Kill Rex, Episode 1

PROLOG

Durch die bisherigen Runs hat sich auf meinem Konto eine sehr erfreuliche Menge an Credits angesammelt und endlich kann ich mir einen lange gehegten Wunsch erfüllen – ein eigenes Fahrzeug. Vor mir steht nun mein ganzer Stolz – mein neues Bike. Nakamura Steel, Spezialanfertigung, d.h. ein Zweisitzer. Weniger flink (30/60) als die Einsitzerversion aber viel mehr Spaß. Wer fährt schon gern alleine? Als Extras habe ich mir noch eine Nanoeffektlackierung geleistet. Die zusätzlichen Mods sind noch nicht eingebaut. Ich hoffe Tesla wird mir beim Motortuning und beim Einbau der Stroboskopleuchten helfen.

Die Credits für mein Bike kommen zum Teil auch aus dem Verkauf der Daten, die wir den Russen gestohlen und dann via Darknet meistbietend verkauft haben. In dem kleinen Büchlein waren sehr aufschlussreiche Finanz- und Kontodaten enthalten. Die Russen werden es in Zukunft deutlich schwerer mit ihren Geschäften haben. Dafür wird auch Raffaela sorgen, der wir die Daten ohne Gegenleistung überlassen haben.

Während ich noch mein neues Bike poliere trifft eine Nachricht von Rosie ein – sie hat einen neuen Auftrag für uns. Ich zieh mir meine neue gepanzerte Bikerkluft (mit integriertem Sicherheitssystem) an und sattle auf – hui das macht Laune! Kurze Zeit später bin ich dann auch schon im Cosplay-Café, zieh mich in ein praktischeres Outfit um und stell mich hinter die Bar.

Auf der Bar liegt ein Päckchen mit roter Schleife. Was ist da wohl drin? Ungeduldig öffne ich es – und bin mit einem Schlag glücklich wie seit langem nicht mehr. Im Päckchen ist ein Prinzessin Leia-Kostüm! Die Metall-Bikini-Variante! Das kann nur eines heißen – das ist ein Geschenk von meiner Lieblings-Jedi Adora!

Adora versucht noch in Deckung zu gehen als sie mein ohrenbetäubendes Quietschen hört, aber keine Chance. Ich springe sie beinahe an und bedecke sie mit Küssen! Adora! Adora! Adora! Vielen vielen Dank! Demnächst werde ich das Kostüm mit einem Sklaven-Halsband und einer Leine ergänzen, die ich Adora in die Hand legen werde. Ich bin schon auf ihr Gesicht gespannt! Und Ehrensache – das Kostüm behalte ich für heute im Cosplay an – zum sichtlichen Gefallen von Rosie.

Die ersten beiden die mich als Leia genießen können sind Chimera und Lilian – eine flüchtige Bekannte von mir. Sie bekommen jeweils ihre Lieblingsdrinks von mir serviert.

Lilian – nun ja – wow – wie soll ich sie beschreiben? Sie ist einfach ein überirdisches Wesen. Zu schön und erotisch für diese Welt. Ihre Katzenohren und ihre felinen Gesichtszüge sind ja außergewöhnlich hübsch. Aber wahrhaft umwerfend sind die beiden glitzernden  Flügel die ihrem Rücken entwachsen. Selbst wenn sie wie heute nur Jeans und ein einfaches Top trägt hat sie eine unwiderstehliche Ausstrahlung. Aus einem Gespräch zwischen ihr und Adora erfahre ich, dass sie als Escort arbeitet.

EINS

Der neue Auftrag – den wir in einem Hinterzimmer des Café besprechen – kommt wie der letzte von Dorothy von CRC Records. Begleitet wird sie heute von einer ca. 50jährigen Frau, deutlich kleiner als sie (1,60m), ebenfalls Afrikanerin, mit steifer Körperhaltung. Die Dame heißt Sami, ist Mitgründerin von CRC Records, die Frau von Rex Richardson und hat die letzten Jahre in einer virtuellen Gefängniswelt verbracht, was sie sichtlich gezeichnet hat. Für Drogenhandel, Autoschieberei und Steuerhinterziehung ist offensichtlich ein hoher Preis zu zahlen.

Aber das ist alles Vergangenheit. Demnächst feiert CRC die Wiedervereinigung von Rex und Sami mit einer großen Gala bei der auch Liu und sein Backgroundsänger Jeremiah im Hotel Palace Royal auftreten werden. Erst später erfahre ich, dass die beiden Söhne von Rex und Sami sind. Entzückend – ich habe also mit Samis Mann und ihrem Sohn geschlafen, das sollte ich ihr lieber nicht auf die Nase binden.

Unser Auftrag ist es die Gala zu verhindern und wenn möglich das Label CRC zu ruinieren. Sami hat offensichtlich eine große Rechnung mit Rex zu begleichen. Nur die beiden Sänger dürfen nicht zu schaden kommen und unsere Auftraggeberin sollten wir natürlich auch nicht in Schwierigkeiten bringen. Für wohlfeile 5.000 Credits (1.000 Anzahlung) verspricht das einigen Spaß – wir (Adora, Lilian, Tesla, Chimera et moi) nehmen den Auftrag an!

Und wieder einmal ist Informationen sammeln angesagt: CRC Record war vor einiger Zeit in finanziellen Schwierigkeiten. Das Label war berühmt und berüchtigt: Drogen, Steuertricks und gestohlene Fahrzeuge waren Thema in der Firmengeschichte wie auch in den Songs von CRC. Das Geld soll immer Rex „besorgt“ haben, Sami war für den Aufbau des Labels zuständig. Als Sami dann ins Gefängnis ging war die Empörung groß – sie soll den Kopf für alles hinhalten? Wobei der Löwenanteil wahrscheinlich auf das Konto von Rex ging? Aber Samis Geständnis deckte sich damals sehr gut mit den Indizienbeweisen…

Wir beratschlagen wie wir Rex diskreditieren können – gar nicht so einfach bei so einem berüchtigten Kerl. Wir erhalten zumindest viele nützliche Informationen über Rex von Dorothy: seine Kontakte, seine Terminkalender, eine Lieferantenliste für die Gala.

Gut – die Informationen sind nützlich. Aber so richtig weiter kommen wir damit nicht. Wir werden also mit Rex auf Tuchfühlung gehen. Lilian und ich werfen uns in heiße Outfits mit dem Thema Engelchen (Lilian) und Teufelchen (Amine) und schicken Rex ein Selfie mit der Unterschrift „Uns ist langweilig!“. Und bekommen vorerst keine Antwort. Seltsam. Erst als wir eine heiße Videobotschaft an Rex schicken – „Zeig uns deinen Lieblingsclub!“ – meldet sich Rex und sagt ein Treffen für morgen um 22h30 im Club Pharaoh zu. Gut!

Adora und Chimera gestalten den Abend ganz anders. Sie fahren in die Berge um dort Zutaten für eine Drogen-Tinktur zu sammeln. Vielleicht können wir damit Rex zusetzen. Ich erfahre später, dass sie sehr erfolgreich gesucht haben.

Tesla wiederum setzt sich in seine Werkstatt ab um an der Drohne zu arbeiten, die wir im letzten Run erbeutet hatten. Ich helfe ihm noch schnell mit der Umprogrammierung. Danach nehmen Lilian und ich ihn in die Mitte und verschleppen ihn in den Club Pharaoh um die Lage für morgen auszukundschaften. Das Pharaoh ist ein Mittelklasseclub für junge Leute mit Geld, Anzugträger verirren sich selten hierher.

Lilian trifft eine Escort-Kollegin, die mit dem Sohn eines Konzernmanagers hier ist. Nach ein wenig Smalltalk erfahren wir, dass Rex regelmäßig hier im Club ist. Und das war es auch schon mit Informationen. Ein angeblicher Freund von Rex versucht mich zu verführen, seine Geschichten sind jedoch so hanebüchen, dass ich mich zusammenreißen muss um ihn nicht auszulachen und ihn bald stehen lasse.

Den Rest des Abends vertreibe ich mir mit lustigen Trinkspielchen mit Tesla. Lilian und ich bringen ihn nach Hause und stecken ihn ins Bett. Und ich bring dann noch Lilian nach Hause. Irgendwie finde ich seltsam, dass dann jede(r) im eigenen Bett schläft – aber ich manchmal entwickeln sich die Dinge ein wenig langsamer.

ZWEI

Am nächsten Morgen klappern wir Rex Lieblingslokale und landen in der „Modern Lounge“ – einem Lokal, das ab 6 Uhr geöffnet hat und ein exzellentes Frühstück serviert. Wir versinken in den bequemen Sofas und recherchieren wieder ein wenig zu CRC. Das Label liegt im Clinch mit Falcon Records. Sami teilt uns mit, dass wir wahrscheinlich nichts in Rex Wohnung finden werden, das ihn belastet.

Ein paar Tische weiter sitzen ein Anwalt und sein Mandant. Lilian findet heraus, dass der Anwalt in der Kanzlei arbeitet, die auch Rex Richardson vertritt und bändelt mit ihm an. Ergebnis: ein hoffnungsvoller Anwalt der Kanzlei Tuckman and Sons und sein Kollege, dessen Client Rex ist haben heute ein Vierer-Date mit Liliane und mir in der Avocado-Bar! Wow!

Wir versuchen auch das Stichwort „Drogen“ in unsere Recherche zu CRC einfließen zu lassen. Es gab zwei Drogentote, die vorher Konzerte von CRC besucht hatten. Beide Frauen waren ca. 20 Jahre alt, auffallend hübsch und wurden im Industriegebiet im Süden der Stadt gefunden. Lilianes „Escortagenturbesitzer“ (ich verkneif mir unschmeichelhaftere Bezeichnungen) kannte zumindest eine von den beiden – sie war auch Escortdame!

Der Vormittag bringt keine weiteren Erkenntnisse. Wie ausgemacht stehen Lilian und ich um 17h30 vor der Avocado-Bar und warten auf die Anwälte. Ich war vorher noch beim Friseur und habe mich hübsch machen lassen – ich möchte doch neben Lilian nicht wie ein hässliches Entlein aussehen. Wir bieten den fünf Minuten später eintreffenden Anwälten jedenfalls einen prächtigen Anblick!

Maxwell (der ältere der beiden) und Rick sind sichtlich erfreut und bei Cocktails und Fingerfood kommen wir schnell ins Plaudern. Ich lenke Rick ab damit Lilian Maxwell in Ruhe aushorchen kann.

Wir erfahren, dass Maxwell nur für Rex Richardson arbeitet, Sami hat ihren eigenen Anwalt.hat. Die bevorstehende Wiedervereinigung der beiden sorgt jedenfalls für reichlich Arbeit für ihn. Maxwell deutet auch an, dass Rex Dreck am Stecken hat.

Die Zeit vergeht wie im Flug bei der Verabschiedung lädt Maxwell Liliane zur Gala ein und Rick fragt ob ich auch über die gleiche Agentur wie Liliane buchbar bin. Ich lache lauthals, nehme es als Kompliment und drücke ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange.

Die anderen waren inzwischen auch fleißig. Chimera hat aus den gesammelten Pflanzen eine Flüssigkeit destilliert die intensive Halluzinationen auslöst. Diese Droge wird getrunken – mal sehen ob wir sie Rex einflößen können.

Tesla überwacht mit seiner Drohne das Gebäude von CRC Records – ein nichtssagender Betonklotz mit großflächigen Fenstern und leichter Security. Hauptsächlich elektronische Zutrittskontrollen und Überwachungskameras.

