Sa. 3. Juni 2090 – Raus aus der Pfanne, rein ins Feuer

Hallo Tagebuch,

Freitag. Es ist noch mitten in der Nacht als mich ein nerftötendes Geräusch aus dem Schlummer reißt. Das kann doch nicht wahr sein, ich habe mich doch eben erst hingelegt… welcher Lebensmüde…
Ich aktiviere mein Tab und grunze den Wahnsinnigen mal an. Amine, wie  kann man um diese Uhrzeit schon so fröhlich und munter sein – igitt. Keine Ahnung was sie will.. Hirn ist noch am booten… ich nuschle „Kaffee“. Sie flötet weiter. Ich nochmals, „Kaffee“, dann lege ich auf. Soviel Morgenmensch ist einfach zuviel für mich.

Keine zwei Sekunden später klingelt es an der Tür – Naaaaaaaarf. Vorsichtig öffne ich die Tür einen Spalt und linse raus – ein Möchtegern-Ninja (scheint direkt aus einem Manga entsprungen zu sein) steht davor. Aber er hat das Richtige mit um reingelassen zu werden – KAFFEE!
Ich schnappe mir den Becher und Amine, oh pardon, diesmal Amin schlüpft mit einem Grinsen an mir vorbei. Natürlich nicht, ohne mir durch die Haare zu wuscheln. Egal, die stehen eh noch zu Berge.
Während ich mich um die heiße, schwarze Köstlichkeit kümmere, durchsucht er meinen Kleiderkasten und versucht, mit leicht frustrierter Stimme mich zum Shoppen zu Überreden. Scheinbar gefällt ihr  meine Kleiderauswahl nicht. Zuviel Stoff. No way, Darling, das passt alles schon so wie es ist.
Zwinkernd unterbreitet er mir diverse Vorschläge, wie er mich schnell wach bekommen könnte. Es ist vergebliche Liebesmühe,  es ist viel zu früh – sie prallen alle an mir ab. Aber ich weiß, er wird nicht aufgeben. Irgenwie bewundere ich seine Hartnäckigkeit.
Gähnend wurschtle ich mich in meine Rüstung und packe meine Waffen ein. Dann geht es ab ins Cosplay – Herrlich, noch mehr Kaffee!

Draußen staune ich nicht schlecht – Amin gleitet hinter das Steuer einer Limousine und tätschelt den Beifahrersitz. Ich werfe mein Jumpboard in den Kofferraum und dann ab in unser zweites Wohnzimmer. Ich schiele zu Amin rüber und bin froh, dass er sich scheinbar wieder gefangen hat. Ich hoffe, daß er nie den Sonnenschein in seinem Herz verliert. Die Welt könnte mehr von seiner Sorte gebrauchen. Äh, nicht zuviele, dass würde niemand aushalten! Denn ab zwei von ihnen hätte man sicher eine Non-Stop Party laufen!
Im Cafe trudeln dann auch die anderen ein. Sind denn alle Frühaufsteher? Hm, scheinbar nicht alle. Radaria ist nicht hier.

Wir halten Kriegsrat und gehen unsere Optionen durch, viele sind uns nicht geblieben. Mal sehen also…
erstens, unseren Auftrag ausführen und auf die Kaufleute aufpassen. Das versteht sich ja von selbst.
Zweitens, nach sehen wie die Stimmung bei den Arapahos ist. Ist nicht so ganz unwichtig. Denn unsere Tigerin, kennt ja einen von ihnen und drei Devils sind ja uns entfleucht und(!) haben uns gesehen. Ich vermute mal ganz stark, dass es nicht viele weiße Tigerinnen in Denver gibt – nicht gut, gar nicht gut. (Im Gedanken mache ich mir eine Vermerk, Fellfarbe zu besorgen. Vielleicht geht Radaria ja auch als Panther durch. Katzen sehen ja doch alle gleich aus, naja fast.)
Drittens, die Crazy Devils nicht aus den Augen lassen und Druck machen, dass Imperium darf hier nicht Fuß fassen!

Was steht auf unserer Gegenseite?
Die Polizei, die Crazy Devils, die Russen und wer weiß, wen wir noch auf die Füße getreten sind. Oh ja, wir leben in interessanten Zeiten…

Meiner Meinung nach sollten wir  als erstes einmal nachsehen, ob die Indianer schon ihr Kriegsbeil ausgegraben haben. Doch die erwischen wir erst am abend,  aber solange kann Brad die Füße nicht still halten und will mit Hilfe eines LKWs und Molotow Cocktails ein paar teuflische Motoräder schrotten. Ich bin da skeptisch, bevor wir handeln sollten wir mehr Infos haben. Aber was solls.
Amin macht sich fröhlich daran einen passenden LKW zu hacken und Chimera erklärt sich bereit, die explosiven Geschenke auf die Bikes zu schmeißen.

