Levelling Up

PROLOG

Heute bin ich nachdenklich. In letzter Zeit ist so viel passiert. Und noch immer denke ich mit lachendem Herzen zurück an die erste Nacht die Adora und ich miteinander verbracht haben. Angefangen hatte alles mit einer angenehmen ruhigen Stunde nach Feierabend im Cosplay-Café. Und ein paar besonderen Cocktails, die ich nur für Freunde mixe. Aber das ist eigentlich nicht die Geschichte die ich erzählen will…

EINS

Eigentlich möchte ich über einen Moment der Klarheit erzählen, nach unserem ersten Run. Mir ist klar geworden, dass ich auch in der rauhen Wirklichkeit bestehen muss, nicht nur in der virtuellen Welt in der ich mich so gerne bewege.

Der Kampf mit dem schwarzen Lieferwagen auf dem Highway – ich hatte das Auto nicht unter Kontrolle. Ich fühlte mich nicht als Herrin der Lage. Und das wird sich nun ändern.

Diandro hat mir einen Fahrlehrer organisiert, inklusive passendem Wagen. Und ich verrate euch ein Geheimnis – ich liebe Diandro weil er einfach Stil hat.

Der Fahrlehrer ist ehemaliger Rennfahrer und ich bin mit breiten Gurten in den Fahrersitz eines roten Monsters geschnallt, das mehr Leistung auf die Straße bringt als eine Flotte Firmenwagen zusammen. Und das Monster hat kein elektronisches Interface, kaum aktive Sicherheitseinrichtungen und muss mit einem Zündschlüssel gestartet werden.

Eigentlich ein Museumsstück, andererseits eine Bestie, die dich zerreisst, die dich gnadenlos abwirft wenn du nur einen Moment der Schwäche, der Unkonzentriertheit hast. Der Verbrennungsmotor gibt ein tiefes Grollen von sich, das Chassis vibriert, die Schwingungen übertragen sich auf meinen Körper. Wecken mich auf! Und ich spüre auch das Monster in mir, ich bin lebendig! Ich bin wach! Und ich werde diesem Biest zeigen wer hier das sagen hat.

Adrenalin durchflutet meinen Körper als ich das erste Mal aufs Gas steige, die Kupplung kommen lasse, die ungebändigte Gewalt der Maschine mit der Straße verbinde. Und radikal meine Grenzen aufgezeigt bekomme. Ich habe das Monster nicht im Griff, fliege fast von der Straße. Und noch schlimmer – ich habe mich nicht im Griff. Ich spüre nicht was das Monster will – wie soll ich es zähmen?

Doch ich bin nicht allein, geduldig erklärt mir mein Lehrer worauf es ankommt. Es ist nicht nur das Geschick am Lenkrad, mit den Füßen auf den Pedalen. Es ist auch die innere Einstellung. Eine Mischung aus Temperament und Beherrschung.

Und langsam, sehr langsam freunden sich das Monster und ich an. Wir verbringen viele Stunden miteinander. Ich spüre seine Bewegungen, ich möchte gemeinsam mit ihm röhren und fauchen. Und es unterwirft sich meinem Willen – ein wenig. Ich werde noch viel lernen müssen – aber fürs erste bin ich zufrieden. Ich bin erschöpft, schweißgebadet und um eine wertvolle Erfahrung reicher.

ZWEI

Doch nicht nur die Beherrschung eines Fahrzeugs ist oft überlebenswichtig sondern auch – so ungern ich das zugebe – die Beherrschung einer Waffe. Natürlich kann ich ganz gut mit meinem Revolver umgehen. Gezielte Schüsse abgeben. Mich damit verteidigen. Doch da ist noch immer diese Distanz, dieser Widerwille. Und die Gewissheit dass mich diese Distanz potentiell das Leben kosten kann.

Den Kontakt habe ich vom Raucher. Sie sieht nicht so aus als könnte sie mir beibringen wie man mit Schusswaffen umgeht. Ich könnte sie genauso gut in einem Büroturm getroffen haben. Sie ist die Beherrschtheit in Person. In einem Business-Outfit das mehr kostet als meine gesamte Garderobe. Und sie lächelt nie. Ihre Augen sind ruhig – ich finde keinen besseren Ausdruck.

Die Lektion beginnt mit einem Schritt zurück zum Anfang. Laden der Waffe, Entladen der Waffe. Bedienung der Sicherung. Das kann ich schon alles. Dachte ich. Aber nach mehreren Hundert Wiederholungen spüre ich, dass es noch viel zu lernen gibt.

Ab auf den Schießstand, eine große Schachtel mit Patronen liegt auf einem Tisch vor mir. Bis zum Ende der Lektion wird die Schachtel leer sein. Und das ist nur die Munitionsmenge für diese Trainingseinheit.

Ich schieße eine Runde. Alle Treffer in den inneren schwarzen Kreis. Ich bin stolz auf mich. Und doch habe ich mehrere Fehler gemacht. Meine Körperhaltung wird von meiner Lehrerin an drei Stellen korrigiert. Ich war zu schnell. Zu wenig Zeit für die Stabilisierung nach der Schussabgabe.

Eine weitere Runde. Und noch eine. Die Treffer beginnen zu streuen. Ich brauche die gesamte Zielscheibe. Mein Körper ist die einseitige Anspannung nicht gewohnt. Leichtes Zittern, leichte Krämpfe. Ich muss da durch. Die Schachtel mit Munition ist noch nicht einmal halb leer.

Und nach jeder Runde – Fehleranalyse. Erneute Konzentration. Nach dem ersten Tag auf dem Schießstand bin ich körperlich am Ende. Weitere Tage folgen. Und ich arrangiere mich mit meinem Revolver. Ich muss ihn nicht lieben, er ist ein Mittel zum Zweck. Die Distanz ist gewichen. Und manchmal gelingt mir auch diese innere Ruhe, die meine Lehrerin ausstrahlt. Und auch unter Streß treffe ich nun immer besser.

Ich habe das Gefühl besser für den nächsten Run gerüstet bin. Ich hoffe, dass ich meine neu gewonnene Fertigkeit nicht so schnell brauchen werde. Aber diese Hoffnung ist wohl naiv.

DREI

Ich brauche was zur Aufheiterung. Soft Skills heißt das Zauberwort. Der Kurs heißt „Überzeugen und professionell Verhandeln“. Und ich komme mir extrem fehl am Platz vor. Ich bin umgeben von Executives aus verschiedenen Firmen. Eine bunte Blume in einer grauen Wiese. Was ich mir unter dem Dresscode „Business Casual“ vorgestellt habe trifft es offensichtlich nicht ganz. Es könnte ein wenig – sagen wir mal – zu frivol sein.

Nach endlosen Grundlagen zu Kommunikationstheorie, Psychologie, Körpersprache, gewaltfreier Kommunikation, aktivem Zuhören und vielem mehr bin ich kurz davor aufzugeben. Ja – ich bin ein Mädel (meistens) und manchmal auch kompliziert und zickig. Aber hier tun sich Abgründe auf.

Kann man nicht einfach – frei von der Leber weg – sagen was man will? Offensichtlich nicht – ist unser Vortragender – ein weiterer ununterscheidbarer Anzugträger überzeugt. Und um das Gelernte auch zu üben ist es nun Rollenspielzeit. Da lacht das Herz von Amine, Rollenspiele! Nach einem ersten peinlichen Fehlstart muss ich meine Definition von „Rollenspiel“ wohl ein wenig erweitern und deutlich jugendfreier machen.

Gemeinsam mit einem Anzugträger spiele ich ein Gespräch zur Vergabe eines Auftrags durch. Hier gilt es also das Gegenüber zu überzeugen, dass frau die richtige ist. Und da nur der Tod umsonst ist (und der kostet das Leben) muss ich auch noch um die Höhe des Auftrags verhandeln.

Wie hab ich das bisher bei neuen Auftraggebern gemacht? Eine gemeinsame Wellenlänge herstellen? Verringern von Kommunikationsbarrieren? Einstellen auf den Partner?

Als ich mit der Hand über den Oberschenkel meines Gegenübers streichle und mit der anderen beginne die oberen Knöpfe meiner Bluse zu öffnen werde ich vom Vortragenden mit einem strengen „Fräulein Anime, so geht das aber nicht!“ eiskalt ausgebremst.

Ich bin erschüttert! Nur mit Worten überzeugen? Wie soll ich das denn hinkriegen?