DREI

Um 22h30 haben Lilian und ich unser Date mit Rex im Club Pharao. Rex hat Verstärkung mit. Einen seiner Sänger – JASON (bitte alles in Großbuchstaben – ja?) – recht attraktiv, recht hetero, recht macho. Na mal sehen. Rex kennt mich zwar nicht mehr, aber ein paar ins Ohr geflüsterte Worte erinnern ihn schnell an unsere gemeinsame Nacht.

Und wieder läuft nach ein paar Drinks der Smalltalk. Rex schwärmt von Sami (wer hätte das gedacht) und fragt Lilian nach ihren Lieblingssängern. Ich kann ihr per Textnachricht einsagen und Rex ist sichtlich erfreut, dass wir sein Label so gut kennen.

Die Stimmung wird immer besser und wir finden uns alle auf der Tanzfläche wieder, wo wir von vielen Leuten umringt werden. Wie sollen wir hier Rex bloß die Droge in den Drink schmuggeln? Rex singt und tanzt wie ein junger Gott. Seine alten Songs kommen beim Publikum noch immer äußerst gut an. Während der nächsten halben Stunde bringt er die Stimmung zum Kochen und kommt Lilian immer näher. Jason findet zunehmend Gefallen an mir.

Wir ruhen uns danach bei weiteren Drinks aus und finden einen Gruß der Clubleitung auf unserem Tisch. Champagner und ein schön verziertes Holzkästchen – Inhalt: höchstwertiges Kokain. Rex zögert nicht und zieht sich eine Line rein, gemeinsam mit Jason.

Der Anblick des Kokains lässt mich zittern. Ein heißes, intensives, körperliches Verlangen nimmt von mir Besitz. Nahezu willenlos greife ich nach dem Holzkästchen und ziehe mir auch eine Line rein. Das Zeug wirkt nach wenigen Minuten – ich bin im Himmel! So euphorisch und überdreht war ich schon lange nicht mehr. Augenblicklich beginne ich wieder zu tanzen. Und mir ist heiß – viel zu heiß! Mein Abendkleid muss weg!

Nach einem kurzen Striptease stehe ich in Unterwäsche im Club. Auch JASON verliert sein Hemd und zieht mich in eine dunkle Ecke des Clubs. Wir sind ausgehungert wie Raubtiere, auf der Suche nach Körperkontakt. Es folgt schlagartig die Ernüchterung als Jason mir in den Schritt greift und mich kurz darauf angewidert von sich stößt (zu hetero, zu macho, das konnte nicht gut enden). Ich bin ebenfalls geschockt von seinem Verhalten renne davon, schnappe noch schnell mein Kleid und verschwinde in der Toilette.

Lilian ist nun allein mit Rex. Sie schickt eine Nachricht an Adora, Chimera und Tesla mit der Bitte um Unterstützung. Rex drängt jedenfalls zum Aufbruch – er möchte Lilian sein Tonstudio (und sicher noch einiges mehr) zeigen. Kurze Zeit später sind sie dann auch schon in seinem „Amischlitten“ unterwegs dorthin.

Adora und Chimera holen mich aus der Toilette – ich bin noch immer außer mir und stelle mit Schrecken fest, das Lilian verschwunden ist. Wir müssen hinterher. Ich will mich gerade auf mein Motorrad schwingen, werde jedoch von Adora daran gehindert. Sie fährt und ihr Blick lässt keine Widerrede zu. Soll mir recht sein, auch zugekokst habe ich noch genug Verstand mich nicht mit meiner liebsten Jedi anzulegen.

VIER

Im Tonstudio spielt Rex Liliane das neueste Lied seines Starsängers (und Sohns) Liu vor. Und mit einem Bier hört es sich gleich noch lieber Musik. Lilian versucht die heimlich die Halluzinationsdroge in das Bier von Rex zu schütten. Das geht jedoch schief – Rex ist amüsiert und Lilian darf nun das Drogenbier mit Rex teilen. Und wahrlich – Chimera hat die Zutat zu einem Höllengebräu geliefert.

Lilian ist noch so geistesgegenwärtig ihre Sinneseindrücke per Livestream mit uns zu teilen. Kurze Zeit später verfallen sie und Rex in intensive Halluzinationen.

Rex sieht offensichtlich einen anderen Mann, der ihn bedroht – er versucht nach einer imaginären Waffe zu greifen um sich zu verteidigen. Dabei flüstert er die Worte: „Frank! Du kannst nicht hier sein! Ich habe dich beerdigt!“. Danach kollabiert er.

Lilian erzählt mir später von ihrem Horrortrip. Sie hat einen Flashback in ihre Kindheit. Ärzte bedrängen sie, machen sich an ihren Flügeln zu schaffen.

Inzwischen sind wir beim Tonstudio eingetroffen. Tesla deaktiviert alle Sicherheitskameras und Dorothy öffnet uns den Haupteingang. Ich will schon reinstürmen werde aber von Adora zu Tesla geschickt. Ok, wenn’s sein muss Herrin und Meisterin.

Adora und Chimera dringen bis ins Tonstudio vor. Eine Sicherheitstür wird von Adora per Telekinese geöffnet. Sie verschaffen sich schnell einen Überblick über die Lage. Lilian ist komplett in den Fängen ihrer Halluzinationen gefangen aber wenigstens nicht körperlich in Schwierigkeiten. Rex zeigt jedoch keine Lebenszeichen mehr. Verdammt!

Erste Wiederbelebungsversuche scheitern. Ich sehe noch immer nicht ein, was ich bei Tesla soll. Mit Hilfe des Gebäudeplans (von Dorothy) lokalisiere ich einen Defibrillator und laufe mit Höchstgeschwindigkeit los. Sofort verfluche ich meine hohen Schuhe.

Als ich in das Tonstudio laufe werde ich von Lilian attackiert, die mich für einen ihrer Folterärzte hält. Ich kann gerade noch Adora den Defibrillator hinüberschieben bevor ich von Lilian zu Boden gerungen werde. Nicht dass mir das Gerangel mit Lilian zu einem anderen Zeitpunkt kein Vergnügen bereitet hätte – aber jetzt gerät die Situation wieder einmal völlig außer Kontrolle.

Adora reißt Rex das Hemd auf und reicht unserer heilkundigen Chimera den Defibrillator. Die sich prompt von dem Aufladegeräusch erschrickt und die Pads wegwirft. Sind wir denn hier in einem Irrenhaus?

Tesla bewahrt einen kühlen Kopf und platziert die Pads – dafür könnte und werde ich ihn küssen! Bange Minuten verstreichen. Erst der dritte Versuch mit dem Defibrillator ist erfolgreich und Rex zeigt wieder erste Lebenszeichen.

Ich konnte mich inzwischen von Lilian befreien. Es geht ans Aufräumen. Ich habe keine Lust dem Raucher einen weiteren Gefallen zu schulden. Zugekokst (ja – noch immer) macht Hacken doppelt so viel Spaß! Das Sicherheitssystem gewährt mir Zugang. Ich lösche alle Logs. Und jetzt Abflug! Adora löst noch per Telekinese den Feueralarm aus und schon sind wir dahin.

Ich schnapp mir Tesla und eine Flasche Hochprozentiges. Adora kann ich gerade nicht in die Augen schauen, alleine möchte ich aber auch nicht sein. Chimera holt Lilian zu sich in die Wohnung.

EPILOG

Nächster Tag, mit einem ordentlichen Brummschädel empfange ich eine Einladung von Rosi zu einem gemeinsamen Frühstück. Wir treffen einander alle im Cosplay-Café, wo uns Dorothy schon erwartet.

Dorothy ist überrascht und erfreut von unserem direkten und radikalen Ansatz ihren Auftrag zu erfüllen. Den Herzfehler von Rex auszunutzen – sehr elegant. Wir bewahren unser Pokerface (welcher Herzfehler?) und erfahren noch, dass unser angeblicher Plan fehlgeschlagen ist und dass Rex überlebt hat. Dorothy bittet uns so konsequent weiterzumachen und auch alle Spuren zu verwischen wenn sie uns hilft.

Adora fragt Dorothy noch nach Frank – den Mann aus Rex Halluzinationen und teilt ihr auch mit dass Rex ihn für tot hält. Frank war ein Freund und ist vor ein paar Monaten spurlos verschwunden. Offenbar nach einem Streit mit Rex. Er dürfte Rex auch erpresst haben.

Nun ja – spannende Neuigkeiten und möglicherweise ein neuer Ansatz Rex in Schwierigkeiten zu bringen. Wir haben ja beinahe noch drei Wochen für neue Pläne…

Mafia und Musik

PROLOG

Seit dem letzten Abenteuer ist schon einige Zeit vergangen. Eine ruhige Zeit die mir wirklich gut getan hat. Viel Zeit habe ich im Cosplay-Café verbracht. Ich bin gerne dort mein Beruf macht mir wirklich Spaß und ich freue mich wenn ich bekannte Gesichter unter den Gästen entdecke.

Meine Schicht hat gerade begonnen als mir Rosi eine Nachricht übermittelt. Eine förmliche Einladung zu einem Treffen mit einer Auftraggeberin („Dorothy“) aus der Indie-Music-Szene heute (Freitag) am Abend (21h00) in der Disco Gulag6/Zelle 4. Meinen Arbeitstrupp soll ich gleich mitnehmen. Welchen Arbeitstrupp?

Ich lade die Einladung an meine Runner-Gruppe weiter und bekomme erstaunlich wenig positive Rückmeldungen. Haben die alle zu viel Credits? Nur Adora und Brad Majors sind interessiert. Adora ist mäßig verstimmt, dass Dorothy mich als Anführerin sieht. Kann ich auch irgendwie verstehen. Aber zumindest muss ich nicht alleine los ziehen.

Für dieses Wochenende hat sich Adora etwas besonderes vorgenommen. Sie organisiert einen Themenabend für das Cosplay-Café mit dem Titel „Under The Sea“. Ist notiert- ich brauche ein passendes Outfit dafür! Gemeinsam mit der noch immer mies gelaunten Adora und mit Brad Majors mache ich mich später per UBahn auf den Weg in die Disco. Vorher schlüpfe ich noch in mein Sailor-Moon-Outfit. Ich will ja einen guten Eindruck hinterlassen.

EINS

Vor der Disco wartet schon eine kleine Menschenmenge auf Einlass. Der Eingang zum „Gefängnis“ wird von zwei breitschultrigen Türstehern bewacht, die Adora abblitzen lassen als sie sich vordrängeln will („Dorothy wartet auf mich…“). Ich verkneif mir einen Kommentar, ich will nicht noch Öl ins Feuer gießen. Kurze Zeit später ertönt eine Sirene und wir dürfen rein. Die Disco ist mit viel Liebe ins Detail gestaltet worden, kleine technische Spielereien bringen die Gäste in Stimmung. Das Publikum hat sichtlich Geld – teure Outfits und Schmuck. Und die Drinks sind hier wahrlich nicht billig. Da noch Zeit schwinge ich meinen süßen Hintern auf die nächste Tanzfläche.

Pünktlich um 20h55 bin ich dann bei Zelle 4 (ein abgetrennter Raum in der Disco) und treffe dort mit Dorothy und dem Rest der Runde zusammen. Dorothy ist die größte Afroamerikanerin die ich in meinem Leben gesehen habe. Mit flachen Schuhen fast 2m groß, am Kopf einen riesigen Afro und Pranken in denen meine zierliche Hand bei der Begrüßung verschwindet – wow! Dorothy arbeitet bei CRC Entertainment  in der Künstlerbetreuung und sucht langfristig Unterstützung.

