel setzt Scorpio außer Gefecht (danke Chimera). Radaria muss ihn nur noch über ihre breite Schulte werfen. Handschellen und TAP-Blocker aus meiner Spielzeuglade sorgen für zusätzliche Sicherheit.

Ab durch die Mitte Leute – mein Appartement ist somit auch verbrannt. Ich darf umziehen, aber vorerst einmal alle raus aus Denver.

Wir treffen außerhalb der Stadt in einem bewaldeten Gebiet zusammen. Hier nehmen wir Scorpio komplett auseinander ohne auch nur eine einzige Spur zu hinterlassen. Von Lilian „überzeugt“ fährt er seine TAP-Firewall herunter. Danach habe ich freie Bahn.

Alle seine Kontakte, Messages, Zugangsdaten wandern auf einen meiner Server. Ich knacke auch die Firewall seines medizinischen Implantats. Ein Gedanke von mir und er ist tot. Seine Cyberohren werden in Zukunft nichts mehr aufzeichnen, dafür habe ich gesorgt. Auch wenn er die TAP-Firewall wieder hochfährt – mit einem Rootkit habe ich ihn immer in der Hand.

Nebenbei erfahren wir auch die Wahrheit – Lorna ist in den Fängen von Gowan & Associates. Offensichtlich ist sie ihnen zu gefährlich geworden.

Eine Weile später beauftrage ich noch eine Umzugsfirma mein Appartement komplett auszuräumen und bitte Raffaella näheres über Gowan & Associates in Erfahrung zu bringen.

Wir sind fertig. Auf dem Weg zurück in die Stadt setzen wir Scorpio bei einer UBahn-Station ab. Den freundlichen Rat über uns in Zukunft zu schweigen (or else) geben wir ihm mit auf den Weg.

Irgendwie fühle ich mich gehetzt, ausgelaugt. Nur hat sich bei meinem Appartement noch nichts getan (laut Videofeed). Das Abendessen in einem TexMex-Lokal macht die Sache auch nicht besser. Also ab ins Cosplay zu einem Treffen mit unserem Auftraggeber – Peter Warren. Schließlich hat sich die Auftragslage deutlich geändert.

Wir sollen nun gegen einen mittleren Konzern mit erstklassigen Verbindungen antreten – den Gouvernor und diverse HighTech-Konzerne. Das muss Peter Warren ein wenig mehr wert sein -100.000 Credits dürfen es schon sein. Bekommen wir auch, vorerst eine Anzahlung von 14.000 Credits.

Damit endet auch ein langer Tag – ich darf bei Lilian übernachten (Danke!). Ich besorge mir noch schnell Gewand zum Wechseln (was sein muss, muss sein). Ein Päckchen von Diandro erreicht mich auch – neues Spielzeug: zwei UP Gutterpunk Maschinenpistolen, brandneu und glänzend vor Waffenöl. Dazu 600 Schuss Munition. Danke Diandro – die 6200 Credits sind gut angelegt.

FÜNF

Am nächsten Tag fahren wir wieder raus aus Denver – wenn unsere Gegner hinter uns her sind können wir sie hier am Waldrand wenigstens schon von weiten kommen sehen.

Wir nehmen uns ein weiteres Mal Lornas Daten vor und werten auch Scorpios Daten aus. Chimera (wieder mal – hat sie einen Fernkurs Recherche gemacht?) findet das ganze Netzwerk Scorpios – Runner, Hacker, Informanten – mehr als 1000 Leute.

Julia schaut wieder einmal Werbespots – die Botschaften werden klarer: „Wählt den Gouvernor wieder“ – „Eine Partnerschaft mit Japan wäre gut“ – „Wir brauchen bessere Cyberware zur Verteidigung unseres Landes, am besten von Cybertronik aus Japan“ – „Cyberware-Regulierungen gehören aufgehoben“.

Die Werbespots wurden von vielen Agenturen konzipiert – die Fäden laufen aber offensichtlich bei wenigen Produktionsfirmen zusammen.

In Lornas Daten finden wir auch einen Hinweis, dass Johnny Dark Songs mit unterschwelligen Botschaften produzieren will. Eine weitere Spur zu Gowan & Associates – sie haben eine eigene große IT-Abteilung und verbrauchen jede Menge Strom für ihre Server.

Scorpio wiederum hat drei Fälle von humanoiden Robotern mit integrierter KI dokumentiert, die durchgedreht und Menschen verletzt haben – hier führt die Spur zu Cybertronik – einer der Roboter war von ihnen.

Julia hört sich auch Johnny Darks Songs an – mit einschneidender Wirkung. Julia ist nun traurig, passiv und untertänig. Entzückend. Die Cyberdroge muss weg – Julia kann sie mit Mühe deaktivieren und löschen.

Ende der Recherche – es wird spät und hier am Waldrand wird es ungemütlich.

SECHS

Wieder erwache ich in Lilians Appartement und drehe meine Newsfeeds auf. Der Tag beginnt mit einem Schock. Lorna Jericho wurde ermordet, sie haben ihre Leiche gefunden und ihren Mörder auch schon verhaftet – Scorpio Sage!

Unbändiger Zorn packt mich – Lorna ermordet, Scorpio im Gefängnis für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat. Und selbst Johnny Dark lacht uns ins Gesicht als wir ihn mit unseren Vorwürfen konfrontieren: „hab ich denn eine andere Wahl?“ – seine rhetorische Frage.

Es wird Zeit zurückzuschlagen. Mit allem was wir haben. Wir sind wild entschlossen…

(to be continued)

Requiem For A Rose (1)

PROLOG

audio channel: Jericho Rose – Silence Before The Storm

Die markante Stimme von Lorna Jericho a.k.a. Jericho Rose jagt mir ein Frösteln über den Rücken. Habt ihr schon einmal ihren Namen in die Suchmaschine eurer Wahl eingetippt? Wenn nein holt das doch bitte nach.

Nur wird Lorna Jericho nicht wie ihre Namensschwester von den Toten auferstehen. Dafür wurde mit Nachdruck gesorgt. Die Mächtigen in diesem Spiel haben ihre Fäden geschickt und mit Nachdruck gezogen. Glücklicherweise haben wir uns in diesem Netz noch nicht verfangen.

Mein Appartement habe ich zwar aufgeben und fluchtartig müssen – aber hey – ich wollte doch ohnehin umziehen. Und es gibt definitiv schlimmere Aussichten als ein paar Tage als Gast von Lilian in ihrer Wohnung zu verbringen (danke Lilian).

Aber eins nach dem anderen – ich erzähle die Geschichte am besten vom Anfang an bis zum bitteren Ende, analytisch, distanziert. Denn im Augenblick fühle ich eine innere Kälte, angetrieben von einer unbändigen Wut. Vielleicht bringt mich das Erzählen ja dazu ein wenig aufzutauen…

EINS

Vor ein paar Tagen – wie so oft verbringen wir einen gemütlichen Nachmittag im Cosplay-Café.

Rosi ist sichtbar verändert. Ihre alten, fast verbrauchten Servos sind offensichtlich ausgetauscht worden. Und hier und da kann man erahnen, dass unter ihrer metallenen Köperhülle brandneue militärische Technologie eingebaut wurde. Noch dazu verbringt sie viel Zeit mit „Angel“ – einem Freund aus vergangenen Tagen. Was sie wohl vorhat?