Ich schaue mir mit dem Rest der Truppe das Spektakel bequem in der Limousine per Live Stream an. Es fehlt eigentlich nur noch das Popcorn, denn Dank der geschickt platzierten Drohne von unserem Rigger, wirkt das ganze wie ein Action Film. Yeah!
Brad rauscht mit einem Affenzahn über die ersten Bikes bis sich der LKW verkeilt. An diesem Punkt wirft Chimera die Cocktails und Wumm! Perfekter Wurf! Im Retourgang brettert Brad wieder weg. Sobald sie um die Kurve fegen, schwärmen die Devils wie wütenden Hornissen aus. Man sind sie die sauer! Sogar ihr Chef Mad Max macht sich in seinem Hummer auf die Jagd nach den Übeltätern.  Für uns wird es wieder Zeit in Café zurück zukehren.
Nachdem Brad und Chimera den LKW wieder losgeworden sind, stoßen sie auch wieder zu uns. Wir nehmen unsere Diskusionen vom Vormittag wieder auf. Die Ausichten sind nicht wirklich besser geworden. Brad ist vielleicht ein wenig von seinem Adrenalinüberschuss losgeworden, aber so wirklich weiter gebracht hat es uns nicht.

Dann wird es Zeit die Aparahos zu besuchen. Chimera will mir Rückendeckung geben. Die Mieze ist ja heute sehr aktiv. Vielleicht ist sie auf Katzenminze? So ganz wohl fühle ich mich nicht, mit der etwas hyperaktiven Gepardin hinter mir. Bei den Indianern ist Fingerspitzengefühl angesagt…
Ah, der selbe Stammeskrieger vom letzten Mal steht an der Türe! Sehr gut! Er erinnert sich an uns (noch besser!) und läßt uns ins Wigwam.
Drinnen herrscht dicke Luft.

Cyanus sitzt mit dem Oberhäuptling und noch einer Rothaut und alle drei sehen nicht sehr glücklich aus, was wohl passiert ist? (Als ob ich das nicht wüsste) Ich hole einen Krug Bier von der Theke und versuche mich zu den dreien durchzuarbeiten, als sich zwei Arapahos, Typ Riegel (Amine würde sagen, süß – Karamelriegel. Weib! Bleib aus meinen Gedanken!) sich mir in den Weg stellen. Ihre Einschüchterungsversuche beindrucken mich nicht im geringsten. Eine Jedi lässt sich nun mal nicht so leicht beindrucken! Dadurch wird Radaris Freund auf uns aufmerksam und kommt zu uns.
Uuuuuuund meine Vorahnung hat mich nicht betrogen, die Mieze plappert uns fast um Kopf und Kragen, als sie äußerts subtil versucht (wie mit einer Kreissäge), Informationen zu bekommen. Ich kann gerade noch verbal die Kurve kratzen und als ich merke, dass auch der Häuptling langsam hellhörig und aufmerksam wird, ist ein schneller taktischer Rückzug angesagt!
Infos kurz zusammen gefasst. Die Crazy Devils haben sich bei den Indianer ausgeheult und sich beschwert, dass böse Leute sie auf den Kicker haben. (Oh, ja Jungs, wenn ihr nur wüsstet…) und nun müssen die Arapahos mit auf den Kriegspfad ziehen um ihr Gesicht zu wahren. Hauptverdächtiger von ihnen ist die Latino Gang von neben an. (Kalt, ganz kalt…)

Mein Gewissen drängt mich die Latinos zu warnen. Aber keine Chance, sie wissen nicht was gut für sie ist und wollen nicht mit mir sprechen. Ich habe es zumindest versucht.

Wir teilen uns auf. Brad kümmert sich um die Kaufleuten, Chimera und ich patrouillieren in unserem Viertel (das Revier der Latinos). Amin und Tesla überwachen das Wigwam der Indianer.
Dann geht es los – die beiden Gangs ziehen ihn im Pulk los. Wir halten miteinander Funkkontakt und als sich der Trupp durch mein Revier bewegt, hängen wir uns an sie dran. Es fallen zwar Schüsse, doch wir sehen keine Verletzten. Wir verfolgen den Trupp weiter.

Plötzlich gibt vibiriert das kleine Tablet von Chimera und als Antwort darauf gibt sie Gas – Jaaaaaahuuuu! MIEZE! Ich hänge hier an deiner Maschine mit meinem Jumpboard! Eine Warnung wäre echt toll gewesen!

Sie rast zum letzten Standort von Brad. Amin und Tesla sind bereits da. Brad hat sich in einem Anfall von Größenwahn einem Pulk Devils in den Weg gestellt um zu verhindern, dass die Teufel die Läden mit Molotow Cocktails (He, das war unsere Idee!) abfackeln. Mutig, aber dumm. Er hat sich dabei zwar keinen Cocktail aber eine Kugel in der Schulter eingefangen. Wir brauchen einen sicheren Unterschlupf – Chimeras Wohnung. Chimera sieht aus als hätte sie saure Milch geschlappert, als der Rest einstimmig beschließt, dass das eine ausgezeichnete Idee ist.

Ich versuche Ian zu erreichen, bekomme aber nur seine Mailbox dran. Vermutlich hat er wieder eine Nachtschicht. Also versucht sich Tesla mit als Chirurg und Chimera kümmert sich um seine Verletzung.
Ich verzieh mich nach Hause. Mit uns allen platzt die kleine Wohnung schon aus den Nähten. Amin hängt sich an mich dran und übernachtet bei mir.
Überraschenderweise ganz zahm (vermutlich zu erschöpft um irgendwelchen Dummfug anzustellen) und es wird eine ruhige Nacht.

Am nächsten Tag geht es wieder ins Café, diesmal ganz normal zu Arbeit. Ok, nicht ganz normal. Ich nehme sicherheitshalber meine Rüstung und meine Waffen mit. Allzeit bereit!