Der Abend war dann noch lang und das war auch nicht die letzte Peinlichkeit. Aber irgendwann habe ich dann doch das eine oder andere kapiert. Und seltsamerweise hatte ich nie Probleme Partner für die Rollenspiele zu finden. Und der eine oder andere Anzugsträger war dann doch nicht so langweilig – wie sich im Laufe des Kurses herausstellte. Öffne ihnen den Krawattenknoten und du läßt ein Tier von der Leine!

Der Vortragende hat sich sein Honorar jedenfalls redlich verdient. Und ich bin eloquenter geworden – aber noch lange keine Lady. Bei dem Gedanken muss ich schmunzeln.

EPILOG

Nun wisst ihr also womit sich eure schnuckelige Amine die Zeit zwischen ihren Abenteuern vertreibt. Und über Adoras ersten Abend mit mir erzähl ich euch ein andermal. Küsschen ihr Lieben!

Mo. 12. Juni 2090 – Teil 1 – Verloren & Gefunden

Hallo Tagebuch,

Heute fing alles ganz ruhig an, so ruhig es halt sein kann, wenn man mit Amine shoppen geht. Sie hat mir solange die Ohren vollgequietscht mit „SHOPPEN! Ich haben nichts zum anziehen!“, bis ich ihr, meinen Ohren zu liebe, zustimme sie zu begleiten. (Man, Frau! Mir ist bis jetzt noch nicht aufgefallen, dass du nackt zum Dienst erschienen bist!) Meine Ohren haben es mir gedankt, allerdings nur bis zu dem Augenblick als wir bei ihrem Lieblingsshop „Aminuka“ angekommen sind.
Mit einem Aufschrei – meine Ohren klingeln immer noch – stürmt sie hinein.

„Adora! Guck da! Und – wow – sie doch mal, DAS da! Und das dort drüben! Aaaaaaah!“

Amine ist ganz in ihrem Element! Glücklich und mit einem Strahlen im Gesicht wirbelt sie durch die Kleiderständer und probiert ein Outfit nach dem anderen an (Mädl! Es gibt Umkleidekabinen!). Jedes neue Fundstück wird mit einem freudigen Quietscher in meine Richtung quittiert. Zum Glück befinden sich im Moment keine anderen Kunden in dem Laden, oder bzw. nicht mehr…
Ich gehe lieber mal in Deckung bevor, sie mir ein Outfit aufdrängen will! Vielleicht gibt es hier irgendwo einen Starbucks…

..zu spät.

Sie stürmt in einem Sailermoon Outfit auf mich zu und hat ein zweites in der Hand – ich ahne schlimmes.

„ADORA! Los! Partnerlook!“

Hilfe! Eines muß ich jedoch zugeben, ihr steht das Teil ausgezeichnet – es wirkt wie für sie gemacht. Sie sieht darin einfach Klasse aus! Aber ich in sowas? Gibt es außer diesen Gürtel eigentlich auch noch einen Rock dazu?
Eine Jedi sollte immer eine respektable Erscheinung sein und nicht so, so, so bunt mit sowenig Stoff!
Doch Amine ist dermaßen aufgedreht, dass mein „Nein“ bei ihr auf taube Ohren stößt. Statt dessen beginnt sie rum zu zicken und faselt irgendetwas, von Jedi Modemuffel und zuviel Stoff. Nochmals – HILFE!

Die Hilfe kommt in Form einer Meldung von Rosi und rettet mich vor weiteren rum gequietschte.
4000,- Credits dafür, dass wir einen verlorenes Schäfchen wieder zu seinem Vater bringen. Einziger Knackpunkt, die Ausgangssperre Mitternacht muss eingehalten werden. Bis dahin müssen wir den Kleinen wohlbehalten wieder zurück bringen und natürlich hat sein Erzeuger keine Ahnung, wo sich sein Youngster rumtreibt. Wäre ja sonst zu einfach.

Normalerweise würde ich den Auftrag ja ablehnen, einen entlaufenen Sprössling einsammeln? Echt jetzt? Dafür eine Jedi engagieren?
Aber wie soll ich sagen, mein Konto schreit ganz laut JA (Wann tut es das nicht?) und Amine ist nun ruhig. Chef – sie haben die Jedi!

Was wissen wir von dem verschwundenen Jahnu Arun El-Jahrousse (was für fürchterlicher Name)?

1.) Er ist ein braver Schüler einer Polycorp Schule.
2.) Bis vor kurzen hatte er noch eine Freundin.
3.) Seine Eltern haben nichts gegen seine Musik (Huch? das gibt’s noch?)
4.) Er betreibt Sport und spielt gerne virtuelle Games.
5.) Er besitzt ein Taschengeldkonto, mit ausreichend Deckung (hätte ich auch gerne)

Ach ja 6.) seine Eltern sind geschieden und sein Vater hat das große Los gezogen sich um seinen Nachwuchs zu kümmern.

Alles zusammen klingt das äußerst langweilig – warum sollte er dann abhauen? Bzw. warum dann nicht?

Netterweise bekommen wir von seinem Vater die Namen seiner Freunde, Sudi Prahman, Takachiru und Zi Li (Na sowas, gar keine Chantal oder Kevin^^) und seine Kontoauszüge.

Als erstes heißt es unsere Mitstreiter mal einsammeln – am Besten dort, wo es auch Kaffee gibt. Nur Tesla hat diesmal Zeit – ok, ist ja ein einfacher Job, bleibt mehr Kohle für uns.
Diesmal fahre ich, die Uhr tickt und Amine nutzt die Zeit und eines ihrer neuen Outfits (das knappere, auch wenn der Unterschied im Millimeterbereich liegt) und gurrt einen der Freunde an. Ich glaube, es ist Takachiru. Nach dem Stottern von Takachiru zu schließen, fallen ihm gerade die Augen raus. Aber er verrät uns das neue Lieblingsspiel des Verlorenen, Overland und seinen Nicknamen – flamer.
Amine lädt ihn noch ein, sie im Cosplay zu besuchen. (He, reiß dich zusammen! Der Typ ist noch minderjährig!)

Im Starbucks versuche ich aus den Kontodaten schlau zu werden. Nix, nada – zu viel Input und zu wenig Koffein.
Ok, ich versuche es mal anders und erstelle eine virtuelle Heatmap (HA! Auch ich kenne schlaue Wörter!) der Kontobewegungen und siehe da, es fallen ein paar Hotspots an. Einer sticht besonders heraus, ein Eso-Laden.

Tesla hat inzwischen Glück mit dem Versuch im Starbucks und den umliegenden Geschäften durch geschicktes (kicher) Fragen heraus zu finden, ob Jahnu vor kurzem hier war. Tja auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn und tatsächlich war der Knabe mit seiner Freundin Zi heute hier.

Amine versucht mit Hilfe des Spiels Overland etwas mehr über den Gesuchten herausfinden kann. Leider stellt sich das als eine Sackgasse heraus. Es gibt scheinbar doch Firewalls die Amine widerstehen können.

Wärendessen überprüft Tesla im AllFace die öffentlichen Profile der Kiddies und ihre Party Outfits dort sehen mir ganz nach einem Industrial Style aus – ok, nicht schlecht. Auffällig sind Anhänger mit denen sie ihre Outfit ausgestattet haben. Zufall oder haben die eine Bedeutung? Keine Ahnung – aber das läßt sich sicher noch heraus finden.

Leicht säuerlich teilt uns Amine mit, dass sie versucht hat Zi anzurufen und sich eine gewaltige (Nein, das hat sie nicht zugegeben, aber ihr Gesicht spricht Bände) Abfuhr geholt hat. Unglücklicherweise hat sie Jahnus Vater erwähnt und nun ist der Sohnemann vorgewarnt.

Weiter im Text – der Eso-Laden. Ein schneller Anruf von mir und schon wissen wir, dass dort diese Anhänger verkauft werden. In Ermangelung einer besseren Eingebung, steht also unser nächstes Ziel fest.
Ok, einen Eso-Laden haben ich mir anders vorgestellt. Vielleicht etwas kleiner und verträumter…

Au! Meine Ohren! Der Quietscher übertrifft alles! Amine schießt an mir vorbei. Hat sie nicht am Vormittag genug Credits ausgegeben?
Scheinbar nicht..
Und Ja, Amine ich sehe deinen sehnsüchtigen Blick und ja, ich ignoriere ihn, denn ich brauche immer noch keine neuen Klamotten. Während Amine sich nach einem neuen Opfer umsieht und findet – Tesla – erkundige ich mich bei der Verkäuferin über Jahnu und tatsächlich hat der Gute eine einiges an Credits hiergelassen und jede Menge Anhänger gekauft (natürlich nicht nur).