Offensichtlich auch für ungewöhnlichere Aufgaben… Die Fragen nach unseren bisherigen Aufträgen beantworten Adora und Brad eher einsilbig. Ich fasse es dann so zusammen: ich kann mit jemandem schlafen, wir können böse Buben und Mädchen hauen und alle möglichen Dinge in der Cyberwelt hacken. Nach einem herzhaften Lacher von Dorothy ist das Eis gebrochen. Sie verlangt von uns Verschwiegenheit (Ehrensache) und schickt uns als Anzahlung 100 Credits – sehr schön. Konkreten Auftrag gibt es heute noch keinen. Mal sehen. Ich würde zwar noch gerne hier bleiben, tanzen und feiern. Aber Rosi kann ich doch nicht im Stich lassen. Wir fahren alle zurück ins Café.

ZWEI

Im Café recherchiert Brad zu CRC Entertainment. CRC ist ein Familienunternehmen, gegründet von einem Ehepaar. Die Gründerin sitzt nach einem größeren Skandal noch für ein paar Monate im Gefängnis. Abgesehen davon läuft das Unternehmen gut. Sie haben einige Sternchen unter Vertrag, darunter eine Handvoll mit richtigem Superstar-Potential. CRC hat diesen Sonntag ein größeres Konzert mit Sänger Liu in der Stadt.

Der Freitagabend geht ruhig zu Ende. Ich habe Adora gebeten (eigentlich angefleht), dass sie mich am Samstagmorgen zum Shoppen ins Aminuka begleitet. Als ich sie abhole habe ich ihren Lieblingskaffee von Starbucks in XXL-Ausführung mit. Shoppen und Kaffee – ich hoffe das heitert sie ein wenig auf. Aber nichts dergleichen – Adora liefert mich in meinem liebsten Shop Aminuka ab und wartet demonstrativ vor der Tür. Und mir reicht es jetzt endgültig mit Adoras mieser Laune. Da hätte ich auch gleich alleine herkommen können. Für heute werde ich auf Distanz zu Adora gehen.

Kurze Zeit später werde ich schon von meiner Lieblingsverkäuferin dabei unterstützt meine sauer verdienten Credits in Outfits umzuwandeln. Zur Wahl stehen ein schulterfreies blaues sehr kurze Kleidchen mit Glitzereffekten und ein asymmetrisches rotes Kleid, das die rechte Körperseite beinahe unbedeckt lässt. Das rote Teil ist außerdem noch mit Nanoeffekten ausgerüstet – rote Schlieren unterstreichen jede meiner Bewegungen. Ich kann mich nur schwer entscheiden und kaufe kurz entschlossen beide mit passenden Schuhen. Die 250 Credits sind gut angelegt.

Der Themenabend im Café ist wirklich schön. Neben der Verkäuferin aus dem Aminuka schaut auch Kenji in einem selbst gebastelten Oktopus-Kostüm vorbei. Was Adora zu dem von ihr selbst organisierten Themenabend trägt? Darüber breiten wir gnädig den Mantel des Schweigens. Ist besser so.

DREI

Sonntag – Zeit zum Aufräumen nach dem gelungenen Themenabend. Zu Mittag trudelt eine Nachricht von Dorothy ein. Wir sollen ein Päckchen von Dr. Wong in Chinatown ins Exzelsior-Hotel bringen. Echt jetzt? Dafür braucht es eine komplette Runner-Truppe? Aber was solls. Wir klauben unser Equipment zusammen. Mein Revolver kommt in einen kleinen Rucksack und dank Tesla können wir die Waffendedektoren in der UBahn umgehen.

Bald sind wir in Chinatown, erst im Teil der eher für die Touristen gedacht ist, später wird es immer „chinesischer“ bis wir in einem eher heruntergekommenen Viertel den Laden von Dr. Wong entdecken. Der eigentlich aus einem Krämerladen und einer Apotheke besteht, fein säuberlich von einander getrennt. Während Brad vor dem Laden wartet folge ich Adora in die Apotheke.

Wir werden von einem alten Herrn in einem Rollstuhl aufs freundlichste begrüßt. Er spricht Mandarin mit einem furchtbaren Akzent, eine Beleidigung für meine feinfühligen Ohren. Während sein junger Mitarbeiter (Yu) unser Päckchen aus dem anderen Ladenteil bringt bietet Dr. Wong uns Tee an.

Dann geht alles ganz schnell – Brad erzählt mir später was sich vor der Apotheke abspielte. Yu tritt mit dem Päckchen auf die Straße und wird von einem schlitternden schwarzen Motorrad von den Beinen gefegt (Brad kann gerade noch ausweichen). Unser Päckchen fliegt durch die Luft und landet mitten in den Sachen die die Motorradfahrerin beim Sturz vom Bike verloren hat.

Ein paar hektische Momente später hat sie ihre Sachen zusammengeklaubt und Yu hält unser Päckchen wieder fest in Händen. Unnatürlich schnell und katzengleich schwingt sich die Bikerin wieder auf ihr Geschoß und braust davon. Verfolgt von einer schwarzen Limousine und zwei weiteren dunklen Gestalten auf Bikes.

Nachdem sich die Lage beruhigt hat haben wir endlich unser Päckchen in den Händen. Dr. Wong prüft ob unser Päckchen – ein schön verziertes Kästchen – heil geblieben ist. An den Inhalt kommt er jedoch nicht heran. Das einfache elektronische Schloss läßt sich mit Dorothys Schlüssel nicht öffnen. Eine Amine hält das jedoch nicht lange auf – das elektronische Schloß bietet mir nur kurz Widerstand. Der Deckel des Kästchens klappt auf und gibt den Blick auf ein kleines Buch frei. Was zur Hölle? Auf zahlreichen eng beschriebenen Seiten finden sich Unmengen von Zahlenkolonnen. Einer Eingebung folgend blättere ich das Büchlein schnell durch und digitalisiere den Inhalt.

Dr. Wong ist mehr als verblüfft. Im Kästchen sollte sein gesamter Vorrat einer speziellen Partydroge lagern, die stark euphorisiert und gleichzeitig die Libido und die Potenz stark stimuliert (ich will das Zeug probieren!). Und die nur äußerst schwer zu bekommen ist.

Inzwischen ist die schwarze Limousine zurückgekommen. Sie hält in der Nähe des Ladens. Nachdem wir keine Lust haben die Insassen des Wagens persönlich zu begrüßen hauen wir samt Yu und Dr. Wong durch den Hinterausgang ab. Rein in und rauf auf einen dort parkenden Pritschenwagen und ab durch die Mitte. Yu fährt. Wir flüchten in einen nahe gelegenen Imbissladen und können ein wenig verschnaufen.

Geistesgegenwärtig habe ich das Büchlein eingesteckt. Unterwegs findet Brad darin einen kleinen GPS-Tracker, den er kurzerhand unschädlich macht.

VIER

Brad war so geistesgegenwärtig die Bikerin zu fotografieren. Somit kennen wir ihr Bike, das entsprechende Kennzeichen und ihr Outfit. Unter einem Vollvisierhelm lugt auf den Bildern ein schwarzer Haarschopf hervor. Ihren eher zierlichen Körper schützt die Bikerin mit einem Synthlederanzug.

Da uns das Büchlein zu heiss wird verlasse ich Brad und Adora und mache mich auf den Weg zum nächsten Bahnhof. Dort landet das Büchlein – gut verpackt in einer Keksdose (adios GPS) in einem Schließfach.

Auch Adora und Brad brechen auf Bitte von Dr. Wong bald wieder auf. Er macht sich Sorgen um seine Frau die im Krämerladen zurückgeblieben ist und auf seine Kontaktversuche nicht antwortet. Brad gibt Dr. Wong noch schnell seine Kontaktdaten.

Als sie beim Geschäft ankommen entdecken sie eine kleine Überwachungsdrohne, die Adora per Telekinese von ihrer Parkposition pflückt. Die Drohne schlägt auf dem Asphalt auf und verschwindet kurz darauf in einer von Brad bereit gehaltenen weiteren Keksdose – schachmatt!

Die Tür zu Dr. Wongs Apotheke wurde offensichtlich gewaltsam aufgebrochen, der Krämerladen nebenan ist jedoch noch immer verschlossen. Brad und Adora finden schnell heraus, dass er leer ist. Es gibt keine Spuren von Ärger oder eines Kampfes. Die beiden verlassen den Laden und postieren sich unauffällig in der Nähe um die Apotheke zu beobachten.

Auch ich bin inzwischen nicht untätig. Falls die Luft bei Dr. Wong zu dick wird können Adora und Brad über von mir vorberechnete Weg zu sicheren Punkten in der Nähe flüchten. Ich warte in einem von mir organisierten Leihwagen. Die Verschlüsselung des Buches konnte ich jedoch noch nicht knacken.

Kurze Zeit später Entwarnung – Dr. Wongs Frau meldet sich. Sie ist in Sicherheit.

Plötzlich tauchen zwei kräftige Asiaten auf eleganten schwarzen – und vor allem leisen Motorrädern – in der Nähe der Apotheke auf. Viel ist dort nicht zu sehen weshalb sie bald wieder abziehen. Auf ihrem Rückzug werden kurz die von ihren Jacken verdeckten Tattoos sichtbar. Wo gehören die beiden wohl hin? Zu den Triaden?

Und da Dr. Wongs Lokal offensichtlich zwielichtige Besucher anzieht schauen auch noch zwei weitere – diesmal europäisch kaukasisch aussehende Biker vorbei (russische Mafia?). Ihnen ist offensichtlich die Drohne abhanden gekommen, so ein Pech. Da sie sie gerne wiederhätten kleben sie einen Zettel mit einer entsprechenden Botschaft an Dr. Wongs Auslagenscheibe.

Familie Wong ist ein wenig ratlos – sie können weder die einen noch die anderen Biker zuordnen. Wenigstens kennen sie das Lieblingscafe der Asiaten. Also nichts wie hin. Ich setze Brad und Adora direkt davor ab und suche mir einen sicheren Parkplatz.

Adora und Brad suchen sich einen Tisch und wie bestellt sitzen ein paar Tische weiter drei Asiaten, die zu den Triaden gehören könnten. Adora öffnet einen Audiokanal für mich, damit ich hören kann was im Cafe vor sich geht. Nur leider ist der Kanal dermassen verrauscht, dass ich die Mafiosi kaum verstehen kann. Als ich anbiete Adoras Audiofilter per Fernsteuerung anzupassen lehnt sie ab und schließt nach eine kurzen Diskussion den Kanal. Was soll das? Schlechte Laune hin oder her, aber das Adora gegen mich arbeitet macht mich langsam mehr als sauer.

Zumindest ein paar Wortfetzen der Mafiosi können Adora und Brad aufschnappen: „… es ist nicht das was wir gesucht haben…“, „… Naomis Bike ist im Eimer…“.

Irgendwie müssen wir den Asiaten Kontakt aufnehmen – nur wie? Ich schreibe die Adresse einer anonymen Textbox auf ein Stück Papier und bitte ein kleines Mädchen als Gegenleistung für eine Packung Kekse den Mafiosi den Zettel zu bringen.

Die Asiaten sind mehr als verblüfft und befragen das kleine Mädchen wer ihr den Zettel gegeben hat. Also: sie fährt ein weisses Auto (das wohl einzige weisse Auto in der Stadt), trägt hohe Schuhe (jup! und wie schöne!), sieht aus wie aus einem Anime-Film entsprungen (100%) hat aber europäische Gesichtszüge und lange blaue Haare. Und sie ist natürlich nirgendwo zu sehen als die Mafiosi nachschauen kommen.

Brad hat inzwischen die Textbox mit einem Bild einer Seite aus dem Büchlein und einem weiteren Bild unserer Drogenkiste befüllt. Die Mafiosi lesen die Textbox, springen auf und verlassen das Lokal. Nichts passiert. Als Adora einen Countdown in die Textbox schreibt kommt plötzlich Bewegung in die Angelegenheit – die Asiaten schlagen einen Austausch beim einer UBahnstation in der Nähe vor.