Die anderen kommen auch und wir grübeln nun über diverse Motive von diversen Leuten nach. Die Sache von den Russen ist mir völlig klar. Das kennt man doch aus diversen Trids. Willst du günstig an Grundstücke und Wohnungen kommen. Kümmere dich um niedrige Preise. Wie erreicht man das schnell? Sorge dafür, dass die Verbrechensrate steigt – alles klar?

Rosie gibt uns einen Tipp, um mehr Informationen über die Russen zu bekommen. Eine gewisse Raffaela wüsste da mehr.
Doch bevor wir uns mit ihr etwas ausmachen, machen wir ein klein wenig Druck auf unsere liebe Polizei und Regierung. In dem wir auf diversen Boards Videos veröffentlichen und mal so generell die Frage aufwerfen, was die Bullen außer grasen sonst noch können, und ob sie vielleicht mal in die Gänge kommen und mit den Gangs aufräumen.
Plötzlich ist Amin weg – hat sich einen Termin mit der Frau ausgemacht und weg ist er – ohne Rückendeckung. Der kann was erleben, wenn ich ihn die Finger bekomme!

Die Videos schlagen ein wie eine Bombe! Auf einmal rührt sich ja was – um es kurz zu fassen, die Devils sind nun Geschichte. Eine Sorge weniger.
Sorgen…. Amin ist wieder aufgetaucht. Er berichtet von seinem Treffen mit Raffaela und ihrer Freundin Iska (einer Street Doc). Raffaela ist den Russen in die Quere gekommen und hat zwar gerade noch ihr Leben gerettet, aber ihr Arme und Beine verloren. Im Prinzip bestätigt er meine Theorie, dafür hätte er nicht hin fahren müssen und schon gar nicht alleine! Grrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr.

Aber das ist noch nicht alles. Amin hat einen Kontakt angehauen und der würde unsere Polizeiakten verschwinden lassen. Aber dafür steht Amin mit seinem Wort in seiner Schuld und wir mit drin.
Ich kenne den Typen nicht, ich weiß nichts von ihm und ich soll in seiner Schuld stehen? Ich weiß nicht, was er von mir verlangen wird. Ich werde mich auf keinen Fall gegen die Republik stellen und mein Vermächtnis verraten!

Was wäre die Alternative? Ich müsste dem Cosplay (das ich inzwischen sehr zu schätzen gelernt habe) wohl Adieu sagen und im Untergrund verschwinden. Ich wäre nicht die erste Jedi, die sich mehr oder weniger in Nichts auflöst. Um dann aus dem geheimen operiert und mit der Republik Hasch-mich spielt. Kein Problem krieg ich hin.

Aber da wäre noch Amin und er hat seinem Kontakt, den er den Raucher nennt, sein Wort gegeben. Sich für uns eingesetzt und Jedis lassen ihre  Freunde nicht im Stich.

Scheiße, was nun?

Der Pakt

PROLOG

Mit einem entspannten Seufzen lehne ich mich auf meinem Sofa zurück. Die Beine kann ich nach langer Zeit auch wieder einmal hochlegen. Neben mir steht ein Glas mit einem meiner Lieblings-Cocktails.

Es ist gelaufen. Wir sind davon gekommen. Über die Konsequenzen aus meinem Pakt mit dem Raucher mag ich jetzt noch nicht nachdenken. Aber ich erzähle die Geschichte am besten von Anfang an.

EINS

Nach der Schießerei bei der die drei Ganger ums Leben kamen hatten wir uns ja in alle Winde zerstreut. Doch nur für kurze Zeit. Wir waren übereingekommen, dass wir uns möglichst früh wieder bei Rosie im Cosplay-Café treffen.

Ich stehe pünktlich um 6 Uhr bei Adora vor der Wohnungstür. In jeder Hand einen Mega-Monster-Extra-Kaffee von Starbucks. Anders ist meine liebste Jedi um diese Zeit zu keiner Reaktion zu bewegen. Andererseits mag ich es wenn sie mich verschlafen anblinzelt. Und wenn sie unter weniger als gefühlt 10 Lagen von Kleidung verborgen ist.

Nach einem Guten-Morgen-Bussi tauche ich in Adoras Kleiderschrank um ein Outfit für sie zu finden, das ihre körperlichen Reize zumindest ein wenig erahnen lässt. Leider vergeblich. Auch mein Shopping-Angebot schlägt sie aus. Gut – wir haben zur Zeit andere Sorgen. Auch eine gemeinsame Dusche ist heute nicht ihr Fall. Keck – ich weiß – aber wer nicht wagt der nicht gewinnt.

Damit wir schneller zu Rosie kommen organisiere ich noch einen Leihwagen – diesmal eine stattliche Limousine. Die Lagebesprechung bei Rosie ist schnell zu Ende. Uns bleiben im Endeffekt nur zwei Optionen – unsere Spuren verwischen oder die Stadt verlassen. Ersteres halte ich für kaum möglich, letzteres ist auch keine gute Möglichkeit. Ich bin ein Kind der Stadt. Auf dem Land vertrockne ich wie ein Blume in der Wüste.

ZWEI

Wir haben zur Zeit zwei Gruppen die uns ans Leder wollen. Die Polizei, die jede Menge Spuren von uns am Tatort gefunden hat und die Crazy Devils, die uns sogar persönlich kennen. Die überlebenden Ganger dürften sich unsere Gesichter genau eingeprägt haben. Druck von zwei Seiten – zumindest auf die Devils können wir Gegendruck ausüben.