Da wir uns scheinbar in der Industrial Szene  bewegen, nehme ich doch noch einen schwarzen Mantel mit – nur der Tarnung wegen. Ach ja und einen dieser Anhänger.
Tesla ist jedoch kaum wieder zu erkennen. Er wurde von seiner Stylistin Amine zu einem komplett neuem Outift überredet.
Er hat einfach nicht die mentale Stärke einer Jedi um sich Amine widersetzen zu können. Da braucht es einiges! Vielleicht liegt es aber auch an dem Testeron und an dem kaum vorhanden Klamotten, in dem Amine steckt…
Auf jeden Fall steckt er nun in einem schwarzen Netzleiberl und Lackhosen. Doch ganz wohl scheint er sich nicht in den Klamotten zu fühlen. Es hilft auch nicht wirklich, dass unser blauer Gummiball ganz begeistert um ihn herum hüpft. Aber es lenkt ihn eindeutig von seinen Klamotten ab. (grins)

Kopfschüttelnd gehe ich nach draußen und rufe Raffaela an. Ich bitte sie um Hilfe im Zusammenhang mit den Anhänger und Szenepartys. Zum Glück für uns hat sie ein paar Infos darüber. Die Anhänger tauchen im Zusammenhang mit drei Flashpartys auf, die es in letzter Zeit gegeben hat und immer mit einem gewissen John Marks. Der Typ scheint eine heiße Nummer in der Szene zu sein.

Allerdings stehen wir nun ohne eine konkrete Idee da, wie wir weitermachen sollen. Da erreicht uns eine Nachricht, da unser verlorenes Schaf sich eine Fahrkarte für die U-Bahn gekauft hat und da kommt unser Tesla wieder ins Spiel – He, der Junge macht sich!
Mit seiner Hilfe können wir das Schaf auf den Überwachungskameras lokalisieren.
Wir brausen los (unterwegs sammeln wir noch unser Zeugs ein. Waffen, Rüstung, usw… ).

Doch leider ist der Vorsprung zu groß – Jahnu und seine Freunde sind 10 Minuten früher da (da – das heißt in diesem Fall, 10 Minuten nicht mehr auf einer Kamera zu sehen *grmpf*)
Wir sind in einem Industrieviertel gelandet und kurven etwas planlos rum, als und ein paar schwarze Lieferwagen auffallen. Eine Gruppe von Leuten lädt Zeugs aus, das verdächtigt nach Konzert aussieht. Ein blindes Huhn… hmm, ich glaube ich wiederhole mich…

Ok, das heißt Parkplatz suchen. Meine Long Barrel bleibt im Kofferraum *seufz*, aber mein Schwert kommt mit, DAS bleibt sicher nicht in irgend einem Kofferraum.
Da die Partytime noch nicht gekommen ist, helfen wir mit beim Bühnenaufbau. Ja, auch eine Jedi kann arbeiten!
Es wird wirklich verdammt knapp, die Uhr tickt immer weiter und uns geht die Zeit aus.

Kurz vor 23 Uhr ist es endlich soweit! Die Massen strömen herein. Taps müssen abgedreht werden. Ist Ok.
Wir versuchen in dem düsteren Licht und den Unmengen an Leuten unser Zielobjekt zu finden. Die Musik setzt ein. Meine malträtierten Ohren beginnen wieder zu jammern. Nun weiß ich was ich vergessen habe – Ohrstöpsel!

Doch dort ich sehe ihn! Keine Chance die anderen über Com Bescheid zugeben, der Lärmpegel ist einfach zu hoch. Also fahre ich mein Laserschwert aus und tanze geschickt und äußerst elegant Richtung Jahnu und hoffe, dass die anderen mich sehen. Aber mein Lichtschwert sollte nicht zu übersehen sein.

Wie erwartet schaltet unserer Lämmchen auf stur und will nicht mit uns mit. Selbst als ich ihm ins Ohr brülle, dass die Polizei im Anmarsch ist.
Naja, Bürschchen bist du nicht willig, dann brauche ich Gewalt – gegen eine Jedi hast du keine Chance, dass wirst du schon noch lernen. Seine Freundin Zi versucht mich aufzuhalten. Doch ich bekomme Hilfe von Amine – ich glaube, sie ist noch immer stinkig über die Abfuhr – sie kümmert sich seine Freundin.

Schön langsam wird die Menge um uns doch etwas unruhig, da es langsam offensichtlich wird, dass wir nicht zu der Höllenmusik tanzen. Da wird es plötzlich dunkel, im wahrsten Sinne des Wortes. Tesla, hat am Strom gedreht… der Junge ist heute wirklich gut drauf, ich bin ehrlich überrascht. Der  Bursche kann doch etwas!

Wir kämpfen uns im dunkel durch die Menge. Da! Endlich der Ausgang. Das darf doch nicht war sein. Diese Pseudo Security will sich echt mit mir anlegen? Nicht jetzt Jungs. Meine Nerven sind heute schon zu sehr strapaziert worden und uns geht die Zeit aus. Cinderella muss um Mitternacht zu Hause sein!

Langsam fahre ich mein Lichtschwert aus, den Kopf gesenkt, der schwarze Mantel flattert im Wind (Wind, hm, welcher Wind – egal es passt gerade so schön), violette Funken tanzen über die Klinge…

Welche Security?

Der Rest ist eigentlich kaum der Rede wert. Wir liefern Sohnemann beim Treffpunkt ab und machen uns auf den Weg zum Cosplay auf einen Absacker als…

… es erstens anders kommt und zweitens…

Eine Nacht unter Strom

PROLOG

Ich bin wieder zu Hause in meinen eigenen vier Wänden. Ich bin mehr bei der Tür herein gekrochen als gegangen. Die vergangenen Stunden waren sogar für meine fast unerschöpfliche Energie zu viel. Und ich bin – happy! Wer hätte das gedacht?

Der einzige dicke schwarze Punkt in meinem Lebensbild ist jedoch, dass Adora mehr als sauer auf mich sein dürfte. Ich hoffe dass ich das bald wieder hinbiegen kann. Cocktails und Küsschen heißt mein Rezept dazu. Aber erst muss ich mich einmal ausgiebig ausschlafen.

Vor dem Einschlafen lasse ich mir die Ereignisse noch einmal durch den Kopf gehen…

EINS

Der Raucher hat gerufen und wir kommen! Und damit uns nicht so schnell die Luft ausgeht organisiert Adora Kaffee für alle. Mit von der Partie sind diesmal Adora (kein Run ohne mein Herzblatt), Chimera, Tesla und Brad Majors.

Chimera und Brad muss ich noch verständigen, die waren beim Spaß mit dem Milchbubi JAE (siehe hier) nicht dabei. Und umziehen muss ich mich auch noch. Dem Raucher möchte ich nicht im Industrial-Outfit gegenüber treten. Ich fische mein Sailor-Moon-Outfit aus dem Kofferraum unseres Leihwagens und ziehe mich gleich auf dem Parkplatz um.

In einer Videokonferenz berichte ich Chimera und Brad Majors von unseren letzten Abenteuern und dem neuen Auftrag des Rauchers. Als ich in Unterwäsche neben dem Wagen stehe frage ich mich wieso Brad Majors so große Augen macht. Ach – meine Schuld – wieso habe ich eigentlich eine Videokonferenz gestartet? Böse Amine! Außerdem brauch ich hier eigentlich nicht prüde sein (woanders eigentlich auch nicht). Tesla in seinem heißem Netz- und Lackoutfit ist ja kaum weniger sexy als ich unterwegs.

Die Zeit drängt, schnell zu Chimera gefahren, die heute eher defensiv gekleidet ist. Ich muss bald herausfinden wo sie Fell an ihrem Körper hat und wo nicht. Bei Chimera erwartet uns auch Brad, der an ihrer Tür Sturm klingelt was für eine gute Stimmung zwischen den beiden sorgt (nicht).

Nun komplett brechen wir zum vereinbarten Treffpunkt mit dem Raucher auf, der wieder im Industriegebiet auf dem Gelände der Firma Chemofarm liegt. Im Schatten des Hauptgebäudes steht ein schwarzer Sattelschlepper, daneben eine schwarze Limousine. Neben dem Truck stehen zwei dunkel gekleidete Personen und im Schatten verrät eine aufglühende Zigarette die Position des Rauchers.