Und auch Denver selbst hat sich verändert, ein grauer Schleier hat sich über die Stadt gelegt. Mehr Gewalt, mehr Kriminalität und auch der Rassismus gegenüber Hybriden hat deutlich zugenommen. Ja liebe Miezen aus meiner Runner-Familie – passt auf euch auf!

Die angenehm ruhige Stimmung wird unterbrochen durch einen Anruf von Dorothy (Musikbiz? 2m groß? Afro? Alles klar?). Einer ihrer Klienten vermisst sein Lieblings-Sternchen.

Wir sind interessiert und treffen Dorothy und Peter Warren in einem Karaoke-Raum im Cosplay. Dorothy bekommt von mir eine herzliche Umarmung zur Begrüßung und fällt mit ihren Augen in meinen prall gefüllten Ausschnitt. Amine ist heute sehr weiblich, sehr kurvig, gut drauf und steckt in einer spürbar zu kleinen Biker-Jacke.

Peter – auch von afrikanischer Abstammung – macht einen sehr entspannten Eindruck in seinem braunen Anzug. Rauschebart und dunkle Sonnenbrille inklusive.

Seine Quizfragen zum Musikbusiness in Denver können wir gerade noch so beantworten, dennoch sind wir mehr als kompetent für seinen Auftrag. Und groß genug ist die Runde ohnehin. Lilian, Adora, Bro-Se (sorry Brad/Jose) und Julia sind bei diesem Run dabei. Obwohl das wieder einmal mehr Detektivarbeit sein wird. Den Lorna Jericho von der Band Jericho Rose ist verschwunden – werden wir von Peter gebrieft. TAP offline seit 48 Stunden.

Lorna ist nach monatelanger Pause wieder zurück im Geschäft gewesen. Diese Zeit hat sie in einer hoch spezialisierten Klinik verbracht, die ihr geholfen hat die Abhängigkeit von einer stark bewusstseinsverändernden Droge loszuwerden. Nur war diese Droge keine Substanz sondern ein Stück Software für den TAP. Sie dreht die Wahrnehmung hoch, du lebst damit am Limit, bist kreativ, empfindsam, stark. Mit einem Wort ein Teufelszeug (wo krieg ich das her?).

Lorna hat auch die Zusammenarbeit mit ihrem Partner Johnny Dark beendet. Peter erwähnt auch noch einen Undercover-Journalisten „Scorpio Sage“ mit dem Lorna in Kontakt gewesen ist. Scorpio ist recht bekannt in Denver. Sein Blog „Voice for the People“ und seine viralen Nachrichten, die die meisten Werbefilter durchbrechen sind sein Markenzeichen.

Wir bekommen von Peter auch alle persönlichen Daten von Lorna – Kontakte, Kalendereinträge, Finanzdaten und Zugangsdaten.

ZWEI

Zuerst wollen wir Lornas Wohnung untersuchen. Sie liegt in einem nicht sonderlich gesicherten Wohnhaus in einer Mittelklasse-Gegend und besteht im Wesentlichen aus einem einzigen Raum. In einer Ecke eine Soundanlage in einer anderen lehnt eine Gitarre.

Julia stülpt sich einen von Lorna getragen Slip über ihre freche Katzennase und fragt sich ob Lorna wohl Sex hatte. Was ist denn mit dir los Mädel? Rundherum konsternierte Gesichter…

In der Wohnung gibt es wenig Hinweise zum Verschwinden von Lorna. So wie es hier aussieht könnte sie jede Minute wieder nach Hause kommen. Der Kleiderschrank spärlich gefüllt aber ordentlich, einige Vorräte im Kühlschrank und auf den Spiegel im Badezimmer ist ein Herz aufgemalt.

Das Computersystem Lornas wird per Dialog mit einem Katzenavatar gesteuert. Das finde ich zwar niedlich aber ineffizient. Ein Backup von Lornas schnell angefertigt. Einige Dateien sind verschlüsselt. Dazu gibt es jede Menge Verweise auf externe Speicherplätze im Allnet. Und auf eine Person namens „Johanna“ für die es auch einen Kalendereintrag gibt.

Ein erster Kontaktversuch durch Lilian zu „Johanna“ scheitert. Die Dame ist offensichtlich schnell misstrauisch geworden. Erst als Lilian ein Selfie an „Johanna“ schickt und unsere Sorge wegen Lorna anspricht lässt sie sich zu einem Treffen im Lokal „Da Vinci“ überreden.

Und da Lilian und ich gerne gemeinsame Sache machen bin ich natürlich beim Treffen dabei. Diskret im Hintergrund an der Bar, Lilians Tisch im Blick. Lilian bleibt auch nicht lange allein. Einer der Herren, der gerade noch bei mir an der Bar stand gesellt sich zu ihr und stellt sich als „Scorpio Sage“ vor – ganz große Überraschung! Scorpio ist sichtlich angetan von Lilian (kein Wunder…) und ihre Pheromone tun das ihre um ihn in eine gesprächige Stimmung zu bringen.

Das Gespräch bringt dann auch interessantes zu Tage. Natürlich hat er sich mit Lorna getroffen. Und er ist über ihr Verschwinden danach sehr besorgt. Sorpio ist offensichtlich auch ein großer Verschwörungstheoretiker. „Die Regierung manipuliert alle und Lorna wollte es aufdecken!“. Klar. Er ist auch einer Offshore-Firma auf der Spur, die die notwendige Technologie dafür liefert. Näheres will er in einigen Tagen herausgefunden haben. Nach ihrem Treffen soll Lorna mit dem Taxi nach Hause gefahren sein. Seitdem hat er nichts mehr von ihr gehört.

Und das war auch schon alles was wir von Scorpio in Erfahrung bringen können. Lilian bedankt und verabschiedet sich. Wir haben eine neue Spur!

DREI

In Lornas Finanzdaten finden wir auch die Abbuchung für die erwähnte Taxifahrt. Nur passt die Höhe des Entgelts nicht mit der Distanz vom „Da Vinci“ zu ihrer Wohnung zusammen. Wo ist sie also wirklich hingefahren? Kein Problem das herauszufinden – blitzschnell hacke ich mich … nein leider nicht. Die Taxifirma ist zu gut gesichert oder ich bin noch zu sehr abgelenkt von Lilian…

Also probieren wir es mit dem direkteren Weg – „Social Engineering“ heißt das Zauberwort. Lilians unter Tränen vorgebrachte Geschichte zu unserer Suche nach Lorna löst in der Taxizentrale Mitgefühl aus und bringt uns die gewünschte Information. Ein Starbucks in der Nähe von Johnny Darks Anwesen war der Endpunkt der Fahrt.

Wir tauschen uns kurz mit dem Rest der Runde aus bevor wir uns auf den Weg ins Starbucks machen. Adora hat inzwischen im Lokal „Butcher’s“ einen Kumpel von Johnny Dark kennengelernt – Luis. Auch Luis macht sich offensichtlich Sorgen um Lorna. Er erklärt sich bereit das Sicherheitssystem in Johnnys Anwesen zu überprüfen. Vielleicht findet sich ja eine Spur von ihr. Vielleicht hat er die Daten schon morgen.