Wir besteigen mein Leihauto und fahren ins Industriegebiet im Einzugsbereich des russischen Mobs. Brad Majors hat einen kühnen Plan entwickelt und braucht dafür Unterstützung. In der Nähe eines Verladebahnhofs knacke ich einen alten Mitsubishi-Kastenwagen. Während ich fröhlich in den elektronischen Eingeweiden des Laster wühle kommt mir unterschwellig der Gedanke, dass das nicht so weise sein könnte. Ich komm aber nicht drauf warum. Ist ja auch egal…

Anyway – mit einem breiten Grinser und voll professionellem Stolz lasse ich Brad Majors ans Steuer des LKW. Chimera nimmt auf dem Beifahrersitz platz. Der Rest der Truppe landet wieder bei mir in der Limousine. Der Plan von Brad ist ganz einfach. Er brettert mit dem LKW auf den Hof des Hauptquartier der Devils und richtet dort so viel Zerstörung wie möglich an. Wofür das ganze gut sein soll ist mir zwar nicht klar, aber besser als nichts tun.

Brad setzt seinen Plan gekonnt in die Realität um. Unter den Reifen des LKWs werden fünf Motorräder zermalmt. Der von Chimera (alle Achtung!) geworfene Molotov-Cocktail richtet zusätzlichen Schaden an. Das alles können wir Live und Farbe beobachten. Brads Drohne, die in der Nähe geparkt ist liefert erstklassige Bilder. Brad und Chimera entkommen mit dem angeschlagenen LKW und entsorgen ihn in der Nähe vor einem ehemaligen Uni-Gebäude, das jetzt von Anarchos (ha!) besetzt ist. Danach gehen die beiden Shoppen. Ich bin stolz – das haben sich die beiden sicher von mir abgeschaut!

Ergebnis der Aktion – wir haben die Devils kräftig aufgescheucht. Sieben ihrer Motorräder sind Schrott. Zehn der insgesamt achtzehn Devils sind auf der Suche nach den Attentätern. Doch wie sollen sie uns finden? Auch Mad Matt, ihr Anführer, ist mit seinem Hummer unterwegs.

DREI

Wir sind inzwischen wieder im Café und beraten wie es weitergehen soll. Adora und Chimera fahren zum Hauptquartier der Arapahos um weitere Informationen zu sammeln. Sie haben zwar anfangs Schwierigkeiten zu den Anführern und speziell Cyanus vorzudringen. Aber habt ihr schon mal versucht eine Jedi aufzuhalten wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat? Eben!

Chimera verblüfft mit radikal offener Kommunikation und redet sich beinahe um Kopf und Kragen. Doch bevor die Arapahos mitbekommen, dass wir die Devils auf dem Gewissen haben lenkt Adora schnell das Gespräch in eine andere Richtung. Die Macht ist stark in dir Mylady!

So erfahren wir, dass die Arapahos ziemlichen Ärger haben. Jemand (wer wohl?) hat zweimal die Devils angegriffen. Sie vermuten, dass die Latino Gang aus der Gegend von Rosies Café dahinter stecken.

Ein Bandenkrieg steht also kurz bevor. Adora versucht später noch zu vermitteln, ihr Gesprächsversuch mit den Latinos scheitert aber. Und mir rät Diandro in einen Telefonat mich aus der Angelegenheit soweit als möglich heraus zu halten.

Wir versuchen dennoch das schlimmste zu verhindern, als ein großer Pulk von Motorrädern, besetzt mit Devils und Arapahos, ausfährt um die Latinos zu attackieren. Wir folgen ihnen in zwei Gruppen mit einigem Abstand. Der Pulk zieht ins Gebiet der Latinos und schießt dort wild um sich. Eine kleinere Gruppe löst sich aus dem Pulk und fährt in die Straße wo unsere erste Schießerei mit ihnen statt gefunden hatte. Ihr Plan ist es offensichtlich die Lokale dort abzufackeln.

Doch sie haben die Rechnung ohne Brad Majors gemacht, der inzwischen auch dort angekommen ist. Mutig stellt er sich drei Devils entgegen. Mutig ja – schlau – eher nein. Die Devils fackeln nicht lange und bewerfen ihn mit Molotov-Cocktails und blauen Bohnen.

Brad wir angeschossen kann sich jedoch noch in Sicherheit bringen. Inzwischen treffen auch Tesla und ich ein und bringen Brad mit der Limousine aus der Gefahrenzone. Brads mutiger Einsatz konnte zwar nicht verhindern, dass das italienische Lokal teilweise abgebrannt ist. Die Devils haben sich aber zumindest kurz vertreiben lassen. Chimera und Adora versuchen zwar noch sie zu stellen – jedoch vergeblich.

Kurze Zeit später treffen wir alle in Chimeras Wohnung ein. Das ist einer der wenigen für uns noch sicheren Orte. Nachdem Adora ihren Sanitäter-Freund nicht erreichen kann muss Chimera Brad verarzten. Vorher holt Tesla noch per Telekinese die Kugel aus Brads Körper. Damit kommt dieser ereignisreiche Tag auch zu einem Ende.

VIER

Ich übernachte bei Adora. Am nächsten Tag treffen wir einander wieder im Cosplay-Café. Wir rätseln über die Beweggründe der Russenmafia, die hinter den Devils steht und sie finanzieren.