ZWEI

Bevor wir aus dem Auto aussteigen warne ich die anderen noch – mit dem Raucher ist nicht zu spaßen. Der Raucher ist heute teuer gekleidet, in einem dunklen Anzug. Sein Anliegen klingt harmlos – wir sollen ein neues Stück Technik für ihn ausprobieren.

Im Nachhinein klingt das recht nüchtern und harmlos. Doch ich kenne den Raucher schon lange. Harmlos ist kein Attribut das ich geistig auch nur in seine Nähe kommen lassen würde. Dementsprechend aufgeregt bin ich. Ich zittere innerlich vor dem was nun auf uns zu kommt. Und ich weiß dass ich keine Chance habe diesen Auftrag abzulehnen.

Schnell stimme ich zu und betrete das High-Tech-Labor im Sattelschlepper, gefolgt vom Rest meiner Truppe. Der Großteil des Raums im Labor wird von Pods/Standliegen eingenommen. Aus dem Kopfbereich der Pods quellen unzählige Kabel die in Elektroden (?) enden. Für mich sieht das nach VR-Equipment aus, nur zumindest zwei Generationen weiter als alles was derzeit auf dem Markt ist. Der Raucher hat die besten Spielzeuge! Wow!

Wir werden von einer südländisch aussehenden (gut aussehenden) Dame auf Spanisch begrüßt – kein Problem, ich kann in fünf Sprachen flirten und Spanisch ist eine davon. Die Zeit drängt offensichtlich, über den Pods zählt ein großes Display die Zeit rückwärts. Wir stehen nun bei 90 Minuten.

Über meinen TAP erhalte ich – per anonymer Botschaft die Auftragsbeschreibung. Vor uns steht eine Anlage die eine neue Form des Hackens ermöglicht – „Ghosting“. Bei einem ersten Probelauf sollen wir Informationen zu einem „Austausch“ sammeln. So weit so unkonkret. Während ich noch die Anlage bewundere lassen sich Brad und Tesla bereits in den Pods nieder und an die Elektroden anschließen. Tesla droht vorher noch mit Vergeltung, falls ihm etwas zustößt. Mit Mühe unterdrücke ich einen lauten Seufzer und verdrehe meine Augen. Mit wem glaubt er hat er es hier zu tun? Wenn der Raucher will verschwinden wir innerhalb von Stunden vom Antlitz dieser Erde. Ich hoffe er hat so bald keine weitere „Sternstunde“.

Als die Reihe an mir ist kann ich mich nicht überwinden. Ein Blick in Adoras Gesicht zeigt mir dass sie eher abwartet bis die Hölle zufriert und ich diesen Weg ohne sie gehen werden muss. Ich trete auf sie zu und nehme ihre Hände in meine. Meine Augen blicken tief in ihre. Die folgenden Sätze kommen aus dem tiefsten Grunde meines Herzens:

Adora – entscheide wie du möchtest. Es wird das richtige sein. Bitte umarme mich noch einmal. Ich möchte nicht alleine in diese Welt gehen. Bitte lass mich nicht allein.

Dann versagt mir die Stimme. Die Tränen die in Adoras Augen treten sagen mir, dass ich diesen Weg doch nicht alleine gehen werden muss. Und ich weiß dass ich später den Preis dafür zahlen werde. Den Preis dafür, dass meine liebste Jedi mit der dunklen Seite der Macht – repräsentiert durch den Raucher – in Berührung kommt.

Kurze Zeit später sind wir alle in den Pods und mit der Anlage verbunden. Auch Chimera kann mit – offensichtlich ist kein TAP dafür notwendig. Wir wählen noch unsere Safewords für den Notausstieg aus der virtuellen Welt. Yoda (ratet wer), Safeword (wie einfallsreich) und Schmetterling (ich denke an dich Sarah).

DREI

Das System fährt hoch, der Truck setzt sich in Bewegung (wofür das?) und die spanische Lady teilt uns mit, dass wir in den Link geschickt werden. Die Reise könnte holprig werden. Kurze Zeit später schwebt mein Bewusstsein außerhalb meines Körpers in absoluter Schwärze. Ich kenne das von anderen Hacks in VR-Systemen. Nur ist dann der Übergang fast nahtlos. Kein Verweilen in der Dunkelheit. Und ich bin nicht allein in der Dunkelheit. Wir alle haben den Einstieg geschafft und können miteinander reden aber einander nicht sehen. Nur die Präsenz von Adora ist mehr als greifbar in meiner Nähe. Und ihre Emotion ist mehr als spürbar. Ärger in seiner puren heißen Form. Vorsicht Mylady – hier beginnt der Weg zur dunklen Seite der Macht. Ich verkneif mir aber jede Bemerkung und verberge meine Erleichterung mit einem kleinen Flirt mit der spanischen Lady.

Die Schwärze wird beiseite gewischt, wir sind in der neuen Welt angekommen und erfahren sie durch die Augen einer Frau die in einem Meetingraum steht. An dem Echtholztisch sitzen Männer in dunklen Anzügen. Auf dem Tisch Vertragsunterlagen. Und im Blickfeld der Lady das Symbol für einen eingehenden Anruf, den sie mit knappen Worten abweist. Oder doch annimmt? Meine Erinnerung ist hier unklar. Denn kurze Zeit später steht die Lady auf dem Gang und telefoniert mit ihrem Freund (Liebhaber?) – Adora findet es heraus indem sie direkt in die Haut der Lady schlüpft. Die Lady macht mit ihrem hübschen asiatischen Freund ein späteres Treffen im „Indigo“ aus und kehrt in den Meetingraum zurück. Und der Anruf ist noch nicht beendet – das Icon pulsiert noch aktiv. Oder trügt mich auch hier die Erinnerung?

Und dann friert die Welt ein! Unsere Spanierin teilt uns besorgt mit, dass wir in einer Schleife hängen. Zehn Minuten bleiben uns um zu entkommen, danach muss das „Ghosting“ abgebrochen werden. Aber wie sollen wir das bewerkstelligen?

Wir analysieren unsere Situation. Chimera findet heraus, dass der Detailgrad der virtuellen Welt variiert. Im Blickfeld der Lady viele Details, hinter ihr weniger Details. Als würde die Übertragung direkt aus ihrem Kopf stammen. Adora setzt ihre Macht ein um Bewegung in die Szene zu bringen.  Das war keine gute Idee. Es wird dunkler in der virtuellen Welt, Donner ist zu hören. Der Link wird instabiler. Ich spüre die Schleife in der wir stecken fast körperlich, meine Hacking-Skills bringen aber kein greifbares Ergebnis.

Auf Anraten von Adora trenne ich die Verbindung der Lady mit ihrem Freund. Damit ist der gordische Knoten durchtrennt. Es kommt wieder Bewegung in die Welt.

Wir durchlaufen eine Reihe von Szenen…

VIER

Szenenwechsel

Die Lady steht vor einem Kind und reicht ihm ein Eis. Das Kind stürzt sich mit Vergnügen auf das Eis.

Szenenwechsel

Die Lady wird in der Nacht in ihrem Auto von zwei (falschen?) Polizisten angehalten und zum Aussteigen aufgefordert.

Freeze!

Hektisch suchen wir einen Ausweg aus der Gefahrensituation. Brad drückt für die Lady aufs Gaspedal und der Wagen saust davon.

Szenenwechsel

Die Lady steht auf der Damentoilette eines Pubs. Wir sehen im Spiegel zum ersten ihr hübsches asiatisches Gesicht. Gestresst! Furcht! Und eine kleine metallische Box in ihrer Handtasche. In einer dunklen Flüssigkeit schwimmt ein kleines DING, halb technisch halb organisch.

Szenenwechsel

Im Morgengauen in einem Hotelzimmer. Im Bett liegt der hübsche asiatische Liebhaber (was sonst – er ist nackt!). Die Kleider der beiden liegen überall im Zimmer verstreut. Die Lady fährt im spielerisch durchs Haar.

Freeze!

Adora visualisiert einen intensiven Kuss (gerade ihr Mylady! gerade ihr!).

Szenenwechsel

Dasselbe Hotelzimmer. Die Lady blickt zurück auf ihren Liebhaber. Sie wendet sich zum gehen. Ihre Handtasche hat sie mit.

Szenenwechsel

Ein deutlich teureres Hotelzimmer. Ein deutlich älterer nackter Mann im Bett. In der Hand der Lady das DING aus der Metallbox. Sie tritt auf das Bett zu.