Inzwischen ist bei Brad eine Nachricht von der russischen Mafia angekommen – danke für das Weiterleiten des Kontakts Dr. Wong! Sie wollen ihr Büchlein zurückt. Das ist ihnen die wohlfeile Summe von 5000 Credits wert, 5000 weitere Credits gibt es für den Aufenthaltsort der Bikerin die das Buch gestohlen hat und einen Auftrag hätten sie auch.

FÜNF

Adora macht sich auf den Weg zur UBahn um die Asiaten zu treffen. Und trifft dort nur einen der Mafiosi aus dem Cafe an. Die Angelegenheit ist schnell geklärt – Buch gegen Drogen, nur brauchen wir das Buch auch für die Russen und die Asiaten trauen meinen Scans nicht. Sie wollen das Original. Das ist verständlich – auf unseren Kompromissvorschlag, das Buch doch selbst zu scannen gehen sie ein.

Eine passende Kamera ist leicht zu besorgen, der Asiate ist sogar so nett Adora auf seinem Bike mit zum Bahnhof zu nehmen. Brad und ich bleiben zur Sicherheit immer in ihrer Nähe.

In der Bahnhofshalle – ganz entspannt bei einem Kaffee – wird dann der Deal abgewickelt. Das Büchlein aus dem Schließfach wird eingescannt, kurz darauf bringt ein anderer Asiate unsere Drogen. Ganz ungeniert in einem Einkaufsbeutel.

Und auch mit den Russen haben wir erstaunlich wenig Ärger. Das Büchlein kommt in ein anderes Schließfach und die Russen nach der Überweisung einer kleinen Anzahlung den Code für das Schließfach. Vierzig Minuten später ist auch dieser Deal unter Dach und Fach. Die Russen bedanken sich artig für die zugestellte Literatur und wir haben in Summe 5000 Credits eingenommen.

15000 Credits wäre es den Russen übrigens wert gewesen wenn wir die Diebin des Buches getötet hätten mit Bonus für das entsprechende Video. Darauf lassen wir uns jedoch nicht ein. Wenn wir schon jemanden killen dann nur unabsichtlich oder zur Selbstverteidigung.

SECHS

Nachdem wir die Situation zur Zufriedenheit aller gelöst haben (bin ich gar nicht gewohnt) können wir uns wieder unserem eigentlichen Auftrag widmen. Die Lieferung ins Penthouse des Exzelsior verläuft problemlos, begleitet von Securities kommen wir gerade rechtzeitig um die Party richtig in Schwung zu bringen. Unser Drogenpäckchen wird dankbar in Empfang genommen und in pikanten Tee verarbeitet.

Dorothy übermitteln wir noch, dass wir den Auftrag erfolgreich erledigt haben und so endet ein turbulenter Tag. Zumindest für Adora, die von Rex Richardson, dem Eigentümer von CRC eine Flasche echten Champagner in die Hand gedrückt bekommt und die Party sofort wieder verlässt. Soll ich das kommentieren? Nope, ich lass es. Sie wird schon selbst wissen was gut für sie ist. Übrigens – alles in allem gerechnet sind wir jeweils um 3500 Credits reicher. Nicht schlecht für einen halben Tag Arbeit.

Ich schau mich inzwischen ein wenig um. Es sind eine Menge kaum bekleidete Damen anwesen, die offensichtlich für ein „Casting“ hier sind. Ich frag nicht nach welches Casting das sein soll, ein breites Grinsen verkneife ich mir dann doch nicht.

Während ich mich noch darüber amüsiere, das Brad den Viagra-Tee nicht verträgt und von Securities in einem Nebenraum in ein Bett zur Erholung gesteckt werden muss, spüre ich die Hand von Rex Richardson auf meinem wohlgeformten Hintern.

Ich reagiere komplett professionell, Arbeit und Vergnügen soll man ja nicht vermischen. Somit ist das enthusiastische Vergnügen das ich und Rex (mit doppelter Teedosis intus) in den nächsten Stunden miteinander erleben Arbeit.

Danach habe ich frei und schaue mal nach ob Brad schon von seinem Trip herunter ist. Offensichtlich hat er Spass, mehrere junge und bildhübsche Damen kümmern sich um ihn. Was er davon mitbekommt steht aber auf einem anderen Blatt, er sieht nach wie vor schwer benebelt aus. Und so verpasst er die Gelegenheit Amine mal ohne Unterwäsche in Augenschein zu nehmen.

Die darauf folgenden Stunden kosten mich jedes bisschen Energie, das ich überhabe. Ich bin mir nicht sicher, ob danach auch nur eine Person auf der Party übrig ist mit der ich nicht in irgendeiner Konstellation Sex gehabt habe. Und auch mit dem Sänger Liu, der später auf der Party auftaucht, war es wunderschön. Soviel Charisma und positive Ausstrahlung und ein toller Liebhaber ist er auch.

Am darauffolgenden Morgen suche ich meine Unterwäsche sowie mein Outfit zusammen und nehme ein Katerfrühstück mit viel Tomatensaft zu mir. Ich habe noch immer weiche Knie als ich mich verabschiede und auf wackligen Beinen nach Hause stöckle.

EPILOG

Ein paar Tage später kann ich den Code der Zahlenkolonnen in dem kleinen Büchlein knacken. Was die Zahlen bedeuten und was wir damit gemacht haben erzähle ich euch ein anderes Mal. Bis dahin gibt es das übliche Küsschen von Amine.

 

Eine Nacht unter Strom

PROLOG

Ich bin wieder zu Hause in meinen eigenen vier Wänden. Ich bin mehr bei der Tür herein gekrochen als gegangen. Die vergangenen Stunden waren sogar für meine fast unerschöpfliche Energie zu viel. Und ich bin – happy! Wer hätte das gedacht?

Der einzige dicke schwarze Punkt in meinem Lebensbild ist jedoch, dass Adora mehr als sauer auf mich sein dürfte. Ich hoffe dass ich das bald wieder hinbiegen kann. Cocktails und Küsschen heißt mein Rezept dazu. Aber erst muss ich mich einmal ausgiebig ausschlafen.

Vor dem Einschlafen lasse ich mir die Ereignisse noch einmal durch den Kopf gehen…

EINS

Der Raucher hat gerufen und wir kommen! Und damit uns nicht so schnell die Luft ausgeht organisiert Adora Kaffee für alle. Mit von der Partie sind diesmal Adora (kein Run ohne mein Herzblatt), Chimera, Tesla und Brad Majors.

Chimera und Brad muss ich noch verständigen, die waren beim Spaß mit dem Milchbubi JAE (siehe hier) nicht dabei. Und umziehen muss ich mich auch noch. Dem Raucher möchte ich nicht im Industrial-Outfit gegenüber treten. Ich fische mein Sailor-Moon-Outfit aus dem Kofferraum unseres Leihwagens und ziehe mich gleich auf dem Parkplatz um.

In einer Videokonferenz berichte ich Chimera und Brad Majors von unseren letzten Abenteuern und dem neuen Auftrag des Rauchers. Als ich in Unterwäsche neben dem Wagen stehe frage ich mich wieso Brad Majors so große Augen macht. Ach – meine Schuld – wieso habe ich eigentlich eine Videokonferenz gestartet? Böse Amine! Außerdem brauch ich hier eigentlich nicht prüde sein (woanders eigentlich auch nicht). Tesla in seinem heißem Netz- und Lackoutfit ist ja kaum weniger sexy als ich unterwegs.

Die Zeit drängt, schnell zu Chimera gefahren, die heute eher defensiv gekleidet ist. Ich muss bald herausfinden wo sie Fell an ihrem Körper hat und wo nicht. Bei Chimera erwartet uns auch Brad, der an ihrer Tür Sturm klingelt was für eine gute Stimmung zwischen den beiden sorgt (nicht).

Nun komplett brechen wir zum vereinbarten Treffpunkt mit dem Raucher auf, der wieder im Industriegebiet auf dem Gelände der Firma Chemofarm liegt. Im Schatten des Hauptgebäudes steht ein schwarzer Sattelschlepper, daneben eine schwarze Limousine. Neben dem Truck stehen zwei dunkel gekleidete Personen und im Schatten verrät eine aufglühende Zigarette die Position des Rauchers.

ZWEI

Bevor wir aus dem Auto aussteigen warne ich die anderen noch – mit dem Raucher ist nicht zu spaßen. Der Raucher ist heute teuer gekleidet, in einem dunklen Anzug. Sein Anliegen klingt harmlos – wir sollen ein neues Stück Technik für ihn ausprobieren.

Im Nachhinein klingt das recht nüchtern und harmlos. Doch ich kenne den Raucher schon lange. Harmlos ist kein Attribut das ich geistig auch nur in seine Nähe kommen lassen würde. Dementsprechend aufgeregt bin ich. Ich zittere innerlich vor dem was nun auf uns zu kommt. Und ich weiß dass ich keine Chance habe diesen Auftrag abzulehnen.

Schnell stimme ich zu und betrete das High-Tech-Labor im Sattelschlepper, gefolgt vom Rest meiner Truppe. Der Großteil des Raums im Labor wird von Pods/Standliegen eingenommen. Aus dem Kopfbereich der Pods quellen unzählige Kabel die in Elektroden (?) enden. Für mich sieht das nach VR-Equipment aus, nur zumindest zwei Generationen weiter als alles was derzeit auf dem Markt ist. Der Raucher hat die besten Spielzeuge! Wow!

Wir werden von einer südländisch aussehenden (gut aussehenden) Dame auf Spanisch begrüßt – kein Problem, ich kann in fünf Sprachen flirten und Spanisch ist eine davon. Die Zeit drängt offensichtlich, über den Pods zählt ein großes Display die Zeit rückwärts. Wir stehen nun bei 90 Minuten.

Über meinen TAP erhalte ich – per anonymer Botschaft die Auftragsbeschreibung. Vor uns steht eine Anlage die eine neue Form des Hackens ermöglicht – „Ghosting“. Bei einem ersten Probelauf sollen wir Informationen zu einem „Austausch“ sammeln. So weit so unkonkret. Während ich noch die Anlage bewundere lassen sich Brad und Tesla bereits in den Pods nieder und an die Elektroden anschließen. Tesla droht vorher noch mit Vergeltung, falls ihm etwas zustößt. Mit Mühe unterdrücke ich einen lauten Seufzer und verdrehe meine Augen. Mit wem glaubt er hat er es hier zu tun? Wenn der Raucher will verschwinden wir innerhalb von Stunden vom Antlitz dieser Erde. Ich hoffe er hat so bald keine weitere „Sternstunde“.

Als die Reihe an mir ist kann ich mich nicht überwinden. Ein Blick in Adoras Gesicht zeigt mir dass sie eher abwartet bis die Hölle zufriert und ich diesen Weg ohne sie gehen werden muss. Ich trete auf sie zu und nehme ihre Hände in meine. Meine Augen blicken tief in ihre. Die folgenden Sätze kommen aus dem tiefsten Grunde meines Herzens:

Adora – entscheide wie du möchtest. Es wird das richtige sein. Bitte umarme mich noch einmal. Ich möchte nicht alleine in diese Welt gehen. Bitte lass mich nicht allein.

Dann versagt mir die Stimme. Die Tränen die in Adoras Augen treten sagen mir, dass ich diesen Weg doch nicht alleine gehen werden muss. Und ich weiß dass ich später den Preis dafür zahlen werde. Den Preis dafür, dass meine liebste Jedi mit der dunklen Seite der Macht – repräsentiert durch den Raucher – in Berührung kommt.