Im Starbucks kann ich endlich zeigen was ich kann. Überall Kameras und ein erstklassig gesichertes Überwachungssystem. OK, mal sehen ob ich mich in das TAP des Managers des Ladens hacken kann. Bingo! Ich habe alle Zugangsdaten. Ich kann gerade noch der Versuchung widerstehen mir ein Kundenkonto mit unbegrenzt Gratis-Kaffees anzulegen. Viel wichtiger sind nun die Videostreams der Kameras. Lorna war hier! Und nicht alleine. Sie hat sich mit Johnny Dark getroffen, mit am Tisch waren auch zwei breit gebaute Mexikaner.

Das Treffen hat in Summe nur eine halbe Stunde gedauert. Ich sehe Bilder eines intensiven Gesprächs, angespannte Mienen, aber keine bedrohliche Körpersprache. Leider gibt es keine passende Audio-Aufzeichnung. Kurze Zeit nach dem Ende des Treffens hat Lorna dann den Starbucks und damit auch das Blickfeld der Überwachungskameras verlassen.

Lilians Drohne kann danke eines Lippenlesemoduls (cool) den Großteil des Gesprächs rekonstruieren. Es drehte sich um ein neues gemeinsames Projekt, intensive Verhandlungen, kein böses Wort aber keine Übereinkunft.

Die nächste Station in unserer Schnitzeljagd ist also das Anwesen von Johnny Dark. Die heißen Outfits in die Lilian und ich uns für den Besuch werfen haben die beabsichtigte Wirkung und schon bald räkeln wir uns neben Johnny im Wellnessbereich seines Hauses. Die gute Stimmung und das Flirten nehmen jedoch ein jähes Ende als Lilian Johnny offen auf das Gespräch im Starbucks anspricht und nach dem Verbleib von Lorna fragt. Die Bilder aus der Überwachungskamera verleihen Lilians Frage dann entsprechenden Nachdruck.

Wir erfahren von Johnny jedoch exakt gar nichts und werden von zwei Mexikanern sanft aber bestimmt vor die Tür gesetzt – wie unerwartet. Ich hatte mit mehr Ärger gerechnet und hatte vorsorglich das Sicherheitssystem des Hauses deaktiviert. Aber gut, lieber keine Gewalt.

VIER

Damit ist für diesen Abend aber auch die Luft aus der Sache. Und auch eine schnuckelige (kurvige) Amine braucht einmal ihren Schönheitsschlaf und der Einfachheit halber übernachte ich bei Lilian, dann brauchen wir uns morgen nicht extra treffen (oder so :-).

Der nächste Tag beginnt mit einer Nachricht von Luis – er hat im Sicherheitssystem von Johnnys Anwesen keine Spur von Lorna gefunden.

Ich versuche noch auf die schnelle Informationen zu den Mexikanern zu finden lagere das dann aber für 500 Credits an Raffaella aus. Gut – ihr Recherche-Ergebnis ist zwar nicht sehr erhellend aber immerhin gut zu wissen dass der Gr0ßteil der Mexikaner im „Butcher’s“ für Johnny Dark arbeiten. Und das schon recht lange, sie sind eigentlich ein recht harmloser Haufen.

Adora hat inzwischen die Adresse eines weiteren Musikers herausgefunden, der mit Lorna zusammen gearbeitet hat – Karsten. Adora klopft mit Lilian und mir im Schlepptau an seine Wohnungstür. Karsten ist zu gleichen Teilen verschlafen und unergiebig als Informationsquelle. Auch er hat Lorna schon längere Zeit nicht mehr gesehen. Er hat jedoch bei ihr eine gewisse Anspannung wahrgenommen. Zumindest verspricht er mir eine Dosis von der Software-Droge zu besorgen, nach der Lorna süchtig war.

Damit sind wir am Ende unserer letzten Spur. Ernüchterung macht sich bei mir breit. Wir brauchen eine Pause von dieser Schnitzeljagd. Ich bin mir sicher, dass wir in Lornas Daten weitere Hinweise auf ihren Verbleib finden werden. Also mache ich mich an die Entschlüsselung…

(to be continued)

 

Carnage

EINS

Ich warte noch immer auf Nachricht von Sarah und bin in Gedanken schon längst woanders. Die Arbeit an der Bar im Cosplay geht eigentlich schon von alleine. Nur meine Gäste haben heute nicht den üblichen charmanten Barkeeper vor sich. Sorry Leute – immer lustig geht auch nicht. So muss sich halt Rosi mehr um die Gäste kümmern. Aktuell heult sich einer an ihrer kalten (metallischen) Schulter aus.

Adora zieht ihre üblichen Runden durchs Lokal, versprüht herben Charme und serviert was das Cosplay zu bieten hat.

Lilian sieht wieder mal zum Anbeißen aus. Nur der fade Gesichtsausdruck passt nicht dazu. Welche Laus ist denn ihr über die Leber gelaufen?

Quer über den Raum verstreut finden sich noch Brad (Jose) Majors, Tesla und Chimera. An der Tür die knuddeligste Türsteherin der Welt – Radaria. Ich hab einfach ein Faible für diese toughe Mieze.  Apropos Miezen – wachsen die hier in der Gegend besonders gut? Mir kommt vor die werden immer mehr im Cosplay. Bald können wir es in „Schrödinger’s“ umbenennen.

Nachricht von Adora übers TAP – „Erstes Getränk zum halben Preis für die Kleine!“. Welche Kleine denn? Ach die Kleine, die schüchtern zu mir schleicht und an der Bar Platz nimmt – Julia! Willkommen im Cosplay – ich bin Amin und ich beiße nicht!

Ihr erstes Getränk geht auf mich und auch Chimera bekommt von mir einen ihrer Lieblingsdrinks mit Baldrian zum gemeinsamen Anstoßen. Im Normalbetrieb würde ich sie ja gnadenlos anflirten. Aber heute – wie gesagt – in Gedanken.

Auch von Rosi trudelt jetzt eine Nachricht ein – „Julia kommt mit auf euren Run. Treffen in zehn Minuten im Karaokeraum.“ Jawoll Boss! Wird erledigt.

ZWEI

Im Karaokeraum findet die Runner-Gruppe zusammen – wir sind weiter gewachsen. Wenn jetzt noch Kali auftaucht müssen wir in ein kleines Stadion wechseln. Unser asiatischer Auftraggeber ist auch schon da, flankiert von Rosi. Er stellt sich als Zhu (schreibt er sich so?) vor. Seine junge Schwester Xhi hat ein Problem und er leider auch eins. Er ist annähernd Pleite, sie spielt die unfreiwillige Hauptrolle in einem perversen Spielchen, das live aus dem Allweb übertragen wird.

Xhi bildet in knappen Lederoutfit die Hauptattraktion eines Streams, für alle im Raum nun gut zu sehen. Eingeblendet die Frage „Was soll mit ihr als nächstes geschehen?“. Ich hätte da schon ein zwei Ideen. Nur die geneigte Zuseherschaft verfolgt eher dunklere Begierden. Abgestimmt wird mit Geld und aktuell führt die Liste der Aktionen „Branding“ an, gefolgt von „Mikrowelle“ und einigen anderen Perversitäten.

Mir wird übel und gleichzeitig steigt in mir heiliger Zorn auf. Und auch dem Rest der Runde geht es offensichtlich so. Zhu kann nun auf die Unterstützung einer kleinen Armee (har har) zählen. Kostet auch nicht viel. In meinem Fall nur einen „Gefallen“.

DREI

Xhi sollte eigentlich in einem Gogo-Club in der Nähe tanzen – erfahren wir. Im „Baxters“, in einem russisch beherrschten Viertel. Entzückend, also wieder mal die Ivans. Die tauchen auch immer dort auf wo man sie nicht braucht.