Um Klarheit über die Russen zu erhalten schlägt Rosie ein Treffen mit Raffaela – einem Kontakt von ihr – vor. Ich organisiere einen Termin für ein Gespräch. Vorher veröffentlichen wir noch anonym Videos, die Brad Majors angefertigt hat. Eines zeigt die Attacke auf das Hauptquartier der Devils, das andere die Brandstiftung der Devils bei der auch Brad attackiert wurde. Diese Videos werden kurze Zeit später eine durchschlagende Wirkung entfalten.

Ich treffe mich mit Raffaela und erfahre unter anderem ihre traurige Vorgeschichte. Sie war eine erfolgreiche Runnerin und gefürchtete Kämpferin. Bis sie eines Tages den Russen in die Quere kam. Die haben sie wortwörtlich gevierteilt und zum Ausbluten auf der Straße liegen gelassen. Nur dank ihrer Cyberware konnte sie knapp überleben. Sie verlor jedoch beide Arme und beide Beine. Und das notwendige Kleingeld für Ersatzgliedmaßen fehlt ihr. Das hindert sie jedoch nicht daran das Leben mit Iska – einer Straßendoktorin – zu teilen und als Hackerin eine neue Karriere zu starten. Ich werde wohl einige Zeit mit ihr verbringen – sie fasziniert mich.

Was ich auch von ihr erfahre ist, dass ich wahrscheinlich einen russischen LKW gehackt habe, mit dem Schmuggelgut transportiert wird. Dank weiterer Informationen von Raffaela haben wir nun folgende Theorie: die russische Mafia hat die Devils angeheuert um in der Gegend der Arapahos möglichst viel Unsicherheit und Ärger zu verursachen.

Damit fallen die Preise für Immobilien in dieser Gegend und die Russen können billig Eigentum erwerben. Danach beruhigt sich die Lage wieder – die Immobilien-Preise steigen wieder und die Russen machen satten Gewinn. Als Marionette für die Immobilienkäufe haben sie ein Immobilienbüro beauftragt.

Nach dem Treffen mit Raffaela geht es Schlag auf Schlag. Brads Videos haben offensichtlich so viel öffentlichen Druck erzeugt, dass die Polizei nach Anweisung des Governors hart durchgreift. Das Hauptquartier der Devils wird gestürmt, alle Devils festgenommen. Damit ist der Spuk mit einem Schlag vorbei. Fast. Denn die Polizei ist uns wegen der drei toten Ganger noch immer auf den Fersen. Und ich muss eine schwere Entscheidung treffen.

FÜNF

Der Raucher hat erstaunlich schnell Zeit sich mit mir zu treffen. Er sieht aus wie immer – nur die amüsiert funkelnden Augen machen mir Angst. Ich gestehe ihm, dass wir schuld am Tod der drei Ganger sind und bitte ihn die Beweise aus dem Polizeicomputer verschwinden zu lassen.

Als Gegenleistung dafür hat er mich in der Hand. Und was noch schlimmer ist – mehr oder weniger auch meine Freunde.

Vor allem vor Adoras Reaktion fürchte ich mich. Ich stelle sie vor eine schlimme Wahl. Entweder sie nimmt den Deal an und begibt sich damit ebenfalls in den Einflussbereich des Rauchers oder sie lässt mich die Konsequenzen allein tragen. Ich hoffe sie versteht, dass ich das nur getan habe um sie und die anderen zu schützen. Ich könnte es nicht ertragen sie hinter Gittern zu sehen. Und eine Trennung von ihr wenn sie Stadt verlassen muss würde mir genauso nahe gehen.

Der Raucher wartet jedenfalls auf meine Rückmeldung. Aber das muss nicht jetzt geschehen. Das hat noch Zeit. Zeit meine Beine hochzulegen und meinen Lieblingscocktail zu trinken. Zeit zum Nachdenken. Die Konsequenzen meines Handelns können mich auch noch morgen einholen.

Amin

Endlich bin ich wieder daheim in meiner Wohnung. Die Zeit bei Sarah war schön wie immer. Ich kann mich jedoch nicht ewig bei ihr verstecken. Ich muss wieder raus und mich dem Leben stellen. Nachdem die Tür geschlossen und sicher versperrt ist atme ich unbewusst auf. Ich fühle mich sicher.

Ich öffne die Riemchen links und rechts und schlüpfe aus meinen wunderschönen, extrem unpraktischen hohen Schuhen. Sie werden links unten in meinem Kleiderschrank verstaut.

Die langen Strümpfe gleiten von meinen Beinen und werden gemeinsam mit meinem Minirock und dem bauchfreien Top ebenfalls eingeräumt. Ich muss mein Party-Girlie-Outfit bei Gelegenheit in die Reinigung bringen.

Vor dem Spiegel wische ich mir die letzten Reste von Make-up aus dem Gesicht. Ich schlüpfe aus meiner Unterwäsche und denke mit einem Lächeln an alle, die mir gerne dabei geholfen hätten. Meine Libido ist halt nicht so leicht zu erschüttern. Ich lege auch alle meine Kettchen und Ringe ab.

Ab unter die Dusche, das heiße Wasser spült die Albträume weg. Danach fühle ich mich wieder als Bioroid (sic!).

Ich greife rechts in den Kasten und hole meine schwarzen Sachen, T-Shirt und Jeans hervor. Mein hüftlanges blaues Haar binde ich zu einem simplen Zopf.