Szenenwechsel

Videocall mit ihrem Liebhaber – „jaja, es ist alles in Ordnung!“.

Szenenwechsel

Eine dunkle Gasse. Die Lady wird von einer dunklen bedrohlichen Gestalt verfolgt. Lauf Lady! Rein in die nächste Seitengasse. Die Lady wird von einem bulligen Typ mit einer Waffe im Anschlag gestoppt. Aus der Waffe löst sich wie in Zeitlupe ein Schuss. Das Projektil fliegt auf mich/uns/die Lady zu.

„SCHMETTERLING!“.

Ich bin nicht der erste der die Reißleine zieht. Eine Ewigkeit schwebe ich in der bekannten Schwärze. Langsam kehre ich in die Realität zurück.

FÜNF

Wir sind alle rechtzeitig aus der virtuellen Welt entkommen. Auch Adora die offensichtlich bis zum letzten Augenblick gewartet hat um sicher zu stellen dass wir alle entkommen können. Adora – du hast das Herz einer Löwin! Und mich beschleicht ein ungutes Gefühl…

Adora tritt auf den letzten Pod im Labor zu. Das Wesen im Pod wird von einem schwarzen Tuch verhüllt das Adora nun anhebt. Der Körper einer jungen asiatischen Frau. Ihr Unterkiefer ist zerfetzt, genauso wie Teile ihres Oberkörpers. Drähte in ihrem Kopf, der Körper halb eingetaucht in eine undefinierbare Flüssigkeit. Eine lebende Leiche… Der Countdown steht nun bei 32 Minuten. 32 Minuten nach denen wohl jeder Lebensfunke im diesem geschundenen Körper erloschen sein wird.

Der Raucher liefert uns die Akte der Frau. Yunko Toro arbeitete im Marketing einer technischen Agentur. Ein ungefährlicher Job eigentlich. Und ihr Körper wurde vor zwei Stunden gefunden… Erschossen. Und wir haben die letzten Erinnerungen in ihrem Kopf durchlebt. „Ghosting“ – wie passend und wie dunkel. Ich wage es kaum Adora ins Gesicht zu blicken.

Uns bleibt keine Zeit zum Nachdenken – wir eröffnen eine Videokonferenz mit dem Raucher. Ich schildere ihm die Ereignisse. Der Raucher braucht weitere Hinweise denen er nachgehen kann und wir versuchen uns an so viele Details als möglich zu erinnern.

Haben wir die Ereignisse in der richtigen Zeitabfolge erlebt?

Ich denke schon…

Gibt es Orte die wir wiedererkennen würden?

Klar – den Meetingraum. Und auch das Hotelzimmer des älteren Mannes im Yamaka (danke Chimera). Und das des jüngeren Mannes im „Don Eneas“.

Wie sah der Mörder der Frau aus?

Adora erinnert sich an seine militärische Körperpanzerung, die Narbe über seinem Auge und das Blitzsymbol das seinen Ohrring ziert.

Das sind zwar gute Hinweise – aber wir brauchen noch mehr. Auf Anraten von Adora hacke ich den TAP der sterbenden Frau. So etwas habe ich noch nie gemacht. Aus gutem Grund. Ihr Lebenslicht erlischt und mit ihr stirbt auch ihr TAP. Das Risiko ist immens doch mir ist klar, dass ich keine Wahl habe.

In letzter Sekunde kann ich in den Mahlstrom ihres sterbenden Bewusstseins eintauchen und ihre Kontaktliste, ihren GPS-Trail und die Liste der letzten Informationsabfragen extrahieren. Während des panischen Ausstiegs aus dem TAP habe ich für den kurzen Augenblick die Angst mit in den Tod gerissen zu werden. Doch wie durch ein Wunder stabilisiert sich die Umgebung für kurze Zeit wieder. Ich bin raus! Und sehe wie Adora den Kopf der Frau in Händen hält. 

Ich kann ihren Blick nicht deuten und sie liefert mir auch keine Erklärung. Wir beide haben ein langes intensives Gespräch vor uns wenn dieses Abenteuer überstanden ist.

SECHS

Es ist vorbei – wir haben unseren Auftrag erfüllt. Oder nicht? Sollen wir weitermachen? Sollen wir herausfinden warum Yunko getötet wurde? Was es mit dem DING aus der Metallbox auf sich hat?

Eine heiße Diskussion in der Gruppe entsteht. Ich möchte unbedingt weitermachen und habe damit auch Tesla auf meiner Seite. Chimera und Adora sind weniger motiviert um es höflich zu sagen und Brad rührt keinen Finger mehr ohne Bezahlung.

Und dann verschwinden Adora und Chimera für ein Gespräch unter vier Augen. Und sind dann plötzlich beide dafür weiterzumachen. Was passiert hier?

Brad verhandelt mit dem Raucher. Er will nun endlich Geld sehen. Und das in einem Ton, den ich mir gegenüber dem Raucher niemals erlauben würde. Dementsprechend werde ich immer kleiner und versuche mich unsichtbar zu machen, was jedoch nicht gelingt. Und auch der Raucher wird im Laufe der Verhandlungen immer ruhiger, das ist kein gutes Zeichen.

Brad pokert hoch – wir erhalten 20.000 Credits wenn wir den Fall in den nächsten sechs Stunden aufklären. Ich weiß genauso gut wie der Raucher dass das kaum möglich sein wird.

Aber zumindest bekomme ich die Kontaktdaten der hübschen spanischen Lady. Egal was die Nacht noch bringt – ich gehe nicht leer aus.

Und zur Sicherheit checke ich noch den TAP von Adora – und finde nichts. Sie vertraut dem Raucher nicht und auch mir erst nach einer längeren ernsthaften Diskussion. Adora – wir müssen dringend über die Dinge sprechen die seit kurzem zwischen uns stehen.

SIEBEN

Es geht also weiter – mit voller gemeinsamer Kraft tragen wir Informationen zusammen:

Der junge Liebhaber von Yunko heißt Tadao Pak. Er arbeitet im Sales eines mittelständischen Konzerns die Neuro-Chips herstellt. Er ist relativ neu in der Stadt, hat dennoch schon Kontakt zu vielen Frauen und achtet sehr auf sein gutes Image in den sozialen Netzwerken.

Yunko Toro arbeitet im Marketing einer technischen Agentur mit dem Namen Rikscha und Partners die sich um einen Auftrag von XIAO Communications beworben haben. Es geht wohl um die Ausweitung der Marktmacht des ohnehin schon großen Telekommunikationskonzerns.

Adora heuert zur Unterstützung noch Raffaella an – sie soll mehr über den Killer Yunkos herausfinden. Später wird sie uns mitteilen, dass der Killer wahrscheinlich für die russische Mafia arbeitet und uns ein Bild in geringer Auflösung von ihm liefern.

Und auch der zeitliche Ablauf wird nun klarer. Yunko hat sich in den letzten Tagen zweimal mit Tadao getroffen. Vor und nach dem Stelldichein mit dem älteren Manager. Dieser Mann arbeitet im höheren Management bei XIAO, war der Leiter des Meetings das wir aus Yunkos Perspektive gesehen haben und mit hoher Wahrscheinlichkeit für die Vergabe des Auftrags verantwortlich, um den Yunko gekämpft hat. Mit allen legalen und wie es immer mehr aussieht auch illegalen Mitteln.

Und langsam wird die Geschichte immer klarer – wir haben folgende Theorie:

Yunko will den Auftrag mit allen Mitteln an Land ziehen. Von ihrem Liebhaber erhält sie einen Neuro-Chip (denkt an die Wanze aus der alten Komödie „Matrix“ die Neo eingesetzt wird), der für die Stabilisierung von psychisch kranken Personen eingesetzt wird. Und der auch zur Beeinflussung von psychisch völlig gesunden Personen eingesetzt werden kann. 

Sollte Yunko es geschafft haben den Chip dem Manager zu implantieren – hat sie ihn mehr oder weniger unter ihrer Kontrolle und Auftrag mit Sicherheit in der Tasche.

ACHT

Unsere Geschichte kann eigentlich nur von einer Person bestätigt werden – Tadao Pak. Wir müssen den jungen Mann so schnell wie möglich finden und zum Reden bringen.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit hält er sich an einem von drei Orten auf: noch im Hotel „Don Eneas“, in seinem Appartement oder im Restaurant „Indigo“ (wie ausgemacht mit Yunko).