Xhi war offensichtlich auch die universale Geldquelle der Familie. Die Heilung der kaputten Augen ihres kleinen Bruders Tam hat sie jedenfalls bezahlt.

Julia bekommt glasige Augen und meint kurz darauf, dass der Videostream aus der Ukraine kommt. Oh ho – eine Hackerin. Das können meinen glasigen Augen bestätigen – dort steht das letzte Relais.

Hektische Betriebsamkeit bricht aus. Einer von Radarias Kontakten weiß von einem Netzwerk für Snuff-Videos, das auch in den umliegenden Bundesstaaten aktiv ist. Adora und Radaria zischen ab Richtung „Baxters“.

Julia ist schon wieder unterwegs im Netz. Sie hat bei der Abstimmung über Xhis Schicksal mit gestimmt und verfolgt nun ihren Credit durchs Netz. Schlaue Idee. Mach mal. Ich lehne mich zurück und halte mich an das inoffizielle Motto der Feuerwehr – „Überholen sie uns nur, wir schneiden sie raus.“ Kurze Zeit später darf ich dann auch wirklich Feuerwehr spielen. Julia hat während ihres Hacks bösen Ärger bekommen.

Ich klinke mich ins Netz ein – heute schön stylish mit meinem Shooter-Avatar. Eine Kreuzung aus Erzengel und Thor – mit brennenden Flügeln. Ich schwinge kein Schwert sondern einen Hammer! Die Pforte, die Julia gefangen hält – sie muss fallen! Mein Hammer trifft die Pforte, die der Zugang zum Snuff-Videoportal ist und erschüttert sie bis in die Grundfesten. Don’t f… (fight 🙂 with Amine! Das müssen die bösen Buben noch lernen. Ein zweiter Schlag und das Portal ist down. Julia fällt aus dem Allnet. Sichtlich angeschlagen, aber das wird wieder. Hoffentlich war das das Risiko wert.

Zeit Luft zu holen – oder nicht. Zu meiner Freude werde ich von Lilian entführt, die nun auch der Tatendrang gepackt hat. Entführt – auf meinem eigenen Bike – Hilfe! Noch dazu hat sie den Button für den Performance Mode gefunden. Mein Bitte den Button in Ruhe zu lassen fällt auf taube Ohren. Das ist nichts für… Hilfe! Wir schießen davon, hart am, korrigiere, über dem Limit. Das Bike schleudert, aber irgendwie geht es doch. Einerlei – an dem Motor hänge ich ohnehin nicht so, soll er ruhig ausbrennen, irgendwo müssen die Credits ja hin. Aber Spaß macht’s trotzdem – höllischen Spaß!

Gefühlte zwei Minuten später sind wir beim „Baxters“. Miese Gegend hier. Eingeschlagene Fensterscheiben und überall Graffitis. Hier in der Nähe wohnt auch Xhis Freundin Annabelle. Lilian und ich klopfen an ihre Wohnungstür, die von einer verschlafenen Tänzerin im Bademantel geöffnet wird.

In einem halb geöffneten Bademantel um genau zu sein, der mehr als einen Einblick auf ihre sehr erfreulichen Rundungen zu- und meine Hose im Schritt deutlich enger werden lässt. Wann hatte ich eigentlich zum letzten mal so richtig wilden, befriedigenden,… aber lassen wir das.

Annabelle (sensationell 🙂 findet mich offensichtlich  auch mehr als schnuckelig und freut sich über meine Einladung auf ein Getränk um über Xhi zu sprechen. Vorher zieht sie sich noch ein bisschen weniger an, d.h ein nahezu illegales Top und einen Gürtel-breiten Mini (hey! da kopiert jemand mein Party-Girlie-Outfit). Kurze Zeit später ziehen wir zu dritt los, links Liliane eingehängt, rechts von mir Belle mit meiner Hand auf dem Hint… auf der Hüfte!

VIER

Auf dem Weg in das Café um die Ecke mit den beiden Damen langt auch noch ein dickes Datenpaket bei mir ein, das von Julia aus dem Snuff-Portal geklaut worden ist. Darum kann ich mich jetzt nicht kümmern – jetzt gibt es einmal Cappuccino im Dizzy’s und schöne Augen von mir für Annabelle. Ein erstes Date ist bald fix und über ihre gemeinsame Zeit mit Xhi weiß ich nun auch Bescheid. Belle und Xhi haben sich aus den Augen verloren als Xhi einen neuen Freund kennen und lieben lernte – Romano.

Von dem sie offensichtlich besser die Finger gelassen hätte, denn der Bursche hat allzu gern ihr Geld genommen um eine Hacker-Community aufzubauen. Und die kleine Xhi wollte er auch in die virtuelle Welt entführen…

Inzwischen liefert Radaria weitere Hintergrundinformationen über Xhi aus dem Allnet (Radaria? Echt? Cool.) Sie verdient sich ihren Lebensunterhalt mit Tanzen (nicht jugendfrei), ist als Schauspielerin gescheitert und liebt Literatur. Eigentlich süß, nur wie ist sie so in Schwierigkeiten geraten? Auch Bilder von ihr und Romano hat Radaria gefunden. Das passt also zusammen.

Zeit aufzubrechen, sensationelle Annabelle, ich muss jetzt gehen, aber ich komme bald wieder und dann lernen wir uns näher kennen. Viel näher.

Also auf zu Romano Wohnung, gemeinsam mit Lilian, Adora und Chimera. Ich bin schon wieder Hahn im Korb und finde das sehr angenehm. Die Wohnung findet sich in einem von außen besehen abbruchreifen Haus. Trotzdem wird der Perimeter von um die 20 recht teuren Überwachungskameras gesichert. Was geht hier vor? Das Geld für die Kameras ist vorhanden, nur die Firewall zur Absicherung bietet mir wenig Widerstand.

Einerlei, probieren wir mal was neues. Ich läute einfach mal an der Haustür, die sich auch für uns öffnet als ich erkläre warum wir hier sind. Rein ins Haus, vorbei an „Willkommen“-Tags im Hyperspace. In einer sonst fast leeren Wohnung (das Wohnungsschloss war auch kein Hindernis für mich) finden wir Romanos Körper.

Sein Geist – online und weit weg. Wenn ich raten müsste, es sieht so aus als ob er im virtuellen Paradies schwebt. „Better-Than-Life“ ist das Stichwort. Dort kannst du Gott spielen, oder eine Superheldin. Alles ist perfekt, einfach und schön und lässt dich bald nie wieder los. Zu deprimierend ist der Kontrast zur Realität.

Wir müssen ihn regelrecht körperlich aus der virtuellen Welt reißen. Auch das gelingt nur zum Teil. Eine Unterhaltung mit Romano ist nur sehr mühsam und schwerfällig möglich, liefert auch keine Informationen, die uns weiterhelfen – shit! Nur eben, dass Xhi für die Russen tanzt und das Überwachungssystem hier bezahlt hat. Es sieht so aus als wäre auch Romano mit seinem Projekt – einer Auto-Hacking-Software – gescheitert. Elend, zerbrochene Träume. Ich muss hier raus. Romano darf unseren Besuch noch aus dem Überwachungssystem löschen, danach sind wir weg.