Letzter Check vor dem Spiegel. Ich schaue in mein ernstes Gesicht. Nur der Schalk in meinen Augenwinkeln hat sich nicht ganz vertreiben lassen.

Adora wird sich über mein neues Aussehen freuen. Und Tesla ist vielleicht flexibler als ich denke. Bei dem Gedanken muss ich schmunzeln. Na also, mein Humor meldet sich zurück.

Morgen geht das Leben weiter lieber Amin, die Party ist offensichtlich vorerst vorbei.

Do. 1. Juni 2090 – Explosionen in der Nacht

Hallo Tagebuch,

Das war heute ein Tag. Action pur! Aber der Rest…

Wie sagte ein weiser Mann vor langer Zeit? Zwischen perfekt gelaufen und Kacke am dampfen ist nur ein Blatt Papier. Was soll ich sagen? Ich fürchte, das ist uns diesmal abhanden gekommen.

Dabei hat das ganze sehr ruhig angefangen. Ich bin wie immer zu meiner Schicht im Cosplay aufgetaucht. Diesmal wartete Amin mit einem Päckchen auf mich. Einer der neuen Kiddies, sehen nach zuviel Taschengeld aus, hat es bei ihm für mich hinterlegen lassen. Ok, was mag da wohl drinnen sein?
Mir schläft das Gesicht ein… Ein äußerst bekanntes und äußerst knappes Prinzessin Lea Kostüm…
Am liebsten würde ich es ihm (dem Milchbubi, nicht Amin) um die Ohren pfeffern. Erstens! Hat er sich wohl im Lokal geirrt – die Läden, mit der Bedienung,  die er scheinbar sucht, sind etliche Blöcke weiter stadtauswärts und Zweites! Einer Jedi ein Sklavinnen Kostüm zu schenken! Träum weiter Bubi! Ich bin keine Prinzessin (schon gar nicht irgendjemandes Sklavin!) und werde es auch nie sein – ich werde nie in irgendwelchen Türmen oder Schlössern rumsitzen und irgendwelche Prinzen auf weißen Rössern anschmachten! Ein Typ mit Raumgleiter wäre eher mein Ding! Und wegen starker Schulter und Schutz? Pah! Selbst ist die Jedi!

Aaaaaaaaaaber, der Gast ist König und Rosi sieht es nicht gerne, wenn man zahlende Gäste eine Abreibung verpaßt und vor die Türe setzt. Also gute Miene zum blöden Spiel machen und Amin bitten (upps so wie sie heute aussieht, Amine) einen seiner Lieblingscocktails zu mixen und mir anzurechnen (mal sehen, vielleicht geht’s doch aufs Cafe) Dann ein Schmatz auf die Wange und der Kleine strahlt wieder. Ich hoffe er knausert nicht beim Trinkgeld.
Apropo Geld…

Rosi hatte wieder einen Auftrag für uns. Klar, daß sie mich und Amine fragt ob wir mitmachen wollen, wir hatten den letzten Auftrag ja auch super abgeschlossen.  Diesmal ist auch Radaria im Team, fein die Wookiee dabeizuhaben. Muskeln sind nie fehl am Platz. Warum Tesla dabei ist weiß ich jedoch nicht (Vielleicht hätte ich doch nach einem Gefahrenzuschlag fragen sollen).
Die verschreckte Mieze vom letzten mal kommt auch wieder mit und ein Neuer – Brad Majors, ein Humphrey Bogart Verschnitt mit einen Haufen Visitenkarten und aufgesetzten Grinsen. Ein Drohnen Jockey wie ich später erfahre, so jemand kann sehr nützlich sein, wenn er sein Handwerk versteht.

Also Auftrag: Eine neue Gang, die Crazy Devils, macht ein paar Straßen weiter ordentlich Stress bei den Bewohner dort. Wir sollen mal nach dem Rechten sehen und dafür sorgen, daß sie damit aufhören. Bezahlt werden wir von den Leuten dort, die haben eine Sammelbüchse rumgehen lassen um ein paar Freelancer dafür zu engagieren. Viel ist es nicht. Für uns alle gesamt nur 2000,- Credits. (Irre ich mich oder befinde ich mich am absteigenden Ast und die Kohle für die Aufträge wird immer weniger?)

Aber diesmal sind die Credits für mich zweitrangig, eine Jedi hat für die einzustehen, die sich nicht wehren können!

Also fahren wir los (los fahren – so kann man es auch nennen, ich hänge mich mit meinem Jumpboard an Radarias Bike an) und reden mit dem Sprecher der Bewohner einem Mr. Lee. Ich kennen ihn und seine Laden. Hin und wieder fahren ich vorbei und hole mir eine Nudelbox zum mitnehmen – Geschmack passabel und preiswert.
Er erzählt uns, dass die neue Gang kräftig Stunk macht, aber sie bleiben mit dem Gewaltlevel soweit unten (da würden einige Anwohner wohl sofort widersprechen), damit sie nicht zu interessant für die Polizei werden. Seltsamerweise tut die hiesige Gang, die Arapahos, trotz Schutzgeldzahlungen nichts dagegen. Der Platzhirsch lässt zu, dass andere in seinem Revier randalieren? Hääääh?