Ich kläre mit einem Anruf schnell und einfach, dass er nicht mehr im „Don Eneas“ ist. Kurze Zeit später treffen wir bei seinem Appartement ein, das in einem Hochhaus mit Empfang und Security liegt.

Und wer darf wieder mal süß aussehen, auf hohen Absätzen zum Empfang trippeln, der Security den Kopf verdrehen und herausfinden in welchen Appartement Tadao Pak wohnt und ob er da ist? Wer wohl?

Anyway – ich finde heraus wo er genau wohnt und dass er nicht da ist. Offensichtlich hat Tadao so oft Damenbesuch dass eine schnuckelige Amine mehr da auch nicht mehr verdächtig wirkt – gut.

Somit bleibt nur mehr ein Ort an dem wir Tadao finden können – das Restaurant Indigo. Rein ins Auto – aber langsam merke ich wie mir die Energie ausgeht. Aber Chimera weiß Hilfe, das Zeug das sie mir verabreicht macht mich wieder munter! Zu munter für den Geschmack des Rests der Runde. Aber hey – ich steh drauf!

Das Indigo ist ein edler Schuppen in dem Backsteinarchitektur durch viele blanke weiße Oberflächen perfekt ergänzt wird. Große Glasfronten geben den Blick ins Lokalinnere frei. Hier gibt es internationale Küche – beim Anblick des Sushis auf den Tellern der Gäste läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Wann habe ich eigentlich das letzte mal etwas anderes als Kaffee zu mir genommen?

An einem der Tische weiter hinten im Lokal entdecken wir dann auch Tadao Pak – endlich! Nur wie bringen wir ihn aus dem Lokal?

Und wer darf wieder mal süß aussehen, auf hohen Absätzen zum Tisch von Tadao trippeln, ihm den Kopf verdrehen und ihn aus dem Lokal locken? Wiederhole ich mich?

Also drehe ich die Nanoeffekte meines Sailor-Moon-Outfits auf Maximum, strecke meinen Rücken und meine wundervollen langen Beine und stehe kurze Zeit später vor dem Tisch von Tadao. Der mich mit einem kurzen „Heute nicht!“ abweist.

Halt Freundchen – das haben wir nicht ausgemacht. Ich bin unwiderstehlich und du sollst augenblicklich den Verstand ausschalten und mich aus dem Lokal begleiten. Na dann halte auf die direkte Art: „Ich habe Nachricht von Yunko. Ich muss mich mit dir unterhalten. Unter vier Augen. Begleite mich aus dem Lokal!“. Ich lasse meine Augen funkeln – und es wirkt. Knapp aber doch.

Widerstrebend folgt mir Tadao aus dem Lokal und er läuft dem Rest meiner Runde in die Arme. Sofort versucht er zurück ins Lokal zu flüchten, gute Worte können ihn nicht zurück halten. Aber die Pistole die Brad auf ihn richtet kann ihn dann doch zum Bleiben bewegen.

Dann geht alles ganz schnell. Die Todesnachricht von Yunko und die Pistole von Brad brechen seinen Willen. Er legt alle Fakten auf den Tisch.

Der Chip den Yunko dem Manager eingepflanzt hat war ein PAK-Prototyp der Generation 3, der direkt auf das Gehirn wirkt. Dieser Chip verbindet sich völlig mit der Zielperson und ist nach einigen Tagen auch mit guten diagnostischen Mitteln nur mehr schwer zu finden. Die Beeinflussung durch den Chip war erfolgreich – der Auftrag für Yunkos Firma wurde unterzeichnet.

Zwei weitere Firmen waren im Rennen um den Auftrag – Valao Tech und Bushmann&Bushmann. Eine dieser Firmen wird wohl Verbindungen zur russischen Mafia haben. Aber das können wir nicht nachweisen.

Der Fall ist gelöst – ich teile dem Raucher alle Fakten mit. Er will die Koordinaten von Tadao haben. Tadao wird wohl innerhalb der nächsten Stunde unauffällig und unauffindbar verschwinden. Auf unseren Konten landen jeweils 5000 Credits. Und als Zeichen für den subtilen Humor des Rauchers erhalte ich noch ein Video zugeschickt, das einen  Techniker zeigt wie er unseren filmreifen Auftritt aus dem Überwachungssystem des Indigo löscht.

EPILOG

Für mich ist der Abend dann noch immer nicht zu Ende – ich habe noch die Gelegenheit beim Schopf gepackt und mich bei der Person gemeldet die mir einen Flug über die Stadt im Privatjet mit Musik meiner Wahl angeboten hat. Die recht freizügigen Bilder, die ich mitgeschickt habe waren wohl recht motivierend mir schnell zu antworten. Samstag Abend um 21 Uhr habe ich ein Date! Und danach werde ich mich wohl bei der süßen Spanierin melden.

Und danach?

Schon bald  muss ich aus dem sich immer schneller drehenden Karussell aussteigen. Schon bald muss ich mich mit Adora treffen, ihr in die Augen schauen, herausfinden wie es ihr geht und wie wir zu einander stehen.

Und vor diesem Augenblick der Wahrheit zittere ich mehr als ein wenig. Er wird entscheiden ob ich ihr in meinen späteren Leben offenbaren kann was ich wirklich für sie empfinde.

Adora – wie steht es um dich und mich?

Shopping, Gerangel und ein dickes Ende

PROLOG

Nach all den Abenteuern in letzter Zeit brauche ich einmal Abwechslung -Tapetenwechsel ist angesagt. Ich brauche mindestens ein neues Outfit! Meine liebste Jedi Adora hat sich breitschlagen lassen mit mir ins „Aminuka“ zu fahren. Merkt ihr die Namensähnlichkeit zu mir? Der Name ist Programm – da findet Amine was das Herz begehrt. Und mein Herz begehrt ein Outfit im Sailor Moon-Stil. Koste es was es wolle! Und die Haare kann ich mir nebenan auch gleich schön machen lassen.

Nach einigen Momenten in intensivem Jagdfieber finde ich ein auf Business-Casual getrimmtes Sailor Moon-Outfit (verspieltes Oberteil, Minirock in Gürtelbreite und ganz hohe Stiefel) mit Nano-Effekten (glitzer! glitzer! leucht!) um sehr wohlfeile 300 Credits! Das ist nur 30% der Summe die ich pro Monat für alles andere ausgebe! Und für weniger züchtige Momente auch ein passendes Party-Outfit (50 Credits), das aus wenigen Quadratzentimetern Stoff besteht. So schnell wird es mir darin nicht heiß (aber hoffentlich den anderen Partygästen!).

Die Outfits stehen mir so umwerfend gut, dass selbst Adora die hochgezogene Augenbraue abhanden kommt. Und die passende Unterwäsche (50 Credits) brauche ich natürlich auch noch. Tesla schicke ich eine kleine Bildergalerie aus der Umkleidekabine um ihm die harte Arbeit ein wenig zu versüßen. Aus den beiden Varianten (weiß und schwarz) darf er dann auswählen. Es wird weiß (wie die Unschuld – ha) – danke Tesla!

EINS

Mein Jagdfieber wird durch eine Nachricht von Rosi unterbrochen. Ein wohlhabender Kunde will 4000 Credits ausgeben um seinen abenteuerlustigen Sohn wieder nach Hause zu bekommen. Adora, Tesla und ich stimmen zu (Credits!) und bekommen das Foto eines 15 Jahre alten Jungen in Schuluniform zugeschickt. Und einen Namen: Jahnu Arun El-Jahrousse. Das kann sich doch niemand merken – ich gebe ihm den Spitznamen „JAE“. Der hoffnungsvolle Nachwuchs ist heute beim Frühstück daheim nicht aufgetaucht und wahrscheinlich irgendwo in der Stadt unterwegs. Wenn wir ihn bis Mitternacht bei seinem Vater abliefern bekommen wir die Credits. Das sollte doch zu machen sein!

Der kleine JAE ist ein Gamer, eher weniger mit Freunden unterwegs und meistens in der Polycorp-Schule die ihm eine ausgezeichnete technische Ausbildung bietet. Er hatte bis vor einem halben Jahr eine Freundin, hört keine für seine Eltern beunruhigende Musik und macht gern Sport in virtuellen Welten (Virtual Tennis). Die Eltern sind geschieden, er lebt bei seinem Vater. Mit einem Wort ein langweiliger Streber! Puh!