Kurze Zeit später sind wir alle in den Pods und mit der Anlage verbunden. Auch Chimera kann mit – offensichtlich ist kein TAP dafür notwendig. Wir wählen noch unsere Safewords für den Notausstieg aus der virtuellen Welt. Yoda (ratet wer), Safeword (wie einfallsreich) und Schmetterling (ich denke an dich Sarah).

DREI

Das System fährt hoch, der Truck setzt sich in Bewegung (wofür das?) und die spanische Lady teilt uns mit, dass wir in den Link geschickt werden. Die Reise könnte holprig werden. Kurze Zeit später schwebt mein Bewusstsein außerhalb meines Körpers in absoluter Schwärze. Ich kenne das von anderen Hacks in VR-Systemen. Nur ist dann der Übergang fast nahtlos. Kein Verweilen in der Dunkelheit. Und ich bin nicht allein in der Dunkelheit. Wir alle haben den Einstieg geschafft und können miteinander reden aber einander nicht sehen. Nur die Präsenz von Adora ist mehr als greifbar in meiner Nähe. Und ihre Emotion ist mehr als spürbar. Ärger in seiner puren heißen Form. Vorsicht Mylady – hier beginnt der Weg zur dunklen Seite der Macht. Ich verkneif mir aber jede Bemerkung und verberge meine Erleichterung mit einem kleinen Flirt mit der spanischen Lady.

Die Schwärze wird beiseite gewischt, wir sind in der neuen Welt angekommen und erfahren sie durch die Augen einer Frau die in einem Meetingraum steht. An dem Echtholztisch sitzen Männer in dunklen Anzügen. Auf dem Tisch Vertragsunterlagen. Und im Blickfeld der Lady das Symbol für einen eingehenden Anruf, den sie mit knappen Worten abweist. Oder doch annimmt? Meine Erinnerung ist hier unklar. Denn kurze Zeit später steht die Lady auf dem Gang und telefoniert mit ihrem Freund (Liebhaber?) – Adora findet es heraus indem sie direkt in die Haut der Lady schlüpft. Die Lady macht mit ihrem hübschen asiatischen Freund ein späteres Treffen im „Indigo“ aus und kehrt in den Meetingraum zurück. Und der Anruf ist noch nicht beendet – das Icon pulsiert noch aktiv. Oder trügt mich auch hier die Erinnerung?

Und dann friert die Welt ein! Unsere Spanierin teilt uns besorgt mit, dass wir in einer Schleife hängen. Zehn Minuten bleiben uns um zu entkommen, danach muss das „Ghosting“ abgebrochen werden. Aber wie sollen wir das bewerkstelligen?

Wir analysieren unsere Situation. Chimera findet heraus, dass der Detailgrad der virtuellen Welt variiert. Im Blickfeld der Lady viele Details, hinter ihr weniger Details. Als würde die Übertragung direkt aus ihrem Kopf stammen. Adora setzt ihre Macht ein um Bewegung in die Szene zu bringen.  Das war keine gute Idee. Es wird dunkler in der virtuellen Welt, Donner ist zu hören. Der Link wird instabiler. Ich spüre die Schleife in der wir stecken fast körperlich, meine Hacking-Skills bringen aber kein greifbares Ergebnis.

Auf Anraten von Adora trenne ich die Verbindung der Lady mit ihrem Freund. Damit ist der gordische Knoten durchtrennt. Es kommt wieder Bewegung in die Welt.

Wir durchlaufen eine Reihe von Szenen…

VIER

Szenenwechsel

Die Lady steht vor einem Kind und reicht ihm ein Eis. Das Kind stürzt sich mit Vergnügen auf das Eis.

Szenenwechsel

Die Lady wird in der Nacht in ihrem Auto von zwei (falschen?) Polizisten angehalten und zum Aussteigen aufgefordert.

Freeze!

Hektisch suchen wir einen Ausweg aus der Gefahrensituation. Brad drückt für die Lady aufs Gaspedal und der Wagen saust davon.

Szenenwechsel

Die Lady steht auf der Damentoilette eines Pubs. Wir sehen im Spiegel zum ersten ihr hübsches asiatisches Gesicht. Gestresst! Furcht! Und eine kleine metallische Box in ihrer Handtasche. In einer dunklen Flüssigkeit schwimmt ein kleines DING, halb technisch halb organisch.

Szenenwechsel

Im Morgengauen in einem Hotelzimmer. Im Bett liegt der hübsche asiatische Liebhaber (was sonst – er ist nackt!). Die Kleider der beiden liegen überall im Zimmer verstreut. Die Lady fährt im spielerisch durchs Haar.

Freeze!

Adora visualisiert einen intensiven Kuss (gerade ihr Mylady! gerade ihr!).

Szenenwechsel

Dasselbe Hotelzimmer. Die Lady blickt zurück auf ihren Liebhaber. Sie wendet sich zum gehen. Ihre Handtasche hat sie mit.

Szenenwechsel

Ein deutlich teureres Hotelzimmer. Ein deutlich älterer nackter Mann im Bett. In der Hand der Lady das DING aus der Metallbox. Sie tritt auf das Bett zu.

Szenenwechsel

Videocall mit ihrem Liebhaber – „jaja, es ist alles in Ordnung!“.

Szenenwechsel

Eine dunkle Gasse. Die Lady wird von einer dunklen bedrohlichen Gestalt verfolgt. Lauf Lady! Rein in die nächste Seitengasse. Die Lady wird von einem bulligen Typ mit einer Waffe im Anschlag gestoppt. Aus der Waffe löst sich wie in Zeitlupe ein Schuss. Das Projektil fliegt auf mich/uns/die Lady zu.

„SCHMETTERLING!“.

Ich bin nicht der erste der die Reißleine zieht. Eine Ewigkeit schwebe ich in der bekannten Schwärze. Langsam kehre ich in die Realität zurück.

FÜNF

Wir sind alle rechtzeitig aus der virtuellen Welt entkommen. Auch Adora die offensichtlich bis zum letzten Augenblick gewartet hat um sicher zu stellen dass wir alle entkommen können. Adora – du hast das Herz einer Löwin! Und mich beschleicht ein ungutes Gefühl…

Adora tritt auf den letzten Pod im Labor zu. Das Wesen im Pod wird von einem schwarzen Tuch verhüllt das Adora nun anhebt. Der Körper einer jungen asiatischen Frau. Ihr Unterkiefer ist zerfetzt, genauso wie Teile ihres Oberkörpers. Drähte in ihrem Kopf, der Körper halb eingetaucht in eine undefinierbare Flüssigkeit. Eine lebende Leiche… Der Countdown steht nun bei 32 Minuten. 32 Minuten nach denen wohl jeder Lebensfunke im diesem geschundenen Körper erloschen sein wird.

Der Raucher liefert uns die Akte der Frau. Yunko Toro arbeitete im Marketing einer technischen Agentur. Ein ungefährlicher Job eigentlich. Und ihr Körper wurde vor zwei Stunden gefunden… Erschossen. Und wir haben die letzten Erinnerungen in ihrem Kopf durchlebt. „Ghosting“ – wie passend und wie dunkel. Ich wage es kaum Adora ins Gesicht zu blicken.

Uns bleibt keine Zeit zum Nachdenken – wir eröffnen eine Videokonferenz mit dem Raucher. Ich schildere ihm die Ereignisse. Der Raucher braucht weitere Hinweise denen er nachgehen kann und wir versuchen uns an so viele Details als möglich zu erinnern.

Haben wir die Ereignisse in der richtigen Zeitabfolge erlebt?

Ich denke schon…

Gibt es Orte die wir wiedererkennen würden?

Klar – den Meetingraum. Und auch das Hotelzimmer des älteren Mannes im Yamaka (danke Chimera). Und das des jüngeren Mannes im „Don Eneas“.

Wie sah der Mörder der Frau aus?

Adora erinnert sich an seine militärische Körperpanzerung, die Narbe über seinem Auge und das Blitzsymbol das seinen Ohrring ziert.

Das sind zwar gute Hinweise – aber wir brauchen noch mehr. Auf Anraten von Adora hacke ich den TAP der sterbenden Frau. So etwas habe ich noch nie gemacht. Aus gutem Grund. Ihr Lebenslicht erlischt und mit ihr stirbt auch ihr TAP. Das Risiko ist immens doch mir ist klar, dass ich keine Wahl habe.

In letzter Sekunde kann ich in den Mahlstrom ihres sterbenden Bewusstseins eintauchen und ihre Kontaktliste, ihren GPS-Trail und die Liste der letzten Informationsabfragen extrahieren. Während des panischen Ausstiegs aus dem TAP habe ich für den kurzen Augenblick die Angst mit in den Tod gerissen zu werden. Doch wie durch ein Wunder stabilisiert sich die Umgebung für kurze Zeit wieder. Ich bin raus! Und sehe wie Adora den Kopf der Frau in Händen hält. 

Ich kann ihren Blick nicht deuten und sie liefert mir auch keine Erklärung. Wir beide haben ein langes intensives Gespräch vor uns wenn dieses Abenteuer überstanden ist.

SECHS

Es ist vorbei – wir haben unseren Auftrag erfüllt. Oder nicht? Sollen wir weitermachen? Sollen wir herausfinden warum Yunko getötet wurde? Was es mit dem DING aus der Metallbox auf sich hat?

Eine heiße Diskussion in der Gruppe entsteht. Ich möchte unbedingt weitermachen und habe damit auch Tesla auf meiner Seite. Chimera und Adora sind weniger motiviert um es höflich zu sagen und Brad rührt keinen Finger mehr ohne Bezahlung.

Und dann verschwinden Adora und Chimera für ein Gespräch unter vier Augen. Und sind dann plötzlich beide dafür weiterzumachen. Was passiert hier?

Brad verhandelt mit dem Raucher. Er will nun endlich Geld sehen. Und das in einem Ton, den ich mir gegenüber dem Raucher niemals erlauben würde. Dementsprechend werde ich immer kleiner und versuche mich unsichtbar zu machen, was jedoch nicht gelingt. Und auch der Raucher wird im Laufe der Verhandlungen immer ruhiger, das ist kein gutes Zeichen.

Brad pokert hoch – wir erhalten 20.000 Credits wenn wir den Fall in den nächsten sechs Stunden aufklären. Ich weiß genauso gut wie der Raucher dass das kaum möglich sein wird.

Aber zumindest bekomme ich die Kontaktdaten der hübschen spanischen Lady. Egal was die Nacht noch bringt – ich gehe nicht leer aus.

Und zur Sicherheit checke ich noch den TAP von Adora – und finde nichts. Sie vertraut dem Raucher nicht und auch mir erst nach einer längeren ernsthaften Diskussion. Adora – wir müssen dringend über die Dinge sprechen die seit kurzem zwischen uns stehen.

SIEBEN

Es geht also weiter – mit voller gemeinsamer Kraft tragen wir Informationen zusammen:

Der junge Liebhaber von Yunko heißt Tadao Pak. Er arbeitet im Sales eines mittelständischen Konzerns die Neuro-Chips herstellt. Er ist relativ neu in der Stadt, hat dennoch schon Kontakt zu vielen Frauen und achtet sehr auf sein gutes Image in den sozialen Netzwerken.

Yunko Toro arbeitet im Marketing einer technischen Agentur mit dem Namen Rikscha und Partners die sich um einen Auftrag von XIAO Communications beworben haben. Es geht wohl um die Ausweitung der Marktmacht des ohnehin schon großen Telekommunikationskonzerns.

Adora heuert zur Unterstützung noch Raffaella an – sie soll mehr über den Killer Yunkos herausfinden. Später wird sie uns mitteilen, dass der Killer wahrscheinlich für die russische Mafia arbeitet und uns ein Bild in geringer Auflösung von ihm liefern.

