Wieder ein Eintrag

Hallo Tagebuch,

Heute werde ich es wieder versuchen aus den Klauen des Imperiums zu entfliehen – es gibt nur noch eine letzte Hürde zu überwinden -den Psychoonkel.

Ian hat die Fragenbögen für die Beurteilungen besorgt und gemeinsam sind wir die besten Antworten durch gegangen. Ich bin mir nicht sicher ob seine Antworten richtig sind, aber nachdem ja meine Antworten den Seelenklemptner bisher nicht überzeugt hatten….

Und leider scheint der Typ auch gegen die Kräfte der Jedis immun zu sein. Als ich einmal versucht habe ihn mental zu befehlen mich gehen zu lassen, hat mich nur seltsam angesehen und empfohlen meine Medikamentendosis zu erhöhen.

Mist.

Also los und immer an das einstudierte Drehbuch halten:

Immer nett lächeln…

*gähn*

Tintenkleckstest…

Das ist ein natürlich ein Schmetterling (quatsch, das klar ersichtlich ein X-Wing), und hier sind spielende Kätzchen (pffft, R2-D2 und BB-8) und blah, blah, blah… Ich muß echt aufpassen, daß ich konzentriert bleibe und nicht einschlafe…

Und immer nett lächeln…

Ja, natürlich weiß ich das es Jedis nicht gibt, Herr Doktor. Das ist nur eine Fiction im Film. (Ich kann kaum glauben, dass ich das sage) Das muß von der Kopfverletzung gekommen sein, aber nun ist dank der Behandlung der netten Ärzte und den guten Medikamenten alles in Ordnung. (Als hätte ich nicht alle ihre Versuche mich unter Drogen zu setzen unterbunden. Die Tabletten sind alle brav gesammelt und versteckt.)

Unschuldiger Augenaufschlag.

Warten.

Nett lächeln, unschuldiger Augenaufschlag und warten und hoffen und

JAAAAA! Er hat unterschrieben! Bald werde ich wieder frei sein! Die Macht ist mit mir!

Rosie

[4:37 am]
Nacht und Tag machen wenig Unterschied zu dieser Jahreszeit. Es ist feucht und kühl. Das Grau der Lampen wechselt gegen einen grauen Himmel. Mehr an der Aktivität der Menschen auf der Straße merkt man den Wechsel als am Wechsel des Lichts. Im Cafe ist es ruhig geworden.

Bevor wir schließen gehe ich gern ein paar Minuten nach draußen. Ich schätze die Gassen hinter dem Cafe. Das Leben dort ist direkt und unmittelbar. Vielleicht treffe ich Rodrigez. Er ist nett. Er ist bestechlich. Ich mag ihn.

Es nieselt beständig. In feinen Tropfen fällt der Regen auf die rissige Straße. Die wenigen echten Lampen kämpfen sich durch den Dunst und schimmern fahl in den Pfützen am Boden. Die Gassen sind schmutzig und Müll stapelt sich an den Hauswänden. Der Regen schillert an manchen Stellen in Farben, die man Wasser nicht zutrauen würde.

Ein pink lackierter Cyborg bückt sich vor einem Stapel Müllsäcke und lockt einen rotbraunen Kater mit einem Becher Sandwichaufstrich. Auf der linken Schulter zeigt sich zerkratzt noch ein Teil der ursprünglichen Lackierung. Adaptives Camo umgibt das Logo der Indestructables, NAC 247th Airborne Division, Light Combat All Environment Disruptive Unit. Behutsam streicheln die mechanischen Hände die nasse Katze während sie frisst.

Es gibt Dinge, die ich vermisse.

Archimedes und Rosie

„Spank him! Spank him!“ Schrill und alarmiert tönt eine mechanische Stimme von hinter der Bar durch den hinteren Teil des Cafes.

Ah, wieder eines der Quick-Tool Kiddies. Ich lächle still und reibe vorsichtig das Glas trocken. So zerbrechlich. Immer wieder versuchen sie Archimedes zu knacken. Ich lasse es zu, es ist Sport für sie. Und immer wieder lustig. Die kleine KI ist erstaunlich wehrhaft.

Fast liebevoll blickt der Cyborg zum bunten Papagei mit seinen zerzausten Federn, der aufgeplustert und entrüstet auf seiner Stange hin und her tänzelt.

„Spank him!!“

Ich bin neugierig. Wer ist es diesmal? Ich konzentriere mich auf Atemgeräusche. Soundfilter werden innerhalb von Mikrosekunden aktiv und blenden alles unwichtige aus. Ich höre leicht beschleunigtes Atmen von einem der Tische in der Ecke weiter hinten. Nein, das hat eher mit der jungen Dame neben ihm zu tun… Und von einem Tisch quer durch den Raum. Zoom auf’s Gesicht. Er ist stark konzentriert. Auf seiner Stirn bildet sich ein Schweißfilm.

*squark!* *squark…*

Ah, Archmides hat ihn. Seine Pupillen weiten sich, dann kneift er die Augen fest zusammen. Seine Hände schießen zu seinem Kopf und bedecken seine Augen. Abschalten Junge, abschalten. Die Alpträume halten sonst Wochen…

Ich stelle das Glas an seinen Platz und berühre den Rand mit einem Finger. So zerbrechlich…

Miez Miez

„Komm Miez Miez!“

Irgendwo muss dieses Biest stecken! Katzen spielen ja gerne Spielchen – besonders mit mir – aber langsam breitet sich der Frust aus.

Na dann – schauen wir mal im nächsten Raum nach…

„Komm Miez Miez!“

Schon mal versucht im Dunkeln eine schwarze Mieze zu finden? Geht schon, ist aber schwer.

Die Dunkelheit nimmt Form an, blitzartige Bewegungen. Auf meinem Schoss fühlt sie sich wohl, ein intensives Schnurren dringt an mein Ohr.

Meine feingliedrigen Finger gleiten durch ihr glänzend schwarzes Fell und finden das Halsband – ich packe zu, es gibt kein Entkommen.

Das entspannte Schnurren wird zu einem zornigen Fauchen doch ich kenne keine Gnade und stecke sie in die Transportbox.

Immer das gleiche Theater wenn ich mir ihr zum Impfen zum Tierarzt fahren muss…

 

Monster

Ich schlafe, das Band ist gestört,
Hast du schon vom Monster gehört?

Ich bin gefährlich, doch kein Tier,
Ich trage ein Monster in mir.

Ich atme schwer, an dein Herz ich klopf,
Ich trag ein Monster im Kopf.

Ich laufe los, ich bin bald hier,
Das Monster ist hier.

Niemand hat es gehört, niemand hat es gesehen,
Das Monster kann jederzeit hinter dir stehen.

Lauf ruhig davon, bleib doch nicht hier,
Das Monster bleibt immer bei dir.