FÜNF

Julia hat inzwischen aus dem Datenpaket die ungefähre Position der Videoquelle für das Snuff-Portal entschlüsselt. Wir wissen als ungefähr wo sich das Studio für das perverse Spiel findet, das mit Xhi gespielt wird. In Frage kommen vier große Wohnblocks. Nicht schlecht fürs erste. Die genaue Auswertung des Videostreams liefert noch weitere Informationen. Ein Audio-Abgleich (Zug im Hintergrundgeräusch) bestätigt die Position des Studios. Und ein ehemaliger Gänger mit Tribal-Tattos taucht auch kurz im Bild auf, wenn auch sein Gesicht unerkennbar bleibt.

Also los – alles zu den Wohnblöcken. Adora hat dann auch eine grandiose Idee. Über die Smartmeter des Wohnblocks sollte sich doch herausfinden lassen in welcher Wohnung starke Bauscheinwerfer ein improvisiertes Videostudio ausleuchten – oder?

Wir werden aktiv. Ein verdächtiger Lieferwagen ist schnell entdeckt und geknackt. Seine Zulassungsdaten bringen uns aber auch nicht weiter. Also suchen wir weiter. Ab in den Keller des nächsten Wohnblocks, die elektronische Sicherung der Kellertür ist jedenfalls keine Herausforderung für mich. Prompt kreuzen sich unsere Wege mit drei finsteren Buben, die Radaria unverfroren auf Russisch grüßt.

Die Antwort ist unerwartet aber eindeutig – jemand wie Radaria wird erwartet – willkommene Verstärkung. Wenn die wüssten. Die Situation eskaliert im Blitztempo – wir schicken noch dem Rest der Gruppe eine Nachricht – wir brauchen Verstärkung!

Adora kann endlich ihren aufgestauten Zorn sinnvoll einsetzen. Machtvoll (!) klatscht sie per Telekinese einen Gegner an die Wand.

Auch ich habe meinen Einsatz nicht verpasst. Mit fließenden Bewegungen ziehe ich meinen Revolver, ziele, drücke ab und lösche das Leben des ersten Ganger aus. Inzwischen fliegt auch der nächste Ganger mit Adora-Airlines. Radaria geht in den Nahkampf mit dem dritten, ist aber wenig erfolgreich. Eine Kugel aus meinem Revolver zieht ihn aus dem Verkehr, down aber noch nicht tot. Auch recht.

Gleich in der Nähe finden wir auch das Filmstudio und der geballten Übermacht unseres nun vereinten Runner-Teams können sie nur kurz Widerstand leisten. Machen wir es also kurz – ich erspare dem geneigten Publikum die blutigen Details. Nicht alle Ganger sind tot, die Überlebenden kampfunfähig.

Xhi und zwei weitere Frauen sind frei. Wir packen sie in den – früher gehackten Transporter, Julia darf fahren. Ich bringe Lilian in Sicherheit, diesmal darf ich mein Bike selber lenken.

Und das war es dann auch schon. Xhi ist wieder bei ihrem Bruder, die anderen Frauen bringen wir zum Bahnhof – außerhalb der Stadt werden sich ihre Spuren verlieren.

SECHS

Die Tage vergehen. Ich warte auf ein dickes Ende. Schließlich haben wir ein illegales Snuff-Portal inklusive Video-Studio von der Landkarte getilgt, dabei jede Menge Porzellan zerschlagen und einige Leichen zurückgelassen.

Auch die Russen waren mit im Spiel. Sie hatten Xhi einfach an das Portal verkauft, als sie ihre Schulden nicht mehr bezahlen konnte.

Aber es bleibt ruhig. Zu ruhig. Mir auch recht, denn auch ich werde wie Zhu und Xhi eine Weile von der Bildfläche verschwinden. Meinen vertrauten Revolver entsorge ich diskret. Eine Spur weniger, die zu mir führt. Diandro liefert mir sicher gerne eine neue Waffe.

Es war sehr schön (not!), es hat mich sehr gefreut (auch nicht). Aber die Sache ist erledigt. Geneigtes Publikum, wir sehen einander in circa einem Jahr. Adieu, euer Amin.

Con/cern

PROLOG

Taub fühle ich mich. Grau erscheint mir die Welt. Was ist mit mir los? Dabei war unser letzter Run mehr als erfolgreich…

EINS

Rosi hat gerufen und alle sind sie gekommen. Wir sind keine Runnergruppe – wir sind Legion. Ein Karaoke-Raum im Cosplay-Café ist voll mit einem bunten Grüppchen von Wesen.

Zu meiner Freude sind Adora (ohne Jedi Macht dir fehlt) und vor allem Lilian (mein Engel) auch dabei. Chimera, Tesla und Brad Majors, der sich nun eine gesunde Sonnebräune und einen Sombrero zugelegt hat runden die Gruppe ab (Hola Jose!).

Neu mit dabei ist Kali, eine knuffige kleine Inderin. Streetdoc – wie ich erfahre – im Trenchcoat.

ZWEI

Der von Rosi kurz beschriebene Auftrag klingt simpel genug. Wir sollen eine Lösegeldübergabe organisieren. Nach einem kurzen Anruf beim Auftraggeber kennen wir auch den Treffpunkt für das Briefing – in einem kleinen Park im Business-Viertel.

Wir strömen in Richtung Treffpunkt. Ich habe den Luxus, dass ich von Lilian auf meinem Bike dorthin gefahren werde.

Man merkt die gute Gegend am Zielort. Alles ist sauber, Security patrouilliert, Überwachungskameras. Und ein Konzernmanager in feinem Zwirn der mit einem Kaffee in der Hand den Treffpunkt einen kleinen Springbrunnen ansteuert. Den Erstkontakt stellen Brad und Kali her.

Der Manager – als La Roche stellt er sich vor – vertritt den Konzern Emergent Tech, hoch-innovativ und spezialisiert auf TAP-Software. Der unglückliche Entführte für den wir das Lösegeld übergeben sollen heißt George Sangwa. Mit 30 Jahren noch recht jung mit einer gewinnenden Ausstrahlung wenn man nach dem Foto, das uns La Roche liefert, gehen kann.

Das Lösegeld – das in einem schwarzen Koffer (wie sonst) – von einer Security-Person gebracht wird sind nicht Credits sondern konzern-interne Informationen. Und der Empfänger ist eine Gang – das macht für mich keinen Sinn. Was fängt eine Gang mit diesen Informationen an?

Der Koffer ist mit einem doppelten Cyberlock gesichert. Ein Code zum Öffnen und ein Code zum Deaktivieren der Sicherheitseinrichtung, die bei unbefugtem Öffnen aktiv wird und mit einem intensiven Lichtblitz und einem lauten Knall die unmittelbare Umgebung erfreut. Das nach dem Auslösen alle Konzern-Informationen vernichtet sind versteht sich von selbst.

20.000 Credits bekommen wir nach der erfolgreichen Lösegeldübergabe. Das doppelte wenn wir die Geisel ohne Informationsweitergabe frei bekommen.

DREI

Da die Übergabe erst am nächsten Tag stattfindet nehmen Lilian und ich uns den Abend frei und gehen tanzen.

Neuer Tag, neues Glück – die Übergabe wird um 7h45 im Industriegebiet stattfinden. Das Gelände kommt uns mehr als bekannt vor – dort wurde auch ein illegales Konzert veranstaltet das wir auf unsere Weise „mitgestaltet“ hatten.

