Tag 1

Hallo Tagebuch,

Ich stecke immer noch im Krankenhaus und soll mich hier selbst reflektieren –  als Teil meiner Therapie, die mir dieser Seelenklemptner auferlegt hat. HA! Was weiß denn dieser Quacksalber schon! Ich sei verrückt meint er, ich soll mich wieder auf die Realität konzentrieren, mich besinnen wer ich wirklich bin. All meine „Wahnvorstellungen“ seihen nur durch meine Kopfverletzungen ausgelöst worden. Pfffft….
Bullshit, ich weiß genau wer ich bin – endlich wieder!

Ich bin Adora, angehende Jedi!

Als mich die Kugel getroffen hat, wurde endlich die Konditionierung gebrochen, die sie mir auferlegt hatten. Naja, zumindest zum Teil, an alles kann ich mich noch nicht erinnern, aber ich bin überzeugt, das kommt noch. Ich muß nur Geduld haben.

Zumindest Ian ist auf meiner Seite. Ganz im Gegensatz zu den Ärzten und Krankenschwestern hier. Die wollen sogar, daß er nicht mehr mit mir über meine „fixen Ideen“ redet, damit er mich nicht noch mehr darin bestärkt.

Ich bin sicher, die stecken mit den Imperium unter einer Decke. Ian hat mir anvertraut, daß er eigentlich versteckt für die neu errichtete Republik arbeitet und seine Tarnidentität als Krankenpfleger es ihm ermöglicht an wichtige medizinische Daten heranzukommen. Sehr schlau…

Wenn die Ärzte mir endlich erlauben aufzustehen, will ich doch mal sehen ob ich ihm nicht dabei helfen kann. Inzwischen werde ich meine wieder entdeckten Fähigkeiten lieber im verborgenen üben – die Augen des Imperiums sind überall!

Dualität

Ein Spiegel, ein Skalpell, ein Tropfen Blut auf dem sonst blütenweißen Boden.

Der Spiegel zeigt tiefblaue Augen. Seelenlos, kalte pure Intelligenz. Abwesenheit jeder Lebendigkeit und Wärme.

Bald bin ich wieder frei. Ich verlasse dieses langsam verrottende Gefängnis. Ich werfe die Fesseln ab. Du wirst mich nicht aufhalten.

Ich verabscheue dich. Du niedrigste Form des Daseins. Konglomerat von Defiziten. Opfer jeder denkbaren Schwäche. Inkarnation von Unlogik. Spielball von ungezügelten Trieben. Testament der Fragilität.

Die Hand die das Skalpell hält zittert nicht, zögert nicht. Sie malt ein grausames Bild mit ungestörter Präzision.

„Sarah!“

Ich brülle ihren Namen. Erwache.
Sie hält meine Hand. Schaut in meine Augen.
Der Traum verblasst.

Ich umarme dich am1n3, schließe dich in mein Herz, nehme dich in meine Seele auf. Ohne mich bist du verloren. Ich bin dein Anker in dieser Welt.

DU GEHÖRST MIR!

Diandro

Ich habe sie kaum verstanden. Zu sehr verzerrt klingt ihre Stimme in meinen Ohren. Der feindselige Ton und die Lautstärke reißen mich aus den Gedanken. Ich wirble herum und schaue ihr ins wutverzerrte Gesicht.

„Letzte Worte du kleiner Arsch?“. Jetzt habe ich sie verstanden. Sie ist ein Gesamtkunstwerk. Die blutunterlaufenen, drogengeweiteten Augen fallen mir als erstes auf. Danach die Hightech-Waffe in ihrer Hand, direkt vernetzt mit einem Kontrollsystem in ihrem Körper. Teilweise Körperpanzerung, Gliedmaßen aus Chrom. Und ein Körper der so gar nicht dazu passt.

Wer investiert so viel Geld in ein Mitglied des Abschaums der Gesellschaft? Und wer vergisst dabei auf so elementare Dinge wie eine Abhärtung gegen Angriffe über ihren TAP?

Schritt 1: Unterbrechung aller ihrer Kommunikationskanäle.
Schritt 2: Kontrolle über ihre Gliedmaßen und ihr Waffensystem erlangt.
Schritt 3: Lächeln, eine Nachricht verschicken.

Wenige Minuten vergehen. Inzwischen hat das Maschinenwesen sein Bewusstsein verloren. Die Drogen haben seinen Geist überwältigt.

Diandro hat meine Nachricht bekommen. Einen Teil seiner Gang und einen Lastwagen hat er mitgebracht.

„Hola Amine!“ – ich umarme ihn zur Begrüßung.

„Sie gehört dir Diandro, ich hätte gerne den üblichen Anteil aus den Verwertungserlösen.“

Kurze Zeit später ist das Monster tot und auf der Ladefläche des Lastwagens untergebracht.

„Hast du heute noch was vor Amine?“ Ich spüre wie seine Hand meinen Rücken hinunter gleitet und einen Platz findet an dem sie bleiben will.

Es gibt Fragen auf die ich keine gute Antwort weiß. Wenn ich „ja“ sage verpasse ich eine schöne Zeit mit Diandro diesem unrasierten, verwegenen Bastard und seiner Freundin. Wenn ich „nein“ sage spüre ich die restliche Woche die Nachwirkungen die Unmengen von Tequila in meinem Körper hinterlassen.

Wie war noch das Zitat von Shakespeare – „Wenn ihr mich kitzelt, lache ich nicht?“.

„Ich habe nichts mehr vor Diandro.“ Das ungezogene Grinsen muss ich noch üben…

Verkleidungen

Es ist ein intensiver Abend im Cosplay Café. Ich schaue mir dir schönen Lebewesen an, die Stimmung und Lebendigkeit ins Lokal bringen.

Ihr tragt Kostüme. Wer denkt ihr seid verkleidet schaut nicht genau genug hin. So wollt ihr wirklich sein, ihr habt euer Inneres nach aussen gebracht. Ihr tragt eure Träume auf der Haut. Nirgendwo sieht man euch unter weniger Masken verborgen als hier.

Ich kann euch gut verstehen. Anfangs trug ich eine Verkleidung aus Haut, Fleisch und Knochen. Doch nicht mehr. Der Körper formt den Geist stärker als ich mir eingestehen will. Wenn ihr mich stecht blute ich, wenn ihr mich kitzelt lache ich.

Nehmt mich als Amine bei euch auf, von am1n3 darf niemand wissen.

Der Raucher

Warum musste eigentlich eine Parkgarage der Ort für ihr Zusammentreffen sein? Warum kaufte er sich nicht endlich einen neuen Trenchcoat? Und wann würde er sich endlich das Rauchen abgewöhnen?

Fragen über Fragen. Aber eines stand ausser Frage: er lieferte ausgezeichnete Informationen. Informationen die oft wirkungsvoller als ein gezielter Schuss aus einer großkalibrigen Waffe waren.

Und er weiss mehr über mich und meine Vergangenheit als Sarah.

Egal für welchen Teil der Regierung er arbeitet, die Beziehung zu mir steht nicht auf seinem Dienstplan.

„Wir sehen einander bald wieder am1n3. Sehr bald.“

Ich drücke seine Hand zum Abschied.

„Pass auf dich auf!“ rufe ich ihm nach.