Und auch der zeitliche Ablauf wird nun klarer. Yunko hat sich in den letzten Tagen zweimal mit Tadao getroffen. Vor und nach dem Stelldichein mit dem älteren Manager. Dieser Mann arbeitet im höheren Management bei XIAO, war der Leiter des Meetings das wir aus Yunkos Perspektive gesehen haben und mit hoher Wahrscheinlichkeit für die Vergabe des Auftrags verantwortlich, um den Yunko gekämpft hat. Mit allen legalen und wie es immer mehr aussieht auch illegalen Mitteln.

Und langsam wird die Geschichte immer klarer – wir haben folgende Theorie:

Yunko will den Auftrag mit allen Mitteln an Land ziehen. Von ihrem Liebhaber erhält sie einen Neuro-Chip (denkt an die Wanze aus der alten Komödie „Matrix“ die Neo eingesetzt wird), der für die Stabilisierung von psychisch kranken Personen eingesetzt wird. Und der auch zur Beeinflussung von psychisch völlig gesunden Personen eingesetzt werden kann. 

Sollte Yunko es geschafft haben den Chip dem Manager zu implantieren – hat sie ihn mehr oder weniger unter ihrer Kontrolle und Auftrag mit Sicherheit in der Tasche.

ACHT

Unsere Geschichte kann eigentlich nur von einer Person bestätigt werden – Tadao Pak. Wir müssen den jungen Mann so schnell wie möglich finden und zum Reden bringen.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit hält er sich an einem von drei Orten auf: noch im Hotel „Don Eneas“, in seinem Appartement oder im Restaurant „Indigo“ (wie ausgemacht mit Yunko).

Ich kläre mit einem Anruf schnell und einfach, dass er nicht mehr im „Don Eneas“ ist. Kurze Zeit später treffen wir bei seinem Appartement ein, das in einem Hochhaus mit Empfang und Security liegt.

Und wer darf wieder mal süß aussehen, auf hohen Absätzen zum Empfang trippeln, der Security den Kopf verdrehen und herausfinden in welchen Appartement Tadao Pak wohnt und ob er da ist? Wer wohl?

Anyway – ich finde heraus wo er genau wohnt und dass er nicht da ist. Offensichtlich hat Tadao so oft Damenbesuch dass eine schnuckelige Amine mehr da auch nicht mehr verdächtig wirkt – gut.

Somit bleibt nur mehr ein Ort an dem wir Tadao finden können – das Restaurant Indigo. Rein ins Auto – aber langsam merke ich wie mir die Energie ausgeht. Aber Chimera weiß Hilfe, das Zeug das sie mir verabreicht macht mich wieder munter! Zu munter für den Geschmack des Rests der Runde. Aber hey – ich steh drauf!

Das Indigo ist ein edler Schuppen in dem Backsteinarchitektur durch viele blanke weiße Oberflächen perfekt ergänzt wird. Große Glasfronten geben den Blick ins Lokalinnere frei. Hier gibt es internationale Küche – beim Anblick des Sushis auf den Tellern der Gäste läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Wann habe ich eigentlich das letzte mal etwas anderes als Kaffee zu mir genommen?

An einem der Tische weiter hinten im Lokal entdecken wir dann auch Tadao Pak – endlich! Nur wie bringen wir ihn aus dem Lokal?

Und wer darf wieder mal süß aussehen, auf hohen Absätzen zum Tisch von Tadao trippeln, ihm den Kopf verdrehen und ihn aus dem Lokal locken? Wiederhole ich mich?

Also drehe ich die Nanoeffekte meines Sailor-Moon-Outfits auf Maximum, strecke meinen Rücken und meine wundervollen langen Beine und stehe kurze Zeit später vor dem Tisch von Tadao. Der mich mit einem kurzen „Heute nicht!“ abweist.

Halt Freundchen – das haben wir nicht ausgemacht. Ich bin unwiderstehlich und du sollst augenblicklich den Verstand ausschalten und mich aus dem Lokal begleiten. Na dann halte auf die direkte Art: „Ich habe Nachricht von Yunko. Ich muss mich mit dir unterhalten. Unter vier Augen. Begleite mich aus dem Lokal!“. Ich lasse meine Augen funkeln – und es wirkt. Knapp aber doch.

Widerstrebend folgt mir Tadao aus dem Lokal und er läuft dem Rest meiner Runde in die Arme. Sofort versucht er zurück ins Lokal zu flüchten, gute Worte können ihn nicht zurück halten. Aber die Pistole die Brad auf ihn richtet kann ihn dann doch zum Bleiben bewegen.

Dann geht alles ganz schnell. Die Todesnachricht von Yunko und die Pistole von Brad brechen seinen Willen. Er legt alle Fakten auf den Tisch.

Der Chip den Yunko dem Manager eingepflanzt hat war ein PAK-Prototyp der Generation 3, der direkt auf das Gehirn wirkt. Dieser Chip verbindet sich völlig mit der Zielperson und ist nach einigen Tagen auch mit guten diagnostischen Mitteln nur mehr schwer zu finden. Die Beeinflussung durch den Chip war erfolgreich – der Auftrag für Yunkos Firma wurde unterzeichnet.

Zwei weitere Firmen waren im Rennen um den Auftrag – Valao Tech und Bushmann&Bushmann. Eine dieser Firmen wird wohl Verbindungen zur russischen Mafia haben. Aber das können wir nicht nachweisen.

Der Fall ist gelöst – ich teile dem Raucher alle Fakten mit. Er will die Koordinaten von Tadao haben. Tadao wird wohl innerhalb der nächsten Stunde unauffällig und unauffindbar verschwinden. Auf unseren Konten landen jeweils 5000 Credits. Und als Zeichen für den subtilen Humor des Rauchers erhalte ich noch ein Video zugeschickt, das einen  Techniker zeigt wie er unseren filmreifen Auftritt aus dem Überwachungssystem des Indigo löscht.

EPILOG

Für mich ist der Abend dann noch immer nicht zu Ende – ich habe noch die Gelegenheit beim Schopf gepackt und mich bei der Person gemeldet die mir einen Flug über die Stadt im Privatjet mit Musik meiner Wahl angeboten hat. Die recht freizügigen Bilder, die ich mitgeschickt habe waren wohl recht motivierend mir schnell zu antworten. Samstag Abend um 21 Uhr habe ich ein Date! Und danach werde ich mich wohl bei der süßen Spanierin melden.

Und danach?

Schon bald  muss ich aus dem sich immer schneller drehenden Karussell aussteigen. Schon bald muss ich mich mit Adora treffen, ihr in die Augen schauen, herausfinden wie es ihr geht und wie wir zu einander stehen.

Und vor diesem Augenblick der Wahrheit zittere ich mehr als ein wenig. Er wird entscheiden ob ich ihr in meinen späteren Leben offenbaren kann was ich wirklich für sie empfinde.

Adora – wie steht es um dich und mich?

Shopping, Gerangel und ein dickes Ende

PROLOG

Nach all den Abenteuern in letzter Zeit brauche ich einmal Abwechslung -Tapetenwechsel ist angesagt. Ich brauche mindestens ein neues Outfit! Meine liebste Jedi Adora hat sich breitschlagen lassen mit mir ins „Aminuka“ zu fahren. Merkt ihr die Namensähnlichkeit zu mir? Der Name ist Programm – da findet Amine was das Herz begehrt. Und mein Herz begehrt ein Outfit im Sailor Moon-Stil. Koste es was es wolle! Und die Haare kann ich mir nebenan auch gleich schön machen lassen.

Nach einigen Momenten in intensivem Jagdfieber finde ich ein auf Business-Casual getrimmtes Sailor Moon-Outfit (verspieltes Oberteil, Minirock in Gürtelbreite und ganz hohe Stiefel) mit Nano-Effekten (glitzer! glitzer! leucht!) um sehr wohlfeile 300 Credits! Das ist nur 30% der Summe die ich pro Monat für alles andere ausgebe! Und für weniger züchtige Momente auch ein passendes Party-Outfit (50 Credits), das aus wenigen Quadratzentimetern Stoff besteht. So schnell wird es mir darin nicht heiß (aber hoffentlich den anderen Partygästen!).

Die Outfits stehen mir so umwerfend gut, dass selbst Adora die hochgezogene Augenbraue abhanden kommt. Und die passende Unterwäsche (50 Credits) brauche ich natürlich auch noch. Tesla schicke ich eine kleine Bildergalerie aus der Umkleidekabine um ihm die harte Arbeit ein wenig zu versüßen. Aus den beiden Varianten (weiß und schwarz) darf er dann auswählen. Es wird weiß (wie die Unschuld – ha) – danke Tesla!

EINS

Mein Jagdfieber wird durch eine Nachricht von Rosi unterbrochen. Ein wohlhabender Kunde will 4000 Credits ausgeben um seinen abenteuerlustigen Sohn wieder nach Hause zu bekommen. Adora, Tesla und ich stimmen zu (Credits!) und bekommen das Foto eines 15 Jahre alten Jungen in Schuluniform zugeschickt. Und einen Namen: Jahnu Arun El-Jahrousse. Das kann sich doch niemand merken – ich gebe ihm den Spitznamen „JAE“. Der hoffnungsvolle Nachwuchs ist heute beim Frühstück daheim nicht aufgetaucht und wahrscheinlich irgendwo in der Stadt unterwegs. Wenn wir ihn bis Mitternacht bei seinem Vater abliefern bekommen wir die Credits. Das sollte doch zu machen sein!

Der kleine JAE ist ein Gamer, eher weniger mit Freunden unterwegs und meistens in der Polycorp-Schule die ihm eine ausgezeichnete technische Ausbildung bietet. Er hatte bis vor einem halben Jahr eine Freundin, hört keine für seine Eltern beunruhigende Musik und macht gern Sport in virtuellen Welten (Virtual Tennis). Die Eltern sind geschieden, er lebt bei seinem Vater. Mit einem Wort ein langweiliger Streber! Puh!

Er hat ein großzügiges Taschengeldkonto – die Transaktionsliste bekommen wir von JAEs Vater. Aha! Um 11 Uhr war er also noch in einem Starbucks. Eine Erleichterung, die Stadt hat er also wahrscheinlich noch nicht verlassen. Auch eine Freundesliste hat JAEs Vater bereitgestellt – Sudi Prahman, Takachiru und Zi Li stehen drauf.

ZWEI

Wir machen uns auf den Weg ins Starbucks wo wir auch Tesla treffen werden. Adora fährt unseren Leihwagen (einen Viersitzer), dann kann ich in Ruhe vom Rücksitz aus arbeiten (die Zeit drängt!). Takachiru verrät mir den Spielernamen von JAE (flamer) und sein neues Lieblingsspiel (Overland). Der Junge war sehr hilfreich, offensichtlich gefällt ihm mein neues Outfit, das ich ihm (mich sinnlich räkelnd) per Videofeed präsentiere. Ich lade ihn jedenfalls in Cosplaycafe ein. Er ist schließlich süß und kommt bald ins legale Alter.

Inzwischen sind wir beim Starbucks angekommen und nun geht das Sammeln und Analysieren von Informationen erst so richtig los. Adora (!) analysiert die Kontodaten – ich wusste gar nicht dass sie das auch kann. Wenig später stellt sich heraus dass sie es nicht kann, aber ich finde es trotzdem süß, dass sie es probiert hat.

Ich versuche inzwischen in Overland eine Spur zu JAE zu finden. Leider auch vergeblich. Tesla ist sehr beim aktiv beim Fragen der Angestellten des Starbucks und der umliegenden Geschäfte und hat auch Erfolg damit. JAE wurde mit seiner asiatischen Freundin (Zi Li) hier im Starbucks gesehen.