Eine Szene wie aus einem Film – auf dem Gelände stehen drei geparkte Fahrzeuge. Brad, Chimera und Lilian werden die Übergabe durchführen. Der Rest der Gruppe hält sich im Hintergrund. Tesla sichert das Gelände von erhöhter Position aus. Im Gebäude hinter den geparkten Auto sind an den Fenstern Ganger in Stellung gegangen. Tesla entdeckt weitere böse Buben (und Mädchen) auf dem Gelände.

Unsere Abordnung tritt auf die geparkten Autos zu, die Geiselnehmer und mit ihnen die Geisel steigen aus. Brad verlangt zuerst die Übergabe der Geisel bevor er den Koffer freigibt.

Der Anführer der Gang zieht eine Waffe und die Situation droht zu eskalieren. Der Entführte darf jedoch langsam auf Lilian zugehen während der Koffer den Besitzer wechselt. Und Brad hat offensichtlich „vergessen“ den Koffer zu entschärfen.

Als der Anführer der Gang den Koffer öffnet löst der Sicherheitsmechanismus aus. Statt Blitz und Donner haben wir es aber mit einer ausgewachsenen Explosion zu tun. Und Lilian ist in der unmittelbaren Nähe – mein Herz bleibt fast stehen!

Unmittelbar nach der Explosion zeigt sich ein Bild der Verwüstung. Alle Ganger in unmittelbarer Nähe sind tot. Lilian und die Geisel sind wie durch ein Wunder unverletzt geblieben und auch der Rest der Runde kommt mit dem Schrecken davon.

Nun geht alles durcheinander, Schüsse fallen, Tesla entkommt dem Kugelhagel knapp auf einem Jumpboard und wir flüchten in einem bereitstehenden Auto und auf unseren Bikes.

VIER

Auf dem Weg Richtung Cosplay-Café kommt die Geisel – George Sangwa – langsam zu sich. Vor seiner Entführung war er mit La Roche auf ein Getränk gegangen. Ein Schlag auf den Hinterkopf raubte ihm das Bewusstsein, aufgewacht ist er in der Gewalt der Geiselnehmer. Er und La Roche suchen eine undichte Stelle in der Konzern-Security. Wer das ist dürfte nun klar sein – La Roche selbst!

Da Sangwas TAP ausgebrannt ist leiht Chimera ihm ihr Tablet für die Kontaktaufnahme mit Emergent Tech. Unser Auftraggeber La Roche ist – zu unserer Überraschung – nicht mehr erreichbar!

Einerlei – liefern wir die ehemalige Geisel halt direkt ab. Die Security am Eingang ist dennoch wenig erfreut uns zu sehen. Die Stimmung hellt sich jedoch deutlich auf nachdem die Identität von George Sangwa bestätigt ist.

Wir haben unseren Auftrag erfüllt – einmal ohne unsere Köpfe wesentlich anzustrengen. Ja – es gab Tote. Aber in diesem Fall fühle nicht einmal ich mich sonderlich schlecht. Und die 40.000 Credits Belohnung heben auch die Stimmung.

Wäre da nicht die Tatsache, dass wir von La Roche verraten und wissentlich einer tödlichen Gefahr ausgesetzt wurden. Das schreit nach Rache!

FÜNF

Bei einem ausgiebigen Frühstücksbuffet – freundlicherweise bereitgestellt von Emergent Tech – planen wir unseren Feldzug. Aus dem Konzern-Dossier entnehmen wir, dass La Roche verheiratet ist sich jedoch zu Männern hingezogen fühlt. Lilians Gespräch mit seiner Frau bringt aber keine verwertbaren Ergebnisse.

Mir geht bei der Recherche ein hochinteressanter Informationsbrocken ins Netz – La Roche arbeitet auch für die Konkurrenz – Auburn Transoceania. Und dort arbeitet auch sein Lover als TAP-Programmierer (was das Forum einer Gay-Bar so alles interessantes liefert!).

Wir schwärmen aus: Adora und Chimera fahren zu Auburn Tech, Kali und Brad zum Gay Club, Lilian und ich machen uns auf den Weg zur Privatwohnung von La Roche.

Dieser verteilte Ansatz ist erfolgreich – Adora und Chimera finden La Roches Lover – Peter – vor der Konzernzentrale von Auburn Tech und verfolgen das Taxi, das er besteigt. Auch Lilian und ich machen uns auf den Weg in seine Richtung.

In der Lobby von Peters Wohnblock kommt es zum Showdown – La Roche wartet hier schon auf Peter. Als sie den Aufzug besteigen steht plötzlich Lilian vor ihnen, die La Roche auf eine gemeinsam verbrachte Nacht anspricht. La Roche ist so perplex, dass ihm der Mund offen stehen bleibt. Für Peter bricht eine Welt zusammen.

Die fröhliche Zusammenkunft wird durch Adora und einen Security-Mitarbeiter vergrößert. Und für ein richtiges Chaos darf auch ich nicht fehlen.

Ich küsse La Roche hart auf den Mund und schnappe mir seine Genitalien mit einem flinken Griff in seine Hose. Damit habe ich einerseits seine volle Aufmerksamkeit und zweitens mehr als seinen Unterleib unter Kontrolle. Peinlich berührt zieht auch die Security Leine.

Das Trubel verlagert sich auf den Platz vor dem Wohnblock wo schon unser Auto für den Abtransport von La Roche wartet. Peter geben wir kurz Bescheid, dass das eine Konzernangelegenheit ist – er sucht schnell das weite.

Der Rest des Runs verläuft unspektakulär. Wir liefern La Roche ab und kassieren weiter 20.000 Credits. Und als Bonus bekommen wir die goldene Kundenkarte von Emergent Tech – 20% auf jeden Einkauf – da lacht das Herz des Schnäppchenjägers.

EPILOG

Grau. Taub. Trostlos. Warum? Neben mir steht ein kleines Holzkästchen. Langsam öffne ich den Deckel.

 

Kill Rex, Episode 2

PROLOG

Neuer Tag, neues Glück. Wir haben uns eine kleine Auszeit gegönnt um neue Kräfte und Ideen zu sammeln. Ich nütze die Zeit für einen radikalen Stilwechsel. Nach dem Desaster, das Amine im Club Pharaoh erlebt hat, habe ich beschlossen wieder einmal als Amin durch die Welt zu gehen. Das geht natürlich nur mit dem passenden Outfit – mein Konto fängt schon vorsorglich an vor Angst zu zittern.

So schlimm wird es dann doch nicht – beim Herrenausstatter (kommt von stattlichen Preisen) finde ich nur Outfits im Themenbereich Hugo Boss (kennt den heute noch wer?). Zuviel Testosteron, zu wenig apart und offen gesagt auch zu teuer. Nach ein bisschen Recherche im Netz finde ich einen atemberaubenden schwarzen Frack mit Manschetten der exzellent zu meiner androgynen Figur passt. Und meine blauen Haare passen auch nicht zu dem schwarzen Frack. Deshalb schau ich auch noch in meinem Lieblingshaarstudio vorbei.

Meine Stylistin schlägt mir vor meine Haare schlohweiss zu färben und in einen simplen langen Zopf zu binden. Das gefällt mir schon sehr gut, ich frage aber ob es noch etwas extravaganteres gibt. Gibt es – Nanohaarfarbe, die elektronisch steuerbar die Farbe wechseln kann. Sogar komplexe Muster werden unterstützt. Kontrolle per Steuergerät (how quaint). Da kaufe ich lieber eine Lizenz für die Steuerschnittstelle und docke meine Haare direkt an mein TAP an. Die Sicherheit der Schnittstelle beeindruckt mich jetzt nicht wirklich, ich riskier es aber, dass meine Haare nun hackbar sind.