Ok, für das Datensammeln ist Amine die richtige Frau und für mich wird es Zeit, mein Zeugs zu holen. Schließlich habe ich immer noch die Klamotten vom Cosplay Cafe an – NEIN, nicht das Lea Dingens!
Radaria bietet mir an mich nach Hause zu bringen. Da sage ich natürlich nicht nein, denn dann geht es um einiges flotter. Während ich mich umziehe (Rüstung, Schwert und meine Long Barrel, die ich immer mehr zu schätzen lerne)  verrät sie mir, daß sie vor hat, um 21 Uhr zum ‚Nature‘ zu schauen. Das Stamm Tipi der Arapahos. Aber nicht alleine,  sie will dort mit Chimera aufkreuzen, da sie auch nach Bikerin aussieht.
Chimera? Bikerin? Ooooook, sie fährt Motorrad, wenn das genügt, dann ist sie eine Bikerin. Mich will Radaria nicht mitnehmen, ich wäre zu uncool.
MOMENT! Eine Jedi ist NIEMALS uncool und ich werde NIEMALS meine Wookiee ohne Rückendeckung irgendwohin gehen lassen!

Wieder zurück bei dem Rest der Truppe bekommen wir eine Zusammenfassung der Lage. Auf der Rechnung der Devils stehen, aufgeschlitzte Reifen, eingeschlagene Scheiben, tyrannisierte Geschäftsleute, Einbrüche und überfallene, zusammen geschlagene Bewohner.
Wir befragen die Geschäftsleute und bekommen von ihnen die Daten ihrer Sicherheitssysteme.

Bis auf einen kleinen Zwischenfall, wir lernen die netten Teufel kennen, war alles ruhig. Einer der Devils hat geglaubt meine Wookiee blöd anzumachen zu können, aber den coolen Abgang habe ich ihm vermasselt. (Doof, wenn seltsamerweise der Notaus des Bikes aktiviert wurde)

Unser Hauptquartier wird der Italiener (er macht sehr leckere Pizzas) und Amine macht sich an das Sichten der Daten. Tesla und Brad passen derweil auf sie auf. Ich hoffe in ihren Interesse, dass sie das nicht vermasseln.

Inzwischen machen Radaria, Chmiera und ich uns auf den Weg zum Tipi. Der Türsteher dort sieht Chimera mit einem seltsamen Blick an (Ja Bursche, für deine Gedanken jetzt brauch ich nicht mal Jedi Kräfte), aber bei mir bekommt er einen großen Grinser. Tztztztztz, ich denke du unterschätzt mich, oh großer Häuptling.

Drinnen halte ich mich dezent im Hintergrund und lasse meine Copilotin ihr Ding durchziehen. Die einzig große neue Info, die wir erfahren ist, dass die Indianer Jungs von den Devils bezahlt werden um wegzugucken und dass die Kohle dafür vermutlich von den Russen kommt. Das Imperium versucht eindeutig in meinem Viertel Fuß zu fassen.
Aber niemand weiß wo sich das HQ der Devils befindet. Äh, und das sie vermutlich etwa 20 bis 25 Mann stark sind – also kein Problem.

Die Info wird natürlich mit den andern geteilt und wir beschließen uns auf die Lauer zu legen und uns einen der Teufel zu schnappen um zu erfahren wo sich ihr Hauptquartier befindet..

Und dann…

…dann entschwand uns eben jenes besagtes Blatt Papier…

Ohne Plan, aber mit umso mehr Selbstvertrauen warten wir auf dem Flachdach einer der Gebäude, die im Einzugsgebiet der Devils lag. Radaria hört sehr früh die ankommenden Teufel und warnt uns vor – drei Maschinen – sechs Leute.

Hatten wir einen Plan? Nein, wir wollten nur einen zum Verhören. Hatten wir uns abgesprochen? Ein eindeutiges NEIN. War das dämlich? So ungern ich es zugebe – JA.

Nur Tesla und Amine bleiben auf dem Dach, alle anderen stürmen runter – Brad, Radaria und ich stellen uns direkt auf der Straße auf. Chimera bleibt am Straßenrand in Bereitschaft.

Und dann passiert es Schlag auf Schlag. Genau kann ich mich nicht mehr an alles erinnern. Aber ich weiß noch, wie die Devils sehr selbstsicher daher gekommen sind und ihre Sidekicks fröhlich Steine in diverse Scheiben warfen.
Mit den Gedanken daran, dass wir sie lebend brauchen feuere ich meine Long Barrel ab und ziele auf das Bike ganz links (Ok, ich gebe zu, im Gedanken  war ich im Anflug auf den Todesstern) – eine Stichflamme war das Ergebnis. Yes! Ich fühle die Macht in mir!

Der Fahrer hat ein klein wenig Schwierigkeiten das Bike nach dem Treffer unter Kontrolle zu halten, die beiden andern geben Gas. Als der der mittlere an mit vorbei fährt, strecke ich meine Arm aus und ziele wieder auf die Maschine. Treffer!
Bei dem plötzlichen Durchstarten des dritten Bikes verliert der Beifahrer seinen Halt. Auch gut. Radaria nimmt mit einem gewaltigen Sprung seinen Platz ein.
Ich helfe ihr und halte den letzten Devil davon ab, einfach  weg zu düsen (Notaus, du erinnerst dich?) und die Tigerin kümmert sich um den Fahrer.

Dann weiß ich nur noch, dass das erste Bike hinter mir in die Luft fliegt, dicht gefolgt vom zweiten, dass das Pech hat in Reichweite der Flammenkugel zu sein.
Die Druckwelle reißt mich fast von den Beinen.
Wie in Zeitlupe sehe ich die Leute von ihren Bikes fliegen.
Wow, die Macht war wirklich mit mir!