Adora hat sich inzwischen etwas neues einfallen lassen. Sie trägt die Orte und Beträge von JAEs Transaktionen auf einer Karte ein (mit Buntstiften?). Das erweist sich als erstaunlich nützlich. Als ungewöhnlicher Ort sticht sofort ein Eso-Laden heraus in dem JAE heute ein beachtliche Summe ausgegeben hat.

Dazu passen auch die Bilder die Tesla über JAE aus dem AllFace zieht: dunkle Outfits mit Cargopants, Nieten, New Style Graffiti. Jede Menge Bilder von Parties mit anderen jungen Leuten in diesen Outfits. Und auffällig fehlenden Bildkoordinaten auf den Partybildern. Da war jemand vorsichtig.

Ich rufe schnell auch noch Zi Li an, die jedoch sofort auflegt als sie erfährt dass JAEs Vater ihn sucht. Danach ist ihr TAP für mich blockiert – Bitch! Und vorgewarnt ist JAE jetzt auch noch. Mist! Ich schaffe es auch nicht den Anruf zurück zu verfolgen.

Aber zumindest eine neue Spur haben wir jetzt: Zi Li trägt auf ihren Partyfotos genauso wie JAE einen esoterisch anmuten Anhänger, der – wie wir mit einigem Aufwand herausfinden – als Freiheitssymbol gilt.

DREI

Nach einem kurzen Telefonat Adoras mit Luna vom Esoladen wissen wir, dass sie diese Anhänger verkaufen – also nichts wie hin! Der Laden selbst ist nicht romantisch, verträumt esoterisch – im Gegenteil! Ein sehr kommerzielles Geschäft mit wundervollen Dingen zu allen möglichen esoterischen Richtungen. Räucherwerk, Schmuck aus Silber, Outfits in riesiger Auswahl. Mein Shoppingfieber war eigentlich für heute schon abgeklungen (und mein Konto entsprechend leer) aber das ist zu viel geiler Krimskrams für eine kleine hilflose Amine! Ich stürze mich auf die gut gefüllten Regale wie eine Tigerin auf die Beute!

Wir erfahren durch schlaues Nachfragen von Adora, dass JAE hier jede Menge Freiheitsanhänger gekauft hat. Und weiteres Stöbern auf AllFace bringt uns auf die richtige Subkultur – Industrial Outfits gemischt mit einer stark rebellischen Ader die sich gegen die alles beherrschenden Konzerne richtet. Der liebste Treffpunkt sind in letzter Zeit offensichtlich Flash-Parties (mische Flash-Mob mit Party). Die Lieblingsclubs der Szene heißen HyperCube und Terminus.

Um zumindest mit unseren Outfits in die Szene zu passen müssen wir uns wohl oder übel neu einkleiden. Für mich wird es ein heißes Industrial-Outfit (100 Credits) und Tesla stecke ich ein scharfes Nichts gewebt aus Netz und Lack – sehr lecker! Für meine Hilfe beim Shoppen bekomme ich noch Freiheits-Ohrringe von Tesla! Danke und Küsschen!

Nur Adora weigert sich wieder einmal Luft an ihre Haut zu lassen und legt stattdessen noch eine Kleidungsschicht drüber – ein dunkler Mantel der ihren Körper komplett vor meinen Blicken verbirgt. Da hilft auch kein Betteln, Flehen und Zicken. Unfair!

VIER

Um weitere Informationen zu bekommen beauftragen wir Raffaela mit weiterer Recherche-Arbeit. Und sie liefert gute Ergebnisse! In der letzten Zeit gab es drei Flash-Parties mit dem Szene-Star John Marks. Auch er trägt diesen Freiheitsanhänger und ruft in seinen Songtexten zum Widerstand durch die Ausbeutung durch die Konzerne auf. Junge Menschen und Leute aus der Oberschicht gehören zu seinen Fans. Altersdurchschnitt knapp über 20 Jahre. Meine persönliche CosplayCafe-Datenbank liefert auch einen passenden Treffer. Meine Bekannte Mafra sollte zu der Szene gehören. Und obwohl ich intensiv mit ihr flirte kann sie sich nicht dazu durchringen mir zu sagen wo heute noch eine Flashparty steigen könnte. Wir sind inzwischen überzeugt davon, dass JAE zu so einer Party unterwegs ist. Also müssen wir wieder weitersuchen.

Aber warum soll ich eigentlich nicht andere meine Arbeit machen lassen? Ich brauche dazu eigentlich nur den richtigen Anreiz, den ich nach einem Blick in den Spiegel schnell gefunden habe. Ich poste ein Ganzkörperbild im Industrial-Outfit von mir in lasziver Pose im Clubforum von Terminus. Wer mir die ausgefallenste Abendgestaltung vorschlägt bekommt heute meine Aufmerksamkeit und meine Begleitung.

Das Angebot kommt zwar unwahrscheinlich gut an – ich brauche für die kommenden Monate nicht nach einer Party-Begleitung suchen – aber die erhoffte Einladung zur Flash-Party ist dann leider doch nicht dabei. Kurz komme ich in Versuchung die Schnitzeljagd nach JAE gegen einen Abend in einem Luxusjet mit Flug über die Stadt einzutauschen, doch dann siegt das Pflichtbewusstsein. Aber auf das Angebot komme ich noch zurück!

FÜNF

Wir sind wieder an einem toten Ende angelangt, auch unsere Kontalte können uns nicht weiterhelfen. Wir ziehen uns ins Cosplay-Cafe zu weiteren Beratungen zurück. Plötzlich trifft bei uns eine neue Nachricht ein! JAE hat ein UBahn-Ticket für die Aussenbezirke gekauft. Und dank Teslas Zugangsdaten können wir ihn auch mit Hilfe der Überwachungskameras lokalisieren! Wir holen noch schnell unser Equipment und heute nehme auch ich meine Schusswaffe mit. Die passt einfach perfekt zu meinem Industrial-Outfit!

JAE und seine Freunde haben zwar einen großen Vorsprung – wir holen im Auto jedoch langsam auf. Um 21 Uhr sind wir noch 10 Minuten von ihnen entfernt als sie aus dem letzten Bus aussteigen. Und die Gegend in der wir inzwischen unterwegs sind könnte eine bessere sein. Überall Schlaglöcher in den Straßen, Industrieruinen, schlechte Beleuchtung – Gang-Gebiet!

Die 10 Minuten Vorsprung waren leider doch zu viel. Wir haben sie verloren und fahren ziellos in der Gegend herum um eine Spur zu finden. Wir finden eine Gruppe schwarzer Lieferwagen aus denen Konzertequipment ausgeladen wird und plötzlich haben wir wieder eine heiße Spur zur Flashparty auf der wir hoffen JAE zu finden. Also Leihwagen schnell in einer entfernteren Seitenstraße parken – die Kiste ist hier einfach zu auffällig!

Und ich erkunde mit Teslas Jumpboard die Straßen um das Fabriksgelände an dem die Lieferwagen geparkt sind. Der Eingang – große Löcher im Zaun mit Pseudo-Security (wer soll sich bitte vor euch fürchten) dahinter – ist relativ einfach zu finden. Ich könnte problemlos schon jetzt auf das Partygelände – es wird noch hektisch vorbereitet, aber mit meiner Schusswaffe komme ich doch nicht an der Security vorbei.

Also nochmal zurück zum Auto, Wumme verstaut und wir brechen zu dritt wieder zum Eingang auf. Inzwischen ist es schon 22 Uhr und von den Partygästen ist noch immer nichts zu sehen. Langsam werden wir nervös.

Um uns die Zeit zu vertreiben helfen wir beim Aufbau mit – mit unseren Outfits gehören wir automatisch dazu. Als Legitimation reicht offensichtlich vom Partyort zu wissen. Ich steck mir noch schnell die Haare hoch damit mich JAEs Freundin ZI LI nicht sofort von unserem Video-Telefonat wiedererkennt.

Inzwischen hat Tesla eine Sternstunde – er trifft auf John Marks und teilt ihm unverblümt mit, dass er für heute Abend gar nicht eingeladen wurde und nur durch einen Kollegen davon erfahren hat. John Marks ist äußerst verblüfft, hält das ganze dann jedoch für einen Scherz und lacht lauthals. Unser Glück. Wir fliegen nicht auf.

SECHS

Kurz vor 23 Uhr strömen dann von allen Seiten Menschenmassen, hinter bunt gewandeten Lotsen, auf das Partygelände. Die Musik fängt an zu hämmern, John Marks singt mit Energie und Hingabe. Zeit für uns unseren ausgeklügelten Plan in die Tat umzusetzen und JAE unauffällig aus der Menschenmasse in sichere zu Hause zu bringen.

Moment mal – welcher Plan? Wir haben wieder mal keinen und für weitere Absprachen ist nun zu spät weil unsere Funk-Kommunikatoren in diesem Höllenlärm nicht mehr funktionieren. Unsere TAPs haben wir vorsichtshalber deaktiviert. Also ist wieder einmal improvisieren angesagt. Ich hoffe es gibt diesmal wenigstens keine Toten.

Nach fieberhafter Suche findet Adora JAE und seine Freundin ZI LI. Ihr sechster Jedi-Sinn erweist sich wieder einmal als äusserst nützlich. Um Tesla auf sich aufmerksam zu machen tanzt sie auffällig und schwenkt ihr Lichtschwert.

Als ich sie entdecke muss ich mühsam einen Lachanfall unterdrücken. Kämpfen kannst du Mylady, dass muss man dir lassen, aber tanzen?

Anyway – geschickt wie eine Ballettänzerin auf Speed tänzele ich durch die Menge zu Adora und JAEs Gruppe. Adora ruft ihnen zu, dass die Polizei bereits unterwegs ist und wir komplett ignoriert. Ja dann halt mit sanfter Gewalt. Da die Kräfteverhältnisse recht ausgewogen sind – Adora und ich auf der einen Seite, JAE und ZI LI auf der anderen Seite klappt das auch nicht so recht.  Wir brauchen ein Ablenkungsmanöver!

Tesla – auf den Mann kann man sich verlassen – sabotiert die Beleuchtung. In der Dunkelheit kann ich ZI LI von JAE wegschubsen (Rache ist süß Bitch!) und zu zweit bekommen wir JAE Richtung Ausgang bugsiert. Dass ich im Dunkeln sehen kann ist wieder mal recht hilfreich.

Am Ausgang gibt es noch ein kurzes Intermezzo mit der Security die jedoch schnell klein beigibt als Adora ihr Laserschwert schwingt. Ohne meine Lieblingsjedi wären wir heute echt aufgeschmissen.

Hinter uns singt John Marks ein letztes Lied, die Musik verwandelt sich dann langsam in ein Alarmsignal und John Marks ruft laut in die Menge: „Die Party ist aus! GO GO GO!“. Die Menschenmassen reissen uns wieder mit, wir halten JAE fest und verfrachten ihn in unser Auto nach dem sich die Lage wieder beruhigt hat. Nun aber nichts wie weg von hier bevor die Polizei eintrifft!

EPILOG

Wir liefern JAE beim vereinbarten Treffpunkt bei einem älteren Herrn und einer Limousine ab und machen uns gerade wieder in Richtung Cosplay-Cafe um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen als eine Nachricht vom Raucher eintrifft: „Sammel deine Freunde ein Amine und bring sie zu den folgenden Koordinaten!“. Und damit hat auch dieser Run wieder ein dickes Ende genommen. Seufzend packe ich meine Freunde ins Auto und schwing mich wieder auf den Fahrersitz – die Aufregung ist für heute also noch nicht zu Ende…

 

 

Der Pakt

PROLOG

Mit einem entspannten Seufzen lehne ich mich auf meinem Sofa zurück. Die Beine kann ich nach langer Zeit auch wieder einmal hochlegen. Neben mir steht ein Glas mit einem meiner Lieblings-Cocktails.