Er hat ein großzügiges Taschengeldkonto – die Transaktionsliste bekommen wir von JAEs Vater. Aha! Um 11 Uhr war er also noch in einem Starbucks. Eine Erleichterung, die Stadt hat er also wahrscheinlich noch nicht verlassen. Auch eine Freundesliste hat JAEs Vater bereitgestellt – Sudi Prahman, Takachiru und Zi Li stehen drauf.

ZWEI

Wir machen uns auf den Weg ins Starbucks wo wir auch Tesla treffen werden. Adora fährt unseren Leihwagen (einen Viersitzer), dann kann ich in Ruhe vom Rücksitz aus arbeiten (die Zeit drängt!). Takachiru verrät mir den Spielernamen von JAE (flamer) und sein neues Lieblingsspiel (Overland). Der Junge war sehr hilfreich, offensichtlich gefällt ihm mein neues Outfit, das ich ihm (mich sinnlich räkelnd) per Videofeed präsentiere. Ich lade ihn jedenfalls in Cosplaycafe ein. Er ist schließlich süß und kommt bald ins legale Alter.

Inzwischen sind wir beim Starbucks angekommen und nun geht das Sammeln und Analysieren von Informationen erst so richtig los. Adora (!) analysiert die Kontodaten – ich wusste gar nicht dass sie das auch kann. Wenig später stellt sich heraus dass sie es nicht kann, aber ich finde es trotzdem süß, dass sie es probiert hat.

Ich versuche inzwischen in Overland eine Spur zu JAE zu finden. Leider auch vergeblich. Tesla ist sehr beim aktiv beim Fragen der Angestellten des Starbucks und der umliegenden Geschäfte und hat auch Erfolg damit. JAE wurde mit seiner asiatischen Freundin (Zi Li) hier im Starbucks gesehen.

Adora hat sich inzwischen etwas neues einfallen lassen. Sie trägt die Orte und Beträge von JAEs Transaktionen auf einer Karte ein (mit Buntstiften?). Das erweist sich als erstaunlich nützlich. Als ungewöhnlicher Ort sticht sofort ein Eso-Laden heraus in dem JAE heute ein beachtliche Summe ausgegeben hat.

Dazu passen auch die Bilder die Tesla über JAE aus dem AllFace zieht: dunkle Outfits mit Cargopants, Nieten, New Style Graffiti. Jede Menge Bilder von Parties mit anderen jungen Leuten in diesen Outfits. Und auffällig fehlenden Bildkoordinaten auf den Partybildern. Da war jemand vorsichtig.

Ich rufe schnell auch noch Zi Li an, die jedoch sofort auflegt als sie erfährt dass JAEs Vater ihn sucht. Danach ist ihr TAP für mich blockiert – Bitch! Und vorgewarnt ist JAE jetzt auch noch. Mist! Ich schaffe es auch nicht den Anruf zurück zu verfolgen.

Aber zumindest eine neue Spur haben wir jetzt: Zi Li trägt auf ihren Partyfotos genauso wie JAE einen esoterisch anmuten Anhänger, der – wie wir mit einigem Aufwand herausfinden – als Freiheitssymbol gilt.

DREI

Nach einem kurzen Telefonat Adoras mit Luna vom Esoladen wissen wir, dass sie diese Anhänger verkaufen – also nichts wie hin! Der Laden selbst ist nicht romantisch, verträumt esoterisch – im Gegenteil! Ein sehr kommerzielles Geschäft mit wundervollen Dingen zu allen möglichen esoterischen Richtungen. Räucherwerk, Schmuck aus Silber, Outfits in riesiger Auswahl. Mein Shoppingfieber war eigentlich für heute schon abgeklungen (und mein Konto entsprechend leer) aber das ist zu viel geiler Krimskrams für eine kleine hilflose Amine! Ich stürze mich auf die gut gefüllten Regale wie eine Tigerin auf die Beute!

Wir erfahren durch schlaues Nachfragen von Adora, dass JAE hier jede Menge Freiheitsanhänger gekauft hat. Und weiteres Stöbern auf AllFace bringt uns auf die richtige Subkultur – Industrial Outfits gemischt mit einer stark rebellischen Ader die sich gegen die alles beherrschenden Konzerne richtet. Der liebste Treffpunkt sind in letzter Zeit offensichtlich Flash-Parties (mische Flash-Mob mit Party). Die Lieblingsclubs der Szene heißen HyperCube und Terminus.

Um zumindest mit unseren Outfits in die Szene zu passen müssen wir uns wohl oder übel neu einkleiden. Für mich wird es ein heißes Industrial-Outfit (100 Credits) und Tesla stecke ich ein scharfes Nichts gewebt aus Netz und Lack – sehr lecker! Für meine Hilfe beim Shoppen bekomme ich noch Freiheits-Ohrringe von Tesla! Danke und Küsschen!

Nur Adora weigert sich wieder einmal Luft an ihre Haut zu lassen und legt stattdessen noch eine Kleidungsschicht drüber – ein dunkler Mantel der ihren Körper komplett vor meinen Blicken verbirgt. Da hilft auch kein Betteln, Flehen und Zicken. Unfair!

VIER

Um weitere Informationen zu bekommen beauftragen wir Raffaela mit weiterer Recherche-Arbeit. Und sie liefert gute Ergebnisse! In der letzten Zeit gab es drei Flash-Parties mit dem Szene-Star John Marks. Auch er trägt diesen Freiheitsanhänger und ruft in seinen Songtexten zum Widerstand durch die Ausbeutung durch die Konzerne auf. Junge Menschen und Leute aus der Oberschicht gehören zu seinen Fans. Altersdurchschnitt knapp über 20 Jahre. Meine persönliche CosplayCafe-Datenbank liefert auch einen passenden Treffer. Meine Bekannte Mafra sollte zu der Szene gehören. Und obwohl ich intensiv mit ihr flirte kann sie sich nicht dazu durchringen mir zu sagen wo heute noch eine Flashparty steigen könnte. Wir sind inzwischen überzeugt davon, dass JAE zu so einer Party unterwegs ist. Also müssen wir wieder weitersuchen.

Aber warum soll ich eigentlich nicht andere meine Arbeit machen lassen? Ich brauche dazu eigentlich nur den richtigen Anreiz, den ich nach einem Blick in den Spiegel schnell gefunden habe. Ich poste ein Ganzkörperbild im Industrial-Outfit von mir in lasziver Pose im Clubforum von Terminus. Wer mir die ausgefallenste Abendgestaltung vorschlägt bekommt heute meine Aufmerksamkeit und meine Begleitung.

Das Angebot kommt zwar unwahrscheinlich gut an – ich brauche für die kommenden Monate nicht nach einer Party-Begleitung suchen – aber die erhoffte Einladung zur Flash-Party ist dann leider doch nicht dabei. Kurz komme ich in Versuchung die Schnitzeljagd nach JAE gegen einen Abend in einem Luxusjet mit Flug über die Stadt einzutauschen, doch dann siegt das Pflichtbewusstsein. Aber auf das Angebot komme ich noch zurück!

FÜNF

Wir sind wieder an einem toten Ende angelangt, auch unsere Kontalte können uns nicht weiterhelfen. Wir ziehen uns ins Cosplay-Cafe zu weiteren Beratungen zurück. Plötzlich trifft bei uns eine neue Nachricht ein! JAE hat ein UBahn-Ticket für die Aussenbezirke gekauft. Und dank Teslas Zugangsdaten können wir ihn auch mit Hilfe der Überwachungskameras lokalisieren! Wir holen noch schnell unser Equipment und heute nehme auch ich meine Schusswaffe mit. Die passt einfach perfekt zu meinem Industrial-Outfit!

JAE und seine Freunde haben zwar einen großen Vorsprung – wir holen im Auto jedoch langsam auf. Um 21 Uhr sind wir noch 10 Minuten von ihnen entfernt als sie aus dem letzten Bus aussteigen. Und die Gegend in der wir inzwischen unterwegs sind könnte eine bessere sein. Überall Schlaglöcher in den Straßen, Industrieruinen, schlechte Beleuchtung – Gang-Gebiet!

Die 10 Minuten Vorsprung waren leider doch zu viel. Wir haben sie verloren und fahren ziellos in der Gegend herum um eine Spur zu finden. Wir finden eine Gruppe schwarzer Lieferwagen aus denen Konzertequipment ausgeladen wird und plötzlich haben wir wieder eine heiße Spur zur Flashparty auf der wir hoffen JAE zu finden. Also Leihwagen schnell in einer entfernteren Seitenstraße parken – die Kiste ist hier einfach zu auffällig!