ZWEI

Nach Shopping und Haarstudio treffe ich am frühen Nachmittag im Cosplay-Café ein. Rosi und Adora stehen hinter der Bar und sind sichtlich erfreut über mein neues Aussehen – hoffe ich zumindest. Bei Adora kann ich als Amin sicher landen (so schöne Erinnerungen an jene Nacht). Auch Tesla ist schon da und bildet das übliche Stilleben mit seinem Soybier aus dem ich ihn mit einer Umarmung reiße. Ich mag den Kerl ernsthaft, vor allem seine ruhige besonnene Art und als Saufkumpan ist er auch nicht ohne.

Nur Lilian fehlt (mir) noch. Ich lade sie ein ins Café zu kommen damit wir alle gemeinsam neue Pläne aushecken können. Sonst ist nur das übliche junge Publikum im Cosplay, auch Kenji und seine Freunde wie ich mit Freude feststelle. Über den Newschannel kommen spannende Nachrichten – Pluto wird sich bald in die Reihe besiedelter Planeten einreihen. Irgendwann werde ich auch einen anderen Planeten betreten – doch das bleibt ein Wunsch für die fernere Zukunft.

Lilian trifft im Café ein und stellt sich an meine Bar. Ich begrüße sie mit Küsschen links, Küsschen rechts, Küsschen links (drei müssen es sein). Ihr irritierter Blick weicht erst einem Lächeln als sie meine Stimme erkennt – Überraschung gelungen! Darf ich mich vorstellen – mein Name ist Amin (ohne „e“ am Ende“).

Wir ziehen uns alle in ein Hinterzimmer zurück um in Ruhe zu „Frank“ zu recherchieren. Dorothy erweist sich wieder einmal als ergiebige Quelle für Informationen. Frank war/ist ein gut aussehender Afrikaner aus dem engen Freundeskreis von Rex Richardson. Er erledigte für Frank ungefähr dieselben Aufgaben wie Dorothy für Sami – Agent, Projektmanager, Problemlöser. In den letzten (ca. 4) Monaten war die Distanz zwischen den beiden gewachsen. Sie wurden kaum mehr miteinander gesehen. Frank war gerne auf Parties unterwegs und verbrachte selten einen einsamen Abend – Escorts gingen bei ihm ein und aus. Er hat ausser einem – distanzierten – Bruder keine weitere Familie.

Wir haben auch seine Adresse – ein Blick auf eine Online-Landkarte zeigt uns, dass sein Luxus-Penthouse (15. Stock) in einem der schlechteren Stadtteile liegt. Es ist jedoch umgeben von einem Dachgarten und sicher luxuriös eingerichtet. In der Gegend sollte wenig Polizei auf den Straßen präsent sein. Wir rechnen mit mittlerer bis niedriger Security in seinem Wohnblock mit Kameraüberwachung und mit Zugangskontrollen in der Lobby. Lilians Kontakt Luis liefert noch weitere Informationen – die Gegend ist Gebiet der mexikanischen Gang „Machete“, die mit exotischen Drogen (Nanodrugs) handelt – meine Neugier ist geweckt. Vielleicht probier ich das Zeug mal aus. Oder ich bleibe bei meinem Lieblings-Nasenpuder Kokain (70 Credits für 30 Minuten im Himmel), das hat mehr Stil, wie prickelnder Champagner.

DREI

Zeit aufzubrechen und vor Ort in Franks Wohnung nach weiteren Information zu suchen. Wir müssen uns aufteilen. Auf meinem Bike haben nur zwei Personen Platz. Den Sozius hat sich Lilian reserviert.  Adora und Tesla fahren schon mal mit ihren Jumpboards vor. Lilian und ich werden sie leicht einholen.

Ich nehme noch einen Drink mit ihr und beauftrage Raffaella mit der Recherche zum Tod der beiden Escorts. 100 Credits ist mir eine erste Ermittlung durch sie wert. Raffaella kann auch recht flott erste Bilder von den beiden Leichen-Fundorten liefern, Polizeivideos und Clips aus den Nachrichtennetzwerken.

Aus einem Impuls heraus frage ich Lilian ob sie mein Bike lenken möchte. Sie stimmt begeistert zu, ich steige hinter ihr auf und halte mich an ihr fest als wir gemeinsam davonschießen. Anfangs sind ihre Flügel noch im Weg aber schnell finden wir eine Position die für beide komfortabel ist. Es wird eine aufregende Fahrt – Lilian kommt wunderbar mit meinem kräftig motorisierten Bike zurecht.

Auf dem letzten Stück des Weges bemerke ich, dass wir genau beobachtet werden. Immer wieder ruhen prüfende und auch mißtrauische Blicke auf uns. Menschen verschwinden schnell in Seitengassen und Hauseingängen. Wir sind jedoch schnell genug um sie noch auf ihrem Rückzug zu sehen. Andere wiederum fungieren offensichtlich als Aufpasser – gut sichtbar und wachsam. Bikes sind hier in der Gegend keine zu sehen, wir fallen umso mehr auf. Dafür stehen oft schwer ramponierte Autos am Straßenrand. Und das Business in diesem Stadtviertel ist lebendig – Discos, Nachtclubs und auch eine bunte Auswahl von Lokalen warten auf Kunden. Lilian parkt das Bike vor einem Club, nicht weit entfernt von dem Wohnblock in dem Franks Penthouse liegt.

Da ich mein Bike ganz und unversehrt nach Hause fahren möchte bezahle ich ein paar Kids als Aufpasser. Ich weiss nicht wovon sie mehr fasziniert sind – von Lilian und mir in unseren makellosen Outfits oder von meinem Bike. Lilian spürt offensichtlich die bewundernden Blicke und posiert mit ausgebreiteten Flügeln auf dem Bike. Bei so viel erotischer Schönheit fällt mir auf einmal das Atmen ein wenig schwer (You Are My Angel) und meine Libido meldet sich mit Vehemenz. Ich mache für mich ein hochauflösendes Photo – an diesen Anblick möchte ich mich noch lange erinnern.

VIER

Aber nun wird es Zeit für unsere Suche nach weiteren Informationen. Ich schalte eine der Überwachungskameras in Franks Wohnblock auf „Repeat“ – sie wird nun aufgezeichnete Überwachungsbilder in einer Endlosschleife an die Zentrale schicken. Das gibt Tesla die Möglichkeit seine Überwachungsdrohne an einer Gebäudeseite bis aufs Dach zum Penthouse zu fahren. Und schon wissen wir dank des Videostreams der Drohne mehr. Das Penthouse besteht aus einem Wohnzimmer, einem Arbeitsraum, einer Küche, drei Schlafzimmern und zwei Badezimmern. Wow – dieser Frank ist echt gut im Geschäft! In der Wohnung leuchtet kein Licht, nichts regt sich, niemand daheim. Und selbst von aussen ist zu sehen wie unordentlich es in der Wohnung ist – das findet Lilian seltsam, ich stimme ihr zu.