Endergebnis: 3 tote Devils, die restlichen drei von Brad gefesselt.
Ich denke, dass Imperium hat damit verstanden, dass es hier mit kräftigen Widerstand rechnen muss. Tja, ich bin sicher, es hat nicht damit gerechnet gerade hier auf eine Jedi zu treffen. Pech für sie, wenn sie in meiner Nachbarschaft randalieren.

Doch keine Zeit sich weiter um die Gefesselten zu kümmern, wer weiß wann die Polizei hier auftaucht. Der Ruf von Amine „Schießt die Lampen aus!“, bringt mich wieder zurück in die Realität. Dank meines kleines Babys sind schnell zwei der Straßenlaternen dunkel. Dann nichts wie weg von hier!

Radaria schleift mich mit ihrem Bike noch etwas von unsrem letzten Spielplatz weg. Doch bald trennen sich unsere Wege. Eine Bikerin, die ein Jumpboard hinter sich herzieht, ist zu auffällig.
„Immer in Bewegung bleiben! Mindestens eine Stunde!“, der Rat von Amine verfolgt mich lange und es dauert auch deshalb einige Zeit bis ich mich wieder nach Hause wage. Unterwegs bekomme ich von Amine noch einen Link zu einer lokalen Zeitung, wo Unbekannte, die es gewagt haben sich den Crazy Devils zu stellen, als Helden gefeiert werden.
Helden, das war nicht das Ziel, aber ok. Wenigsten keine Bilder von uns. Ich hasse Publicity.

Zuhause schicke ich den Link Rosie. Denn das Ganze ist schließlich nicht weit vom Cosplay passiert und sie sollte darüber informiert sein. Als sie zurück ruft meine ich fast Sorge in der blechernen Stimme des Cyborgs zu hören.  Ihre letzten Worten sind „Wir sehen uns im Cosplay. Sei pünktlich.“

Ich hoffe, Amine geht es gut und ich sehe sie morgen. Ihr Anblick kann niemanden kalt lassen, der noch ein Herz oder zumindest etwas äquivalentes hat. Sie war leichenblaß als sie vom Dach herunter sauste und die Tränen liefen ihr über die Wangen. Die drei toten Devils haben sie sehr mitgenommen. Sie ist eindeutig mehr ein Geschöpf der digitalen oder der bunten Welt des Cosplays, nicht eines für die raue Wirklichkeit gemacht.
Doch Hut ab, dass sie trotz allem einen klaren Kopf behalten hat.

Diese Nacht schlafe ich sehr unruhig. Während ich auf den Todestern anfliege um ihn mit einem Schuss zu erledigen und Welten zu retten, schieben sich immer wieder tiefblaue Augen, den Tränen nahe, dazwischen.

Meine Amine! So zart, so zerbrechlich…
Das ist nicht deine Welt. Nicht dein Kampf.

Flashback oder Vorahnung?

Es gibt keinen schöneren Moment als den, nachdem man sich gerade aus den Armen seines Geliebten gelöst hat, ihm noch einen Kuss zum Abschied auf den Mund gedrückt hat und mit einem Lächeln im Herzen und im Gesicht auf wackeligen Beinen nach Hause stöckelt.

Der Park ist um die Uhrzeit schon menschenleer. Doch das ist mir nur recht. Ich nehme die Gerüche – Blumen, Sträucher, blühende Bäume – und das Singen der Vögel in den Bäumen umso intensiver wahr.

Ich bücke mich um das Riemchen an meinem rechten Schuh wieder zu schließen und bekomme vom Schatten der hinter mir auftaucht nichts mit.

Die Nadeln des Tasers dringen schmerzhaft tief in mein Fleisch ein, der folgende Stromschlag verwandelt mich in ein hilfloses zuckendes Bündel. Nach dem der Taser sein Werk vollbracht hat drücken mich kräftige Hände auf den Boden. Um meinen Hals gleitet ein breites Band, mein TAP ist offline.

Eine sanfte, hohe Stimme mit einem mir fremden Akzent gibt kurze und präzise Anweisungen. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie eine Spritze aus einem Fläschchen mit schwarzer Flüssigkeit aufgezogen wird.

Der Einstich in meinem Nacken tut höllisch weh. Das ist jedoch nichts im Vergleich mit den Qualen die die schwarze Flüssigkeit auslöst als sie langsam, sehr langsam in meinen Blutkreislauf eindringt.

Es ist vorbei. Niemand muss mich mehr auf den Boden drücken.

 

Schweißgebadet erwache ich auf Sarahs Couch. Ich gehe ins Bad und spritze mir Wasser ins Gesicht. Make-up kann ich mir keines mehr ruinieren, das haben schon meine Tränen erledigt.

Lange starre ich mein Spiegelbild an. Ich falle in die blauen Seen meiner eigenen Augen. Ich habe das Gefühl, dass etwas in mir zerbrochen ist. Oder  dass eine Tür in meinem Bewusstsein sich geöffnet hat.

Sarah steht auf einmal neben mir. „Geh wieder schlafen Amine!“ sagt sie zu mir. Das letzte das ich spüre bevor ich wieder einschlafe ist Sarahs Hand. Sie streicht mir zärtlich die Locken aus dem Gesicht. Ihren sanften Kuss auf meine Stirn erlebe ich schon im Träumen.