Und ich erkunde mit Teslas Jumpboard die Straßen um das Fabriksgelände an dem die Lieferwagen geparkt sind. Der Eingang – große Löcher im Zaun mit Pseudo-Security (wer soll sich bitte vor euch fürchten) dahinter – ist relativ einfach zu finden. Ich könnte problemlos schon jetzt auf das Partygelände – es wird noch hektisch vorbereitet, aber mit meiner Schusswaffe komme ich doch nicht an der Security vorbei.

Also nochmal zurück zum Auto, Wumme verstaut und wir brechen zu dritt wieder zum Eingang auf. Inzwischen ist es schon 22 Uhr und von den Partygästen ist noch immer nichts zu sehen. Langsam werden wir nervös.

Um uns die Zeit zu vertreiben helfen wir beim Aufbau mit – mit unseren Outfits gehören wir automatisch dazu. Als Legitimation reicht offensichtlich vom Partyort zu wissen. Ich steck mir noch schnell die Haare hoch damit mich JAEs Freundin ZI LI nicht sofort von unserem Video-Telefonat wiedererkennt.

Inzwischen hat Tesla eine Sternstunde – er trifft auf John Marks und teilt ihm unverblümt mit, dass er für heute Abend gar nicht eingeladen wurde und nur durch einen Kollegen davon erfahren hat. John Marks ist äußerst verblüfft, hält das ganze dann jedoch für einen Scherz und lacht lauthals. Unser Glück. Wir fliegen nicht auf.

SECHS

Kurz vor 23 Uhr strömen dann von allen Seiten Menschenmassen, hinter bunt gewandeten Lotsen, auf das Partygelände. Die Musik fängt an zu hämmern, John Marks singt mit Energie und Hingabe. Zeit für uns unseren ausgeklügelten Plan in die Tat umzusetzen und JAE unauffällig aus der Menschenmasse in sichere zu Hause zu bringen.

Moment mal – welcher Plan? Wir haben wieder mal keinen und für weitere Absprachen ist nun zu spät weil unsere Funk-Kommunikatoren in diesem Höllenlärm nicht mehr funktionieren. Unsere TAPs haben wir vorsichtshalber deaktiviert. Also ist wieder einmal improvisieren angesagt. Ich hoffe es gibt diesmal wenigstens keine Toten.

Nach fieberhafter Suche findet Adora JAE und seine Freundin ZI LI. Ihr sechster Jedi-Sinn erweist sich wieder einmal als äusserst nützlich. Um Tesla auf sich aufmerksam zu machen tanzt sie auffällig und schwenkt ihr Lichtschwert.

Als ich sie entdecke muss ich mühsam einen Lachanfall unterdrücken. Kämpfen kannst du Mylady, dass muss man dir lassen, aber tanzen?

Anyway – geschickt wie eine Ballettänzerin auf Speed tänzele ich durch die Menge zu Adora und JAEs Gruppe. Adora ruft ihnen zu, dass die Polizei bereits unterwegs ist und wir komplett ignoriert. Ja dann halt mit sanfter Gewalt. Da die Kräfteverhältnisse recht ausgewogen sind – Adora und ich auf der einen Seite, JAE und ZI LI auf der anderen Seite klappt das auch nicht so recht.  Wir brauchen ein Ablenkungsmanöver!

Tesla – auf den Mann kann man sich verlassen – sabotiert die Beleuchtung. In der Dunkelheit kann ich ZI LI von JAE wegschubsen (Rache ist süß Bitch!) und zu zweit bekommen wir JAE Richtung Ausgang bugsiert. Dass ich im Dunkeln sehen kann ist wieder mal recht hilfreich.

Am Ausgang gibt es noch ein kurzes Intermezzo mit der Security die jedoch schnell klein beigibt als Adora ihr Laserschwert schwingt. Ohne meine Lieblingsjedi wären wir heute echt aufgeschmissen.

Hinter uns singt John Marks ein letztes Lied, die Musik verwandelt sich dann langsam in ein Alarmsignal und John Marks ruft laut in die Menge: „Die Party ist aus! GO GO GO!“. Die Menschenmassen reissen uns wieder mit, wir halten JAE fest und verfrachten ihn in unser Auto nach dem sich die Lage wieder beruhigt hat. Nun aber nichts wie weg von hier bevor die Polizei eintrifft!

EPILOG

Wir liefern JAE beim vereinbarten Treffpunkt bei einem älteren Herrn und einer Limousine ab und machen uns gerade wieder in Richtung Cosplay-Cafe um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen als eine Nachricht vom Raucher eintrifft: „Sammel deine Freunde ein Amine und bring sie zu den folgenden Koordinaten!“. Und damit hat auch dieser Run wieder ein dickes Ende genommen. Seufzend packe ich meine Freunde ins Auto und schwing mich wieder auf den Fahrersitz – die Aufregung ist für heute also noch nicht zu Ende…

 

 

Finsternis

EINS

Ich kenne das Gefühl, diese mir wohl bekannte Schwärze, die meine Seele wie Krebs befallen hat. Diese unerträgliche Mischung aus Angst und Traurigkeit.

Angst – die Angst alles zu verlieren, das mir im Leben etwas bedeutet. Jeden einzelnen geliebten Menschen aus dem Leben gerissen zu bekommen. Die Unfähigkeit auch nur das kleinste bisschen Sonnenschein festhalten zu können.

Traurigkeit – die Traurigkeit die mir den Blick aufs Leben verdunkelt, die das Strahlen meiner Augen erlöschen lässt. Die mir jeden Funken Energie aus dem Leib zieht. Die mich niederzwingt und mich lähmt.

Dazu dieses Empfinden der Taubheit, der Distanz zur Welt um mich.

Ich sitze auf der Couch. Den Kopf stütze ich mit beiden Händen. Die Arme auf dem Knien abgestützt. Der letzte Schritt vor dem Zusammenbruch. Physisch und psychisch.

Meine langen Haare hängen vor meinem Gesicht. Sie wirken ungepflegt und verfilzt. Aus meinen Augen fallen langsam aber stetig einzelne Tränen auf den Boden. Lautlos. Ich habe keine Kraft mehr für Laute der Trauer.

ZWEI

Das unscheinbare Holzkistchen ist noch immer am selben Platz versteckt. Langsam und mit zitternden Fingern klappe ich den Deckel auf. Ich nehme jeden einzelnen kleinen Klarsichtbeutel heraus und lege ihn auf Boden vor mir.

Was für eine Sammlung! Grüne, getrocknete Pflanzenknospen. Pulver, so weiß wie der Schnee. Kristallstaub in dem sich das spärliche Licht glitzernd reflektiert. Nüchterne Tabletten mit umso fröhlicheren aufgeprägten Piktogrammen. Eine zuckerartige Substanz – so rot wie Schneewittchens Lippen.

Und dann ist da noch etwas. Ein silbernes Etui. Das wunderschöne Äußere bildet einen fast schmerzhaften Kontrast zum Inhalt. Auf schwarzen Samt gebettet liegt eine einzelne Spritze. In ihrem Körper hält sie eine schwarze Flüssigkeit. Sie verspricht Erlösung aus diesem Tal der Dunkelheit. Erlösung von Trauer und Schmerz.

Wie ferngesteuert greife ich nach der Spritze, entferne die Schutzkappe über der Nadel. Halte sie vor meine Augen. Der flackernde Ausdruck von Emotion in meinen Augen könnte beinahe Liebe sein. Lass uns gemeinsam fortgehen – flüstere ich ihr zu. Fort für immer. Die Nadel ruht in meiner Armbeuge. Fast glaube ich das Pochen des Blutes in meinen Adern zu fühlen als die Spitze der Nadel meine Haut durchstößt.

DREI

Was hat Sarah mir zum Abschied zugeflüstert? „Ich lass dich los Schmetterling.“

Ihr Gesicht taucht vor meinem geistigen Auge auf. Mühsam löse ich mich aus der Dunkelheit der Erinnerung, die mich ungebeten überfallen hat. Ich drücke die Tür in meinem Unterbewusstsein zu.

Die Rückkehr in die Realität dauert lange. Ich zittere noch immer, schweißnass vor Angst. Und genauso ungebeten fällt mir ein Zitat von Friedrich Nietzsche ein.

„Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“

Danach falle ich in einen tiefen, traumlosen, erlösenden Schlaf.