Phase zwei – Einsatz für Lilian. Sie betritt die Lobby des Wohnblocks, geht direkt zum Lift, vorbei am Security-Desk der nur mit einem jugendlichen Mitarbeiter besetzt ist. Er interessiert sich nicht für Lilian – er ist offensichtlich tief abgetaucht in einer Online-Welt. Lilian besteigt den Aufzug. Für das Penthouse ist ein eigener Security-Code notwendig – hier geht es also nicht mehr weiter. Also zurück für sie zum Security-Desk.

Lilian erzählt ihre übliche Cover-Story. Sie wurde von Frank eingeladen und soll in seiner Wohnung auf ihn warten. Der Mitarbeiter kann ihr leider auch nicht weiterhelfen. Er hat keine Informationen über Frank und auch keinen Zutrittscode für das Penthouse. Dafür ist er aber weitgehend von Lilians Charme geblendet. Die Verbindung zum Security-System des Wohnblocks vernachlässigt er aber dennoch nicht. Schade. Das wäre wohl zu einfach gewesen.

Auf Bitte von Adora schalte ich weitere Kameras des Wohnblocks auf „Repeat“. Was hat sie vor? Kurze Zeit später meldet sie sich vom Dach des Wohnblocks. Mir bleibt der Mund offen vor Staunen. Wie hat sie das bloß gemacht. Und auch das Eindringen in die Wohnung ist kein Problem für sie. Bold move Mylady! Hoffentlich ist nicht inzwischen ein halbes Polizeirevier auf dem Weg hierher.

Auch die Drohne kann nun in die Wohnung und liefert Bilder aus dem Innern. Ein Luxus-Penthouse wie aus dem Bilderbuch. Echte Bilder an der Wand, komfortable Sitzmöbel die zum Entspannen einladen, Drogen im Nachtkästchen – und zu viele Medikamente.

Hier hat jemand aus der Musikbranche sein Domizil. Im Arbeitszimmer findet sich ein kleines Musikstudio, sauber untergebracht auf einem einzelnen Schreibtisch. Unter dem Schreibtisch entdeckt Adora einen Lichtwellenleiter – dünn wie ein Haar. Unter Teslas Anleitung verbindet sie ihn mit dem Kamerainterface der Drohne. Und auch das andere Ende des Leiter findet Adora – ein in den Schreibtisch eingebautes kleines autonomes System (AS). Nicht verbunden mit dem allgegenwärtigen Netz.

FÜNF

Nun bin ich wieder an der Reihe. Über die Drohne habe ich Zugriff auf das AS und werde beim Einstieg mit einem visuellen Interface empfangen. Vor mir schwebt ein Dschinn in einer Wüstenlandschaft und fragt mich nach dem Zugangscode. Als ob ich den wüsste… prompt geht auch mein erster Hackversuch schief.

Der Dschinn droht damit alle Daten zu löschen wenn ich das nochmals versuche und fragt nochmals vehement nach dem Zugangscode. Meine Zeit läuft ab, einen Versuch habe ich noch. Und diesmal habe ich die notwendige Konzentration – der Zugangscode erscheint. Ich nenn ihn dem Dschinn und erhalte Zugriff auf alle Daten.

Mir steht der Schweiß auf der Stirn – das war knapp. Und ich riskiere nichts. Ich befehle ein komplettes Backup der Daten auf einen meiner Datenspeicher im Netz. Adora sorgt dafür, dass niemand anderer an die Daten kommt – sie nimmt das AS einfach mit.

Ein erster Blick auf die Daten offenbart erstaunliches – wir haben alle wichtigen Daten aus Franks Leben. Alle. Auch alle Security-Codes! Jackpot! Nun kann auch Lilian ohne weitere Probleme ins Appartement. Es ist für sie nur eine Sache von wenigen Sekunden um festzustellen, dass das Security-System einen Alarm abgesetzt hat – direkt an Frank. Nur die Alarmmeldung wurde scheinbar (wahrscheinlich) nie zugestellt. Die Alarmanlage ist nun aus und Adora und Lilian können sich in der Wohnung frei bewegen. Ein vorerst verborgener Bereich hinter einem Schrank wird ebenfalls für uns zugänglich. Hier lagert Frank seine Waffen, wichtige Papier-Dokumente (ja – das gibt es noch) und einen Smaragadring mit der Gravur „With Love“.

Wir haben alles was wir brauchen. Schauen wir, dass wir hier wegkommen. Adora braucht keinen Aufzug um das Gebäude zu verlassen (wie macht sie das?). Lilian fährt einfach mit dem Aufzug nach unten.

SECHS

Zurück im Cosplay-Café können wir Franks Daten genauer in Augenschein nehmen. Wir brauchen Informationen für unsere Auftraggeberin Sami. In seinen Kontakten finden wir seinen Bruder, Dorothy und auch eine prominente Person bei Falcon Records. Frank hat offensichtlich für beide Labels gearbeitet und munter Geschäfts-Geheimnisse in beide Richtungen weitergeleitet. Nicht die feine Art.

Noch weniger fein sind die anderen Tätigkeiten Franks. Er hat für Rex Richardson Drogen besorgt, Schläger angeheuert und auch dafür gesorgt, dass der Tod der beiden Escorts keine hohen Wellen schlägt. Beide sind an einer Überdosis Drogen gestorben. Auch die illegalen Steuertricks von CRC finden wir hier fein säuberlich dokumentiert. Druckmittel gegen Sami und ein detaillierter Schlachtplan für Rex um Sami aus dem Label zu drängen runden die wunderbare Datensammlung ab.

Wie ich schon gesagt habe – Jackpot! Wir haben alles notwendige für unsere Auftraggeberin.

Ich versuche auch Kontakt zu Frank aufzunehmen – anonymisiert über mehrere Proxies – doch vergeblich. Sein TAP ist offline.

SIEBEN

Am nächsten Tag treffen wir Sami und Dorothy im Cosplay-Café und servieren ihr alle Daten die sie braucht um Rex abzuschießen auf dem Tablett. Wortwörtlich – das komplette Dossier über Rex ist auf einem Tablet-Computer gespeichert. Ihr Blick wird immer finsterer als sie die Daten durchsieht – besorgt beobachtet von Dorothy.

Unser Auftrag ist jedenfalls erfüllt und wir erhalten jeweils weitere 4.000 Credits. In den nächsten Tagen laufen einige Pressemeldungen von CRC Records durch die Nachrichten-Netzwerke.

„Rex Richardson erholt sich gut von seinem Herzinfarkt – er wird bald das Spital verlassen können“.

„Um Rex Richardsons Gesundheit steht es schlechter als erwartet“.

„Die Gala zur Wiedervereinigung von Rex und Sami musste wegen gesundheitlicher Schwierigkeiten des CEOs von CRC leider abgesagt werden“.

„CRC Records trennt sich von CEO Rex Richardson.“

EPILOG

Ist das schön wenn ein Auftrag erfolgreich erfüllt ist. Und insgesamt 5.000 Credits haben wir jeweils auch erhalten!

Aber Moment mal – wieviel ist denn eigentlich das Vermögen von Frank wert auf das wir nun – potentiell – Zugriff haben?

Eine erste Schätzung ergibt einen Gegenwert von mehr als 2.000.000 Credits! Mir bleibt die Luft weg – was sollen wir mit solch einem Vermögen?

Aber das können wir uns noch überlegen – jetzt wird der erfolgreiche Abschluss des Auftrags gefeiert.

Und auch von Amin gibt es Küsschen zum Abschied – Küsschen links, Küsschen rechts, Küsschen links (drei müssen es sein)!