Es ist gelaufen. Wir sind davon gekommen. Über die Konsequenzen aus meinem Pakt mit dem Raucher mag ich jetzt noch nicht nachdenken. Aber ich erzähle die Geschichte am besten von Anfang an.

EINS

Nach der Schießerei bei der die drei Ganger ums Leben kamen hatten wir uns ja in alle Winde zerstreut. Doch nur für kurze Zeit. Wir waren übereingekommen, dass wir uns möglichst früh wieder bei Rosie im Cosplay-Café treffen.

Ich stehe pünktlich um 6 Uhr bei Adora vor der Wohnungstür. In jeder Hand einen Mega-Monster-Extra-Kaffee von Starbucks. Anders ist meine liebste Jedi um diese Zeit zu keiner Reaktion zu bewegen. Andererseits mag ich es wenn sie mich verschlafen anblinzelt. Und wenn sie unter weniger als gefühlt 10 Lagen von Kleidung verborgen ist.

Nach einem Guten-Morgen-Bussi tauche ich in Adoras Kleiderschrank um ein Outfit für sie zu finden, das ihre körperlichen Reize zumindest ein wenig erahnen lässt. Leider vergeblich. Auch mein Shopping-Angebot schlägt sie aus. Gut – wir haben zur Zeit andere Sorgen. Auch eine gemeinsame Dusche ist heute nicht ihr Fall. Keck – ich weiß – aber wer nicht wagt der nicht gewinnt.

Damit wir schneller zu Rosie kommen organisiere ich noch einen Leihwagen – diesmal eine stattliche Limousine. Die Lagebesprechung bei Rosie ist schnell zu Ende. Uns bleiben im Endeffekt nur zwei Optionen – unsere Spuren verwischen oder die Stadt verlassen. Ersteres halte ich für kaum möglich, letzteres ist auch keine gute Möglichkeit. Ich bin ein Kind der Stadt. Auf dem Land vertrockne ich wie ein Blume in der Wüste.

ZWEI

Wir haben zur Zeit zwei Gruppen die uns ans Leder wollen. Die Polizei, die jede Menge Spuren von uns am Tatort gefunden hat und die Crazy Devils, die uns sogar persönlich kennen. Die überlebenden Ganger dürften sich unsere Gesichter genau eingeprägt haben. Druck von zwei Seiten – zumindest auf die Devils können wir Gegendruck ausüben.

Wir besteigen mein Leihauto und fahren ins Industriegebiet im Einzugsbereich des russischen Mobs. Brad Majors hat einen kühnen Plan entwickelt und braucht dafür Unterstützung. In der Nähe eines Verladebahnhofs knacke ich einen alten Mitsubishi-Kastenwagen. Während ich fröhlich in den elektronischen Eingeweiden des Laster wühle kommt mir unterschwellig der Gedanke, dass das nicht so weise sein könnte. Ich komm aber nicht drauf warum. Ist ja auch egal…

Anyway – mit einem breiten Grinser und voll professionellem Stolz lasse ich Brad Majors ans Steuer des LKW. Chimera nimmt auf dem Beifahrersitz platz. Der Rest der Truppe landet wieder bei mir in der Limousine. Der Plan von Brad ist ganz einfach. Er brettert mit dem LKW auf den Hof des Hauptquartier der Devils und richtet dort so viel Zerstörung wie möglich an. Wofür das ganze gut sein soll ist mir zwar nicht klar, aber besser als nichts tun.

Brad setzt seinen Plan gekonnt in die Realität um. Unter den Reifen des LKWs werden fünf Motorräder zermalmt. Der von Chimera (alle Achtung!) geworfene Molotov-Cocktail richtet zusätzlichen Schaden an. Das alles können wir Live und Farbe beobachten. Brads Drohne, die in der Nähe geparkt ist liefert erstklassige Bilder. Brad und Chimera entkommen mit dem angeschlagenen LKW und entsorgen ihn in der Nähe vor einem ehemaligen Uni-Gebäude, das jetzt von Anarchos (ha!) besetzt ist. Danach gehen die beiden Shoppen. Ich bin stolz – das haben sich die beiden sicher von mir abgeschaut!

Ergebnis der Aktion – wir haben die Devils kräftig aufgescheucht. Sieben ihrer Motorräder sind Schrott. Zehn der insgesamt achtzehn Devils sind auf der Suche nach den Attentätern. Doch wie sollen sie uns finden? Auch Mad Matt, ihr Anführer, ist mit seinem Hummer unterwegs.

DREI

Wir sind inzwischen wieder im Café und beraten wie es weitergehen soll. Adora und Chimera fahren zum Hauptquartier der Arapahos um weitere Informationen zu sammeln. Sie haben zwar anfangs Schwierigkeiten zu den Anführern und speziell Cyanus vorzudringen. Aber habt ihr schon mal versucht eine Jedi aufzuhalten wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat? Eben!

Chimera verblüfft mit radikal offener Kommunikation und redet sich beinahe um Kopf und Kragen. Doch bevor die Arapahos mitbekommen, dass wir die Devils auf dem Gewissen haben lenkt Adora schnell das Gespräch in eine andere Richtung. Die Macht ist stark in dir Mylady!

So erfahren wir, dass die Arapahos ziemlichen Ärger haben. Jemand (wer wohl?) hat zweimal die Devils angegriffen. Sie vermuten, dass die Latino Gang aus der Gegend von Rosies Café dahinter stecken.

Ein Bandenkrieg steht also kurz bevor. Adora versucht später noch zu vermitteln, ihr Gesprächsversuch mit den Latinos scheitert aber. Und mir rät Diandro in einen Telefonat mich aus der Angelegenheit soweit als möglich heraus zu halten.

Wir versuchen dennoch das schlimmste zu verhindern, als ein großer Pulk von Motorrädern, besetzt mit Devils und Arapahos, ausfährt um die Latinos zu attackieren. Wir folgen ihnen in zwei Gruppen mit einigem Abstand. Der Pulk zieht ins Gebiet der Latinos und schießt dort wild um sich. Eine kleinere Gruppe löst sich aus dem Pulk und fährt in die Straße wo unsere erste Schießerei mit ihnen statt gefunden hatte. Ihr Plan ist es offensichtlich die Lokale dort abzufackeln.

Doch sie haben die Rechnung ohne Brad Majors gemacht, der inzwischen auch dort angekommen ist. Mutig stellt er sich drei Devils entgegen. Mutig ja – schlau – eher nein. Die Devils fackeln nicht lange und bewerfen ihn mit Molotov-Cocktails und blauen Bohnen.

Brad wir angeschossen kann sich jedoch noch in Sicherheit bringen. Inzwischen treffen auch Tesla und ich ein und bringen Brad mit der Limousine aus der Gefahrenzone. Brads mutiger Einsatz konnte zwar nicht verhindern, dass das italienische Lokal teilweise abgebrannt ist. Die Devils haben sich aber zumindest kurz vertreiben lassen. Chimera und Adora versuchen zwar noch sie zu stellen – jedoch vergeblich.

Kurze Zeit später treffen wir alle in Chimeras Wohnung ein. Das ist einer der wenigen für uns noch sicheren Orte. Nachdem Adora ihren Sanitäter-Freund nicht erreichen kann muss Chimera Brad verarzten. Vorher holt Tesla noch per Telekinese die Kugel aus Brads Körper. Damit kommt dieser ereignisreiche Tag auch zu einem Ende.

VIER

Ich übernachte bei Adora. Am nächsten Tag treffen wir einander wieder im Cosplay-Café. Wir rätseln über die Beweggründe der Russenmafia, die hinter den Devils steht und sie finanzieren.

Um Klarheit über die Russen zu erhalten schlägt Rosie ein Treffen mit Raffaela – einem Kontakt von ihr – vor. Ich organisiere einen Termin für ein Gespräch. Vorher veröffentlichen wir noch anonym Videos, die Brad Majors angefertigt hat. Eines zeigt die Attacke auf das Hauptquartier der Devils, das andere die Brandstiftung der Devils bei der auch Brad attackiert wurde. Diese Videos werden kurze Zeit später eine durchschlagende Wirkung entfalten.

Ich treffe mich mit Raffaela und erfahre unter anderem ihre traurige Vorgeschichte. Sie war eine erfolgreiche Runnerin und gefürchtete Kämpferin. Bis sie eines Tages den Russen in die Quere kam. Die haben sie wortwörtlich gevierteilt und zum Ausbluten auf der Straße liegen gelassen. Nur dank ihrer Cyberware konnte sie knapp überleben. Sie verlor jedoch beide Arme und beide Beine. Und das notwendige Kleingeld für Ersatzgliedmaßen fehlt ihr. Das hindert sie jedoch nicht daran das Leben mit Iska – einer Straßendoktorin – zu teilen und als Hackerin eine neue Karriere zu starten. Ich werde wohl einige Zeit mit ihr verbringen – sie fasziniert mich.

Was ich auch von ihr erfahre ist, dass ich wahrscheinlich einen russischen LKW gehackt habe, mit dem Schmuggelgut transportiert wird. Dank weiterer Informationen von Raffaela haben wir nun folgende Theorie: die russische Mafia hat die Devils angeheuert um in der Gegend der Arapahos möglichst viel Unsicherheit und Ärger zu verursachen.

Damit fallen die Preise für Immobilien in dieser Gegend und die Russen können billig Eigentum erwerben. Danach beruhigt sich die Lage wieder – die Immobilien-Preise steigen wieder und die Russen machen satten Gewinn. Als Marionette für die Immobilienkäufe haben sie ein Immobilienbüro beauftragt.

Nach dem Treffen mit Raffaela geht es Schlag auf Schlag. Brads Videos haben offensichtlich so viel öffentlichen Druck erzeugt, dass die Polizei nach Anweisung des Governors hart durchgreift. Das Hauptquartier der Devils wird gestürmt, alle Devils festgenommen. Damit ist der Spuk mit einem Schlag vorbei. Fast. Denn die Polizei ist uns wegen der drei toten Ganger noch immer auf den Fersen. Und ich muss eine schwere Entscheidung treffen.

FÜNF

Der Raucher hat erstaunlich schnell Zeit sich mit mir zu treffen. Er sieht aus wie immer – nur die amüsiert funkelnden Augen machen mir Angst. Ich gestehe ihm, dass wir schuld am Tod der drei Ganger sind und bitte ihn die Beweise aus dem Polizeicomputer verschwinden zu lassen.

Als Gegenleistung dafür hat er mich in der Hand. Und was noch schlimmer ist – mehr oder weniger auch meine Freunde.

Vor allem vor Adoras Reaktion fürchte ich mich. Ich stelle sie vor eine schlimme Wahl. Entweder sie nimmt den Deal an und begibt sich damit ebenfalls in den Einflussbereich des Rauchers oder sie lässt mich die Konsequenzen allein tragen. Ich hoffe sie versteht, dass ich das nur getan habe um sie und die anderen zu schützen. Ich könnte es nicht ertragen sie hinter Gittern zu sehen. Und eine Trennung von ihr wenn sie Stadt verlassen muss würde mir genauso nahe gehen.

Der Raucher wartet jedenfalls auf meine Rückmeldung. Aber das muss nicht jetzt geschehen. Das hat noch Zeit. Zeit meine Beine hochzulegen und meinen Lieblingscocktail zu trinken. Zeit zum Nachdenken. Die Konsequenzen meines Handelns können mich auch noch morgen einholen.